Beiträge von Phonhaus

    Und besser hin, besser her - manche Hunde werden aus Mitleid hierhergekarrt über 1500km - alles was sie kannten und wenn es auch noch so kacke war, ist weg - und dann werden die hier teils über Jahre in ihrer Todesangst steckengelassen

    Da gibt es sicher welche. Aber sehr viele Fälle kenne ich nicht. Dafür wirklich viele, in denen Hund und Halter ein gutes, glückliches Gleichgewicht gefunden haben :smile: Wenn es auch nicht vielleicht das als „ normal“ Betrachtete ist. Sorry für meine scharfe Formulierung, aber ich werde nie die Bilder von am Boden festgefrorenen Hunden aus dem Kopf bekommen. Und wie gesagt: Lilly und ihre Schwester (die auf einer guten Dauerpflegestelle ist) wären schlicht verhungert. Nicht aus Interesselosigkeit der Mitarbeitenden, sondern weil die Ressourcen nicht da waren, sie getrennt zu füttern. Ihnen ist es im Shelter sicher nicht besser gegangen als im deutschen Tierheim.

    Generalisierte Ängste sind beschissen, ja. Aber sie machen das Leben nicht per se unwert (ich kann persönlich bestätigen, dass man auch mit Ängsten, Zwängen und Depressionen ein sehr glückliches und erfülltes Leben führen kann. Es gilt leider nicht für Jeden, auch das ist traurigerweise wahr. Und es erfordert an der ein oder anderen Stelle auch etwas mehr Arbeit - und das dauerhaft. Aber es geht und das im besten Fall sogar sehr gut

    :smile: ).

    Ich glaube gar nicht, dass es so sehr „Special Cookies“ braucht (und ich bin bestimmt keins). Sondern einfach einen etwas entdämonisierten Umgang mit dem Themenkomplex Angst. Ja, da gehört Wissen dazu, auch um die biologischen Vorgänge im Körper. Geduld und Feinfühligkeit bei der Gratwanderung zwischen Über- und Unterforderung. Die Fähigkeit, Signale des Hunds wahrzunehmen (mit Versuch und Irrtum) und zackig von einmal gefassten Plänen/Vorsätzen abzuweichen, wenn das Vorgehen, das man gewählt hat, sich als nicht hilfreich erweist. Aber auch die Fähigkeit, sich emotional etwas abzugrenzen. Die Fähigkeit, das zu sehen, was der Hund ist und leistet und seine Erwartungen darauf einzurichten. Und sich über alles zu freuen, was er anbietet. Das ist aber alles nicht außergewöhnlich, es braucht nur eine etwas andere Perspektive.

    Ein „einfaches“ Umfeld ist natürlich auch enorm hilfreich. Aber das ist laut TE ja vorhanden. So wie die Bereitschaft, den Hund zu nehmen, wie er ist. Und aus der Beschreibung geht auch gar nicht hervor, dass der Hund ausgesprochen verängstigt ist.

    Ja, kann sein, dass der mit dem engen Zusammenleben mit Mensch nicht klarkommt. Gibt auch Hunde, für die das dauerhaft nichts ist, da sollte man dann an einem Zwinger und Gartenauslauf überlegen. Aber hier hat sich ja noch gar nichts klar herauskristallisiert.

    Die eigene Sicherheit darf man dabei natürlich nicht vernachlässigen. Und man sollte im Hinterkopf haben, dass Zwangsmaßnahmen, die zu viel sind, nicht nur sich selbst und andere Menschen gefährden, sondern das Verhältnis auch dauerhaft beschädigen können. Deshalb mag ich die auch nicht uneingeschränkt und fürs Versuchen frei Schnauze empfehlen. Aber sich damit zu beschäftigen und einen Trainer zu suchen, der auch diesen Weg kennt und ihn im Zweifelsfall mit Mensch und Hund gehen würde , halte ich für sehr sinnvoll.

    Ich blende jetzt mal ganz viel von dem aus, was hier so geschrieben wurde, und schildere einfach mal unsere ganz realen Erfahrungen mit Lilly, Bulgarin mit Deprivationsschaden und generalisierten Ängsten.

