Verhaltensänderung: Brauche Erklärung

  • Hallo zusammen,

    bevor ich loslege, muss ich erst erklären, wie sich die Sache entwickelt hat.

    Also,Dago kuriert eine Schleimbeutelentzündung aus und deshalb dürfen die Hunde derzeit nicht toben.
    Wir beschäftigen sie draußen vermehrt mit anderen Dingen, Dago apportiert seinen Ball, Attila hat viel Spaß an Suchspielen etc.

    Seit ca 4 Wochen fällt mir auf, dass Dago Attila draußen hin und wieder besteigt. Das passiert in der Regel, wenn ich die Hunde beschäftige und Attila beispielsweise mit seinem Spielzeug, nach erfolgreicher Suche ,zu mir kommt.

    Dago steigt kurz auf, Attila hält still und gut ist's.

    Zur weiteren Erklärung:
    Meines Erachtens nach, ist Dago kein Hund, der eine Führungsrolle übernehmen will. Er ist ein sehr ruhiger und souveräner Hund, der jeder Konfrontation mit anderen Hunden aus dem Weg geht und sehr verträglich ist.
    Wird er von einem anderen Hund angemacht, guckt er ignorant zur Seite und geht seines Weges.

    Attila ist ebenfalls sehr verträglich, aber, wenn ihm ein anderer Rüde sagt "du bist Sch....", fragt Attila zurück "was sagst Du?" und baut sich auf.
    Allerdings ist bisher noch nie ein Streit von ihm ausgegangen und alles wurde friedlich geregelt.

    Zuhause findet diese "Polonaise" nicht statt und ich kann auch nicht ausmachen, wer von beiden tatsächlich der Boss ist.
    Wird einer gestreichelt, nimmt der andere das hin, ohne dazwischen zu gehen etc.

    Ich verstehe einfach nicht, warum Dago Attila in letzter Zeit so oft zeigt, wer der Boss von den Beiden ist.

    Kann es sein, dass sie die Rangordnung früher beim gemeinsamen Toben immer wieder erneut geklärt haben und da dieses Spiel z.Zt. ausfällt, Dago das auf dieser Weise klären will?

    Ich greife nicht ein oder unterbinde es, denn Attila hält immer still und wartet, bis Dago fertig ist.

    Es stört mich auch nicht, nur hätte ich es gern erklärt.


    Viele Grüße
    Conny

  • Hallo Conny,

    also aus der Erfahrung, die ich bei der Beobachtung unserer beiden Rüden gesammelt habe, kann ich das Aufsteigen nicht unbedingt als Zeichen von Dominanz anerkennen.

    Zur Erklärung:
    Unsere beiden Aussies (Indy und Momo) sind Wurfgeschwister, wobei Indy mit 9 Wochen direkt zu uns kam und Momo erst bei anderen Besitzern war, die ihn aber wieder an die Züchterin zurückgegeben haben.
    Wir haben ihn dann bekommen als er 6 Monate alt war.

    Von Anfang an war Indy der Chef. Wir waren uns zu beginn garnicht so sicher, da die Zeichen, die er gibt, so subtil sind, dass es für uns anfangs schwer war die zu erkennen. Aber bei ihm genügt ein Blick, ein kurzes Aufrichten und Momo weiß was Sache ist.

    Auch wir hatten die Situation, dass die beiden einige Zeit nicht toben durften, da Momo an einer Herzmuskelentzündung erkrankt war, die er aber gottseidank sehr gut überstanden hat.
    Auch ich habe beobachtet, dass Momo hin und wieder bei Indy aufstieg und er sich dass gefallen ließ, aber dennoch habe ich die Rangfolge der beiden nie in Frage gestellt. Indy gibt Momo weiterhin seine subtilen Zeichen und er weiß bescheid.

