Der Dalmatiner und seine Probleme

  • Zitat

    Aber wäre es nicht total blöd Hunde, die ansonsten toll sind aus der Zucht zu nehmen, weil ein Nachkomme einseitig oder meinetwegen auch ganz taub ist?

    Ich glaube auch, daß diese Passage der Stein des Anstoßes ist.

    Unbestritten ist, daß taube Hunde ein glückliches und zufriedenes Leben führen können und die Behinderung ihrem Charakter keinen Abbruch tut. Das heißt aber nicht, daß man aus Profitgedanken eine mögliche, evtl. sogar wahrcheinliche Behinderung in Kauf zu nehmen darf. Ein Züchter, der dies tut, indem er Elterntiere einsetzt, die diesen Defekt nachweislich vererben, handelt absolut unverantwortlich, in meinen Augen sogar strafbar.

  • also ich hab dich schon so verstanden, dass du es generell befürwortest, wenn der gesundheitliche aspekt vor der schönheit steht.

    ob es richtig ist, eine zuchthündin/einen zuchtrüden von der zucht auszuschließen, weil unter ihren nachkommen mal kranke oder rasseuntypische welpen dabei waren, will ich nicht beurteilen, dazu kenn ich mich in sachen zucht zu wenig aus.

    wie ist es denn bei anderen genetisch vererbten krankheiten, beispielsweise der HD? darf mit einer DSH-hündin nicht mehr weiter gezüchtet werden, wenn in ihrem vierten wurf ein welpe mit dieser krankheit dabei war? :ka:

    allgemein muss man wohl hier, wie auch bei jeder anderen gesundheiltich grenzwertigen rasse, auf einen züchter achten, der sein augenmerk eben nicht nur auf das einwandfreie äußere legt und dafür gesundheitliche beeinträchtigungen in kauf nimmt.
    würde man ganz strikt sagen, dass man die zucht einer solchen rasse nicht weiterhin unterstützen darf, müsste man dies wohl gleichermaßen auf 50% aller anderen rassen anwenden.

  • Achso, das Problem ist also, dass ich denke, dass Taubheit weniger schlimm ist, als andere Inzuchtschäden.
    Vielleicht liegt es daran:
    Ich glaube, eigentlich jeder Dalmatiner vererbt irgendwann irgendwie Taubheit und demnach kann man da so viele Zuchthunde aussortieren, wie man will.
    Wenn man also so drastisch Selektieren würde, würden ganz schnell nur noch ganz wenige Hunde da sein, mit denen man züchten könnte und dann würde die Inzucht schlimme folgen annehmen.

    Es kann doch nicht sein, dass man eine Hündin oder einen Rüden aus der Zucht nehmen muss, weil es einen kranken Nachkommen gab.
    Ich sehe übrigens Taubheit nicht als Notwendiges Übel an. Natürlich ist das eine sehr schlimme Sache und, wie ich bereits schrieb, wird ja auch selektiert. Es kann nur, meiner Meinung nach, nicht so selektiert werden, Dass die Taubheit aus der Rasse vollkommen verschwindet.
    Es wurde mir mal gesagt, dass helle Hunderassen eher taub sind. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich weiß, dass ich mich deshalb schonmal sehr geärgert habe, dass viele Richter die Hunde mit weniger Flecken bevorzugen aus dem Grund, dass sie nicht irgendwann einen fast schwarzen Dalmatiner haben wollen.
    Es ist leider so, dass der optische Aspekt eine sehr große Rolle spielt, das tut sie aber bei jeder Rasseschau, würde ich mal behaupten.

    Ich weiß nicht, wieso ihr das so aufnehmt, als würde ich die Taubheit gutheißen! Das ist nicht so, es ist nicht natürlich, dass ein Hund taub ist.
    Ich fände es nur eine Schande, wenn gute, wesensfeste, charakterstarke und kräftige Hunde mit ansonsten dementsprechenden Nachkommen auf einmal nicht mehr zur Zucht eingesetzt werden würden, weil ein Nachkomme einseitig taub ist. So kommt mir eure Einstellung vor und das wiederum kann ich überhaupt nicht verstehen.

    Nehmt jetzt zum Beispiel mal meinen Hund.
    Eine Schwester und ein Bruder sind einseitig taub. Ihr Vater ist ein berühmter Zuchtrüde, der viele wunderbare Nachkommen hat.
    Würdet ihr jetzt den Zuchtrüden deshalb aus der Zucht nehmen/ kastrieren lassen?
    Oder würdet ihr mir sagen, ich muss meinen Hund auf jeden Fall kastrieren lassen, damit sie bloß nie Nachkommen bekommen kann, das Risiko ist zu groß. Obwohl sie ja ansonsten ein toller Hund ist, sie ist einer der ruhigsten Vertreter ihrer Rasse, kinderlieb, leicht zu erziehen, schmusig und alles.
    Das könnte ich nicht verstehen.
    Es ist nicht so, dass ich plane, dass Tia Nachkommen bekommt, aber es geht hier um die Möglichkeit.