    Warnung vorab: Das soll keine Empfehlung zum Nachmachen sein. Mein Ansatz hat für uns und unsere Hündin funktioniert. Ich hatte aber schon Erfahrung mit Angsthunden, selbst reichlich Erfahrung mit Ängsten und dem Umgang damit. Und: Lilly zog zu einer sehr souveränen Althündin.

    Lilly war kein Direktimport, sondern kam über die Zusammenarbeit eines hiesigen Tierschutzvereins mit einem bulgarischen Tierheim zusammen mit ihrer Schwester nach Deutschland. Die gravierende Angstproblematik bei Beiden war bekannt. Man mag sich fragen, warum bewusst möglicherweise unvermittelbare Hunde nach Deutschland importiert worden sind. Der Grund war: Sie waren bis aufs Skelett abgemagert, weil sie aufgrund ihres ängstlichen Verhaltens nicht an genug Futter gekommen sind. Und sie haben die Herzen der Menschen berührt, die über die Übernahme entschieden haben.

    (Ich frage mich in solchen Threads öfter mal, wer von den Mitschreibenden schonmal einen osteuropäischen Shelter live gesehen hat und begründen kann, dass es den Hunden dort besser gegangen wäre).

    Lilly war 3 Monate in Deutschland im Tierheim, schon gut aufgefüttert, aber ängstlich ohne Bezug zu Menschen und ohne Möglichkeiten, auf nicht fest gewohnte Reize anders als mit Panik zu reagieren. Panik in dem Sinne, dass sie so verzweifelt zu flüchten versucht hat, dass sie sich teilweise die Ballen dabei aufgerissen hat. No way, dass man da irgendwie hätte einwirken können, dieser Hund hat außer Angst nichts wahrgenommen, wäre blindlings losgerannt und hätte vermutlich nicht mehr aufgehört zu rennen.

    Medikamentöse Unterstützung gab es nicht, außer Zylkene. Das kann man in dieser Situation geben oder nicht. Macht keinen Unterschied. Hier mein erster Rat: Versucht, einen guten Tierarzt mit Schwerpunkt Verhalten/Verhaltenstherapie zu finden, der mit einem evidenzbasiertem Ansatz arbeitet. Mit dem Ihr gemeinsam schauen könnt, ob eine unterstützende Medikation möglich und sinnvoll ist.

    Der Vermittlungsprozess dauerte gute zwei Wochen, die ich Lilly täglich besucht habe und mit ihr Gassi gegangen bin. Nein, sie wollte nicht Gassi gehen. Das war Zwang. Den mag ich auch gar nicht mit „sanft“ verniedlichen. Sie wurde angeleint und mitgeführt. Das hat das Tierheim bewusst so gemacht. Diese zwei Wochen waren nicht im Ansatz genug, dass da schon eine Beziehung hätte aufkommen können. War aber auch nicht das Ziel. Das Tierheim wollte checken, ob ich mit einem Angsthund umgehen kann.

    Als Lilly bei uns einzog, war es klar, dass es Gassigänge geben wird. Von Anfang an. Ansonsten konnte sie sich aussuchen, wo sie liegen will, Wasser und Futter gab es bedingungslos immer zur freien Verfügung. Es wurde kein Kontakt forciert, sie durfte entscheiden, ob und wann sie nach uns guckt. Sie wurde auch nicht dauern blicklich bedrängt. Wann immer wir an ihr vorbei gelaufen sind, hat es wirklich gute Leckerchen in ihre Richtung geregnet. Wir haben sie aber nicht gelockt und nicht angesprochen. Wir haben unser Leben gelebt, nur etwas gedämpfter mit Geräuschen, Hektik, ausladenden Bewegungen …

    In den ersten Wochen war das Sicherheitsgeschirr und ein Halsband dran, später nur das Halsband. Wenn es Zeit zum Gassigehen war, haben wir sie neutral und unaufgeregt angeleint und mit uns geführt. Ja, dafür sind wir in ihren Sicherheitsbereich eingedrungen. Ja, das war Zwang. Teils körperlich, aber viel lief da auch über ganz klares Auftreten und Führen. Es war das Einzige, wozu wir sie wirklich gezwungen haben.

