Der Angsthund-Thread....

  • Ich muss mir gerade mal meinen Kummer von der Seele schreiben :( :
    Es ging hier wirklich eine ganze Zeit in winzig kleinen Schritten aufwärts, aber heute hatte Sam den totalen Rückfall!


    Ich hab heute morgen schon gemerkt, dass er deutlich nervöser und schreckhafter war als die letzten Tage. Also haben wir eine ganz ruhige und absolut konsequente Morgenrunde gemacht.
    Der große Mittagsspaziergang war dann wieder toll. Wir waren auf einer riesengroßen eingezäunten Hundewiese und wir waren ganz alleine. Haben nur gespielt, getobt und etwas geübt und ich dachte schon Sam hat sich wieder beruhigt bis grade mein Freund völlig frustriert von der Nachmittagsrunde wiederkam.
    So ein Verhalten hatten wir schon Wochen nicht...
    Sam ist im Zickzack völlig verschreckt losgerannt. Ohren nach hinten und Schwanz eingeklemmt! Er hat sich ständig auf den Boden geschmissen und wollte nicht weiter. Jeder vorbeigehende Mensch war der absolute Horror.
    Bei meinem Freund ist er eh etwas ängstlicher, aber so hat der arme Hund schon lange nicht mehr gelitten.


    Manchmal könnte ich heulen! Sam tut mir echt in solchen Situationen endlos leid. Und nein, ich zeige es nicht und ich betüddel ihn dann nicht, aber das fällt mir manchmal echt schwer.
    Das tut im Herzen ganz schön weh, dass es dem Hund schlecht geht!


    Und ich kann mir das ganze nicht erklären... Eigentlich ist heute ein Tag wie jeder andere!
    Manchmal wünschte ich Sam könnte sprechen :( :

  • Ich kann deinen Kummer nachvollziehen. habe ich doch gestern im Tierheim 2 so ängstliche Hunde gesehen. Irgendwas muss aber doch in der Zwischenzeit anders geworden sein. Kannst du gar nichts ausmachen?

  • Ich kann dich super verstehen, weil ich die Situation hier auch habe. Es ging jetzt wochenlang sehr gut, alles wurde langsam besser und am WE wars wieder ne Katastrophe. So Tage gibt es aber immer wieder hier und die gehen auch wieder vorbei. :D Kopf hoch, ab morgen (oder übermorgen ;)) geht es wieder aufwärts. :gut:

  • Vielen lieben Dank Euch beiden :smile:
    Es ist schon etwas besser hier. Die Hundeschule heute abend ist gut gelaufen. Es war nur freies Training und ich konnte mich ganz mit Sam beschäftigen. Da fühlt er sich auch gut und sicher!


    Deshalb finde ich diesen Thread auch so gut. Endlich Leute mit denen man sich austauschen kann und es baut mich auf, dass solche Phasen wohl einfach "normal" sind und auch wieder vorbei gehen.


    Manchmal ist es so schwer nach jedem Rückschlag wieder zu sagen "Kopf hoch".
    Und natürlich wird vieles mit der Zeit besser. Vielleicht sollte ich mir mal ne Liste machen.


    Geht Euch das auch so, dass Ihr manche Erfolge gar nicht richtig wahrnehmt und es erst auffällt, wenn andere sagen "Och der ist ja schon viel entspannter"?
    Vieles geht halt so verdammt kleinschrittig!


    Und dann hasse ich manchmal die Menschen die mir auf der Straße begegnen und mit den Worten "Der hat aber Angst" ihre Riesenpranken über den Hund nehmen, versuchen ihn zu begrabschen und uns so wieder in unserem Training nach hinten werfen! :explode:

  • Da würde ich mich gleich vor dem Hund aufbauen. Sollen sie dich tätscheln wenn sie meinen jemand braucht das. ;)


    Führ doch mal ne Tagesliste. Einfach in nem Kalender ein + oder ein - machen. Wenn der Tag gut war gibt es ein +, wenn was vorfiel ein -. Du wirst bald sehen, dass die + überwiegen und die - immer seltener werden.
    Man erinnert sich nur mehr an das negative. Leider. Und dann kommen immer noch die alten negativen Geschichten dazu und alles wird ein riesengroßes Negativ!
    Dabei ist ja jeder Tag neu, ein neuer Beginn, vor allem mit einem Angsthund. Und immer dran denken: wir haben keine Angst, der Hund hat Angst und der Hund ist derjenige der wirklich leidet. Dabei muss man ihm behilflich sein. Und das geht am besten indem wir ihn bei seinen Ängsten begleiten und zur Seite stehen.


