Fragen zum Schleppleinentraining

  • Zitat

    1. Man soll ja nicht direkt mit der Leine auf den Hund einwirken, z.B. wenn er nicht abrufbar ist.
    Für mich ist das leider aber nicht immer umsetzbar.
    Nehmen wir folgende Situation: Ein Radfahrer kommt von hinten oder vorn. Ich will ihn abrufen, er reagiert nicht sondern fixiert den Radfahrer, beachtet mich überhaupt nicht. Er ist ca. 10 m von mir weg an der Schleppe.
    Um der Gefahr zu entgehen, dass der Hund ins Rad rennt oder was auch immer, muss ich ihn dann doch notgedrungen zu mir herziehen.
    :???:
    Manchmal reicht auch ein etwas schärferer Ruck an der Leine und er beachtet mich dann wieder und kommt auch her. Aber auch das wäre eine Sinnverfehlung, oder?


    Ja, leider. Wenn Du aber weißt, in welchen Situationen er noch nicht abrufbar ist, hangel Dich in seine Richtung (und zieh ihn nicht zu Dir) und greif ihm, wo er ist, ins Geschirr.
    Versuch diese Situationen gezielt zu üben: Such stellen, wo Dir solche Ablenkungen zwar passieren können, wo Du jedoch Kontrolle über den Abstand zu diesen Ablenkungen hast (z.B. eine breite Wiese neben einem Radweg, bei der Du erst mal mit genügend Distanz üben kannst)


    Zitat


    2. Irgendwann soll die Schleppe ja schleifen, wie das funktionieren soll ist mir absolut schleierhaft. Ich als Halter muss dann doch ständig in unmittelbarer Nähe der schleifenden Schleppe sein, zumindest das Ende muss für mich erreichbar sein. Wie ist das praktisch umsetzbar?
    Es wird zwar immer gesagt, dass der HH beim Schleppleinentraining dem Hund gedanklich mindestens einen Schritt voraus sein muss, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich zuverlässig klappt.
    Kann mir das mal jemand an praktischen Beispielen erklären?

    Danke! :smile:

    LG
    LaLouna

    Kennst Du "Der Letzte Kreuzzug"? Wo Harrison ford mit dem fuß "ins leere" tritt und auf einet Brücke landet?
    Es ist eine Frage des Vertrauens. Wenn ihr im Training weit genug fortgeschritten seid, dass Du ihm vertraust, dass er in 95 der Fälle auch macht, was Du sagst, dann wirst du wissen, das es klappt - aber eben auch erst dann. Und dann hast Du
    1. durch das Radiustraining erreicht, dass die Schleppleine immer in erreichbarer Nähe rumschleift
    2. durch Übungen der Impulskontrolle erreicht, dass er nicht gleich losdüst, wenn er irgendwas entdeckt
    3. seine Körpersprache beim "jetzt hat er was entdeckt" so gut lesen gelernt, dass Du es fast gleichzeitig merkst, wenn er was entdeckt hat
    4. Bessere Kontrolle über Sicht- oder Lautsignale über ihn, die Du dann in den Augenblick zwischen "hab was entdeckt" und "stürze gleich los" anbringen kannst.
    5. Durch unzählige Wiederholungen fast automatische Reaktionen auf diese Signale.

  • Zitat

    Wenn Du aber weißt, in welchen Situationen er noch nicht abrufbar ist, hangel Dich in seine Richtung (und zieh ihn nicht zu Dir) und greif ihm, wo er ist, ins Geschirr.

    Ihn "schnappen" ist äußerst heikel bei ihm.
    Wir wissen ja nicht, welche Erfahrungen er bisher gemacht hat, aber ich musste ihm anfangs erstmal beibringen, dass herkommen nicht bedeutet, er wird "eingefangen".
    Er kam nur her mit dem nötigen Sicherheitsabstand, immer darauf fixiert ob die Hand kommt oder nicht.
    Es war dann ok, mit einer leckerliegefüllten Hand an meinem Schenkel konnte ich ihn dann richtig zu mir kriegen.
    Allerdings reicht meist eine Situation in der ich ihn packen muss (weil es einfach zu gefährlich wäre, es nicht zu tun), dann ist das für die nächsten Abrufaktionen erstmal wieder futsch und er hält den Sicherheitsabstand.

