Erste wonnige Tage

Nun sind einige weitere Tage ins Land gegangen und
unser kleiner Augenstern entwickelt sich prächtig.
Am vergangenen Sonntag hat er gezeigt welch aufgewecktes
und viel versprechendes Herzblatt er ist.
Er hat es geschafft von Boden auf den Küchenstuhl zu klettern.
Ja und nicht nur das, er ist auch noch vom Küchenstuhl bis auf den
Küchentisch geklettert. Das ist doch wirklich eine stramme Leistung
für so einen kleinen Kerl. Und Geschmack hat er auch noch gezeigt.
Er hat zu allererst die frischen 125 Gramm Parma Schinken gegessen
und den nicht so edlen Aufschnitt für später aufgehoben.
Dann haben wir ihn aber lieber auf den Boden gesetzt,
bevor er sich überfrisst.
So gut gestärkt, hat er aus Herrchens Camel Boots ein paar
durchaus ansprechende Sandalen gefertigt.
Worüber Herrchen sich unangemessen aufgeregt hat.
Auch der Trostversuch, dass er die Löcher ja erst einmal mit
den Schnipseln seiner Fußball Zeitung zustopfen könnte,
ging gründlich in die Hose, weil Herrle sein Magazin noch gar nicht studiert hatte.
Das war heute natürlich längst wieder vergessen und als Herrchen nach Hause
kam, hatte er dem geliebten Wollknäuel ein weiteres kleines Spielzeug
mitgebracht. Zu den anderen hundert die mittlerweile sowohl den Boden im Haus als auch den Rasen zieren.
Das neue Qietsche Tierchen mussten Herr und Hund doch gleich im Garten
mit einem munteren Spiel einweihen.
Doch wurde Herrchen in dringenden
Geschäften ans Telefon gerufen. Er blieb nur kurz fort,
doch als er zurück in den Garten kam
war dort kein Welpe mehr zu finden.
Oh Gott, wo ist er hin?
Schnell das ganze Grundstück abgesucht.
Nein, nichts zu sehen.
Zurück ins Haus.
Schnell durch alle Zimmer gucken.
Auch nichts.
Natürlich, der Gartenzaun wird ein Loch haben.
Warum haben wir das nicht längst kontrolliert?
Was kann dem Liebling alles passieren.
Schreckliche Bilder von überfahrenen Tieren tauchen vor dem geistigen Auge auf.
Lieber Gott lass nichts passiert sein.
Ruf Du schon mal im Tierheim an,
während ich mir einen Pullover anziehe und dann die Umgebung absuche.
Weit kann er ja nicht sein.
Schnell nach oben und die Schranktür aufgemacht,
verdammt wo ist mein grauer Rolli?
Ach da liegt er ja,
unter dem Hund, der ihn sich in kuschelige kleine Stücke gerissen hat.
Hat sich im Schrank versteckt, nein was für ein Glück und ist er nicht
ein kluger Schatz, der weiß schon wie man sich warm hält.

Wir sind auf dem Weg zur Welpenschule.
Nur der Hund und ich.
Die Liebste muss einen Vortrag halten und darf nicht
miterleben wie unser Zwerglein eingeschult wird.
Wir rechnen selbstverständlich mit einer tollen Pennäler Laufbahn,
bei der er einige Klassen überspringen und vorzeitig sein Hunde Abitur machen wird.
Das ist die erste Autofahrt für den Kleinen seitdem wir ihn abgeholt haben.
Na, der ist doch ganz ruhig.
Das klappt ja wunderbar.
Ich frage mich ob man eine Hundeschultüte hätte mitbringen müssen.
Gefüllt mit Kaustangen und Schoko Droppies.
Also der ist echt still, das kommt mir ein bisschen verdächtig vor.
Ich mache mal lieber die Musik aus, um ihn besser hören zu können.
Ich rufe ihn liebevoll.
Keine Reaktion.
Aber ohne die Musik höre ich ein leises schmatzendes Geräusch.
Es klingt als wenn man barfuss durch einen Schweinestall läuft.
Kaut der Liebling etwas?
Aber was?
Nee, da hinten ist doch gar nichts.
Ich entspanne mich wieder.
Aber es klingt wirklich als wenn er kauen würde.
Oh Mist, die Handtasche die ich reinbringen sollte, die habe ich vergessen.
Ich fahre schnell an die Seite und gucke in den Kofferraum.
Der kleine Mann begrüßt mich freudig, aber er hechelt heftig.
Hoffentlich ist ihm das Leder gut bekommen,
viel ist nämlich nicht übrig.
Nee der hechelt so doll, jetzt schnappe ich mir den Hänfling und suche etwas zu trinken.
Das ist kein Problem, wir fahren einfach zur Ruhr runter.
So, jetzt säuft der Furzknoten den halben Fluss leer.
Wir lernen, Damen Handtaschen machen tierisch Durst.
Nun wird es aber Zeit, sonst verpassen wir gleich die erste Stunde und das Fräulein
Lehrerin gibt uns Strafarbeiten auf.
Schnell das I-Dötzchen gepackt und weitergefahren.
Eine gute Viertelstunde verlief die Fahr ruhig,
dann fing Bübelein an unruhig zu werden.
Er lief aufgeregt hin und her und war zusehends unzufrieden.
Dann fasste er sich ein Herz und kletterte zu mir.
Das fand ich so rührend, der kleine Kerl krabbelte auf meinen Schoss,
sah mich mit dem Ausdruck frohen Ernstes an und fing an zu pinkeln.
Deshalb war er unruhig, hinten auf seine Decke wollte er nicht pieseln,
also entschied er sich für meine Hose.
Von wegen I-Dötzchen.
Pipi-Dötzchen sollte man ihn taufen.
Es sah aus als hätte ich mir selbst in die Hosen gemacht,
so konnte ich mich nirgendwo sehe lassen.
Ich ließ den Unterricht ausfallen und fuhr wieder nach Hause.