Beiträge von Vriff

    Für mich hat das Thema eigentlich furchtbar wenig mit Erziehung oder Ausbildung zu tun. Mir geht's da eher um den Umgang mit dem Pferd. Also meinen Umgang mit dem Pferd, nicht wie verhält sich das Pferd.

    Es ist eine Frage der Kommunikation und der Kommunikationskultur. Ich mache mit meinen Pferden kein Führtraining, kein Gelassenheitstraining, kein Nichts. Hier gibt es echtes Leben, funktioniert für uns.

    Trotzdem habe ich mit meinen Schülern sowas bis zum Erbrechen geübt. Weil wer bewegt wen, wie vermittele ich Sicherheit, wie lese ich ein Pferd, ... einfach wichtige Themen sind. Und lernen in gesicherter Umgebung, mit bewältigbaren Aufgaben einfach besser funktioniert. Neben Technik, Gefühl und Wissen ist es schlicht und ergreifend Erfahrung und Übung.

    Aber ich bin mir sicher, es wird der Tag kommen an dem ich überfordert bin mit einem Pferd und nicht weiter weiß und dann bin ich verdammt froh, wenn niemand die Lanze des Tierquälers über mir bricht sondern mir zeigt, wie es besser geht.

    Kommt drauf an tears-of-joy-dog-face war jetzt bestimmt nicht die Antwort die du hören wolltest.

    Nachdem bei mir kontrollierter Freilauf Priorität Nr 1 ist, ist mein erlaubter Radius meist ziemlich klein oder ziemlich groß. Aktives Radiustraining mit fixer Grenze mache ich nicht.

    Meistens pendelt es sich irgendwo zwischen 1-20 Metern ein, ist aber hundgewählt und nicht antrainiert.

    Hier sind die Themen eher sicherer Rückruf, Wegtreue, automatischer Rückruf bei Menschensichtung, warten vor Kreuzungen, ...

    Glaube ich nicht. Betreuung ist teuer und wer sich jetzt einen Hund holt, weil er halt Zeit hat, der gibt ihn halt ab, wenn er keine Zeit mehr hat oder lässt ihn alleine.

    Diese Menschen gab es schon immer, hatten halt nicht alle gleichzeitig Zeit.

    Die Idiotendichte ist auch nicht gestiegen. Nur mehr Menschen bei gleichem Platz führt zu mehr Begegnungen. Mir macht die Hundedichte auch Sorgen, sie nervt mich und ich mag die Konsequenzen daraus für alle nicht. Aber das ist eine Entwicklung die gibt es schon länger. Corona beschleunigt da nur den Prozess.

    Hunde sind Lebewesen, da gibt es keine Garantien. Mich würde beruhigen, dass diese Problematik offen thematisiert wird. Mein Vertrauen in so jemanden würde mir Hoffnung geben, dass mit anderen, gesundheitlichen Themen ebenso verantwortungsvoll umgegangen wird und damit die größtmögliche Chance auf einen gesunden Hund da ist.

    Für mich wäre das ein Makel, irgendwo ein Risiko, meine Entscheidung würde es nicht ändern. Solange es "nur" das ist. Lieber ein kleines Hodenproblem als ein verschwiegener Herzfehler.

    Ich finde das Thema einfach unglaublich komplex und spannend. Das macht es aber auch schwierig darüber zu diskutieren.

    Für mich ist Alternativverhalten immer eine Krücke, ein Hilfsmittel. Aber warum sollte ich das nicht nutzen. Ich bin weder perfekt noch Profi, da ist mein Anspruch Hauptsache Frieden.

    Auch in meinem Beispiel. Ich habe und hatte das Problem nie mit ihr. Da spielen so Faktoren rein wie, der tiefe Glaube, dass sie mich nicht beißt und natürlich reagiere ich schon, zum Teil unbewusst, viel früher. Habe auch ehrlicherweise ganz lange gebraucht um zu glauben, dass mein kleines Pferdchen in meiner Abwesenheit so ein Monster sein soll.

    Sind Andere deshalb unfähig? Nein! Auch nicht inkonsequent, mit der entsprechenden Ausstrahlung braucht es kein Training.

    Aber dieses Standing, diese unbewusste Körpersprache, das muss man erstmal haben. Und selbst wenn man sich eine Grundlage beim eigenen Pferd erarbeitet hat, heißt das noch lange nicht, dass das für alle gilt.

    Auch wenn ich jedem erklären würde, wenn du nur glaubst, dass sie dich nicht beißt und das ausstrahlst beißt sie dich nicht, das hätte was von Wasser predigen und Wein saufen. Das stimmt, ist aber für die Meisten nicht umsetzbar. Ich kann es bei fremden Pferden auch nicht, da ist ein Rest Unsicherheit, ob nicht doch Zähne in mir landen und schon braucht es mehr, um ich werde auf keinen Fall gebissen zu kommunizieren. Das sind Nuancen im Verhalten die Pferde wahrnehmen. Schauspielern geht nicht.

    Deswegen finde ich so Aussagen, wie ich habe noch nie gebraucht, ich habe noch nie erlebt, usw. unglaublich schwierig. Mag stimmen, entweder weil man ein Naturtalent ist oder weil man von Anfang an sehr gute Lehrer hatte oder einfach Glück. Aber Allgemeingültig finde ich es nicht. Es spiegelt nicht meine Erfahrung und mein Erlebtes wieder.