    Er rennt auch öfter an uns vorbei. Kommt freudig angeschossen, man könnte fast meinen er grinst :D zischt aber an uns vorbei.
    Ich weiß nicht, ist es dann richtig ihn abzufangen?


    Zitat

    Versuch diese Situationen gezielt zu üben: Such stellen, wo Dir solche Ablenkungen zwar passieren können, wo Du jedoch Kontrolle über den Abstand zu diesen Ablenkungen hast (z.B. eine breite Wiese neben einem Radweg, bei der Du erst mal mit genügend Distanz üben kannst)

    Er ist schon ein kluger... wenn er merkt, dass er keine Chance hat den Radfahrer zu erreichen, versucht er es auch gar nicht. Er fixiert ihn dann zwar kurz, ist dann aber auch gleich wieder raus aus der Situation und widmet sich anderen Dingen.
    Ich zeige ihm dann, dass das ganz toll ist.
    Gestern hat er direkt neben dem Weg gebuddelt, es kamen Radfahrer. Ich habe die Situation abgesichert, stand also hinter ihm auf der Schleppe, so dass er nicht in die Räder hätte springen können und habe ihn einfach weitermachen lassen. Manche Radfahrer hat er gar nicht wahrgenommen, andere hat er nur kurz angeschaut und dann aber weitergbuddelt.
    Ich dachte mir, das ist auch eine gute Übung.
    Bei Luna habe ich mit irgendwelchen Ablekungsmanövern super viel erreicht. Schnell ein kleines Spielchen eingebaut wenn ein interessantes Objekt näher kam.
    Was mir allerdings Sorgen macht... das Kerlchen hat wirklich vor nichts Angst. Selbst vor einem rießigen lauten Traktor nicht. Könnte er, würde er glatt reinrennen. :/

    Und noch ein Problem ist seine ausgeprägte Unlust auf Leckerchen. Wenn ihn was richtig interessiert sind Leckerlie völlig egal. Und zwar unabhängig davon ob er satt ist oder nicht.
    Er nimmt die Leckerlie nach dem Motto "Na wenns sein muss" mit langen Zähnen. Es ist aber nichts mit dem man ihn richtig locken kann.
    Ich habe gestern abend noch verschiedenste Leckerlie gekauft, teilweise Katzenleckerlie, weil ich denke die riechen und schmecken intensiver.
    Vielleicht kann ich ihn damit kriegen...

  • Zitat

    Ihn "schnappen" ist äußerst heikel bei ihm.
    Wir wissen ja nicht, welche Erfahrungen er bisher gemacht hat, aber ich musste ihm anfangs erstmal beibringen, dass herkommen nicht bedeutet, er wird "eingefangen".
    Er kam nur her mit dem nötigen Sicherheitsabstand, immer darauf fixiert ob die Hand kommt oder nicht.
    Es war dann ok, mit einer leckerliegefüllten Hand an meinem Schenkel konnte ich ihn dann richtig zu mir kriegen.
    Allerdings reicht meist eine Situation in der ich ihn packen muss (weil es einfach zu gefährlich wäre, es nicht zu tun), dann ist das für die nächsten Abrufaktionen erstmal wieder futsch und er hält den Sicherheitsabstand.

    Aha, so einer ist er :D .

    Aber Du sollst ihn ja auch nicht "schnappen".
    Wenn er am Ende der ja wahrscheinlich gespannten Schleppe steht, gehst Du dort hin und nimmst dabei die Schleppe auf. So kann er sich zwar an dem kleiner werdenen Rest-Radius der Schleppe zwar noch etwas hin und her laufen, aber Dir nicht entwischen.

