Bleibt nicht mehr allein - nicht ausgelastet?

  • Hallo,

    in einem anderen Thema hab ich ja schon von meiner Edda berichtet, die seit nun etwa einer Woche bei uns ist.
    Sie ist drei Jahre alt, beherrscht die Grundkommandos in der Wohnung sehr gut, draussen aber leider bei zuviel Ablenkung gar nicht. Auch hat sie einen sehr starken Jagdtrieb und neigt zu Aggressionen gegenüber Hunden - somit ist von der Leine nehmen derzeit überhaupt nicht möglich.

    Im Moment übe ich bei unseren Gassirunden (etwa 3-4 Mal am Tag) viel mit ihr die Leinenführigkeit und clickere zwischendurch Kommandos - aktuell grade "schau", um das bei Geziehe und Gebell einsetzen zu können - und clickere mit ihr in der Wohnung auch täglich, um die Grundkommandos zu vertiefen und die Bindung zu stärken.
    Tauzerren und Ballschmeissen machen wir auch, zweiteres aber nur kurzzeitig, um unseren Nachbarn nicht vollends den Nerv zu rauben. Sie ist dabei nämlich nicht unbedingt grazil und leichtfüssig.. ;)

    Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie von Tag zu Tag unausgeglichener wird und ihr die Action fehlt. Die erste Woche konnte ich sie schon gleich problemlos für etwa 30-60 min. alleine lassen, seit heute fängt sie an zu jaulen, sobald man die Haustür zu macht - nicht mal kurz Wäsche waschen im Keller geht :/
    Auch läuft sie einem in der Wohnung nonstop hinterher, legt sich selten mal entspannt hin oder schläft.
    Könnte es daran liegen, dass sie nicht ausgelastet genug ist? Sie ist ein Bretonen-Mix und benötigt sicher schon einiges an Programm.

    Wie kann ich ihr also genügend Spannung, Bewegung und Spaß im Alltag bieten, ohne sie dabei von der Leine abmachen zu müssen? Ich hab schon gelesen, es gibt diese Schleppleinen - aber sind die dafür nicht eigentlich auch zu kurz? Und wenn dann ein fremder Hund kommt, hab ich sie damit auch nicht wirklich unter Kontrolle, oder?

    Hat jemand vielleicht noch einen Tipp, was ich sonst mit ihr machen könnte, in der Wohnung oder an der Leine?

    Vielen Dank und lieben Gruß,
    Janine

  • Hallo Janine,

    ich schon wieder, die dir antwortet ;-)

    Mache nicht zu viel mit deinem Hund, du wirst ihn sicher noch ein paar Jahre haben, er wird dann immer mehr einfordern.
    Wenn's genug ist, dann Pause für den Hund. Auch das muss sie lernen. Du musst sie nicht laufend beschäftigen.
    Sie beginnt nun offensichtlich Bindung zu dir aufzubauen, deswegen jetzt erst das Gejaule, wenn du gehst - oder sie beginnt dich zu kontrollieren.
    Im Haus sollte sie dich nicht mehr auf Schritt und Tritt verfolgen! Tür zu, Hund bleibt da. Keine großen Abschiedsszenen machen und bei der Rückkehr keine riesige Begrüßungszeremonie. Es soll selbstverständlich sein, dass du gehst und kommst.
    Deine Hündin solltest du noch an der Schleppleine lassen. Schau mal hier, aber nicht zuuu viel ;-)

    http://www.spass-mit-hund.de

    Gruß
    Leo

  • Hallo Leo,

    Oh, okay - dann hab ich das falsch eingeschätzt. Ich dachte, sie beginnt sich zu langweilen und ist deswegen plötzlich so "anhänglich".
    Aber wenn es genügend Beschäftigung ist, die sie bekommt, ist alles gut und ich werde eher darauf achten, dass es nicht zu viel wird.

    Mit der Bindung, das könnte stimmen - sie hängt mittlerweile schon arg an mir. Einerseits natürlich super, dass es so schnell klappte, andererseits auch nachteilig, was das alleine bleiben betrifft.
    Letztens blieb sie kurz bei meinem Mann an der Leine, und ich wollte nur mal eben was in einem Laden besorgen. Sie hat sich zwar auf sein Kommando hingesetzt, aber die ganze Zeit die Tür fixiert und leise gejault, bis ich wieder in Sichtweite war und sich dann - für eine so kurze Zeit eigentlich fast unnötig heftig - gefreut.
    Mich rührt das natürlich und freut mich insgeheim sehr, aber ich versuche das dann zu ignorieren.
    Also muss ich das Prozedere "Alleine Bleiben" wohl erst wieder von Grund auf mit ihr lernen?

