• Meine schlimmen Erfahrungen mit der Hundekrankheit Babesiose
    (ein Erfahrungsbericht für alle Hundehalter)


    Am Samstag, den 12. 10. 2008 bekam unser Hund Almos (ein ungarischer Vizsla) plötzliches Fieber und fühlte sich sichtlich unwohl. Unser Haustierarzt untersuchte ihn, jedoch war noch keine eindeutige Ursache erkennbar. Wir verabredeten, das Tier weiter zu beobachten und uns sofort zu melden, wenn neue Veränderungen auftreten sollten.
    Der Tag ging vorbei, das Fieber ging leicht zurück, doch Almos legte sich sehr unruhig schlafen. Während der Nacht stand er oft auf, war aufgeregt und wollte einmal raus. Vor der Tür blieb er plötzlich stehen und gab eine große Menge sehr blutigen Urin von sich.
    Angst und Aufregung stiegen bei uns in die Höhe und ich rief auf Anraten unseres Tierarztes sofort die Notdienst habende Tierklinik H. in Reutlingen an, in der Hoffnung unserem Hund könne dort sofort geholfen werden. Mittlerweile war es bereits 4.30 Uhr morgens, also Sonntag (13.10.). Ich schilderte der Dienst habenden Ärztin die Situation und wurde von ihr gebeten, erst etwas später zu kommen, da sie bis 8 Uhr allein sei. Erneut erklärte ich ihr den schlechten Zustand von Almos und bat eingehend darum, uns doch trotz der frühen Morgenstunde kommen zu lassen. Sie war einverstanden und so fuhren wir sofort hin.
    Der Hund zitterte am ganzen Körper, war schwach und wir waren in großer Sorge. Bei der Aufnahme wurde gleich gefragt, ob wir eine Vorauszahlung in Höhe von 100 € entrichten könnten. Trotz meines Kummers und der Angst um den Hund fiel ich aus allen Wolken, doch zufällig konnten mein Mann und ich die Summe aus Brieftaschen und Geldbeuteln zusammensuchen.
    Almos wurde von der Ärztin untersucht. Sie hörte uns an, sah die Symptome (Fieber, Abgeschlagenheit, rot verfärbten Urin, veränderte Augenringe sowie blasse Mundschleimhäute). Sie meinte, der Hund müsse in der Klinik bleiben und werde zunächst ein Schmerzmittel sowie eine Infusion gegen eine drohende Austrocknung bekommen. Im Laufe des Vormittags würden sie ihn weiter untersuchen.
    So nahm sie Almos auf die Station mit, lehnte aber meine Bitte ab, mitkommen zu können. Mir brach fast das Herz nicht sehen zu dürfen, wo er hinkommt und ich war sehr unglücklich darüber, dass ich ihn einfach in seinem schlechten Zustand allein zurücklassen musste. Ich könne ja anrufen, hieß es. Beunruhigt und traurig fuhren wir nach Hause.

    Gegen Mittag erkundigte ich mich nach unserem Hund und mir wurde mitgeteilt, dass es ihm schlecht gehe und der Verdacht auf Leptospirose bestehe. Da diese Krankheit ansteckend sei, müsse er unbedingt weiter in der Klinik bleiben. Ich teilte der Ärztin meine Zweifel an dieser Vermutung mit, da Almos vor 3 – 4 Monaten gegen Leptospirose geimpft worden war. Weiter wurde mir gesagt, das Labor sei schon abgenommen worden, die Blutwerte seien sehr schlecht, jedoch bestehe im Hinblick auf den Erreger noch keine Klarheit. Ein Ultraschall der Nieren sei vorgesehen, könne aber wegen zu vieler Patienten noch nicht durchgeführt werden.
    Das bedeutete für uns: erneutes Warten und Bangen! Die weiteren Untersuchungen wurden auf Montag verschoben.
    Am Montagmorgen war ich kurz vor 9 Uhr wieder in der Klinik, um mir persönlich ein Bild von der Lage machen zu können. Die Ärztin teilte mir mit, Almos sei früh mit den anderen Hunden zu einer kleinen Runde raus gegangen, aber so schwach gewesen, dass er sofort zurück gebracht werden musste. Er sei schwer krank, wurde abermals betont.
    Ich bat darum, ihn sehen zu können, denn er bräuchte mich sicher in seinem schlechten Zustand. Wie soll es der Hund begreifen, dachte ich, dass ich ihn da lasse und nicht zu ihm komme, wo er mich doch sicher sehr vermisst!? Es wurde nur gesagt, er sei so schwach und abwesend, dass es für ihn sicher besser wäre, wenn er seine Ruhe habe. Ich wollte und konnte das nicht verstehen, denn ich sehnte mich nach meinem kranken Hund. Weiter teilte uns die Ärztin mit, dass die Laborergebnisse auf Erreger noch nicht da seien. In meiner Not und Verzweiflung überlegte ich alles Mögliche. Alles ging mir zu langsam, denn sein Zustand verschlechterte sich offenbar von Stunde zu Stunde.
    Inzwischen wartete ich auf die Diagnose. Der Ultraschall wurde endlich durchgeführt, ohne besondere neue Ergebnisse.
    Die Stunden vergingen und ich musste erneut hören, dass sich Almos’ Zustand weiter verschlechtert habe. Ich durfte noch immer nicht zu ihm, wurde aber gebeten weitere 500€ zu entrichten, da sich die Rechnung jetzt am Vormittag schon über 600 € belaufe.
    Ich fiel erneut aus allen Wolken und antwortete, dass ich bestimmt alles bis auf den letzten Cent bezahlen würde, aber so viel Geld nicht bei mir hätte. „Also, dann beim nächsten Mal“, hieß es. Ich antwortete, dass ich dann beim Abholen unseres Hundes die Rechnung begleichen würde.


