TH-Hund und Erziehung

  • Hallo!

    Ich habe eine, bzw. einige Fragen.
    Ich habe seit einem halben Jahr aus dem Tierheim einen Hund. Er ist wirklich total lieb und ich bin froh ihn zu haben.
    Manchmal aber gibt es Tage, da könnte ich ihn.... :stock1:
    Das Problem ist, dass wir irgendwie keinen Fortschritt in der Erziehung machen. Er zieht ununterbrochen an der Leine und wir wissen echt nicht, was wir noch tun können. Sämtliche bekannten Tricks haben wir ausprobiert (Stehenbleiben, Richtung wechseln, nach Einweisung durch Hundetrainer sogar Halti). Alles ohne Erfolg leider. Wir sind echt mit unserem Latein am Ende und wissen gerade echt nicht, was wir noch tuen können.
    Das zweite, ebensogroße Problem: Das Laufen ohne Leine. Das ging von Anfang an nur manchmal gut, hören tut er nur, wenn gerade nicht interessanteres seinen Weg kreuzt. Also haben wir auch hier die gewöhnlichem Methoden versucht, haben eine Schleppleine gekauft, haben drinnen mit ihm geübt, üben jeden Tag an der Schleppleine.
    Hier sind wir aber auch ab einem gewissen Punkt nicht weitergekommen: Er hört an der Schleppleine wunderbar, ohne aber kein bisschen. (Rennt sogar so weit weg, dass man ihn nicht mehr sehen kann)

    Auch was die Bindung angeht gebe ich mir viel Mühe, ich spiele auf Augenhöhe mit dem Hund, bin auf Handfütterung umgestiegen, probiere wirklich vieles).

    Ich bin echt ein bisschen verzweifelt und weiß nicht was ich noch machen kann und soll. Wenn jemand noch Tipps hat, würde ich mich sehr freuen.

    P.S.: HuSchu waren wir schon, leider auch hier ohne langanhaltenden Erfolg.

  • Hi, schreib mal etwas mehr über euch und euren Hund.
    Wie alt ist er und was ist über seine Vorbesitzer bekannt?
    Wie viel Zeit am Tag ist Hundezeit? Wie lange habt ihr die einzelnen Methoden konsequent (?) ausprobiert? Wieviele Menschen gehen regelmäßig mit ihm raus? Sind wirklich alle konsequent?
    Und zieht er eher gleichmäßig oder rennt er hin und her?
    Wie ist sein Verhalten beim Trainer?
    Wie bist du bzw. wie ist deine Familie so "drauf"? Wie wirkt ihr auf andere? Eher zurückhaltend/unsicher oder selbstbewusst?
    Gibt es einen, bei dem er weniger als bei den anderen zieht?

    Und wo wohnt ihr? Vielleicht kennt jemand hier einen wirklich guten Trainer in deiner Gegend?

  • Sam ist 1 1/2 Jahre alt, die Vorbesitzer waren wohl ganz lieb zu ihm, hatten aber nicht wirklich Zeit für ihn (Gassigehen 1 - 1,5 h pro Tag). Erzogen wurde er leider kein bisschen (nicht mal "Sitz, Platz, Bleib" etc.).
    Am Tag sind wir so ca. 3 Std. draußen (unter der Woche) und abends spielen wir dann noch bisschen zusammen.
    Mit ihm rausgehen tue zu 3/4 nur ich, manchmal auch meine Freundin, dann aber meistens zusammen mit mir, würde also sagen, dass die Methoden recht konsequent umgesetzt wurden. Das Problem z.B. beim Richtungswechsel war, dass wir selbst in 1,5 Std. nie weit gekommen sind, der Hund immer unruhiger wurde, gewinselt hat und eher mehr gezogen hat.
    Eigentlich zieht er recht gleichmäßig, manchmal aber etwas doller (wenn´s besonders gut riecht oder andere Hunde in Sichtweite sind).
    Bei der Trainierin hat er sich eigentlich genauso verhalten wie bei uns, es ging bis zuletzt nicht wirklich gut. Das Ende war aber wie gesagt der Versuch mit dem Halti und da wurde eben gesagt, dass das dauert. Mit Halti läuft er eigentlich gut, ohne leider unverändert :|
    Was die anderen betrifft muss ich sagen, dass am Anfang gesagt wurde wir wären zu nett zum Hund und das Mitleid (wg. Tierheim usw) ganz schlecht wäre. Mittlerweile haben wir die Tipps von den anderen HH im Park umgesetzt und die staunen selber, dass es nicht funktioniert "das hat bei uns immer geklappt".... Bei uns leider nicht :sad2:
    Ziehen tut er bei allen eigentlich gleich, da macht er keine Unterschiede, auch die Trainerin hat er über die Wiese gezerrt :smile:

