Erwachsenen Hund ausbilden?

  • Hei Corinna,
    damit meine ich, daß der Hund mehr kann, als er Lust hat. Sie ist oft schlicht unwillig, nicht daß sie andere Interessen hätte, keine Kraft oder überfordert wäre. Das kann ich sicher ausschließen.
    Beispielsweise hat sie keinerlei Lust, wenn es regnet, auf Koppeln mit hohem Bewuchs zu arbeiten. Da setzt sie sich dann hin und meint, daß ich mal schön selber laufen soll. Oder wenn die Schafe zäh sind und sie keine Lust hat, weigert sie sich, mal energisch hinzulangen.
    Kommt jemand mit einem anderen Hund zum Zusehen vorbei in einer solchen Situation, bringt sie alles sofort in Ordnung, z.B. hat sie neulich bei Bekannten ein mit hohen Drei-Meter-Sätzen flüchtendes schweres Leitschaf aus der Luft geholt und dann die Herde eingesammelt. Alles supergut gemacht, sieht aus wie Angeberei.
    Nun habe ich leider selten solche Motivationshilfen, deshalb hab ich sie "getreten", d.h. ihr unmißverständich klargemacht, daß sie auch arbeiten muß, wenn sie keine Lust hat. Ich muß das auch und ohne Schafe wäre sie nicht hier.
    Aber nun denk bitte nicht, daß sie ein armer, geprügelter Hund wäre. Ich kann schon ganz energisch werden, der Hund soll aber keine Angst, sondern Respekt haben. Sie ist erstaunlich dickfellig, das hat ja auch seine guten Seiten.
    Ich hatte oft meine Zweifel, ob ich es überhaupt schaffe, diesen Hund zur Arbeit zu bringen. Im Rückblick habe ich auch viel durch diese schwierige Lehrzeit mit ihr gelernt und es war schon besser so, als sie abzuschieben.


    Viele Grüße!

  • Hallo Wild Flowers,
    es kann gutgehen oder eben auch gewisses Risiko bergen einen Hund einzukaufen, dessen Eltern bzw. Vorfahren man nicht oder nur unzureichend hat arbeiten sehen. Das eine Mal hattest Du Glück, das andere Mal nicht so viel. Es klingt aber doch so, als hättet ihr Euch arrangiert und kommt miteinander klar. Sicher zieht man immer Vergleiche mit den Hunden, die man vorher hatte... sie sind halt stets unterschiedlich. Für mich persönlich kommt genau aus dem Grund nur noch ein Hund in Frage, dessen Vorfahren erfolgreiche Trialhunde und spitzenmäßige Arbeitshunde sind. Damit minimiere ich schon mal das Risiko, einen "nicht so brillianten" Hund zu bekommen. Klar, dafür legt man schon ein vielfaches von ´nem Hunni hin-daß ist es mir aber auch wert. Ich hab eben auch schon schlechte Erfahrung gemacht-daß soll mir nicht mehr passieren.
    Wie bildest Du Deine Hunde aus? Learning by doing. Or watching?
    Ab welchem Alter beginnt bei Dir die Ausbildung?


    Daß mit den Schafnamen in Deinem vorherigen Posting war doch nur bildlich gemeint, oder?

