Beginn einer Rüppelkarriere oder Pubertätsnormalität?

  • Hallo liebe Ratgebende,
    Nilsson legt seit einigen Tagen ein Verhalten an den Tag, das ich so von ihm nicht kenne und leider auch nicht richtig einzuschätzen vermag.
    Nilsson ist ca. 16 Monate alt, unkastriert, Tierschutzhund und war eigentlich immer einer der ängstlichen und schüchternen. Er geht zwar offen auf andere Hunde zu, mal spielt und Kräfte misst, richtigem Ärger aber immer konstant aus dem Weg ging. Klar dass er so früher öfter mal gemobbt wurde (z.B. bestiegen von älteren oder mal wurde der Weg versperrt).
    Jetzt wird Nillson aber älter und je länger er nun bei uns ist (wir haben ihn mit 6 Monaten bekommen) auch selbstbewußter. Seine Masche nun, die ich nicht einzuschätzen vermag: Vor Rüden, meist in seinem Alter und auch seiner Größe, von denen er sofort merkt, dass sie noch ängstlicher und vorsichtiger sind als er, markiert er nun den großen Macker: Rückenhaare auftoupiert und Weg versperrt. Auch wenn der andere ganz deutlich beschwichtigt und gar nicht auf die Provokation eingeht - Nilsson weicht erstmal nicht. Über ein knurren geht es bislang zum Glück nicht hinaus, irgemdwann wird ihm das Rumstehen offenbar selbst zu blöd und er geht weiter.
    Meine Fragen nun:
    1. Ist das schon ein ganz klarer Fall der Beginn einer Aggro-Hund-Karriere oder gehört das für Rüden im Erwachsenwerden i.d.R. mit dazu?
    2. Wie verhalte ich mich? Ignorieren und weitergehen (weil mich als Kraft im Rücken dann verliert), direkt hingehen und ihn rausnehmen? Ihn gar nicht hingehen lassen - aber ich weiß ja nicht vorher, wer zu seinem "Opfer" werden kann? Untereinander ausmachen lassen? Einmal mit fixieren und Wegblockieren angefagen ist er auch nicht mehr ansprech- d.h. abrufbar.
    Ich bin mir hier sehr unsicher, will keinen asozialen Hund heranziehen - denn ein souveräner Hund würde beim Zeichen der Unterwürfigkeit des Gegenübers ja weitergehen. Will ihn aber auch gleichzeitig nicht in seine vielleicht normale Entwicklung hineinpfuschen und ihm jegliche - im dem Fall eben konfliktbelastete - Kommunikation mit anderen Hunden untersagen. Was meint ihr?

  • Grundsätzlich halte ich dieses Verhalten für relativ normal - allerdings solltet ihr trotzdem daran arbeiten!
    Er ist wohl gerade in einer Phase, in der er sich ausprobiert und es ist natürlich verführerisch, wenn man als eigentlich selbst recht unsicherer Jungspund bemerkt, dass es andere gibt, die noch unsicherer sind ;)
    Schon dem anderen Hund zuliebe würde ich ihn aus diesen Situationen konsequent herausholen.
    Da es bei euch mit der Abrufbarkeit in diesen Situationen noch hapert würde ich die "Wasserpistolmethode" anwenden.
    Vorraussetzung wäre, das du in nächster Zeit zu jedem Spaziergang eine Wasserpistole mitnimmst.
    Baut er sich in der von dir beschriebenen Form vor einem anderen Hund auf und reagiert nicht (!!!) auf dein Abbruchsignal, verpasst du ihm einen gezielten Strahl mit der Wasserpistole.
    Das tut nicht weh, aber erschreckt die meisten Hunde so, dass sie von ihrem Tun ablassen.
    Orientiert er sich dann zu dir bzw. stellt dieses Imponiergehabe ein wird er natürlich ausgiebig gelobt.
    Ich selbst mußte diese Methode noch nie anwenden, weiß allerdings von einigen Usern hier (vielleicht melden sie sich ja noch...) die damit gute und dauerhafte Erfolge erzielt haben!