    Das liebste Pferd kann mit der falschen Person richtig fies werden und umgekehrt. Ich gestehe da jedem Fehler ein und die Chance zu lernen.

    Bedingt. Kommt auf das Problem an.

    Mein Ziel ist selbstverständlich immer so unauffällig und wenig wie nötig, aber der Weg dahin schaut halt nicht immer schön aus. Mir ist das Ganze etwas zu schwarz-weiß. Grenzen aufzeigen, deutlich werden ist doch alles nichts Anderes als Gewalt, gibt ja auch psychische Gewalt.

    Man kann nicht nur nett, nie. Bei keinem Lebewesen. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sein Pferd verprügelt.

    Mal ein Beispiel für Alternativverhalten und Gewalt. Hätte man bestimmt auch anders lösen können.

    Omi ist ein schlimmer Hungergrant, bei mir war das nie ein Problem und sie hat sich immer benommen. Nur ist man nicht alleine auf der Welt. Das Ergebnis von Fremdfütterei und Erfolg. Sie hat jeden der Futter hat gebissen und zur Not noch ein bisschen geschüttelt.

    Geht echt nicht, da gibt es nichts zu diskutieren. Aber ich kann nicht mit jedem Menschen und dem Pferd einzelnd üben.

    Meine Lösung wer beißen will bekommt den Ellenbogen so passend hingehalten, dass er sich die Nase stößt. Tut weh, ist fies, aber unterbricht erstmal die Beißerei. Omis Lösung ist danach übrigens mehr beißen, schneller beißen und sich aufplustern. Allein deshalb ist das keine Lösung, aber der Moment für Alternativverhalten. Beißen führte nicht zum Erfolg, aber nahezu alles was sie stattdessen Angeboten hat.

    Inzwischen ist drei Schritte rückwärts gehen und den Kopf wegdrehen fest verankert und generalisiert. Jeder der mit ihr Umgang pflegt ist instruiert. Macht sie das nicht hat man mit füttern zu warten, bis sie es tut. Aber auch die Anweisung, sollte sie mal wieder blöd werden, hau ihr auf die Nase. War seit Jahren nicht mehr nötig, aber mit Beißen zum Erfolg kommen ist keine Option.

    Bis dahin war sie sozusagen komplett isoliert und das ist keine Lösung sondern reine Vermeidung des Problems, geht nicht ewig. Und ja, das Hauptproblem ist auch bei solch kleinen Tyrannen der Mensch. Wirklich so konsequent sein, ist für Viele verdammt schwer. Da wird doch mal gefüttert, obwohl sie den Kopf nicht dreht, da wird eben schnell, was reingeworfen, ... Aber die Korrektur für menschliche Nachlässigkeit ist inzwischen halt ein böser Blick meinerseits maximal ein Räuspern. Aber das ist das Ergebnis, nicht der Weg dahin.

    Ich merke gerade sowas aufzuschreiben ist verdammt schwer. Irgendwas habe ich garantiert vergessen oder missverständlich formuliert. Aber das ist ein Fall von Alternativverhalten aufbauen.

    Es gibt Situationen, Situationen und Möglichkeiten.

    Für mich ist Gewalt keine Ausbildungs- und Erziehungsmethode. Aber es ist eine Notlösung sobald Leben gefährdet wird, ist es für mich in Ordnung, übrigens egal ob Pferd, Hund oder Mensch. Läuft für mich persönlich unter Notwehr.

    Es kann auch fernab von, mich selbst schützen, als Türöffner fungieren. Im Panikmodus nimmt ein Pferd leider nur noch Schmerzreize wahr. Und wenn ich damit die Möglichkeit schaffe wieder zu kommunizieren.. Kann immer mal passieren sind Fluchttiere, ich kann auch immer mal eine Situation, meine Fähigkeiten oder das Pferd falsch einschätzen, sollte nicht passieren, tut es trotzdem.

    Damit ist auch die Frage nach dem Aufrüsten beantwortet. Kann ich nicht, solche Situationen plane ich schließlich nicht bewusst. Im Gegenteil, ich versuche sie zu vermeiden, um überhaupt langfristig an welchem Problem auch immer arbeiten zu können.

    Das größere Problem in der beschriebenen Situation sehe ich in Gefühlsdusselei. Damit dann verbunden das in diesem Falle wortwörtliche nachtreten. Das geht nicht, da hat es eine Portion Menschenschulung nötig. "Emotionslos" und fair und klar verständlich muss halt gelernt werden und ist so schwierig. Wer noch nie im Stress überreagiert hat werfe den ersten Stein. Sei es aus Angst vor oder um das Pferd, sei es aus Scham, sei es Jähzorn. Pferdetraining ist immer auch Selbsttraining.

    Rai reiten ist nicht meine Welt. Zu einem fairen Umgang gehören für mich alle Säulen der Lerntheorie. Und in der Praxis kenne ich ausschließlich Fälle von, Gott sei`s gedankt, die meisten Pferde sind wirklich nett. Sobald es um reiten geht wird es in diesem Fällen für mich unfair, Pferde sind nicht zum tragen geboren, will ich das trotzdem bin ich ihnen eine Anleitung und Training schuldig. Bin ich dazu nicht bereit bleiben die Füße auf dem Boden. Gibt aber bestimmt irgendwo eine rühmliche Ausnahme.