    Wir haben schnell festgestellt, dass sie sich in der Dämmerung - morgens oder abends - am Wohlsten gefühlt hat und haben diese Zeiten genutzt.

    Wir wohnen ziemlich am Ärmel der Welt. Nichtsdestotrotz waren die ersten Gänge betroffen von Reizen, die Lilly nicht verarbeiten konnte und auf die sie mit Panik reagiert hat. In der ersten Zeit war kein Einwirken möglich, sie und wir mussten diese Panik aushalten, ohne dass wir uns anstecken lassen durften, ungeduldig, nervös, hektisch oder gar gereizt werden durften. War nicht einfach. Mit steigender Vertrautheit kam dazu, dass wir die „Flucht“ in den Paniktunnel be- und dann schließlich verhindern konnten. Erst nur manchmal, dann immer öfter. Seit etlichen Jahren ist Lilly nicht mehr in blinde Panik verfallen.

    Auf der Plusseite für Lilly stand, dass sie sich durchaus lieber draußen als drinnen gelöst hat. Und Neugier und Bereitschaft, sich mit ihrer Umgebung auseinander zu setzen, zwar unter der Angst verschüttet, aber vorhanden waren. Und dass sie Freude an der Bewegung hat und über Rennen Adrenalin abbauen konnte und immer noch kann. Und draußen die Gelegenheit war, mit unserer Althündin zu spielen. Drinnen ging das nicht, daran hatte die Althündin kein Interesse.

    Das wäre mein zweiter Rat: Bedränge Deinen Hund nicht mit Blicken. Aber versuche, mitzubekommen, wo seine Interessen sind und was man nutzen kann, um ihm etwas schmackhaft zu machen. Gerne mit Unterstützung eines angsthunderfahrenen Trainers.

    Drinnen gab es viel Schlaf, gutes Fressen, und nach und nach Kontaktaufnahme zu mir. Zu meinem Mann erst viel, viel später. Die ersten Anzeichen draußen von interessierter Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung kamen nach einer guten Woche. Nach guten zwei Wochen gab es draußen auch zaghafte Ansätze zu freudiger Bewegung, aber nur in der Pampa. Nach zwei Monaten gabs auch zaghafte freudige Reaktionen auf die Ankündigung des Gassigangs. Nach ein paar Monaten hatte sie langsam mehr Fähigkeiten entwickelt, mit Reizen umzugehen. Es war nicht mehr alles ein Schreckreiz und es hat sie auch nicht mehr jeder Schreckreiz in blinde Panik versetzt.

    Lilly musste lernen und ausprobieren - und Lernen ist schwer für sie, weil sie recht sicher einen mild ausgeprägten Deprivationsschaden hat - dass es auch andere Reaktionsmöglichkeiten als blinde Panik gibt. Zur Erweiterung des Repertoires kam erst Schleimerei, dann Verweigerung, dann deutlich offensive Tendenzen (also Drohen und Abschnappen), dann mehr zielgerichtete Kommunikation, dann Fiddelei, Beschwichtigung, Manipulationversuche (auf absolutem Anfängerniveau :hust: ). Es hat sich entwickelt. Unser Job dabei war, erstmal alles, was sie neu ausprobiert, als Bereicherung zu sehen und sanft klarzumachen, was zu Erfolg führt und was nicht. Sie musste also überhaupt erstmal einen Blumenstrauß an möglichen Reaktionen entwickeln. Und dann lernen, welche Blume sie für was einsetzt.

    Hier sind wir auch beim Grund dafür (neben dem ganz platten Wunsch nach Erhalt unseres Bodenbelags), warum es zeitig Gassi gab trotz dafür erforderlichen Zwangs. Und warum auch das Tierheim es so angefangen hatte. Lilly hatte ohne Druck keinen für sie sichtbaren Anreiz, einen Safe Space zu verlassen. Oder sich überhaupt auch nur mit ihrer Umgebung auseinander zu setzen. Doch dessen hatte es bedurft, damit sie mehr Kompetenzen erwerben konnte.