    Wenn er sich nicht gerne ins Geschirr greifen läßt, kannst Du das gut üben. Am Besten zu Hause damit anfangen:
    Du stehst aufrecht neben ihm, sagst "Geschirr", danach fast Du es an (zunächst ohne daran zu ziehen), lobst, oder noch besser: clickst, und gibst ein Leckerchen. Geschirr loslassen, aufrecht hinstellen.
    Das ganze kannst du z.B. machen, nachdem Du ihn gerade "angezogen" hast, und nach dem Spaziergang, bevor Du ihn wieder ausziehst.
    Wenn Du das drinnen ein paar Tage bei jedem Spaziergang so gemacht hast, weiß er, dass Du nach "Geschirr"-sagen selbiges anfassen wirst. Da das mit was tollem (lecker Essen) verknüpft wurde und sonst nix schlimmes passiert ist, wird er es also mittlerweile ganz gut finden. Dann fängst Du an, es auch draussen zwischen durch mal zu machen, wenn ansonsten keinerlei Ablekung vorhanden ist.
    Wenn Du von Anfang an immer darauf achtest, dass er bei diesen Übungen ruhig und entspannt ist, konditionierst Du Dir zudem ein Entspannungssignal, mit dem Du dann in aufgeregten Situationen, in denen er sich z.B. nicht abrufen ließ, einen Fuß in die Tür seiner Aufmerksamkeit bekommst.[/quote]

    Zitat


    Er rennt auch öfter an uns vorbei. Kommt freudig angeschossen, man könnte fast meinen er grinst :D zischt aber an uns vorbei.
    Ich weiß nicht, ist es dann richtig ihn abzufangen?


    Oh, tolle Ausgangsbasis für einen tollen, schnellen Rückruf, aber von vorne:
    Das was er momentan macht, ist quasie eine Verhaltenskette, von der Du aber nur einen Teil benötigst, der andere Teil soll "abgeschnitten" und durch "ganz zu Dir rankommen" ersätzt werden, gell? DAs geht so:
    Markiere das "freudig angeschossen kommen" mit dem Clicker, und schmeiß ein besonders tolles Leckerchen in die Richtung, in die er sowieso an Dirvorbei sausen würde. Damit bestärkst Du den Teil der Verhaltenskette, die Du haben willst mit dem Verhalten, denn er haben will (G***le: "Premack-Prinzip") UND auch noch einen Leckerchen.
    Wenn Du merkst, dass er anfängt, gezielt zu gucken, wann und wohin do das Leckerchen wirfst, fängst Du an, die Richtung und die Länge des Wurfes zu variieren.
    Ganz genial ist es, wenn er auch Futterdummies steht und schon weiß, dass er mit diesem zu Dir zurückkommen muß, um an den Inhalt zu gelangen, dann kannst Du das gleiche nämlich mit diesem machen. Alternativ gehen, je nach interesse Deines Hundes, auch Bälle, Frisbees, Critter, Wubba-Kongs, etc...
    Nach und nach formst Du also das "ätsch, ich renn an Dir vorbei" in eine Aktion um, die zunächst von Dir ausgeht, und dann MIT Dir vonstatten geht. Wenn Du das erst mal hast, bekommst Du das "bis zu Dir rann" auch hin. Es ist dann einfach der dritte Teil der Verhaltenskette "Rückruf".


    Zitat

    Er ist schon ein kluger... wenn er merkt, dass er keine Chance hat den Radfahrer zu erreichen, versucht er es auch gar nicht. Er fixiert ihn dann zwar kurz, ist dann aber auch gleich wieder raus aus der Situation und widmet sich anderen Dingen.
    Ich zeige ihm dann, dass das ganz toll ist.

    Nutz das als gezielte Übungsmöglichkeiten, denn das ist doch genau das Verhalten, das Du haben willst. Dazu ist es doch egal "warum" er nicht hinterher geht. Markier das Verhalten und bestärk es. Du kannst dem Verhalten sogar einen Namen geben. Sag einfach was weiß ich "Vorsicht, Radfahrer" oder irgendsowas, click es und bestärk es. Das kannst Du, während der Fahrradfahrer sichtbar ist, durchaus mehrfach wiederholen. Nach und nach verringert Du die Distanz zu den Radlern, unter beibehaltung des "Signal-sagen, clicken, bestärken"-Ablaufs. Je öfter Du das in Distanzen hinbekommst, in der er gar keine Notwendigkeit sieht, hinter den Rädern herzuhechten, desto schneller hat er raus, dass "ruhig zugucken" genau das Verhalten ist, dass sich sehr für ihn lohnt, weil es Lecker Essen regnen macht und Du total happy bist.


