Beiträge von Phonhaus

    Ich bin verwirrt! Wieso stimmt mein Beitrag nicht, wenn Schäferterrier genau das gleiche schreibt nur in längerer Form?

    dragonwog  @Somfei

    „Auslandshunde“ sind keine komplett anderen Hunde als „Inlandshunde“.

    Hunde haben ein riesiges Spektrum an möglichem Verhalten. Z. B. Eigenständigkeit, Misstrauen und Wachsamkeit, große Individualdistanz … sind als Möglichkeit in jedem Hund angelegt. Es sind von der Herkunft her höchst anpassungsfähige Beutegreifer mit allem, was dazu gehört. Aber als Gattungsunterart aus der engen Kooperation mit dem Menschen hervorgegangen - und auch die daraus resultierenden Fähigkeiten sind in Hunden angelegt.

    Welche Eigenschaften dann beim individuellem Hund im Vordergrund stehen, das hängt dann wiederum von genetischen Faktoren bzw. Selektionskriterien, ggf. epigenetischen Faktoren, Sozialisation und gesammelten Erfahrungen und der gegenwärtigen Umgebung mit ihren Strukturen und Einflussfaktoren ab. Und da gibts eben Unterschiede, je nach Funktion und erfahrungsprägendem Umfeld, aus dem der Hund stammt.

    Aber natürlich kann man vergleichen, das tut man doch schon in dem Moment, in dem man auf die Unterschiede eingeht. Es ist halt wichtig zu reflektieren, welche eigenen Erwartungen an einen Hund dadurch geprägt sind, dass man vorwiegend Hunde kennt, die dem Kontext hier entstammen.

    Davon abgesehen sind 3 Tage einfach zu kurz für genaue Beurteilung eines Individuums.

    Hallo zusammen,

    Mich beschäftigt das Thema jetzt schon ne Weile und in meinem Bekanntenkreis kommen sehr spannende Antworten, denen ich nur bedingt zustimmen würde.

    Also hier meine Fragen an euch: Wie viel Gehorsam setzt ihr voraus, bevor der Hund frei laufen darf? Wie viel Risiko, dass er doch mal weg läuft, nehmt ihr in Kauf? Wie oft müssen Trigger Situation an der Leine geklappt haben, bevor ihr euch sicher seid, dass ihr entspannt spazieren gehen könnt?

    1. Wenn ich voraussetze, dass der Hund mit pi mal Daumen 98% Sicherheit nicht jagt und keine fremden Hunde oder Menschen belästigt. 100% Sicherheit kenne ich nicht :smile: Welpen haben bei mir einen Vertrauensbonus, bei erwachsenen Hunden schaue ich mir das genau an.

    2. Wenn ich mit 98% Sicherheit voraussetze, dass der Hund nicht weg ist, wenn ein unvermuteter Schreckreiz auftritt. Dazu will ich das Verhalten in verschiedenen möglichen Schrecksituationen gesehen haben.

    Dass Auslandshunde insgesamt nochmal eine andere Nummer sind, sehe ich ein. Aber welche schlechten bzw. traumatischen Erfahrungen sollte Mulan im Shelter gemacht haben, die sie sich grundsätzlich so anders verhalten lassen sollten als andere Hunde? Oder meint ihr, sie ist genetisch so völlig anders aufgestellt? (Ich meine die Frage ernst).

    Ich hatte es hier ja schon zweimal geschrieben, dass so etwas, wenn auch seltener, mit einem Hund vom hiesigen Züchter passieren kann.

    Ob Auslandshunde genetisch anders aufgestellt sind, dazu gibts mWn keine belastbaren Studien. Und die Forschung zu Epigenetik steckt noch sehr am Anfang. Aber von dem her, was man dazu weiß, kann man zumindest vermuten, dass Vorfahren teilweise überlebensbegünstigte Verhaltensweisen, die durch ihre Umgebung entstanden sind, an kurzfristig Nachfolgegenerationen vererben können, ohne dass eine lange Selektion dafür erforderlich ist. Also als direkte Antwort: Man weiß es nicht. Aber die Vermutung, dass umweltgeprägte Verhaltensweisen epigenetisch weiter gegeben werden, ist nicht unvernünftig.