    Ich war letztens auf einem Vortrag von G. Bloch (Kommunikation zwischen Hunden) und da zeigte er das Sozial-Spiel der Hunde und das sah ähnlich aus.
    Daher denke ich, dadurch, dass bei den beiden einige Zeit krankheitsbedingt kein richtiges Sozial-Spiel zustande kam, ist es danach erstmal intensiver als vorher.
    Da ranghohe Hunde auch nicht ständig ihre Position im eigenen Rudel darstellen müssen, würde ich daher auch das Aufsteigen nicht unbeding als Postitionskampf zwischen den beiden ansehen.
    Natürlich provoziert der rangniedere hin und wieder den Chef, aber das was ich beobachtet habe ist das meist kein wirkliches hinterfragen der Position, sondern eben ein Sozial-Spiel.

    Ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt.


    Gruß, Alex.

  • Hi,

    also ich konnte bei meinen Hunden, selbst in den Gruppen die Häufiger zusammentreffen nie EINEN Chef ausmachen.
    Aufreiten ist zudem, wie schon mein Vorschreiber angemerkt hat keine Dominanzgeste sondern ein Teilstück eines Sozial-Spiels, Kommunikation, Spiel und auch "Stärke-Ausdruck".
    So reiten Jungehunde oft gegenseitig auf und üben so "Sexualeverhalten" aber eben zeigen stärke, das ist wie das rangeln unter Menschlichen Jungs.
    "Guck mal wie stark ich bin".

    Immer häufiger wurde mittlerweile ja auch festgestellt das Hunde und auch Wolfsrudel diesen OBERBOSS, das Alphatier/paar gar nicht haben!
    Sondern das ganze Situationsabhängig ist, so würde z.B. in einer Jagdsituation ein anderes Tier anführen, als z.B. wenn es darum geht einen "Unterschlupf" zu finden oder dergleichen.
    Laut Coppinger, sieht das ganze bei hunden ja sowieso nochmal anders aus als beim Wolfsrudel und auch der Bloch hat ja ein paar seiner damaligen Thesen zurückgezogen bzw. revidiert.

    So kann ich auch bei meinen 3 Rüden beobachten das sie auch untereinander beim Toben immer mal wieder dieses "Aufreiten" zeigen, nach dem Aufreiten folgt meistens eine wilde Knurr-spring-jagdsequenz durch die gegend und sie springen wild und Freudig hintereinander her.
    meistens läuft das absolut friedlich ab, hört sich aber an als würden sie sich HASSEN bis aufs Blut.
    Nur selten schlägt bei den beiden Russell Terriern mal eine Situation um, dann aber immer aus dem Hintergrund das a) einer gerade keine Lust hat udn seine Ruhe will oder b) es um eine ressource geht die Crazy Clou JETZT nicht Teilen will bzw. angst hat einer der anderen könnte sie ihm klauen.
    Der dirtte im Bunde ein Hovawart-Retriever-Mix ist mit seinen 10Jahren eh total locker, cool und souverän, wird er angemacht, dreht er sich arrogant um und geht.
    Man kann beobachtend as sich die Terrier an ihm sehr stark orientieren und auch eigentl. alle anderen Hunde mit denen wir häufiger zu tun haben.

    Bisher konnte ich bei meinen Beobachtungen von Hundegruppen bisher noch keine Situationen wo die "Autorität" eines Hundes wirklich untergraben wurde. Meist ging es bei Stress und Streitereien um Ressourcen (verschiedener Art: von Eifersucht -Hund,Mensch- Futter/Leckerlis, Spielzeug, Aufmerksamkeit etc.), seine Ruhe haben wollen oder eben "DICH kann ich ja mal gar nicht leiden/riechen, hau ab!" oder eben "Das will ich jetzt nicht!"
    Eben zickereien in denen es um ETWAS ging oder um den Persönlichen-abstand und seinen RAUM/Individualedistanz, Antipathie und Sympathie, sowas.
    Zusätzlich konnte ich selten einen Hund sehen der IMMER der Oberboss zu sein schien.
    Wenn doch, waren die aber Tiere die völlig locker und souverän und sicher in ALLEN Situationen waren und an denen sich die anderen Hunde lediglich orientiert haben und eben "Mitgelaufen" sind...
    Nichts mit Unterwerfen oder ICH DOMINIERE DICH!
    ICH habe Vorrecht oder dergleichen.
    Meistens sah es eben so aus, das das aktiv AGIERENDE Tier wechselte und die anderen reagierteten aktiv oder auch eher passiv darauf.