    Ich fuhr nach Hause, schnappte eine Decke, ein T-Shirt von mir sowie Almos’ gewohntes Essen. Kurz vor 12 Uhr war ich wieder in der Klinik und traf noch dieselbe Ärztin vor ihrem Dienstwechsel an. Der Zustand sei sehr ernst, meinte sie, aber „wir tun, was wir können“. Ich übergab die Sachen und bat unter Tränen um eine Besuchserlaubnis, um Almos aus der Hand füttern zu können. Antwort der Ärztin: „Wenn Sie noch weitere 10 Minuten weinen, dann machen Sie mich noch weich“. Aber das sei sicher nicht gut für den Hund, denn er würde sich aufregen, wenn ich wieder ginge. Ich versicherte, dass ich bei ihm bleiben würde, so lange ich es dürfte. Das ginge nicht, meinte sie, ich dürfe nicht bleiben, sonst müsste sie mich rausschmeißen. Aber sie würden mich anrufen, falls sie mich bräuchten.
    Plötzlich erschien auf dem Bildschirm die neueste Nachricht des Labors: Almos hat keine Leptospirose, sondern Babesiose!
    Bei Babesia canis handelt es sich um einen Erreger, der nicht unmittelbar vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Eine große Erleichterung für mich – doch die eigentliche Bedeutung dieser Erkrankung war mir natürlich noch nicht bewusst.


    Endlich wird dem Hund jetzt das richtige Medikament gespritzt – Imizol – nach eineinhalb Tagen Klinikaufenthalt! Es war schon Montagmittag, doch man sagte mir, ich müsse den Hund weiter da lassen, er sei sehr schwach, die Organe seien stark angegriffen und er brauche Intensivpflege.
    Besonders schlimm für mich war, dass ich nicht zu meinem Tier durfte! Ich war verzweifelt. Aber am Nachmittag könne ich mich ja auf der Station wieder erkundigen.
    Zu Hause machte ich mich im Internet über Babesiose kundig und suchte nach einer Lösung, wie ich meinem Hund Kraft und Unterstützung geben könnte. Sehr war ich über die Abläufe und Vorgehensweise in der Klinik enttäuscht, unglücklich und unzufrieden!
    Ich erkundigte mich nochmals nach Almos’ Zustand auf der Station. Er liege in der Ecke, hieß es, will von nichts wissen und nimmt weder Essen noch Trinken an. Er sei sehr krank.