    Schara hat auch erst wieder einen Entlebucher Junghund überfallen. Die Halterin war so erschrocken, dass ich ihr gleich meine Adresse gegeben habe. Es war nichts passiert, aber ich dachte ich beruhige mal die arme Frau.
    Danach hatte ich eine richtige Wut auf Schara. Der arme Junghund, wie konnte sie nur, der war doch so süß und lieb und unschuldig.
    Später schämte ich mich meiner Gedanken, denn all die guten Wochen, fast Monate hatte ich wohl verdrängt. Es war so lange nichts vorgefallen. :/

  • Mensch Gaby, das mit der Tagesliste ist eine richtig gute Idee und eigentlich naheliegend es zu tun!
    Aber irgendwie bin ich nicht selber drauf gekommen :headbash:
    Das mache ich ab morgen! Und werde bestimmt ganz viel + machen...


    Und keine Angst um den kleinen Endlebucher. Der wird es verkraften oder besser seine Besitzerin :D Der kleine Knirps hat es bestimmt schon vergessen!


    Ab heute abend hatten wir ein neues Projekt. Wir haben uns an den Eingang der Fussgängerzone zur Stadtmitte gesetzt (da wo kaum was los ist) und einfach nur rumgesessen und geguckt. Hat eigentlich gut geklappt! Dafür könnte ich ja schonmal ein + machen ;)
    Das möchte ich jetzt gerne 1x täglich machen. Gibts dazu vielleicht irgendwelche Tips?
    Wir sind bewaffnet mit Clicker und Leckerchen, aber sonst vielleicht noch Ideen es Sam leichter zu machen?

  • Ich denke immer wieder ganz routiniert ohne viel Aufhebens diverse Plätze aufsuchen, sich auch mal ruhig hinsetzen, beobachten usw. ist schon mal ein guter Weg.
    Mit Belohnung musst du da nicht unbedingt arbeiten. Es soll ja was normales sein.


    Wie verhält er sich denn in solchen Situationen? Kann er da entspannen oder sitzt er angespannt da?


    Viele Trainer sagen ja, man solche brenzlige Situationen vermeiden. Ich mach jdas meiste aus dem Gefühl heraus und finde es besser den Hund immer wieder daran hinzuführen und damit vertraut zu machen. Mit Ruhe und Konsequenz.
    Aber ob es richtig ist? :???:

  • Mir hilft es immer, wenn ich an die ersten Tage mit unserer denke.


    Rausgehen auf die Wiese neben dem Haus, am liebsten wäre sie unter den nächsten Busch geflüchtet. Und ein Erlebnis: mein großer Sohn hat geheult, weil dieser Hund mit niemandem außer mir überhaupt rausgehen wollte (war ein paar Monate später). Der coole Typ, der heute in Frankreich an der Teststrecke an den Autos rumschraubt.
    Unsere Hündin wird erst vier im November ;)


    Das ist mir sehr nah gegangen. Und auch sie hat Tage, da ist sie merklich stressanfälliger - da kommt manchmal die Angst noch durch.


    Und dann seh ich sie wieder, wie sie beim Gassigehen fröhlich vorneweg trabt und wir lachen: eigentlich geht die Olle ganz alleine spazieren, wir sind nur die Anstandswauwaus, die hinterherdackeln.


    Irgendwie muss man sich da selbst disziplinieren. Wir Menschen sind eben so, dass wir die negativen Sachen so im Gedächtnis behalten, man muss sich bewusst an die positiven Dinge erinnern und die festhalten.


    Selbst an einem Tag, wo man in einer Sache einen Rückschritt macht, findet immer trotzdem noch etwas statt, was irgendwann noch nicht selbstverständlich war. Das muss man sich rauspicken und da wieder weitermachen.