  • Hei Sanny,
    es wird wohl bei mir bei den "Glückshunden" bleiben müssen, der Betrieb gibt halt nicht mehr her. Und so schlecht ist die Hündin vielleicht nicht, wie sie mir vorkommt- meine Tochter ging im Herbst mit ihr zum Trainingstag und es waren wohl originelle Hunde und Besitzer da, jedenfalls nahm der Trainer unsern Hund als Demo für "guten Hund mit angeborenem Uhrzeigersinn". Ha, wenn der wüßte!
    Ich nehm die Hunde mit vier Monaten schon mit, so daß sie alles sehen, aber nicht an die Schafe rankommen (ich weiß, das machen die meisten anders). Wenn der Hund größer wird, kommt irgendwann von ihm: das kann ich schon. Dann darf er, erstmal mit Rückendeckung wegen meiner Trampelschafe. Dieser Zeitpunkt hängt natürlich von der Stärke des Hundes ab, bis auf diese Hündin hatte ich immer Frühstarter.
    Der Hund kennt dann die täglichen Arbeitsabläufe und je mehr er hilft, umso mehr Jobs und Anweisungen kommen dazu.
    Das mit den Schafnamen war schon wörtlich gemeint: Im Februar fange ich an zu melken, die Schafe sind dann im Auslauf mit Offenställen und werden einzeln in die Melkbox gerufen. Die meisten sind pünktlich da, aber es gibt auch Trödeltanten und Dränglerinnen, so daß dann manchmal drei in der Box stehn. Die zwei, die der Hund dann rausbringen muß, sollte er schon mit Namen kennen. Es sind meist nicht mehr als zehn Melkschafe gleichzeitig, das schafft ein Hund locker. Im Sommer auf der Weide holt der Hund die Schafe zusammen und die, die ich melke, werden einzeln aus der Herde rausgerufen.
    Da ich zweimal täglich melke bis November, ist immer was zu tun, der Hund nie ohne Arbeit.
    Ich denke auch es ist leichter für Hund auf diese Art.
    Den Neuen hab ich ein paar Tage an der Leine mitgeschleppt, dann losgemacht und, zugegeben, erstmal viel hinterher gerufen. Er ist jetzt fünf Wochen dabei und hat gestern ganz ruhig die Muttertiere durchs Fußbad gebracht, wie er es bei der Hündin sieht. Bin begeistert.


    So Gute, Regen vorbei, raus zu den Schafen, viele Grüße!

  • Zitat


    Kommt jemand mit einem anderen Hund zum Zusehen vorbei in einer solchen Situation, bringt sie alles sofort in Ordnung, z.B. hat sie neulich bei Bekannten ein mit hohen Drei-Meter-Sätzen flüchtendes schweres Leitschaf aus der Luft geholt und dann die Herde eingesammelt. Alles supergut gemacht, sieht aus wie Angeberei.


    Klingt für mich ein wenig danach, als ob die ganze Situation (ohne Zuschauer) sehr frustgeladen ist. Wenn Zuschauer da sind, verhälst Du Dich vermutlich anders - evtl. weniger Druck auf den Hund?


    Warum geht Deine Tochter mit dem Hund auf ein Seminar? Du arbeitest doch mit ihm! Wenn ich meine Hunde anderen "in die Hand" drücken arbeiten sie gaaanz anders. Wahlweise machen sie dummes Zeug, weil der Handler zu unerfahren ist oder sind viel besser als bei mir - bei einem erfahrenen Handler. Aber sie sind niemals so wie bei mir!


    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass beim Hüten das Verhältnis Hund - Besitzer viel viel wichtiger ist, als z.B. bei irgendwelchem Hundesport. Ist da nicht alles "im Reinen", sieht man das sofort bei der Arbeit an den Schafen. Natürlich sind meine Erfahrungen nicht soo groß in dem Gebiet, aber vielleicht wäre das ein Schlüssel für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Euch beiden?


    Ein Schaf zu holen/wegzubringen empfinde ich übrigens als eine der schwersten Aufgaben für einen Hütehund. Dafür muss der Hund schon ordentlich Druck machen können. Zubeißen ist dabei ja eher unerwünscht - meine Hunde dürfen das nur, wenn das Schaf angreift oder ich das Kommando dazu gebe. Aber ich bevorzuge vorher immer den "bisslosen" Weg.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Heichen,


    mal vorneweg, ich find es ganz liebenswürdig von Euch, daß Ihr Euch all diese Gedanken macht!
    Mein Verhältnis zu meiner Hündin ist nicht mehr frustig, seit ich beschlossen habe, sie lieber zu behalten und zu fördern, soweit es geht, statt sie in ungeeignete Hände zu geben. Sie ist ein liebenswürdiger, netter Hund, das hat sie nicht verdient. Wie ich zu Anfang schon mal schrieb, hat sie wenig Trieb, aber viel Ausbildung. So richtig abgehen tut sie übrigens auf Rinder, aber die hab ich nicht (schade) und zu meinen Pferden darf sie nicht.
    Als sie pubertierte, war ich wirklich gefrustet, aber nun ist sie fünf und wieder beisammen.
    Sie läßt sich nicht durch zuschauende Menschen, sondern Hunde motivieren.
    Das hab ich bei mehreren meiner Hunde beobachtet und daher bin ich meist einmal im Jahr zu so einem Training gefahren, just for fun.
    Weil es weit weg war und ich füttern mußte, fuhr halt meine Jüngste.
    Meist versorge ich die Tiere, aber der Hund muß auch mit ihr oder andern gehen, wenn ich keine Zeit hab. Ich muß Hof und Job flexibel organisieren.


