Beiträge von Phonhaus

    @pinkelpinscher


    Hmmh - die Angst vor der Vergänglichkeit, Tod und der (ich mag nicht Brutalität schreiben) Nichtigkeit des Lebens ist aber doch die Quelle jeder westlichen Philosophie - ganz stark seit dem Christentum? Und vor allem auch in der philosophischen Neuzeit, beginnend mit Descartes wundersamer Kopfgeburt des Menschen im „Cogito ergo sum“ (die das Augustinussche „Zwischen Kot und Urin werden wir geboren“ kommentiert hat)?


    Ich befürchte, ich kenne jetzt keine speziell „vegane Philosophie“ (bin außer hier nicht in den Social Media unterwegs und im RL noch nie damit konfrontiert worden). Aber Negierung der Vergänglichkeit bzw. Kompensation für die grundlegenden narzisstischen Kränkungen ist meiner Meinung nach für einen großen Teil menschlichen Denkens die Triebfeder. Doch auch für die Rationalisierung und Industrialisierung der Lebensmittelproduktion und Verwaltung der Tier- und Pflanzenwelt als Sache. Und für übermäßigen Konsum. Verdrängung haben wir doch alle irgendwo zur Kunstform erhoben, das ist kein „veganerspezifisches“ Problem.

    Ulixes

    :lol: Das erinnert mich an eine Geschichte: Wir hatten nach unserer alten Katze (die sich für Ungemach feucht revanchiert hat) eine neue Couch. Einen Teil der alten Couch hatten wir nach intensiver Reinigung im selten genutztem Zimmer untergestellt, weil mein Mann „Rücken“ hatte und ich das Ding nicht alleine die Treppe runtertragen konnte.


    Mein Mann hatte keinen Rücken mehr, und das Teil stand. Und stand. Und stand ... Ich wollte es weghaben. Es roch trotz Reinigung. Ich habs mehrfach angesprochen, es war aber immer was Anderes, was dagegen gesprochen hat.


    Also hab ich mir eines Samstags, an dem mein Mann Frühschicht hatte, einen Vorschlaghammer, eine Knollepetz, zwei Sägen, eine Axt und vier Müllsäcke aus dem Keller geholt. Als mein Mann heimkam, fand er mich zu seinem Entsetzen breit grinsend mitten in Fetzen und Splittern stehend wieder :D


    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nicht die Notfallambulanz rufen muss, half er mir etwas erschüttert dann beim Zusammenklauben und runtertragen. Als ich ihm bei der folgenden Debatte erklärt habe, dass ich doch oft genug gesagt habe, dass das Teil weg soll, meinte er : „Ich dachte, Du wolltest nur schon mal darüber reden.“ :lachtot:


    Da bin ich wohl keine typische Frau.

    Ich hab nochmal über das „emotional zurücknehmen“ nachgedacht. Glaubt mir, ich nehme mich da emotional zurück, mittlerweile fast 3/4 meines Lebens. Ich bin tatsächlich schon so oft verspottet oder bewitzelt worden, selten auch handfest beleidigt. Und mir ist tatsächlich auch immer wieder mal detailliert aufgezählt worden, was ich denn noch alles machen müsste, wenn ich ein „besserer Mensch“ sein wollte (was ich nicht will :smile:).


    Ich bemühe mich wirklich, meinen jeweils aktuellen Gesprächspartner das nicht entgelten zu lassen. Dafür, dass es mir jederzeit gelingt, eine emotionale Reaktion auszusparen, kann ich aber nicht die Hand ins Feuer legen.


    Ich mag aber halt auch nicht gemessen werden an so Klischeebildern von „Hipster-Veganern“, die in der Lebensmittelboutique Superfood von Around the world kaufen und damit eine neue Lebensphilosophie begründen wollen ( solche sind mir in real übrigens noch nie begegnet, obwohl ich in „Bankfurt“ arbeite), oder fackelschwingenden Sendungsbewusstlern, oder Leuten, die zwar kein Fleisch essen, aber sonst so ziemlich bei allem das möglichst Schädlichste konsumieren.

    Und das passiert leider ...

    @Das Rosilein


    Ja - das mit der Sprache und der Goldwaage ist so ne Sache. Das Sätze nun für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedeutungen haben, lässt sich nicht vermeiden, gerade auch beim Schriftlichen. Ich wollte hier auch gar nichts sezieren, sondern einfach erklären, warum ich @zweizylinder anders verstanden habe, als er es gemeint hat.


    Aber genau deshalb redet man ja auch miteinander - um solche Missverständnisse zu klären.

    Irgendwie schreibt Ihr Alle schneller als ich


    @Das Rosilein


    Ich fänds schade, wenn Du raus wärest. Bisher ist es doch ganz friedlich hier?