    Und andererseits muss man sich halt auch vergegenwärtigen, dass wir durch die Bank weg Hunde aus einer sehr vermenschlichenden Brille betrachten. Ist normal, Hunde erfüllen in unserer Gesellschaft größtenteils die Funktion als geliebte Sozialpartner, wir spiegeln uns und unsere Bedürfnisse in ihnen und sie spiegeln uns, das ist mit ein Grund für die Erfolgsgeschichte des canis familiaris. Und das prägt unsere Betrachtungsweise :smile: Läuft im Schnitt super. Und manchmal muss man eine andere Brille aufsetzen.

    Hunde haben halt auch noch ganz andere - viel mehr - Anlagen als die zum geliebten Sozialpartner. Und deshalb besteht immer die Möglichkeit, dass ein individueller Hund sich anders verhält als die Hunde, die man bisher gekannt hat. Bei jedem Hund. Wenn man nun aber einen Hund neu hat, der aus völlig anderen Lebensumständen kommt als denen, in die er jetzt hineingesetzt wurde, sehr wahrscheinlich mit Vorfahren, die aus anderen Lebensumständen kommen, dann ist die Möglichkeit ungleich höher. Deshalb sollte man das nicht nur als vage Möglichkeit im Kopf haben, man sollte damit rechnen. Und seine individuelle Risikoabwägung entsprechend anpassen.

    Bei Dir sind Vorannahmen drinnen, die man jetzt meiner Erfahrung nach auf Tierschutzhunde einfach nicht pauschal anwenden kann:

    1. Junghund bleibt im Spiel mit anderem Junghund bei der Sache: Passt größtenteils. Gerade bei hiesigen Junghunden, die gut mit Geschwistern sozialisiert wurden, dann ggf. noch in Welpen- und Junghundegruppe und bei Begegnungen.

    Bei einem Hund aus dem Shelter gabs natürlich auch Interaktion mit anderen Hunde. Aber die Chance ist hoch, dass die anders ausgesehen hat als unbefangenes Spiel in gesicherten Umständen. Also dass der Hund z. B. schon früh gelernt hat, beim Spiel auf der Hut zu bleiben, eine ins Spiel kommende Ressource ernsthaft zu ergattern, eine panische Flucht hinzulegen … Und das in Millisekunden, das kriegt man als Mensch nicht mit, wie schnell das umschlägt. Zumal die Körpersprache eines Hunds, der nicht so eng mit Menschen sozialisiert wurde, auch nicht so auf den Menschen ausgerichtet ist, wie es bei hiesigen Hunden der Fall ist.

    Meine Lilly hatte z. B. immer schon eine sehr ausgeprägte Körpersprache, sie schreit schon fast :smile: . Aber sie hat auch erst lernen müssen, mir Signale so zu setzen, dass ich sie sicher verstehe. Den Änderungen konnte man förmlich zugucken. Obwohl ich an sich nicht unerfahren bin, was Körperrsprache von Hunden angeht.

    2. Hunde mit Anschluss laufen nicht weg. Da bin ich ein bisschen ratlos. Hier haben viele Leute geschildert, dass diese Annahme einfach nicht stimmt. Glaubst Du das nicht? Ich kann Dir versichern: Ich hab es mehr als einmal erlebt. Auch Hunde, die sich sehr an ihre Besitzer angeschlossen haben, die das Leben hier genießen und toll finden, können im Fluchtmodus nicht mehr auf diese Erfahrungen zurückgreifen. Was auch immer genau da biologisch passiert: Die sind in dem Moment nicht in der Lage, die Stimme oder den Geruch ihrer Halter als vertraut und beruhigend wahrzunehmen. Genau zu checken und folgerichtig danach zu handeln, dass sie gerade nur 50 Meter von eigenen vertrauten Zufluchtsort sind und sich dorthin zurückziehen können.