  • Naja, irgendwo muss man eben die Grenze ziehen. Und wenn man als Zuchtziel gesunge Hunde hat, dann gehört ein tauber Hund nicht da rein. Sei er sonst noch so toll.

    Ob ein Zuchthund, der im Wurf XY einen einseitig tauben Hund gezeugt / bekommen hat, rausgenommen werden muss, ist eben eine Frage nach "wo ziehen wir die Grenzen". Muss es der direkte Wurf sein? Oder zählt noch 2. Generation? Das ist alles sehr kompliziert.

    Ausserdem würde ich gerade bei einer so häufig vertretenen Rasse wie Dalmatiner nicht behaupten wollen, es sei so schwierig gesunde, wesensstarke Zuchthunde zu finden, dass man auf taube oder sonstig behinderte Hunde zurückgreifen müsste.

    Das Ziel ist langfristig gesetzt und auf das heute und damit auf die aktuellen Hunde kann dann à la "ach könnte der nicht doch züchten" nicht Rücksicht genommen werden. Es geht ja um die Nachkommen. Da muss der Züchter eben mal (wie in einigen anderen Rassen auch) eben mal ein bisschen mehr über den Tellerrand / Ortsverband nach einem Deckrüden gucken.....

    Diese ganze Thematik hat uns übrigens auch davon abgehalten einen Dalmatiner zu kaufen.

  • [quote="Dalmatia"]........Nehmt jetzt zum Beispiel mal meinen Hund.
    Eine Schwester und ein Bruder sind einseitig taub. Ihr Vater ist ein berühmter Zuchtrüde, der viele wunderbare Nachkommen hat.
    Würdet ihr jetzt den Zuchtrüden deshalb aus der Zucht nehmen/ kastrieren lassen?
    quote]

    Und genau sowas ist verantwortlich für Erbschäden und Inzucht!
    Da werden nur die hochdotierten Rüden eingesetzt, die Schönsten, Besten usw.
    Nur wenige Rüden sorgen für unmengen Nachkommen, während andere zuchttaugliche Rüden nicht oder nur sehr gering zum Zuge kommen, obwohl ihr Erbgut vielleicht neuen Wind in die Zucht bringen könnte.
    Aber sie sind eben nicht so hübsch, haben vielleicht nur ein sg statt V1.

    Es gibt inzwischen Länder die weigern sich, ihre seit hunderten von Jahren entstandenen Hunderassen ausführen zu lassen.
    Diese Länder legen keinen Wert darauf, daß ihre Hunde von der FCI als Rasse anerkannt werden. Manche der Hundezüchter dieser Länder wehren sich verhement dagegen.

    In meinen Augen haben sie recht, denn jede Rasse, die als solche anerkannt wird, wird früher oder später durch Schönheitsschauen in ihrem Erbgut massiv geschmälert was zwingend mangels fundierter Zuchtwertschätzung Erbschäden nach sich zieht.
    Das ist wirklich sehr schade, egal um welche Rasse es sich dabei handelt!
    Und eigentlich ein Verbrechen an der jeweiligen Rasse......

  • Die Dalmatinerzüchter, die ich kenne, züchten alle mit Hunden in der ganzen Welt. Da sind schon einige extra für einen besonderen Zuchtrüden nach Schweden oder Finnland gefahren und haben Hunde nach Amerika vermittelt...
    Der Dalmatiner ist garnicht so häufig da, wie es scheint, er ist nur auffällig.
    Die Dalmatinerfreunde, die ich habe, sagen immer, was für ein Glück wir hier in der Stadt haben, wir haben 10 Dalmatiner mit 159.350 (31. März 2008) Einwohnern.
    In Norddeutschland gibt es übrigens sehr wenige. Ich kenne fast nur Hunde aus dem Tierschutz oder vom Vermehrer. =(

  • Zitat

    Achso, das Problem ist also, dass ich denke, dass Taubheit weniger schlimm ist, als andere Inzuchtschäden.
    .


    Genau diese Denkweise foerdert doch nur die problematische Zuchtweise.

    Taubheit = weniger schlimm das es ja viel gravierendere Zuchtkrankheiten/ angeborene Defekte gibt.

    Solange der Konsumer wegen persoenlicher Vorliebe diese Defekte bei der Rasse hinnimmt wird sich nichts aendern......die Nachfrage erhoeht das Angebot.

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