Schleppe seit 9 Monaten | ein kurzer Zwischenbericht.
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Hallo liebe Schleppleinengänger und solche die es waren oder denen es noch bevorsteht.
Ich möchte diesen Thread nutzen meine Erfahrungen zu schildern.
Als wir Mickie zu uns nahmen war er 5 Monate alt. Er kam aus Kreta und hatte dort wohl die größte Zeit in einer Auffangstation verbracht.
Im Alter von 7 Monaten prägte sich sein Jagdtrieb aus. An zwei Tagen hinter einander hetze er bellend hinter Hasen her und war nicht mehr abrufbar. Zudem begann er bei jedem Spaziergang regelrecht zu spuren. Alle Versuche ihn abzulenken (Spiele mit Gegenständen, Futterspiele, Verstecken etc.) scheiterten, da er nur die Nase auf den Boden drückt. Die notwendige Konsequenz hieß Schleppleine. Zu Beginn konnten sich weder wir Menschen noch unser Vierbeiner an diese Situation gewöhnen. Dennoch haben wir das Schleppleinentraining beibehalten und nach ein paar Wochen hatte wir alle es verinnerlicht.
Mickie ist nun 16 Monate jung und läuft somit knappe 9 Monate an der Schleppe. Seit gut 2 Wochen haben wir mit dem Ausschleichen der Schleppe begonnen. Zu Zeit zieht er noch die ganzen 10 Meter hinter sich. Auf die Kommandos wie Komm, Sitz, Warte, Down etc. hör er sehr gut. Auch wenn ein Kaninchen auf dem Weg sitzt ist die Situation nicht brenzlig. Wichtig ist hierbei, dass sich die Tonlage beim Kommando nicht ändert, also nicht nervös, aufgeregt oder gar lauter wird. Dann interpretiert Mickie die Situation als normal und ich kann ihn auch auf etwas Entfernung absitzen und warten lassen, bis ich bei ihm bin.
Dennoch erfordert er stets die volle Aufmerksamkeit und ich achte darauf, dass die Entfernung zwischen ihm und mir nicht zu groß wird. An schwierigen Tagen oder in "Kaninchen gefährdeten Gebieten" halte ich die Schleppe nach wie vor in der Hand und nutze sie zur Absicherung.
Rückblickend war es eine oftmals anstregende Zeit. Ich kann nicht sagen wie sich das ganze weiter entwickeln wird, jedoch werden wir am Ball bleiben und konsequent weiter machen.
Ich glaube wer eine Hund mit einer solchen Neigung hat, wird das Ziel im klassischen Sinne nicht erreichen. Jeder Tag, jeder Spaziergang ist individuell. Mein Hund ist ein Lebewesen und entwickelt sich ebenfalls täglich weiter. All seine Erlebnisse und Erfahrungen verändern auch ihn und somit sein Verhalten. Wir haben die Schleppe konsequent angewandt, jedoch nicht päpstlicher als der Papst. Wo ich sicher sein konnte, dass Mickie auf kein Wild trifft, habe ich ihn auch von der Leine genommen und einfach mal umher laufen lassen. Wichtig war dabei nur, dass ausgesprochene Kommandos zu 100% befolgt werden müssen. War ich nicht sicher ob dies so sein wird, habe ich kein Kommando gegeben.Unsere Trainerin in der Hundeschule ist der Ansicht, dass Mickie leider zu den 2 - 5% gehört, die beim Hetzen eines Wildtiers nicht mehr ansprechbar sind und nur noch das Hetzen an sich im Kopf haben. Auch Gespräche mit Jägern bestätigte dies. Gerade diese haben mich mit meiner Schleppe eher belächelt und mir eine Ausbildung mit Hilfe eines Stachelhalsbands oder dem Stromhalsband angeboten. Darauf habe und werde ich definitiv verzichten!
Ein paar Anmerkungen zum Schluss:
Es gibt keine Formel mit dessen Hilfe sich berechnen lässt, wie lange eine Schleppe dranbleiben muss. Dies ist von jeweiligen Hund selbst abhängig. Ich halte es für wichtig, dass man die Schleppe nicht als Spaßbremse etc. ansieht. Regelmäßig verlasse ich mit Mickie die Wege und treibe mich im Unterholz herum, auch mit Schleppe. Bleibt diese wieder einmal hängen, macht man sie einfach wieder los. Auf diese Weise hat Mickie auch Kommandos wie "zurück" gelernt und kann somit die Schleppe häufig selbst entwirren. Darüber hinaus nutze ich diese Situationen, um die Kommandos bei erhöhter Ablenkung zu festigen. Auch Spielen und Toben geht an einer Schleppe. Dies funktioniert auch mit anderen Hunden.Natürlich habe auch wir Tage, an denen klappt einfach nichts. Ich habe gelernt dass es dann besser ist einfach weiter zugehen und keine weiteren Übungen zu machen.
Beste Grüße
Mark
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Ich finde es sehr schön zu lesen wie du dich auf deinen Hund eingestellt hast und nicht einfach erwartest, dass er zu funktionieren hat. Euer Training hört sich richtig gut an und vor allem so, dass ihr auch noch Spaß dabei habt. Und das ist einfach super! :2thumbs:
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Hi,
ich finde deinen Bericht sehr schön und er ist ein guter Ansporn für Schleppleinenanfänger wie ich es mit meinem Champ bin. Wir beide haben erst vor wenigen Wochen damit angefangen aber können auch schon gute Erfolge verbuchen.
Ich bin mir fast sicher das ich auch aus ihm das jagen nie ganz rausbekommen werde aber am wichtigsten ist mir das er nicht mehr nach Fährten sucht und viel ansprechbarer geworden ist.
Wirklich sehr schön geschrieben und ich finde es immer toll von Erfolgen der Arbeit zu lesen.
Viel Spaß weiterhin beim Training.
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Super! Schön einen so optistischen Zwischenbericht zu lesen.
Meine Nachbarn halten mich ja alle für :irre: weil Lena an der Schlepp laufen muss. Heute das erste mal Finger aufgeschrammt (und sofort im Kopf den Leitsatz "Greife nie in die Schlepp" repitiert). Dreckige Finger und Hosen kenne ich auch schon nach den letzten Regentagen.
Musste heute einen Schritt rückwärts gehen im Training, heute ging mal gar nix. Aber du schreibst ja: Es gibt solche und solche Tage. Ich hoff dann mal auf morgen
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