    Deshalb hat Lilly einen Tracker. Unsere Wohnung, ihre Höhle und ich sind für diesen Hund seine Welt, sein Anker und die Quelle alles Guten. Sie liebt es hier, hängt an uns und ist in den gut 8 Jahren, die wir sie haben, auch nie weggelaufen. Und trotzdem ist sie mit einem Tracker abgesichert. Und würde sie entlaufen, ich würde natürlich selbst suchen, aber trotzdem sofort einen professionellen Hundefänger engagieren. Weil ich mit der Möglichkeit rechne, dass sie mich im Fluchtmodus nicht erkennt. Und sich allen Menschen entzieht.

    Hier weiter bei der Resteverwertung: in Brokkolirahm gebratene Klöße, dazu Spiegelei.

    Morgen sind nochmal Klöße zu verwerten, dann ist die Resteverwertung aber auch abgeschlossen. Bis auf das Gänseschmalz, keine Ahnung, was ich damit machen werde. Vielleicht hacke ich die restlichen Klöße morgen auch den Hunden und nehme dafür Gänseschmalz :smile:

    Zum Nachtisch gabs Heidelbeerquark.

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    Der Hund ist doch erst sechs Monate alt.

    Lebte der überhaupt auf der Straße?

    Wahrscheinlich doch nicht oder höchstens als Welpe.

    Der wird doch nicht in der "Wildtiermodus" umschalten, wenn er nie als Wildtier gelebt hat?

    Das habe ich bei einer Suche sogar mit einem Hund vom deutschen Züchter erlebt, der eine tolle Bindung zu seinen Besitzern hatte. Trotzdem hat er im Fluchtmodus nicht mehr auf die Besitzer reagiert. Der wurde eingekesselt zum einfangen und alle waren froh, dass es an sich doch ein netter Retriever war.

    KayaFlat

    Ich bin normal kein Freund davon, wenn schon alle alles gesagt haben noch einen draufzusetzen. Aber ich bin auf der anderen Seite auch als Laie und Privatmensch bei 5 über mehrere Tage gehende Suchen mitgelaufen. Da baut sich einfach auch etwas Frust auf.

    Meine dringende Empfehlung an Dich: Lasse den Hund bitte erst im nächsten Jahr freilaufen, frühestens. Nutze bis dahin die Zeit, Folgendes zu erledigen:

    1. Alle gängigen Wege bei Euch mehrfach ablaufen, damit sie (mit viel Glück) im Zweifelsfall zu Euch zurückfindet.

    2. In verschiedenen Situationen beobachten, wie der Hund auf Schreckreize reagiert, wie Wind oder Sturm (und dadurch fliegende Objekte), laute Geräusche (Schuss, Böller, Fehlzündungen …), unerwartet kommende Menschen, unfreundliche Mensch- und Hundebegegnungen, Waldarbeiter in Montur, laute Bauarbeiten, umfallende Gerätschaften, und auch Jagdreize …

    3. Mit dem Hund einen Platz bei Dir aufbauen, an dem sie lange tief und entspannt schlafen kann, der sie ggf. zurücklockt

    4. Und intensiv an der Beziehung zu arbeiten.

    Erst im nächsten Jahr, damit Du Dich nicht daran gewöhnst, sie schonmal abzuleinen und es so auch auf gar keinen Fall in den Tagen vor Silvester tust. Diese Zeit im Jahr - und die fängt jetzt schon an - ist die ungünstigste Zeit fürs Entlaufen überhaupt. Denn wenn der Hund draußen ist, wenns böllert, ist die Chance sehr groß, dass er nie wieder gefunden wird.

    Mir tun die Hunde und die Menschen in der Situation Leid. Die Hunde, wenn sie in ihrem seelischen Käfig alleingelassen werden. Die Menschen, die mit Angst konfrontiert sind (was viele Menschen nicht gut aushalten), sich ggf. nicht gut damit auskennen, teils alleine auf weiter Flur sind, weil für dieses Thema kompetente Trainer und Verhaltenstierärzte nicht gerade auf Bäumen wachsen. Die irgendwoher ein Gespür dafür kriegen müssen, was ihr individueller Hund braucht. Und dabei eingeschränkt werden. Und dann halt nicht nur von Menschen, die vehement ihren Teil dazu beisteuern, weil es beim Hund von der Freundin vom Sohn eines Kollegen so und so war, sondern eben auch mit Verweis auf solche verallgemeinernden Aussagen. Und das ist Mist, denn ein verunsicherter Halter zu einem Hund mit generalisierter Angststörung ist einfach ungünstig.

