Beiträge von Phonhaus

    Nö - hier nicht. Vielleicht einfach auch zu ländlich dafür - oder ich besuch die falschen Weihnachtsmärkte. Sogar die Zahl der „wenn ers kriegt dann wars eh krank“-Vertreter nimmt kontinuierlich ab. Naja - und dass Welpen (oder Hunde)-Erstbesitzer erstmal Erfahrung und Begegnung mit der Wirklichkeit sammeln müssen finde ich jetzt nicht verwerflich. So lange sie es denn tun.

    Also - rein statistisch betrachtet ist der Großteil der Menschheit in Friedenszeiten leidlich gesetzestreu (leidlich, wenn man z. B. die STVO und ähnliche Regelungen bedenkt) und verfügt bei allem Tunnelblick über ein durchaus vorhandenes Unrechtsbewusstsein, so lange er sich innerhalb seines eigenen sozialen Kontextes bewegt :ka: Schwierig wird's mit der Empathie für Fremde.

    :???: Ich gehe davon aus, dass hier gerade nicht mehr über den Fall in Österreich und das zweifelhafte Pressestatement geredet wird?

    Nebenher wüsste ich nicht, wieso irgendjemand Aggression pauschal negativ konnotieren sollte. Ohne Aggression kein (Über-)Leben. Und sooo viele Leute, die ihren Hund für ein Tamagotchi auf 4 Pfoten halten, begegnen mir im realen Leben auch nicht :ka:

    Fertig mit dem Leserundenbuch „Wintersoldat“. Ein großartiges Buch. Ich würde es gerne jedem in die Hand drücken, der aus seinem bequemen Sessel heraus über die Akzeptanz von Schäden und Kollateralschäden dabei sinniert, das (vermeintlich) Eigene zu schützen. Würde nur wahrscheinlich nichts nutzen.


    Jetzt brauch ich aber erstmal etwas zum Abschalten, muss mal schauen. Ein gemütlicher Krimi vielleicht.

    War ne lange Nacht - aber ich bin fertig

    Bis 60%

    Oh ja - es wurde sehr drastisch weniger üppig. Mit weiterhin wunderbarer Sprache wurden die Schrecken des ersten Weltkriegs, die ein junger unerfahrener Arzt so mitbekommen hat, geradezu soghaft geschildert. Bis auf einen kleinen Abstecher bleibt der Roman konsequent vom eigentlichen Kriegsgeschehen weg und zeigt „nur“ die Auswirkungen. Viel Menschlichkeit - und ein Beispiel grausamster Entmenschung.


    Wie eine sehr irdische Lichtgestalt darin Margarete, die in Chaos, Elend und Verwirrung unerschütterlich ihrem eigenen Kompass folgt. Eine ganz starke und beeindruckende Frauengestalt hat der Autor da geschaffen. Ich bin an sich ja kein Fan von „archetypischen Frauenfiguren (wie der Mutter Erde)“, aber hier mache ich gerne eine Ausnahme.


    Gewollt blass und umso mehr sehr sympathisch daneben der Protagonist, der eher durch die Szenerie stolpert als marschiert und dabei ganz einfach sein Bestes gibt. Und dabei viel lebendiger wirkt als alle militärischen Abziehbilder, die sein Vater so verehrt.


    Eine eindrucksvolle Geschichte über den Preis und die plastische Wirklichkeit des Krieges und sein Gegensatz zur Menschlichkeit. Ich möchte ihn gerne so Manchem an die Hand geben, der aus der gemütlichen Sicherheit seiner 4 Wände über die Akzeptabilität von Kriegs- und Kollateralschäden philosophiert und die für naiv nimmt, deren Wunsch einfach ein „nie wieder“ ist.


    Wäre aber vermutlich vergebens.

    Ende

    Folgerichtig, dass die Wendung des Buchs etwas nach der Hälfte des Buchs dadurch geschieht, dass der junge Mann sich verirrt und zum ersten mal direkt ins Kriegsgeschehen stolpert. Er verliert seinen Leitfaden und müht sich darum, ihn wiederzufinden. Über den Weg nach Hause - das vorher schon nicht viel und nach seiner Rückkehr nichts Substantielles mehr für ihn bereithält.

    Eine von vorneherein zum Scheitern verurteilte Ehe, die ernüchternde Begegnung (oder eben Nichtbegegnung) mit alten Bekannten und einer innerlich leeren und außen zerstörten Heimat. Schlechte Träume in Gestalt eines Mannes, an dem er - seiner Einschätzung nach - versagt hat, weil er ihn nicht um dessen Wohl, sondern um seines Eigenen willen hat heilen wollen. An seinem Wesen konnt halt doch die Welt nicht genesen - soviel hat er gelernt.

    Seine Suche nach Heilung und Vergebung spiegelt sich in seiner lange vergeblichen Suche nach Margarete (wie sich herausstellt ein „Nom du guerre“ im wahrsten Sinne des Wortes).

    Ganz Ende

    Nahezu herzzereißend schön ist das Ende des Buchs, wenn auch kein klassisches Happy End. Es erinnert an Benjamin: „Es gibt Heilung, es gibt Versöhnung. Nur nicht für uns.“ Und trotzdem tröstend, denke ich. Auch wenn der Held seinen Traum nicht erhaschen kann, so hat er trotzdem Frieden gefunden.


    Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.