    Je länger man dran arbeitet, desto kleiner werden diese Rückschritte im Vergleich zu den gesammelten Erfolgen.


    Am Anfang bei uns: wollte nicht raus, bei jedem Geräusch erschrocken, bei jedem Fußgänger und Hund die Straßenseite wechseln - totale Verweigerung, vor allen möglichen Gegenständen Angst - Müllsäcke, Hydranten, eine Folie in der Wiese, ein flatterndes Absperrband und soooo vieles mehr.


    Dann kommt auf einmal ein Hund und ich sehe: "au weia". Ja gut, dann ist das halt heute so, gehen wir eben auf die andere Straßenseite, nächstes Mal wirds dann schon....


    immer Kopf hoch!!!

  • lotuselise Danke für Deine Erfahrungen :smile: Das hört sich doch an als hättet Ihr im Laufe der Zeit ganz gewaltige Fortschritte gemacht! Und Du hast recht... Ich werde auch versuchen mir die positiven Dinge rauszupicken und mich daran hochzuziehen. Ist manchmal schwer, wenn man selber einen doofen Tag hatte ;)


    Also Gaby, ich weiß ja auch, dass es Trainer gibt, die empfehlen brenzlige Situationen zu vermeiden. Jetzt kann ich mir aber vorstellen, dass man den Input für den Hund natürlich steigern kann, wenn man sieht, dass er etwas souveräner geworden ist.
    Das Überqueren der großen Hauptstraße auf dem Weg zur Fussgängerzone klappt jedenfalls.
    Wirklich entspannen tut Sam sich in der Fussgängerzone noch nicht. Ganz am Anfang steht eine Bank, darauf sitz ich dann und wir machen gar nichts.
    Ich lasse ihn beobachten, aber nicht fixieren. Er ist halt ein Aufpasser. Die von ihm selbsterlegte Aufgabe versuche ich ihm natürlich abzunehmen was gar nicht so leicht ist.
    Sam ist da auf jedenfall schon etwas lockerer geworden. Je länger wir da sitzen und je weniger passiert um so besser geht es ihm :smile:

  • Zitat

    lotuselise Danke für Deine Erfahrungen :smile: Das hört sich doch an als hättet Ihr im Laufe der Zeit ganz gewaltige Fortschritte gemacht! Und Du hast recht... Ich werde auch versuchen mir die positiven Dinge rauszupicken und mich daran hochzuziehen. Ist manchmal schwer, wenn man selber einen doofen Tag hatte ;)


    Das ist ja das schlimme. Man denkt an schlechten Tagen nur an das negative, bzw. mir geht es oft so, dass ich noch an all die Baustellen denke, die wir noch haben. Und darüber ganz vergesse, wie weit wir schon gekommen sind. Wenn ich mir die Anfangszeit ins Gedächtnis rufe, dann ist wirklich schon viel passiert. Und das alles in "nur" 5 Monaten. Der Hund, der vor allem Angst hatte, was auf ihn zu kam, der sich bei jedem (!!!) Kommando erst mal vor Stress geschüttelt hat, geht heute an lockerer Leine an entgegenkommenden oder überholenden Fahrrädern vorbei und bellt nicht mal mehr nachts Leute an, bzw. nur noch selten und dann kann man gut abbrechen, weil er sich nicht mehr reinsteigert. Oder der Hund, der sich anfangs in der HuSchu beim freien Spielen hinterm Baum an Ausgang versteckt hat, dass ihn ja keiner sieht und der heute sogar von sich aus mal Kontakt zu anderen Hunden aufnimmt oder sich sogar mitten in die HH-Gruppe traut. Leider vergesse ich das allzu oft, wenn mal wieder was nicht klappt.


    Es tut auch gut, von anderen mal zu hören, wie weit man schon gekommen ist. Erst letztens hat wieder eine aus der HuSchu, die im gleichen Ort wohnt, gesagt, wie toll sich Camillo schon entwickelt hat. Das macht immer wieder Mut, dass sich die ganze Arbeit und Nerven lohnen.

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