    Da hat es mir dann gereicht! Ich rief unseren Haustierarzt an, schilderte den Zustand meines Hundes und fragte ihn, ob er bereit wäre mir zu helfen, notfalls Tag und Nacht.
    Nachdem die Diagnose endlich fest stand wollte ich Almos nach Hause holen und selber pflegen. In seiner schlechten Verfassung, fühlte und wusste ich, braucht er nicht nur körperliche, sondern auch seelische Hilfe! „Wie soll ein Körper gesund werden, wenn die Seele leidet“, fragte ich mich!? Ich werde meinen Hund nicht lebend wiedersehen – das war mein einziger Gedanke!
    Unser Tierarzt sagte sofort seine Hilfe zu und bat mich, mir vor einer endgültigen Entscheidung in der Klinik ein eigenes Bild vom Zustand des Tieres zu machen.
    Am Abend fuhr ich mit meinem Sohn erneut in die Tierklinik und erkundigte mich, wie es unserem Hund gehe. Eine andere Ärztin wiederholte den Ernst der Lage, worauf ich ihr sagte, dass ich meinen Hund nach Hause nehmen und ihn gemeinsam mit unserem Tierarzt pflegen wolle.
    Sie versuchte, mich unsicher zu machen (wie ich es mir vorstelle, was alles passieren könne, wenn das „Monitoring“ der Intensivstation nicht gewährleistet sei etc.). Allerdings hat mich dies jetzt nach allen unschönen Vorgängen nicht mehr weiter beeindruckt. Ich fühlte mich ruhig und sicher in meiner Entscheidung, zumal ich mir als ausgebildete Krankenschwester die eigene Verantwortung für die Pflege zutraute. Als wir ihn selber von der im Keller gelegenen Station holen wollten, wurde uns der Zutritt nicht gestattet. Die Ärztin verschwand und brachte uns kurz darauf das fast leblose Tier auf ihren Armen. Schnell legten wir den Hund ins Auto. Dann musste ich noch die Rechnung begleichen, die inzwischen allerdings auf 966 € angewachsen war.
    Zu Hause angekommen, wartete schon unser Tierarzt auf uns. Wir improvisierten das Krankenzimmer und besprachen die weiteren Therapiemöglichkeiten. Unser Almos lag wie ein lebloses Stück Fleisch völlig abgeschwächt wie ein Schwerstkranker da! Die Nacht ging mühsam vorüber, ich hütete meinen Hund, überwachte die Infusionen. Zweistündlich musste der Hund beim „Wasser lassen“ gestützt werden und wurde danach jeweils frisch gelagert. Sein anfangs noch roter Urin verfärbte sich braun wie Kaffee und wurde erst nach Tagen heller. Almos konnte weder stehen noch die Augen aufhalten. Erschreckend war dieses Bild, aber wir waren bei ihm und hofften. Am nächsten Morgen besprachen wir alles mit dem Arzt und gingen auf eine homöopathische Therapie über, um die angegriffenen Organe zu unterstützen. Dies nach Kontaktaufnahme mit zwei weiteren Tierärzten, die große und gute Erfahrungen mit Homöopathie haben.
    Bald stand der neue Therapieplan fest. Die ersten Tage waren kritisch, aber mit viel Hoffnung verbunden, weil Almos zu Hause war und spüren konnte, dass sich alle um ihn sorgen und ihn nach Kräften unterstützten. Ich lag nachts neben ihm auf dem Boden – und auf einmal stupste er mich mit seiner Nase. Das war wie ein Wunder und ganz langsam kam er wieder zu sich. Jeden Tag gab es eine kleine Besserung und wir staunten über Vieles. Zweifellos gibt es neben der wichtigen Schulmedizin Therapiemöglichkeiten, die auf einer anderen Ebene liegen!
    Nach einer Woche ging es dem Hund deutlich besser (und unser Tierarzt freute sich mit uns bei jedem Besuch)! Er hatte zwar noch schlechte Nieren- und Leberwerte, doch das Blutbild besserte sich. Seine Selbstheilungskräfte arbeiteten, er fühlte sich geborgen und wir konnten zuversichtlich bleiben. Der Gewichtsverlust war mit 7 kg sehr groß, doch sein Lebenswille wuchs von Tag zu Tag.


    Von der Infusion allmählich auf Aufbau gesetzt, gingen die Tage vorbei. Die von der Klinik empfohlene zweite Imizolgabe nach 14 Tagen haben wir wegen der schlechten Nierenwerte nicht verabreicht.
    Almos begrüßte seinen „lieben Tierarzt“ dann schon an der Tür – was für eine Freude! Die zweieinhalb Wochen, die wir eng nebeneinander erst auf dem Boden und dann auf dem Sofa übernachtend verbrachten, hatten sich gelohnt!
    Der Hund musste zunächst noch häufig während der Nacht in den Garten. Langsam aber sicher kehrte das frühere Leben in ihn und in unser Haus zurück.
    Noch heute, nach zehn Wochen, bekommt er seine Nierendiät. Die Laborwerte sind inzwischen fast normal und Almos hat Kraft, Mut und Lebensfreude wieder.