    (hrmpf, dabei gibt´s doch grade echt schon genug mit ihr zu üben...)

    Den Link kenn ich schon, daher kam ich auch auf´s Geschirr, statt Halsband :smile:
    Aber gute Idee, da stehen ja wirklich einige Vorschläge - werd gleich mal ein wenig stöbern.

    Danke Dir - mal wieder :gut:
    Viele Grüße,
    Janine

  • Um beantworten zu können, ob dein Hund unterfordert ist müsste man erstmal wissen WAS und WIEVIEL du denn bisher mit dem Hund machst.
    Wir wissen...du kannst sie nicht ableinen, clickerst ein bisschen und arbeitest an der Leinenführigkeit.

    Aber wie lange bist du immer so unterwegs...sind es immer die gleichen Runden oder immer verschiedene usw. usw.

    Vorweg, ohne etwas gelesen zu haben kann ich dir aber schonmal sagen: Kauf dir ne Schleppleine. Zum einen hat der Hund daran deutlich mehr Bewegungsfreiheit (die gibts ja in 5,10,15 und auch 20 Meter Länge) und wenn du irgendwann mal das Rückruftraining beginnen willst, was ja zwingende Voraussetzung zum Freilauf ist, spätestens dann brauchst du eh eine Schleppleine!
    Natürlich ersetzt eine Schleppleine den Freilauf nicht (auf Dauer), aber besser als Spaziergänge an einer 2-Meter-Leine ist es für den Hund doch allemal.

  • Wichtig ist, dass du sie auch einfach mal ignorierst.
    Du machst schon wirklich viel mit ihr und nach meiner Meinung reicht es erst mal, aufbauen kannst du später noch.
    Wenn so viel Aktionen von dir ausgehen, wird sie dich weiter verfolgen, denn schließlich könnte ja wieder mal wieder etwas "Unterhaltung" kommen.
    Dann beginnt sie, dich zu kontrollieren.
    Inweit du nun das Alleine-Bleiben von Null beginnen musst, kann ich jetzt nicht einschätzen. Da du sie erst kurze Zeit hast und das "Problemchen" jetzt erst eintritt, kann ich mir vorstellen, dass sie vorher gut alleine bleiben konnte. Auf der einen Seite entsteht nun eine Bindung, was sehr positiv ist - andererseits kann es auch sein, dass sie dich "einfordert". So nach dem Motto: Wo bleibt meine "Bespaßerin", jaaaaaaaaaul, heul!
    Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle.
    Also, Tür zu, Hund bleibt im Raum und hat dich nicht zu verfolgen!
    Edda bekommt nun klare Ruhephasen verordnet.
    Dann musst du mal schauen, wie es sich entwickelt.
    Notfalls musst du das Alleine-Bleiben noch mal von vorne beginnen.

    Leo

  • Zitat


    Aber wie lange bist du immer so unterwegs...sind es immer die gleichen Runden oder immer verschiedene usw. usw.

    Ich gehe mit ihr, wie gesagt, drei bis vier Mal am Tag. Morgens und abends eine "kleine" Runde, Dauer etwa 30 Min, manchmal auch eine Große, Dauer etwa 60 Min. Und dann noch mittags/nachmittags die Größte, Dauer etwa 60-90 Min. Evtl. noch ein zusätzlicher Gang, je nach Lust und Uhrzeit.
    Die Wege sind pro Gang eigentlich immer unterschiedlich, weil ich abpassen muss, wann wo am meisten pferde- und hundetechnisch los ist und das (noch) meide. Über lange Sicht gesehen sind die Wege dann aber schon die selben, weil sie sich ja in einem Radius um unseres Wohnort erstrecken, Ausflüge in den Wald mal ausgenommen.