    Da spielen ganz viele Faktoren und Motive zusammen und jeder hat seinen ganz eigenen Film im Kopf, wie @zweizylinder mit seinen Bekannten. Das einen sowas dann auch mal nerven kann kann ich gut verstehen (mir ist bei einem Kumpel auch mal ein „nicht Dein Ernst jetzt, oder?“ entfleucht, als der Unterschriften auf ner Petition gegen Fluglärm in seiner Region gesammelt hat, obwohl er zweimal jährlich in Urlaub geflogen ist).

    Ja: Konsum zu überdenken ist an allen Ecken und Enden sinnvoll. Ich kenne es aber auch, dass mir als Vegetarier die berühmte „Lederjacke“ vorgehalten und mir deshalb Heuchelei vorgeworfen wurde. Und das haben vermutlich viele erlebt. Und das Argument ( @zweizylinder : Das unterstelle ich Dir nicht, nur zur Erklärung, was es da ggf. noch für Filme gibt) „ich trage Lederjacke UND esse Fleisch, ich bin wenigstens kein Heuchler“ - hmmh - nun ja - schlüssig finde ich es nicht.

    Und diesen Anspruch finde ich gefährlich. Zum Einen wegen der Verwandtschaft zum „Whataboutism“

    Wenn man mal die individuellen, persönlichen Verletzungen raus lässt, finde ich diese Frage in Ordnung, vor allen Dingen dann, wenn man sie sich selbst stellt und nur lt. denkt (so hatte ich z.B. @zweizylinder verstanden, also dass er mehr auf eine ihn weiterführende Antwort wartet). Und wenn man alles ausspart, was den Gegenüber vll. zu schlechten Erfahrungen führt, dann kann man nicht mal drüber reden.


    Denn eigentlich bemüht sich doch hier jeder, einem „Whataboutism“ aus dem Wege zu gehen.


    @zweizylinder


    Einfach mal auf Euch beide geantwortet.


    Als Frage ist das natürlich legitim. Aber wenn dann halt Wortkombinationen fallen wie „ist völlig irrelevant“, man „wenn es einem ernst ist ...sollte sich überall etwas zurücknehmen“, dann erzeugt das eine andere Stimmung.


    Meine 100% waren auch überspitzt formuliert, dafür sorry. Umformuliert: Mir wäre es lieber, man würde einen ersten Ansatz auch erstmal als Solchen stehenlassen - und sich vielleicht auch ein ganz klein wenig darüber freuen. Und nicht quasi das Eine mit dem Anderen abwehren.

    Natürlich ist es sinnvoll, sich größere Gedanken zu machen. Aber wenn jemand sagt: Das ist mir too much, ich möchte nur eins machen“ - dann ist dieses eins doch besser als nichts, oder?

    Sein Lieblingspilz ist allerdings der Fliegenpilz - schätze das ändert sich, wenn er auch am Essen Gefallen findet.

    Hoffentlich :lol:


    Der Sohn einer Freundin von uns lief immer gerne mit, auch wenn er sich sonst nicht so gern bewegt hat. Aber dieses Jahr ist er zu sehr mit seinen Hormonen beschäftigt.


    Ich finds toll, wenn die Kleinen sich interessieren ...

    @zweizylinder


    Und diesen Anspruch finde ich gefährlich. Zum Einen wegen der Verwandtschaft zum „Whataboutism“ und zum Anderen wegen dem Anspruch, den er begründet. Er türmt nämlich einen Riesenhaufen von Schwierigkeiten vor dem auf, der erstmal klein was ändern möchte, indem er ihm von vorneherein Sinn und Nutzen dessen abspricht. So kann eine Bereitschaft zur Veränderung im Keim erstickt werden.


    Soziologisch betrachtet ist das ganz einfach ein ideologisches Mittel zur Aufrechterhaltung des „status quo“.


    Warum soll der, der einfach mal ein bisschen umdenken möchte, gleich 100% geben? Du erwartest von einem Drittklässler ja auch nicht, einen Bruchterm mit 2 Unbekannten zu lösen.

    Iluri


    (OT Mir ist jetzt erst aufgefallen, dass ich da bisher immer Lilaliebe gelesen habe, war gerade total irritiert, dass ich Dich nicht gefunden habe :lol:)


    Zum „ethischen Bedenken“: Das wohl nicht. Aber viele Menschen haben halt den Hang dazu, ihr Essen irgendwie ideologisch zu besetzen. So gehört z. B. das „Fleisch serviert bekommen“ zumindest bei meiner Generation im Ländlichen noch zu dem Komplex „gute Gastfreundschaft und Fürsorge“ dazu.


    Das muss ich nicht verstehen, aber als Mitgastgeberin (mein Mann als Nichtveggie lädt ja auch ein) möchte ich das akzeptieren. Was auch meine ganz individuelle Entscheidung ist, natürlich (ich dürfte mit 47 ein paar Jährchen älter sein als Du, oder? Ich kann mir vorstellen, dass sich da schon ein bisschen was gewandelt hat).


    Ich schreibe übrigens Schildchen :smile: Auch mit Bezug auf Ernährungsunverträglichkeiten.