  • Vielen Dank Björn für deine schnelle Antwort. Habe dazu noch eine Frage: Wenn ich nun grundsätzlich immer dazwischen gehe, wie gesagt, ohne dass sich außer dem Blockieren und provizierenden Fixieren was tut, nehme ich meinem Hund, der ja sowieso nicht das Selbstbewußtsein in Person ist, nicht auch den letzten Rest an Stärke anderen Hunden gegenüber. Denn er wird ja auch immer wieder mal provoziert, muss sich zurücknehmen oder sogar flüchten - aber er darf derartiges sog. "Dominanzverhalten" bei keinem anderen Hund auch nur andeuten? Verstärke ich da nicht v.a. seine Unsicherheit, ich würde ja gerne seine Souveränität unterstützen bzw. förden. Natürlich will ich im Umkehrschluß auch kein Stänkertum unterstützen.

    Vielleicht psychologisiere oder vermenschliche ich das alles auch nur viel zu sehr, aber mich würden Eure Meinungen dazu sehr interessieren.

    Danke & liebe Grüße
    Christiane

  • Ja, haben wir. Nilsson geht seitdem wir ihn haben zur Hundeschule, in der wird auf Sozialverhalten besonders viel Wert gelegt. Und außerdem ist er zweimal die Woche in einer Tagesbetreuung, in einem Rudel untergebracht. Und sowohl die Betreuer dort, wie auch die Hundetrainerin finden eigentlich dass er typisch Straßenhund sehr gut sozialisiert ist und sich gut einfügt. Hundeschule hat aber eben Weihnachtspause und daher wollte ich schon mal hier eure Meinung zum Thema hören.

    "Die ängstlichen und schüchternen sind meistens nicht gut sozialisiert"
    Ich hab bislang gedacht, dass die Hunde die sich zurücknehmen können die sind, deren Sozialverhalten okay ist und die Rüpel eher ein Defizit haben. Und Nilsson ist ja kein Schisser, er weiß einfach, wenn's ernst wird und vermeid dann Streit - deshalb wundert mich sein plötzliches Macker-Verhalten ja auch so.

  • Nun er wird älter, fühlt sich im Umfeld sicherer und kann in der Gruppe ohne Schisserei gut überleben. Jetzt riecht er vielleicht auch wenn andere Hunde Schisser sind und dann probiert er die Rolle des Mackers. Passt aber auch so zu seinem Alter, nur nicht einreißen lassen.

    Gruß
    Herbert

  • Geht denn die Stänkerei von ihm aus oder nerven ihn die anderen Hunde?

    Beschreib doch mal die Situation näher bzw. wie es zu einer solchen Situation kommt.

    Für mich hört sich das nämlich nicht nach Stänkerei an, aber kommt halt drauf an, in welcher Situation er das Verhalten zeigt.

  • A l s o, ich würde das Abrufen in diesen Situationen verbessern. Gibt es irgendein Leckerchen was sein Herz total verwirrt? Ich kenn Deinen Hund ja nun nicht, aber immer unter Vorbehalt es klappt....

    Ich würde ihn jetzt immer direkt abrufen wenn sich das erste Haar aufstellt, das ist für ihn nicht negativ. Wenn er dann kommt, belohnen und versuchen erst bei dir zu behalten.

    Die Wasserpistole würde ich eventuell wenn die Abruferei gar nicht klappt und er provokativ als Wegelagerer handelt einsetzen.

    Hat er denn schon mehr als diese Provokationen abgezogen?

    Gruß
    Herbert

  • Zitat

    Baut er sich in der von dir beschriebenen Form vor einem anderen Hund auf und reagiert nicht (!!!) auf dein Abbruchsignal, verpasst du ihm einen gezielten Strahl mit der Wasserpistole.
    Das tut nicht weh, aber erschreckt die meisten Hunde so, dass sie von ihrem Tun ablassen.
    Orientiert er sich dann zu dir bzw. stellt dieses Imponiergehabe ein wird er natürlich ausgiebig gelobt.
    Ich selbst mußte diese Methode noch nie anwenden, weiß allerdings von einigen Usern hier (vielleicht melden sie sich ja noch...) die damit gute und dauerhafte Erfolge erzielt haben

    Genauso haben wir es gemacht!
    Unser Doggenrüde (72 kg!!) hat sich immer blöd aufgeführt wenn er einen anderen Rüden sah.
    Wir haben soviel probiert, nichts half,keine Leckerlis, Ablenkung,...
    Die Pistole hat Wunder bewirkt, allerdings habe ich den Wasserstrahl mit einem strengen NEIN verbunden, jetzt genügt nur ein NEIN und Mister Macho schnüffelt seelenruhig witer! :roll:

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