Beiträge von Phonhaus

    Ich kann immer noch nicht so wirklich was mit dem Begriff der „veganen Ideologie“ anfangen, aber scheinbar ist die mir tatsächlich einfach noch nicht begegnet.


    @zweizylinder


    Schubladendenken sichert heute genauso unser Überleben wie früher. Eine strikt arbeitsteilige Gesellschaft (und das sind wir mehr denn je) kommt ohne Schubladendenken nicht aus, das ist eine Grundlage des Kapitalismus. Auch wenns in Diskussionen gerne wegnegiert wird. Und jetzt hier in der Debatte sind die Schubladen ja auch wieder aufgezogen ;) Der Eine oder Andere mag halt nur nicht so recht in die Seine hüpfen oder passen :smile:


    @pinkelpinscher


    Ja, das Argument mit der Ritualisierung des Essens und der Essvorschriften (bis hin zur Kasteiung) und potentiell daraus entstehender Zwänge kann ich nachvollziehen. Ebenso wie die Beobachtung, dass einzelne Lebensbereiche ideologisch erhöht und überfrachtet werden. Sei es nun bei der Ernährung, bei der Fitness, im Arbeitswahn oder in sonstigem Perfektionsstreben...


    Aber auch dass ist für mich kein spezifisches Problem von Veganern oder Vegetariern. Eher bietet die Ernährung eine Möglichkeit, wie sich ein grundsätzlich vorhandenes Defizit ausdrücken kann und eine bestimmte Lebensweise zum Extrem macht.


    Waldhörnchen


    In dem Sinne ist der Hinweis auf psychisch ungesundes Verhalten, glaube ich, gar nicht mal persönlich gemeint. Der Homo Sapiens als Gattung hat meiner Meinung nach „einen an der Klatsche“, das muss man sich doch nur mal offenen Auges umgucken. Die Tötung des Natürlichen ist ebenfalls eine Grundlage unserer Gesellschaft (hier Stopp, sonst komme ich nämlich ins Dozieren).


    Das schlussendlich für eine spirituelle oder ideologische Lücke eine Kompensation geschaffen wird ist ja auch nichts Neues. Da gibts aber doch bei Weitem problematischer Ausdrucksformen als eine vegane und dabei ideologisch geprägte Lebensweise, meine ich.


    Ich würde es aber auch nicht übelnehmen, das vorgehalten zu bekommen. Die Form von psychischer „Instabilität“, die auf der Suche nach einem übergeordneten Sinn oder Bewusstsein im Dasein (dem lacanschen „Großen Anderen“ ) das eigene Leben als Teil davon gestalten möchte, ist im Menschen einfach angelegt.


    Und ob das nun die persönliche Triebfeder für den Konsumverzicht ist oder nicht - so what? Unterm Strich bleibt ja trotzdem, dass Konsumverzicht etwas ist, das sowieso irgendwann unausweichlich auf uns als Gattung zukommt. Entweder durch Umdenken - oder eben mit dem großen Einschlag, den wir dann halt hören oder nicht.

    Ich versuche nochmal einen anderen Ansatz. Du schreibst hier seit ein paar Stunden erst - und Deine Leser hier haben doch recht durchgängig das Gefühl, dass Dein (innerliches) Verhältnis zu Deinem Hund in Schieflage hängt. Was sich dann natürlich in der Beziehung widerspiegelt.


    Ich lese hier nur, was Du schreibst. Ich sehe weder Deinen Gesichtsausdruck noch Deine Körperhaltung, noch höre ich Deine Stimme, noch rieche ich Deinen Pheromonhaushalt (und damit Deine Gefühle). Dein Hund tut das alles. Und er bekommt es sofort mit, wenn Du Dich vor ihm ekelst. Wenn Dir (und das vermute ich mal) der Kontakt zu Deinem Hund beim Duschen erstmal zuwider ist, dann merkt er das auch. Und das machts für ihn zusätzlich echt unangenehm.


    Auch Dein Befremden darüber, dass Dein Hund (wie heißt er eigentlich?) sich gerade anders verhält, als Du es erwartest. Dass Du ihn beobachtest, ohne ihm genau klar zu machen, was Du von ihm willst. Das verunsichert ihn zusätzlich.