    Zitat


    Gestern hat er direkt neben dem Weg gebuddelt, es kamen Radfahrer. Ich habe die Situation abgesichert, stand also hinter ihm auf der Schleppe, so dass er nicht in die Räder hätte springen können und habe ihn einfach weitermachen lassen. Manche Radfahrer hat er gar nicht wahrgenommen, andere hat er nur kurz angeschaut und dann aber weitergbuddelt.
    Ich dachte mir, das ist auch eine gute Übung.

    Ja, das ist es. Hier könntest Du auch "Vorsicht, Radfahrer" sagen, clicken und mit "geh buddeln" belohnen (was er ja sowieso macht...)

    Zitat


    Was mir allerdings Sorgen macht... das Kerlchen hat wirklich vor nichts Angst. Selbst vor einem rießigen lauten Traktor nicht. Könnte er, würde er glatt reinrennen. :/


    Ja, das kenne ich, ich hatte für zweieinhalb Wochen eine Schäfer-Welpette zu Gast, sie wollte auch in jedes sich schnell bewegende Objekt hechten... Ich habe:
    die Sache mit "Geschirr" geübt, sehr sehr sehr stark "Sitzen" in auch schwierigen Ablenkungssituationen (Reizangelspiele...) geübt, das dann in "Autos fahren Vorbei" Situationen zusammen angewendet - zunächst mit sehr großem Abstand (waren anfangs bestimmt 250 Meter...)

    Zitat


    Und noch ein Problem ist seine ausgeprägte Unlust auf Leckerchen. Wenn ihn was richtig interessiert sind Leckerlie völlig egal. Und zwar unabhängig davon ob er satt ist oder nicht.
    Er nimmt die Leckerlie nach dem Motto "Na wenns sein muss" mit langen Zähnen. Es ist aber nichts mit dem man ihn richtig locken kann.
    Ich habe gestern abend noch verschiedenste Leckerlie gekauft, teilweise Katzenleckerlie, weil ich denke die riechen und schmecken intensiver.
    Vielleicht kann ich ihn damit kriegen...

    Manchmal müssen sie erst lernen, draussen auch Leckerchen zu essen, weil das (zu essen) oft gar nicht zur derzeitigen Motivation passt.
    Versuch etwas, was weich ist, saftig und richtig stinkt (Käse, z.B. Harzer (jak..), Leberwurst (kannst Du in Futtertuben "servieren"), gekochte Leber, Herz, Innerreien... Aslo nicht fertige Leckerchen, die sind oft nicht stinkig genug und zu trocken. Machmal geht Katzenfutter, weil das mehr riecht - und die Bröckchen haben eine schöne Größe zum clickern :D .
    Was auch bei der kleinen Schäferhündin ging war: zu mir Umdrehen und Leckerchen nehmen. Sie hat es nicht mal genommen, wenn das Zeug einen Zentimeter von ihrer Nase entfernt war: Ich habe es ihr also direkt an die Nase angedockt, und dann konnte sie es auch essen: es lag wahrscheinlich daran, dass sie es anfangs nicht geschaft hat, ihre Augen von dem "Ding" abzuwenden. Das alles geht jetzt mittlerweile: alleine hinsetzen, sitzen bleiben, mich ansehen und Leckerchen nicht nur aus der Hand nehmen, sondern auch vom Boden aufsammeln.

    Wenn die Situation passt, nimm auch Spielzeug, auf das er total abfährt.

  • Danke schön für deine vielen Tipps! =)

    Futtertube ist das einzige, das wirklich zieht beim ihm... mit Katzen-Nassfutter.
    Ich war nur nicht so ganz begeistert davon ihn ständig mit irgendwelchem "Müll" vollzustopfen. Werd mich aber gleich mal hier schlau machen, welches Katzenfutter gut ist.
    Futterdummy interessiert ihn nicht die Bohne, siehe dazu im Forum Dummytraining.

    Ansonsten werde ich deine Tipps berücksichtigen und sehen wie es sich entwickelt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!