  • hallo samundmax ,

    ich kann dir nicht wirklich helfen, aber ich möchte dir mut machen.
    du wirst nur einen anderen trainer benötigen, die du hattest, war mit sicherheit nicht die richtige. ;) und du wirst viel geduld und gelassenheit haben müssen - aber das wird. kann ich dir aus eigener erfahrung sagen.

    vielleicht schreibst du noch einen neuen beitrag: suche trainer in...

    zusätzlich könntest du mal auf einem hundeplatz vorbeischauen, wenn du glück hast, erwischt du einen guten.

    und schau mal hier https://www.dogforum.de/ftopic61549.html

    viel glück. gruß marion

  • hi sam und max,
    zunächst mal: ein halbes jahr ist in sachen hundetraining von einem th-hund noch keine ewigkeit, manche dinge brauchen ihre zeit. ich weiß aus eigener erfahrung: das nervt! vorallem wenn manche sachen so schnell gut klappen und man einfach nicht versteht, warum andere so viel zeit und nerven in anspruch nehmen. ein paar tips hab ich für dich, ist natürlich meine subjektive meinung, will hier keinem auf die füße treten.

    halti würd ich gleich mal vergessen. wenn du einen hund willst, der tut was du von ihm möchtest erreichst du das dauerhaft und gewaltlos nur dadurch, dass er selbst genau das möchte. das heißt: du musst es für ihn zu einer tollen sache machen vernünftig an der leine zu gehen (z.b. mit besonderen leckerchen). ein halti signalisiert ihm nur: so lange ich dazu gezwungen bin, bin ich halt brav, aber sobald das blöde ding ab ist koste ich die freiheit doppelt so doll aus.

    mit dem stehenbleiben klappt bei uns aus dem selben grund wie bei dir auch nicht immer so super: manchmal winselt er und ist irritiert. deshalb haben wir immer noch eine zweite leine dabei die länger und aus leder ist, wird der stress für ihn zu groß belohnen wir noch ein mal wenn er sich zu uns umdreht und dann machen wir den leinenwechsel. an der lederleine darf er dann etwas mehr, natürlich auch nicht ziehen wie ein bekloppter aber zumindest ist der bewegungsradius größer und wir bleiben nicht sofort stehen wenn die leine straff ist.

    bitte, bitte, bitte lass deinen hund nicht freilaufen wenn du ihn nicht im griff hast! ich werde ständig von hunden ohne halter regelrecht belästigt, dass ist echt ätzend wenn du einen freilaufenden hund triffst den du nicht kennst, kein mensch ist zu sehen und dein hund ist auch noch angeleint. das heißt ja nicht, dass du ihn nie ohne leine laufen lassen sollst, aber warte damit bitte ab, bis du dir ganz sicher bist dass er auch kommt wenn du ihn rufst.

    ein tip zum schmökern: hunde erziehen, ganz entspannt der einsteigerkurs von christiane blenski, da ist das mit dem leinentraining gut erklärt und auch sonst viele nützliche tips, außerdem kommt ihr erziehungsmodell ohne zwang aus und das buch ist gut geschrieben.