    Hmmh - was Du schreibst, hört sich sehr funktionalistisch an. Hund tut was er soll bzw. verhält sich, wie er soll und ist außenrum so sauber, wie er soll = kein Problem. Irgendwas davon trifft nicht zu (und das bleibt in der Hundehaltung nicht aus, dass sind eigene Wesen mit eigenen Bedürfnissen) = ein Problem, für das eine möglichst schnelle sachliche Lösung gefunden werden muss. Und auch das (kein Problem/ein Problem) - wenn es tatsächlich so ist, ich kann hier ja auch nur aus der Ferne versuchen zu verstehen - bekommt Dein Hund mit.

    Ich bin auch nicht begeistert, wenn meine Hunde einen stark verklebten Pobbes haben, da würde ich saubermachen. Ein paar Krümelchen hingegen würden mir nicht auffallen (die putzen sie eh schon von alleine weg). Der Schmutz an Fell und Pfoten - ja, der ist halt das. Denke ich in der Regel nicht drüber nach. Und einer meiner Hunde ist bald 14 mit dichtem Fell: Die riecht immer. Vor allem, wenn sie nass ist. Aber:


    Ich liebe meine Hunde. Das ist mein Grundgefühl, wenn ich sie ansehe. Auch, wenn sie muffelnd, verdreckt oder verklebt vor mir stehen, sich mit irgendwas Unaussprechlichen einparfümiert haben und mir ihren halbzerkauten Pansenknochen aufs Kopfkissen legen. Das gehört zum Gesamtpaket Hund einfach dazu, und dieses Gesamtpaket liebe ich. Und dieses Grundgefühl teilt sich eben auch mit - auch wenn ich dann selbst mal angeekelt oder genervt bin und was an ihnen machen muss, das mur zuwider läuft (was eher selten ist). Da ist ein grundlegendes Wohlwollen - und das gibt Hunden Sicherheit.


    Klarheit, Konsequenz und ein paar Regeln und Struktur gehören auch dazu, natürlich. Aber die Hrundlage ist, dass Du mit Dir und Hund im Reinen bist.

    Hi, ich frage nochmal und das echt gar nicht böse oder vorwurfsvoll gemeint: Willst Du Deinen Hund denn wirklich die ganze Zeit um Dich herum haben, wenn Du zu Hause bist? Und Dich ein wenig um seine Zuneigung bemühen - auch vielleicht mal mit etwas, was Dir nicht so ganz liegt?


    Wie ist denn dieser „Wettkampf“ um Hundezuneigung zwischen Dir und Deinem Nachbarn zustande gekommen, weißt Du das noch?


    I

    Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Du Dir erstmal klarmachen solltest, wo der Hund Deiner Ansicht nach hingehört (könnte das Deinem Empfinden nach auch der Nachbar sein?) und genau das dann mit Deinem Nachbarn klärst.


    Konkurrierendes menschliches Buhlen um Zuneigung stelle ich mir für jeden Hund, der nicht 100% Prozent sicher mit allen 4 Pfoten im Leben steht, ziemlich stressig vor. Und verständlich, dass er sich dann etwas festere Orientierung braucht.


    Den Gedankengang „sich nicht mit Leckerchen oder zu viel an Beachtung Liebe erkaufen zu wollen“ finde ich bei einem Tier an der Sache vorbeigehend (bei Kindern meistens auch, aber das ist ein anderes Thema). Hunde als Gattung haben sich dem Menschen angeschlossen, weil es gut für sie ist. Gerade dafür sind sie ausgemachte Opportunisten. Sicher binden sie sich an ihre Menschen. Aber eine gute Bindung passiert meiner Meinung nach gegenseitig, nicht auf der Ebene: „Ich bin der Mensch und mein Hund ist mir treu.“

    @pinkelpinscher


    Hmmh - die Angst vor der Vergänglichkeit, Tod und der (ich mag nicht Brutalität schreiben) Nichtigkeit des Lebens ist aber doch die Quelle jeder westlichen Philosophie - ganz stark seit dem Christentum? Und vor allem auch in der philosophischen Neuzeit, beginnend mit Descartes wundersamer Kopfgeburt des Menschen im „Cogito ergo sum“ (die das Augustinussche „Zwischen Kot und Urin werden wir geboren“ kommentiert hat)?