    Zu dem ganzen Klumpatsch kommen ja noch Theorien die besagen das ein Hund sich nicht "Unterwirft" sondern alles lediglich Beschwichtigungssignale/gesten sind die die Hunde anwenden.

    Dem gegenüber stehen Dominanz und Rudelhirarchietheorien die eine ganz klare rangfolge sehen und nach den ganz strengen wäre JEDES kleinste Aufreiten eine kleine Erschütterung der Position des Höheren.
    Die lockeren würden besagen, nicht unbedingt aber eben bedingt nur das Alphatier sei häufig zu cool und zu souverän um das "ernst" zu nehmen und müsse nicht gleicht zurecht weisen, solange das "spielerisch-ernst" und "übermütig" gemeint ist.
    Aus einem weiteren Blickwinkel könnte man auch sagen: JEDES Spiel legt die Rangordnung fest, bedeutet das wenn länger kein "Spiel" mehr erfolgt, fängt der Hund der niederen ranges war, natürlich an zu TESTEN.
    Gibt eben verschiedene ;)

    Grüße

  • Hi Conny,
    jeder hat bei deiner Beschreibung ein anderes Bild vor Augen. Für mich ist das eine klare „Dominanzgeste“ !!

    Zitat

    Meines Erachtens nach, ist Dago kein Hund, der eine Führungsrolle übernehmen will. Er ist ein sehr ruhiger und souveräner Hund, der jeder Konfrontation mit anderen Hunden aus dem Weg geht und sehr verträglich ist...


    Das ist genau das, was einen wirklichen Führer ausmacht: Geistige Stärke, Ruhe, gute Nerven und Erfahrung.

    Und weil Dago eben dieses hat, nicht um den Rang kämpfen muß, sondern alles klar geregelt ist, kommt es zu dieser Situation. Du arbeitest mit Attila, bevorzugst ihn in diesem Moment also. Dago duldet dieses (ist ja ein korrekter, gut erzogener Hund :D ), zeigt Attila aber mal kurz, sozusagen im Vorbeilaufen mit dem Aufreiten, wer der Chef ist. Er darf sich das schließlich erlauben und danach gehen beide vollkommen gelassen zur Tagesordnung über, gelle !?

    Souveräne korrekte Hunde, absolut ok und eigentlich wie aus dem Lehrbuch !

    Gruß, staffy

  • Hi staffy,

    genau wie Du hat mein Mann diese Sache eingeschätzt.
    Hätte ich ihm gar nicht zugetraut :???: :D

    Jetzt sehe ich Dago aus einem anderen Blickwinkel.

    Danke für die Erklärung. Den anderen danke ich natürlich auch.


    EDIT:

    Nun sind ja einige Wochen ins Land gezogen und Dago darf wieder laufen, sodass die zwei auch ihrem gewohnten Spiel nachgehen.

    Allerdings stelle ich häufig fest, dass Dago bei Atti immer dann aufreitet, wenn ich Atti z.B. seinen Knochen verstecke und ihn dann suchen lasse.
    Dago wird ebenfalls beschäftigt und läuft nicht nur nebenher.

    Oftmals habe ich den Eindruck, es passt Dago nicht, dass ich mich auch mit Attila beschäftige, denn, wenn mein Mann mit Atti spielt und ich mich allein um Dago kümmere, passiert nichts

    Heute war es richtig extrem, sodass Atti sich sogar einmal zur Wehr setzte und Dago unterbutterte. Ich habe natürlich nicht eingegriffen, weil ich die Hunde schon gut einschätzen kann.

    Allerdings bin ich etwas irritiert über Dago.

    Was mag ihn veranlassen, immer den Chef raus hängen zu lassen?

    Soll ich es unterbinden, wenn Dago zu aufdringlich wird?

    Es kommt mir manchmal vor, als wollen beide um meine Gunst kämpfen, was ja gar nicht notwendig ist.

    Mein Verhalten den Hunden gegenüber hat sich gar nicht geändert.

    Ich bin etwas ratlos

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