    Kein Problem soweit, ich mach die Hundeausbildung so, daß sie mit jedem gehen, der die Schafe versorgt. Das läuft manchmal natürlich nicht so gut wie bei mir, die Schafe sind nicht blöd. Außerdem bin ich faul, was der Hund tun kann, soll er, dafür hab ich ihn. Meine Tochter würde eher ein Schaf am Kragen nehmen, als dem Hund deutlich zu sagen, was er tun soll, das findet sie anstrengender.... Also die Hauptarbeit sind die Schafe, egal wer sie gerade betreut.
    Der Neue motiviert die Hündin auch sehr, seit er da ist, hatte sie nur einen Aussetzer. Das war das letzte Lamm, das partout nicht durchs Fußbad wollte, zu klein zum Stoppen und völlig neben der Spur, weil Herde schon weg; außerdem Regen! Ein undankbarer Job, sicher, da wäre sie nur mit Ausdauer und Tanteninstinkt weitergekommen. Ich habs dann eingesammelt unter Absingen schmutziger Lieder...
    Die Hündin stupst normalerweise nur leicht, zeigt Griff nur nach Aufforderung, dann aber richtig.
    Der Rüde arbeitet mit viel mentaler Spannung und faßt in die Wolle. Er hat dadurch viel mehr Stich bei den Schafen, wobei die frechen schon raushaben, daß er nicht hinlangt.
    Beide Hunde gehen je nach Lage von hinten oder vorn dran und springen den Schafen auch ins Gesicht, wenn nötig (kommt öfter vor).


    Auf jeden Fall profitieren diese beiden Hunde voneinander: die Ruhe der Hündin, die Power von dem Rüden- sie haben Lust zusammenzuarbeiten und ihre Stärken auszuspielen und ich hab Spaß und weniger Arbeit!


    Schade, daß Ihr soweit weg seit, gibt noch viel zu lernen!
    Viele Grüße!

  • Das hört sich schon viel positiver an, als die Beiträge vorher :wink:


    Den Effekt, dass anwesende Hunde "anfeurnd" wirken, kenne ich! Ich hatte es so verstanden, dass auch "nur" Menschen reichen.


    Wenn die beiden so gut miteinander klarkommen und arbeiten - sich ausgleichen - dann ist das doch eigentlich fast perfekt, oder? Meine beiden sind auch sehr unterschiedlich und nutzen jeweils ihre Stärken, wenn ich sie zusammenlaufen lasse. Das macht schon Spaß.... mir und den Hunden :D


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hei,


    habt ihr einen Tip zum Abstandhalten?


    Die Böcke stehen auf Koppel mit Offenstall, kriegen Kraftfutter mitten auf der Weide in den Mineralschüsseln. Weil sie zahm und friedlich sind, haben sie nicht mal die anfänglichen Ausraster vom Hund übel genommen und jetzt geht er manierlich ruhig mit beim Futterverteilen.
    Nun möchte und soll er anfangen, drumrum zu gehen, aber weil er den Nahkampf liebt, geht es nie weit, bis er wieder dran steht (Schafe rennen nicht, im Zweifelsfall krempelt der Altbock die Wolle hoch und es würde die schönste Keilerei geben).
    In diesem Fall nützt das gute Vorbild der Hündin nichts, er ist viel zu begeistert, um ihren Abstand wahrzunehmen.
    Für Netz ist es mir zu matschig und ich bin zu lahm für ihn. Was zu werfen ist auch blöd, weil ich das schon tu, wenn er nicht hört. Und das dauernde Anhalten nervt uns beide. Dabei ist es ja nur ein kleines Kommunikationsproblem.


    Beim Füßebaden im Auslauf hat er das "Zurück" für etwas Abstand nehmen, Schaf durchlassen, schon begriffen, aber das ist an die Situation Fußbad gekoppelt, er kann es noch nicht in anderer Lage.


    Viele Grüße!

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