    Ich befürchte, ich kenne jetzt keine speziell „vegane Philosophie“ (bin außer hier nicht in den Social Media unterwegs und im RL noch nie damit konfrontiert worden). Aber Negierung der Vergänglichkeit bzw. Kompensation für die grundlegenden narzisstischen Kränkungen ist meiner Meinung nach für einen großen Teil menschlichen Denkens die Triebfeder. Doch auch für die Rationalisierung und Industrialisierung der Lebensmittelproduktion und Verwaltung der Tier- und Pflanzenwelt als Sache. Und für übermäßigen Konsum. Verdrängung haben wir doch alle irgendwo zur Kunstform erhoben, das ist kein „veganerspezifisches“ Problem.

    Ulixes

    :lol: Das erinnert mich an eine Geschichte: Wir hatten nach unserer alten Katze (die sich für Ungemach feucht revanchiert hat) eine neue Couch. Einen Teil der alten Couch hatten wir nach intensiver Reinigung im selten genutztem Zimmer untergestellt, weil mein Mann „Rücken“ hatte und ich das Ding nicht alleine die Treppe runtertragen konnte.


    Mein Mann hatte keinen Rücken mehr, und das Teil stand. Und stand. Und stand ... Ich wollte es weghaben. Es roch trotz Reinigung. Ich habs mehrfach angesprochen, es war aber immer was Anderes, was dagegen gesprochen hat.


    Also hab ich mir eines Samstags, an dem mein Mann Frühschicht hatte, einen Vorschlaghammer, eine Knollepetz, zwei Sägen, eine Axt und vier Müllsäcke aus dem Keller geholt. Als mein Mann heimkam, fand er mich zu seinem Entsetzen breit grinsend mitten in Fetzen und Splittern stehend wieder :D


    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nicht die Notfallambulanz rufen muss, half er mir etwas erschüttert dann beim Zusammenklauben und runtertragen. Als ich ihm bei der folgenden Debatte erklärt habe, dass ich doch oft genug gesagt habe, dass das Teil weg soll, meinte er : „Ich dachte, Du wolltest nur schon mal darüber reden.“ :lachtot:


    Da bin ich wohl keine typische Frau.

    Ich hab nochmal über das „emotional zurücknehmen“ nachgedacht. Glaubt mir, ich nehme mich da emotional zurück, mittlerweile fast 3/4 meines Lebens. Ich bin tatsächlich schon so oft verspottet oder bewitzelt worden, selten auch handfest beleidigt. Und mir ist tatsächlich auch immer wieder mal detailliert aufgezählt worden, was ich denn noch alles machen müsste, wenn ich ein „besserer Mensch“ sein wollte (was ich nicht will :smile:).


    Ich bemühe mich wirklich, meinen jeweils aktuellen Gesprächspartner das nicht entgelten zu lassen. Dafür, dass es mir jederzeit gelingt, eine emotionale Reaktion auszusparen, kann ich aber nicht die Hand ins Feuer legen.


    Ich mag aber halt auch nicht gemessen werden an so Klischeebildern von „Hipster-Veganern“, die in der Lebensmittelboutique Superfood von Around the world kaufen und damit eine neue Lebensphilosophie begründen wollen ( solche sind mir in real übrigens noch nie begegnet, obwohl ich in „Bankfurt“ arbeite), oder fackelschwingenden Sendungsbewusstlern, oder Leuten, die zwar kein Fleisch essen, aber sonst so ziemlich bei allem das möglichst Schädlichste konsumieren.

    Und das passiert leider ...

    @Das Rosilein


    Ja - das mit der Sprache und der Goldwaage ist so ne Sache. Das Sätze nun für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedeutungen haben, lässt sich nicht vermeiden, gerade auch beim Schriftlichen. Ich wollte hier auch gar nichts sezieren, sondern einfach erklären, warum ich @zweizylinder anders verstanden habe, als er es gemeint hat.


    Aber genau deshalb redet man ja auch miteinander - um solche Missverständnisse zu klären.