    Sechs Wochen nach seiner Erkrankung fuhr ich mit ihm nach Ungarn und suchte den dortigen Tierarzt auf. Als ich ihm erzählte, dass Almos Babesiose hatte, fragte er gleich, ob nach den Symptomen sofort Imizol gespritzt worden sei. Das war ja leider nicht der Fall gewesen – erst nach anderthalb Tagen Wartezeit, trotz der Symptome, trotz der Klinik, in welcher vieles wohl unnötig gemacht worden war!? Der Tierarzt sagte mir: „Wenn ein Hund mit Fieber, Abgeschlagenheit, veränderten Augenringen und Schleimhäuten sowie mit verfärbtem Urin kommt, wird kein Labor oder Ultraschall gemacht, sondern sofort gehandelt und behandelt! Die Nebenwirkung von Imizol ist viel geringer als Untätigkeit, die unweigerlich zum Tode führt! Jede Stunde zählt und in 98% der Fälle seien die genannten Symptome eindeutig. Bei zu starker Urinverfärbung seien mindestens noch zwei Infusionsgaben erforderlich. Bei rechtzeitiger Behandlung würde sogar ein Klinikaufenthalt überflüssig."


    Siehe auch Internet „Babesiose des Hundes“: „Da die Krankheit ohne Behandlung schnell tödlich endet, sollte bei Verdacht unverzüglich eine Therapie eingeleitet werden.“
    Babesiose ist heute keine „Reisekrankheit“! Ein Drittel der bei uns erkrankten Hunde hatte niemals einen Auslandsaufenthalt.



    Ja, nach aller Dramatik, den erlebten Ängsten, Sorgen und der Bitterkeit stellen sich einige Fragen bei uns. Mir persönlich ist vieles noch stärker bewusst geworden:
    - wie wichtig es ist, die Seele eines Tieres zu beachten,
    - das viel Mut erforderlich ist, um Hindernisse zu überwinden,
    - das unsere Hunde uns ausgeliefert und von uns abhängig sind und unsere Liebe und Hilfe
    brauchen,
    - das Homöopathie ein sehr wichtiges Element auch in der Tierheilkunde ist.


    Wir haben zwei Hunde in der Familie, die wir als „vollwertige“ Mitglieder betrachten. Daher sind wir besonders froh und dankbar, dass uns Menschen zu Hilfe kamen, die uns verstanden. Da Babesiose in Deutschland noch ziemlich unbekannt ist, möchte ich alle Hundbesitzer bitten, sich im Internet oder beim Tierarzt über diese Krankheit zu informieren. Vielleicht können unsere Erfahrungen dabei helfen, diese tückische und tödliche Gefahr rechtzeitig zu erkennen.
    Dieser Bericht beschreibt lediglich unsere persönlichen Erlebnisse und wir möchten es der Leserschaft überlassen, sich eine Meinung hierzu zu bilden.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Babesiose!* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Hallo kothy


      Das ist schön, dass es eurem Hundi wieder besser geht.
      Ich glaub, ich hätte genauso gehandelt und mein Hundi heimgeholt. In der Klinik hätte ich darauf bestanden, meinen Hund zu sehen, ich hätte es nicht übers Herz gebracht, meinen totkranken Hund alleine zurückzulassen. :kopfwand:
      Dass ein Hund in der gewohnten Umgebung bei seinen Bezugspersonen schneller gesund wird ist meiner Meinung nach klar. Das sollten vielleicht einige Schulmediziner auch mal berücksichtigen.


      LG Bienimaus

    • Sehr schön geschrieben, mir stehen Tränen in den Augen. Ich freue mich für euch das es dem Hund besser geht und wünsche euch für die Zukunft alles Liebe und Gute :)

    • Ein eindrucksvoller Bericht, den ich mir gleich gespeichert habe.


      Für Euch weiterhin alles Gute und dass Ihr noch viele wunderschöne Jahre mit Almos verbringt.

    • Ich bin mir sicher dass er noch lebt verdankt er euch und dass ihr ihn mit nach Hause genommen habt! Wie kann man von den Besitzern verlangen den todkranken Hund alleine in einer völlig fremden Umgebung einfach zurückzulassen?

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