Schnauze in Schnauze

  • Bestimmt wissen einige von Euch, worum es sich bei folgendem Verhalten eigentlich handelt:



    Es ist schon ein paar Jahre her, aber mir es doch recht deutlich in Erinnerung geblieben, weil ich es damals sehr außergewöhnlich fand. Cora war damals, glaub ich, am Anfang ihrer Hitze (ich kann das aber nicht mehr mit 100%iger Sicherheit sagen). Jedenfalls trafen wir ein Minirudel mit ihren beiden Halterinnen. Ein Mitglied des Rudels war ein Schäferhundrude. Nun ist es eigentlich so, dass meine Cora normalerweise eher mit Angst auf Schäferhunde reagiert. Nicht so bei diesem. Den fand sie gut. Und dieser Rüde zeigte ein für mich sehr bemerkenswertes Verhalten: Er hat seine Schnauze weit aufgerissen und geradezu zärtlich das Maul meiner Cora mit seinem Fang umschlossen. Er hat nicht zugebissen oder sowas. Und Cora hat sich das wirklich bedingungslos und wie es schien auch völlig angstfrei gefallen lassen. Mir schien es fast, als würde sie diesen "Kuss" genießen.


    Ist das eine bekannte Geste unter Hunden? Was genau besagt sie? Heißt das "Du gehörst zu mir" oder "Ich mag dich" oder "ich bin der Boss" oder wie ist dieses Verhalten zu deuten?


    Achso, ich habe diese Geste danach nie wieder zwischen Hunden beobachten können.


    Gruß, Fisch

    • Neu

    Hi


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    • Hallo Fisch!


      Zitat

      Achso, ich habe diese Geste danach nie wieder zwischen Hunden beobachten können.


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      Diese Gesten, in der Ethologie als "Schnauzenzärtlichkeiten" beschrieben, erstrecken sich über ein zärtliches Beknabbern, ein Belecken der Schnauzen, ein Umfassen des Fanges bis hin zu einem festeren "über den Fang fassen", sind immer rangbezogen und werden in der Mehrzahl der Fälle bei Welpen und Junghunden gezeigt.
      Dorit Fedderson-Petersen schreibt in ihrem Buch "Hundepsychologie" folgendes dazu:
      Wölfe und Hunde führen hochritualisierte "Schnauzenzeremonien" durch die häufig eingebettet im sozialen Spiel gezeigt werden. Hunde haben soziale Vorstellungen und Erwartungen, auch und gerade während der "Schnauzenzärtlichkeiten" mit Bindungspartnern. So gibt es während der Spiele im Nahbereich nicht selten Bestrebungen, Dominanzintensionen in Sequenzen einzubauen, denen durch ein Umfassen des Fanges begegnet wird, ohne die spielerische Zärtlichkeit zu unterbrechen. Bei äusserst geringem Individualabstand werden den Welpen und Junghunden über "Schnauzenzärtlichkeiten" Grenzen gesetzt, stets im Zusammenhang mit Beschwichtigungsgesten und der Versicherung der Zusammengehörigkeit. Durch die schnelle Abfolge von Aktion und Reaktion lernen die Welpen sehr schnell und genau, welche Distanzunterschreitung in welcher Situation erlaubt oder verboten ist.
      Und genauso wie beschrieben werden diese Gesten auch von Emma gegenüber Janosch eingesetzt. Unterschreitet er eine gewisse (von vielen Faktoren abhängige und räumlich immer wieder unterschiedliche) Distanz sanktioniert sie ihn mit einem, der Situation angemessenem Schnauzengriff. Janosch zeigt in diesen Situation auch nie Angst oder Abwehrverhalten, sondern steht mit gesenktem Kopf und abgewandten Blick da.
      Auch bei zärtlichen oder spielerischen Aktionen werden "Schnauzenzärtlichkeiten" seitens Emma immer wieder gezeigt. Hier überwiegt meines Erachtens nach die Komponente der Verbundenheit und weniger das Ausüben einer Sanktionierung, rangbezogen bleiben diese Gesten aber trotzdem!
      Das als Erklärung von mir!


      Liebe Grüsse,
      Björn

    • Hi Björn,


      das heißt, im Falle damals von Cora und dem Schäferhund hatte der Schäferhund den höheren Rang? Hab ich das richtig verstanden?


      Gruß, Fisch

    • Müsste so gewesen sein!
      Ich gehe mal davon aus, dass er ruhig und besonnen deine Hündin sanktioniert hat und sie keine Angst gezeigt hat da der Schäferhundrüde sicherlich nicht ad hoc und mit aggressiver Absicht sein Maul aufgerissen hat, sondern dieses "Schnauze-Umfassen" eingebettet war in einer ansonsten harmonischen Begegnung!


      Liebe Grüsse,
      Björn

    • das ist es allerdings...wieder was dazugelernt :)


      danke euch allen!


      zD

    • Mira mag diese Schnauzenzärtlichkeiten auch von mir sehr. Sie stand Kuscheleien anfangs äußerst skeptisch gegenüber. Aber ein Befummeln und sanftes Streicheln ums Maul und an den Lefzen konnte sie als erstes genießen.
      Wenn sie kleine Hunde (bevorzugt mit weichem Fell) trifft, versucht sie immer ihre Schnauze darunter zu schieben. Hat das auch mit Schnauzenzärtlichkeit zu tun?
      Und weil das Wort so selten gefallen ist :Schnauze, Schnauze Schnauze.
      Gruß, Karin.

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