    Grundlage auf der anderen Seite dafür war ausreichend Ruhe und Schlaf im weitgehend geschütztemmRaum hier, gute (und zwangfreie) Ernährung, später dann kleine Übungen zur Stärkung des Selbstbewusstseins und Erfahrungen, dass sie etwas bewirken kann.

    Genug Ruhe und Schlaf sind die Grundlagen dafür, dass der Metabolismus Lernerfahrungen generieren kann. Mit übermüdetem Hund ist Training bestenfalls sinnlos.

    Lilly hatte wirklich sehr schnell ein Bewusstsein dafür, dass es hier gar nicht so schlecht ist. Sie ist kein auf Zusammenarbeit mit Menschen oder fürs städtische Umfeld sozialisierter Hund und wird das nie werden. Aber sie hat sich mir sehr schnell und nach ein paar Jahren auch meinem Mann bedingungslos angeschlossen. Und lebt hier im dörflichen Raum ein behütetes und dabei sehr glückliches Leben.

    Zur HSH Thematik kann ich nichts sagen. Lilly ist kein Mischling, der optisch auf HSH schließen lässt. Fast Jeder außer mir sieht einen Windhundmischling in ihr. Ich sehe einfach Lilly.

    Ich drücke Dir mal die Daumen, dass Ihr einen Zugang zueinander findet.

    Hier gabs heute noch einmal von der Quinoa-Gemüse-Polenta, dazu noch ein Rest Schweinefleisch, gekochtes Ei und Lachs.

    Zum Nachtisch gabs für jede ein Bällchen Joghurteis, von Herrchen ausgegeben:

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    Hier ist es 29 Grad und zunehmend schwüler. Habe heute Nacht in Etappen geschlafennund hatte die große Hunderunde um 5. Dafür dann noch bis 12 gepennt |) Wird lustig heute Nacht.

    Vor Dienstag graut mir: Angesagte wolkenfreie 34 Grad und Officetag mit Halbjahresgespräch. Also Frankfurt. Und meine Chefin hat das Gespräch vorgestern nochmal so weit nach hinten verschoben, dass ich nicht mit Mann heimfahren kann (wie eigentlich organisiert). Also 4 Stunden öffentlicher Nahverkehr.

    Der Mann ist heute mit seiner Cousine und einer gemeinsamen früheren Arbeitskollegin am Goetheturm und isst dort. Für mich gabs schnelle One Pot Pasta mit scharfer Tomatensauce, Käseresten und frischem Basilikum.

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    Ich verstehe das schon (deshalb schrieb ich ja auch „soweit möglich“ und nahm explizit das „Grüßen“ wieder auf. Die ganze Radfahrerdiskussion ist und war nicht mein Thema).


    Aber auch da ist die Chance nunmal nicht groß, dass Du am Verhalten der Anderen was ändern kannst.

    natürlich nicht, aber ich kann mich bitte aufregen, wenn ich täglich x Adrenalinausstöße habe, weil Radfahrer auf gut bayrisch "wia a gsengte Sau" daherkommen ohne Rücksicht auf Verluste…

    Klar. Würde ich definitiv Niemandem absprechen wollen. Ist völlig legitim. Kann ja auch sinnvoll sein, wenn Du Dir Luft machst und damit Stress und Aufregung abbauen kannst und es Dir dann auch wieder besser geht. Und wirklich bedrohliche Situationen stehen auf einem ganz anderen Blatt als das, worum es im Thread ursprünglich mal ging.

    Was ich meinte: Wenn man sich über einen ausbleibenden Gruß oder ein fehlendes Danke so ärgert, dass es einem den Spaziergang vermiest, dann ist es nicht mehr gut für einen selbst, das steht nicht im Verhältnis. Und da würde ich dann was bei mir anpassen.