Wie komme ich hierhin?

So geschehen vor 15 Jahren!!!!

Wie komme ich hierhin?
Es ist unheimlich.
Warum habe ich nicht die Schnauze gehalten?
Jetzt sitze ich in einem schönen Schlammassel.
Oder besser gesagt, auf einem schönen Schlamassel.
Es ist zugig und gefährlich hier oben.
Der kalte Wind pfeift mir um die Ohren.
Der Untergrund ist äußerst unsicher und wackelig.
Heute Morgen saß ich noch gemütlich auf der Couch,
las den dritten Flashman Band
und hörte die letzte Clutch CD.
Und nun stecke ich in dieser bösen Patsche.
Einsam in lichter Höhe.

Alles begann vor ziemlich genau sechs Monaten.
Die Reitbeteiligung meiner Frau ging zu Ende.
Wie es häufig passiert wenn die Reitbeteiligung
besser reitet und verantwortungsvoller
handelt als der Besitzer.
Nichts besonderes, kein Grund zur Aufregung dachte ich,
so was passiert eben.
Für meine Liebste war es aber schlimm.
Die Konsequenz aus diesem
Dilemma hieß für mich ein eigenes Pferd zu kaufen.
Obwohl es gar nicht so leicht war,
konnte ich meine Frau von der Idee überzeugen.
Haben wir dann tatsächlich gemacht,
einen Zossen geholt.
Meine Frau war glücklich.
Ich bin des Öfteren mit zum Stall gefahren
und eines Tages kam die unvermeidliche Frage:
“Möchtest Du Dich nicht auch mal drauf setzen?“
Und in diesem Moment habe ich versagt.
Ich hätte einfach sagen sollen:
„Nö, interessiert mich nicht.
Schön wenn Du Spaß dran hast,
und ich seh’ Dich auch gerne reiten,
aber ich bin Hundemann, lass mal gut sein.“
Oder irgendwas in der Art.
Aber nein, ich musste arschkriechen und den Draufgänger geben.
Die ersten Wochen schob ich ein lädiertes Kreuz vor
um mich zu drücken.
Später wechselten sich, Kopf-oder Magen schmerzen,
Müdigkeit, das schlimme Knie
und schmerzende Hoden als Ausrede ab.
Als ich in Erwägung zog Hämmorhoiden
vorzutäuschen, wusste ich dass der Zeitpunkt gekommen war,
an dem es schlimmer ist
weitere Ausflüchte hervor zu stammeln
als die Sache selbst durchzustehen.
Und deshalb befinde ich mich in diesem Moment
auf dem Rücken eines riesigen, wilden, urwüchsigen Tieres.

„Ich kann von hier oben den Kölner Dom sehen.“
„Da guckst Du aber in die falsche Richtung. Der liegt südwestlich.
Du siehst im Moment nach Norden.“
„Dann war das wohl eine Kirche in Hamburg.“
„Sicher. Soll ich dich jetzt ein Stück führen?“
„ Och nö, ich möchte mich noch ein wenig akklimatisieren
und an die Höhe gewöhnen.“
„Okay, sag Bescheid wenn du dir nicht mehr in die Hosen machst
und es losgehen kann.“
„Pädagogisch nicht sehr geschickt mich derart unter Druck zu setzen.“
„Ich habe nie behauptet pädagogisch geschickt zu sein.
So genug gekaspert. Auf geht’s.“
„Hey, noch nicht, ich bin mental noch nicht frei.“
„Bist du, ich spüre es.“
„Uih, anhalten. Mir ist bange.“
„Du willst doch ein großer Junge sein, oder.“
„Auf keinen Fall. Der Schein trügt, ich bin nur äußerlich groß geraten.
Boah, das wackelt ziemlich.
So fühlen sich also Jockeys während eines Rennens.“
„In etwa. Es geht bei denen nur einen Hauch schneller.“
„Noch schneller?
Boah, sieh mal, ich habe schon den halben Reitplatz geschafft
und bin noch nicht herunter gefallen.“
„Du tapferer, bewundernswerter Mann.“
„Oh weh. Ist das ein Buckler?“
„Nein, sie muss kacken.“
„Was? Während ich drauf sitze?
Das ist aber ungehörig.
Damit hätte sie auch warten können
bis ich abgestiegen bin.
Ah, jetzt geht es weiter.
Morgen werde ich ziemlichen Muskelkater haben.“
„Was? Von einer Runde die du im Schritt geführt wurdest?“
„Nein, davon stundenlang ängstlich die Kiefermuskeln
angespannt zu haben,
nicht vom reiten.
Was muss ich machen,
wenn du loslässt und ich alleine eine Runde drehen will?“

Zwei Stunden später.
„Hey jetzt ist es genug. Du darfst morgen wieder reiten.
Aber jetzt ist Hotti müde.“
„Och Mensch, nur noch eine Runde. Und morgen sowieso.“

Hi

Also das Riesentier war damals viel zu groß
und wäre mir heute etwas zu klein.

Und ja, die Begeisterung an Pferden ist geblieben,
nein, eher gewachsen.

Viele Grüße

bin auhc für ne fortsetzung