    Andererseits verstehe ich es auch irgendwo, dass man nicht empfiehlt, Zwang anzuwenden. Gerade dreimal nicht, wenn man weder Hund noch Halter sieht, nicht weiß, wie er den Ratschlag anwendet und was er dabei ausstrahlt, wie empathisch, geduldig oder grob und ungeduldig er ist, nicht weiß, wie der Hund ist und wie er was annimmt. Und wissend, dass der Halter mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht weiß, was er tut. Kann man eigentlich nur konkret im Einzelfall beurteilen. Jetzt wurden durch das Format und ganz explizit durch die Interviewerin bedingt aber verallgemeinerte Äußerungen gefordert.

    Bin da etwas hin- und hergerissen. Ich würde nicht wollen, dass ein Mensch ohne Hundeverstand und Wissen um Ängste Zwang bei einem ängstlichen Hund anwendet. Aber die Platzierung unter No Gos, noch verstärkt durch die Abschlusssätze, die hat ein Gewicht, das man mMn dieser Empfehlung nicht verleihen sollte.

    Die Hunde, die ohne freundlichen, aber deutlichen Anstupser keinen Schritt in die Welt hinaus tun, die sind selten. Aber es gibt sie.

    Noch seltener sind hoffentlich die Hunde, bei denen durch zu viel oder heftigen „Stupser“ jeder künftige Fortschritt unmöglich gemacht wird. Aber es dürfte sie auch geben. Und auch dem muss man irgendwie Rechnung tragen. Ist kompliziert :( :

    BettiFromDaBlock

    Hier ist es das genaue Gegenteil. Lilly ist mindestens 10 und die Ängste nehmen immer noch kontinuierlich ab. Aber sie ist körperlich halt auch fit wie ein Turnschuh.

    Ich bin jetzt gerade beim Vortrag.

    Grundsätzlich finde ich den sehr gut. Ja, es hüpft eine ganze Zeit lang viel hin und her. Liegt aber auch an der Interviewsituation. Frau Hense erlebe ich durchaus strukturiert, das laufende Switchen zwischen den zwei Themenkomplexen „Generalisierte Angststörung“ vs. „Situative Ängste“ geht für mein Empfinden eher von der Interviewerin aus. Was dem geschuldet sein mag, dass sie wiederum ja die Vorabfragen im Kopf hat, die Betroffene gestellt haben und für die sie Lösungsansätze wünschen :smile:

    Einen wirklichen Dissens habe ich bisher nur zur Frage zum „Zwang als No Go“ so gegen Ende der ersten Hälfte. Ich hab da noch die Diskussion im Kopf, die hier im Forum neulich war zur Frage, wie lange man den Hund, der sich freiwillig keinen Schritt bewegt, in einer Ecke sitzen lassen und sich (überspitzt gesagt) im eigenen sicheren Bereich einnässen lässt (die Rede ist hier von Tagen/Wochen). Und die teils wirklich verletzend verurteilte geführte Diskussion seitens Einzelner, die aber selbst - den Beiträgen nach zu urteilen - bisher keine eigenen Erfahrungen gemacht haben.

    Ich denke nicht, dass sie das gemeint hat, diese Situation wurde so nicht besprochen. Aber die Argumentationsstruktur, die sie da hatte, hieße auch, den Hund sitzen zu lassen, bis er anbietet, was Anderes zu machen.

    Da hätte ich - meiner Einschätzung nach - bei Lilly Monate warten können :smile: Und bin nach wie vor überzeugt davon, dass sie sich erst bewegen musste, um die Freude an der Bewegung zu entdecken (sich draußen zu lösen fand sie ja von Anfang n genial, nur der Weg dahin war nicht akzeptabel). Also dass hier gerade der „Zwang“ Voraussetzung war, dass Lilly Erfahrungen mit Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit machen konnte.

    Aber das ist ein Einzelthema :smile: Die Anregungen, die sie gibt, finde ich auf jeden Fall sehr wertvoll, gerade für Menschen, die noch sehr am Anfang mit einem Hund mit Ängsten stehen.