    ich hoffe ich konnte ein bisschen helfen. ansonsten kann ich dir nur raten: stress dich nicht! jeder hund braucht unterschiedlich lange um zu lernen und du brauchst es vor niemandem zu rechtfertigen, wenn das mit der leinenführigkeit eben länger dauert. es braucht dir auch nicht peinlich zu sein wenn dein hund eher mit dir spazieren geht als du mit ihm, es ist schließlich auch schwieriger einem erwachsenen hund (der ja auch mehr kraft hat und schneller ist) die leinenführigkeit zu vermitteln als einem hund den man von kleinauf bei sich hat.

    liebe grüße
    chrissi

  • Hallo, auch ich möchte dir einfach etwas Mut machen.
    Ich selbst habe auch einen Tierheimhund, der sogar ein ziemlicher A*sch war ;)

    Damals hatte ich mir vorgenommen, dass er in 3 Monaten versteht, das er und ich zusammen leben, nach 6 Monaten bei seinen Problem-Themen "neutral" ist und durch meine Anweisungen mit der Situation klarkommt, nach 9 Monaten langsam selbst den Dreh raushat, in bestimmten Situationen korrekt zu reagieren, und nach einem Jahr "normal" ist.


    Ich habe den Stinker jetzt seit achteinhalb Monaten bei mir, und wir sind gut im "Zeitplan". Seine ehemalige Angst/Agression gegen Fremde legt sich, und letzt hat er bei einem Spaziergang sogar die mit-Gassi-Gängerin (hier aus dem forum) zum Streicheln aufgefordert.

    Manchmal hilft es bei Problemen auch, einfach mal kurz eine Pause zu machen. Durchatmen, Ruhe verspüren, und dann nochmal versuchen.
    Es dauert teilweise ewig, ohne das Besserung spürbar ist, und dann machts Klick, und plötzlich ist alles anders! Bei uns war es die Abneigung gegen andere Hunde, die wirklich von einem zum andern Tag verschwand :gott:

    Ich wünsche dir also viel Durchhaltevermögen, und du siehst, du bist nicht alleine mit diesen Erfahrungen, und bei anderen hat es am Ende doch noch funktioniert, also viel viel Stärke und Erfolg!

    Liebe Grüße
    Lisa

  • Zitat

    Ein etwas älterer Hund lernt auch langsamer als ein Welpe ;)

    :D
    aber er hat eben so seine angewohnheiten, die man in den griff kriegen muß.

    gruß marion

  • Ich bin in einer ähnlichen Situation, habe auch seit einem knappen halben Jahr einen Tierheimhund bei mir.

    Was die Leinenführigkeit angeht, haben wir auch noch viel zu kämpfen, aber mein Tipp:
    lass das mit dem Richtungswechsel erstmal und bleib einfach nur stehen, wenn er zieht. Wir haben auch anfangs immer Richtungswechsel gemacht, weil wir dachten das ist ein deutlicheres Signal und deshalb effektiver. Es hat aber auch nur dazu geführt, dass wir wie blöde hin und her gelaufen sind, weil er einfach grundsätzlich erstmal in die Leine gerannt ist, also wieder umdrehen, und ewig so weiter.
    Mein Hund ist sehr empfänglich für Stress (er ist kein ängstlicher Hund, eher hyperaktiv) und wurde dadurch selbst immer gestresster und es wurde auch eher immer schlimmer.

    Dann haben wir angefangen, einfach immer stehenzubleiben, und zwar mit ganz viel Ruhe. Wir sind nie sofort weitergegangen, sondern 1. wirklich erst, wenn die Leine locker durchhing und 2. gerne erst, wenn Pelle sich verwirrt umgedreht hat mit dem "Wieso gehen wir nicht weiter?"-Blick. Der heißt nämlich, dass bei ihm ankommt, dass er euretwegen nicht weitergehen kann.

    Versucht das doch mal, vielleicht ist eurer auch so ein hyperaktiver Kandidat... von Halti halte ich auch nichts.

    Es braucht glaube ich einfach gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz viel Geduld...

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