So, ich hab jetzt trotz Krankheit doch noch 2 Stündchen schlafen können und kann etwas besser formulieren
Ich vermute mal, rein auf meinen Erfahrungen mit Tierschutzhunden basierend, was da möglicherweise sein könnte. Kenne Euch natürlich nicht, kann auch sein, dass ich völlig falsch liege. Aber so wäre meine Einschätzung:
Intensive soziale Beziehungspflege über Putzen, Streicheln, lange gegenseitige gegenseitige Untersuchungen, Umarmungen … ist eher den Primaten genetisch in die Wiege gelegt, als den Caniden. Da gibts zwar auch gegenseitige Pflege, aber meistens eher kurz und beiläufig. Und jetzt ohne Evidenz, meinen Beobachtungen nach: Wenn es mal länger und intensiver wird, dann schwingt da mit, dass da gerade was zu klären ist. Kann z. B. nahtlos in eine Rangelei übergehen.
Hunde haben durchaus die Fähigkeit, den intensiven Körperkontakt zum Menschen zu genießen und zu wünschen. Ich vermute, da hängt jeweils was an der Selektion, an der Sozialisation und an den individuellen Gewohnheiten, wie Mensch und Hund sich aneinander angepasst haben. Mein Pudel hält es z. B. für eher unnötig, sich weiter als 10 cm von mir zu entfernen und weniger als 2 Stunden dauerkuscheln am Tag für tierschutzwidrig. 5 für artgerecht.
Bei meiner ehemaligen Straßenhündin ist das anders. Sie kommt mittlerweile zwar auch und fordert ein paar Streicheleinheiten, auch mal eine längere Kuschelrunde. Aber sie möchte dabei auch eine gewisse Beiläufigkeit, Freiheit zum Rückzug und möchte nicht, dass es allzu intensiv und bedrängend wird, sondern respektvoll mit ihrem Individualbereich ist.
In der Zeit, in der sie sich an mich „herangeschmissen“ hat, war das eher kleinmachen, beschwichtigen. Das Signal, dass sie alles duldet, was von mir kommt. Aber Dulden und Mögen sind zwei verschiedene paar Schuhe. Und da würde auch das Stresspipi gut passen.
Ihr und Eure Hündin, Ihr müsst Euch erst kennenlernen und einschätzen lernen. Das dauert. Bei einem unsicherem, gestressten Hund funktioniert es meiner Erfahrung nach am Besten, wenn sie Euch viel beobachten kann, ohne dass was von ihr gefordert wird.
Mit intensivem „Befassen“, körperlicher Kontaktaufnahme, Streicheln stellt Ihr aber aus ihrer Perspektive Forderungen. Bei meiner Tierschutzhündchen haben 2 Sekunden konzentrierter Blick auf sie schon gereicht, sie aus der Ruhe zu bringen. Auf Eure Forderungen will recht sicher eingehen und sich anpassen, ihr ganzes Wohl und ihre Sicherheit hängen ja von Euch ab. Und Anpassungsvermögen ist Hunden tatsächlich in die Wiege gelegt.
Aber noch fehlen ihr halt die Kenntnisse, um einzuschätzen, was Ihr von Ihr wollt. Bzw. dass Ihr nichts von Ihr wollt als soziale Beziehungspflege - siehe oben. Also beschwichtigt sie, macht sich klein und signalisiert ihre Harmlosigkeit.
Kontakt ist wichtig. Aber eben ruhig. Zwar liebevoll und freundlich, aber nicht zu überschwänglich.
Da ist noch ganz viel Raum für Entwicklung, die kommt ganz sicher auch. Aber es kann dauern. Auch, wenn Ihr ihr mehr Ruhe und Zeit gebt. Das Verhalten ist ja schon habituiert und aus ihrer Sicht erfolgreich. Ihr braucht jetzt also erstmal Geduld, Humor, Empathie, Zewa und Sidolin
. Kann schnell gehen, kann aber auch ein paar Monate dauern. Ohne dass Ihr mehr tun könnt, als ihr Sicherheit zu geben (mit freundlicher, gelassener und souveräner Führung, nicht mit verstellter Stimme oder Ähnlichem). Und die Gelegenheit, ihren Platz in ihrem neuen Umfeld zu finden und da reinzuwachsen.
Und es kann übrigens gut sein, dass sie dann intensives Schmusebedürfnis entwickelt. Gibt es auch bei Tierschutzhunden in der Ausprägung, wie bei meinem Pudel 
Zum Autofahren hast Du ja schon was verlinkt bekommen. Das hatten wir auch, mittlerweile hat unsere Hündin das Auto als sicheren Platz akzeptiert.