    Ich glaube, zeitmäßig ist das wirklich ausreichend - nur beim wie hätte es ja sein können, dass es zu langweilig ist. Um ein bisschen Abwechslung reinzubringen, jogge ich mit ihr zwischendurch oder lasse sie bei schönem Wetter in einen Bach springen - was aber mit einer 2m Leine auch nur bedingt lustig ist.. ;)

    Aber für den Anfang werde ich mir wohl tatsächlich eine Schleppleine zulegen, um sie mal ein bisschen rennen zu lassen.

    Danke und viele Grüße,
    Janine

  • Um dich mal zu trösten:
    Unser Hund hat auch Verlassensängste (nehme ich an).
    Ich habe ihn jetzt 2 Tage nicht mehr mit Liebe zugeschüttet, sondern ihn auch mal ein paar Stunden nicht beachtet, bzw auf den Platz geschickt. Und siehe da, ich kann die Stubentür zumachen und kurz rausgehen, Scotti bleibt auf dem Sofa liegen. Wenn ich dann statt 1 doch 2 Minuten weg bin steht er zwar vor der Stubentür, hat sie aber noch nicht aufgemacht. Das war vor einigen Tagen noch in weiter Ferne. Ich werde nun also versuchen, dass er wenn ich weg muss in der Stube bleibt und nicht im ganzen Haus rumrennen kann. Somit kann er auch nciht vor der Haustür stehen, ich hoffe das hilft ein Bisschen. Ich habe mal gehört, dass Hunde unsicherer sind wenn sie das ganze Haus für sich haben.Du siehst also, es kann klappen, dauert nur längere Zeit.

  • Als ich Lena neu hatte, bin ich die ersten Wochen nur rein stupide die gleiche Runde gelaufen. Das war für sie eh alles so neu und so aufregend, und jeder Grashalm wurde da täglich aufs neue intensiv beschnuppert, so dass ich da überhaupt keine neuen Runden gebraucht habe. Dafür hat man nach einer Weile gemerkt, dass sie empfänglicher für mich wird, weil sie die Umgebung kennt.

    Die ersten Monate war es total schlimm, wenn wir in einem neuen Gebiet/einen neuen Weg gegangen sind. Hören war dann überhaupt nicht mehr, der ganze Hund war total aufgeregt und zuhause war sie nach 30 Minuten Gassigehen zwar einerseits total platt, weil das doch recht anstrengend immer für sie war, so viel neues, aber eben auch total aufgedreht.

    Durch die immer gleiche Runde konnte ich anfangen wirklich mit ihr zu üben, und das wiederum fordert dann ja auch.

    Infos zur Schleppleine findest du in der Knowlegebase hier im Forum. Da stehen auch viel Übungen drin. Du kannst sogar kleine Ballspielchen mit der Leine machen, also keine Panik vor dem "Monster" Schlepp :-)

    In der Wohnung würde ich vielleicht eher klickern jetzt am Anfang und die Zerrspiele eher nach draußen verlegen. Du schreibst dass sie eh total unentspannt ist, mit solchen Spielchen putscht man den Hund ja noch mal zusätzlich hoch. Bis er dann zur Ruhe kommt und das Erlebte verarbeiten kann, dauert ja auch wieder. Ich würde viel klickern mit ihr, Schau drin in der Wohnung. Klickere Sitz, Platz, Pfötchen, was weiss ich. Auch wenn sie Teile davon schon kann. Sie lernt dadurch ja auf dich zu achten und sie lernt, dass sie von dir Futter kriegt. Beides gut für die Bindung. Du kannst ruhig gute Teile ihrer täglichen Futterration ihr so aus der Hand geben.

    Gerade wenn sie Probleme hat sich zu entspannen, versuch ihr immer mal wieder Ruhe zu signalisieren. Kommando "auf deinen Platz "(oder was auch immer) und dann versuch mal, dass sie da auch liegen bleibt. Setz dich z.B. nicht allzuweit entfernt hin, ohne groß zu bewegen, dass sie auch wirklich mal liegen bleibt und Ruhe findet. Es ist eine Übungssache, am Anfang ist mir meine Madam auch überall hin nachgestiefelt. Einerseits aus schlimmsten Verlustängsten und andererseits war jedes Rascheln oder Knistern spannend. Heute kommt sie teilweise nicht mal, wenn die Kühlschranktüre geht... und da kenne ich nur wenige Hunde die liegen bleiben.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!