Plötzlich blind - brauche euren Rat

  • Hallo an alle,


    mein kleiner Spanien-Mix - wahrscheinlich schon 15 bis 16 Jahre alt - hatte in der vergangenen Nacht offenbar einen Schlaganfall. Jedenfalls ist er seit heute morgen komplett blind. Er läuft überall gegen, bewegt sich am liebsten gar nicht von der Stelle, hat irgendwie auch in der vertrauten Umgebung komplett die Orientierung verloren.


    Leider ist er auch seit langem taub, deshalb geht nach Gehör auch nichts.


    Er frisst normal und so gerne wie eh und je.


    Ich weiß jetzt nicht, ob er so ein Leben noch gut findet. Normalerweise sagt man ja, Hunde machen viel mit der Nase, aber wie gesagt, er wirkt im Moment vollkommen orientierungslos.


    Was soll ich tun? Habt ihr etwas Ähnliches erlebt oder gehört? Wie würdet ihr an meiner Stelle handeln?


    Die TÄ tippt auf einen Schlaganfall. Ich bin ratlos und völlig durch den Wind. Er tut mir so Leid, wenn er seinen kleinen Kopf nach allen Seiten reckt, auf der Suche nach Licht. Könnte nur heulen, aber das bringt ja nix.


    Danke schon mal für eure Hilfe


    Angela

  • der Hund von meiner Oma ist schlagartig erblindet und auch meine Tequila hat die letzen Jahre sehr schlecht gesehen (ein paar Stunden vor ihrem überraschenden Tod ist sie dann komplett erblindet - Nierenversagen). Ich weiß, das ist alles sehr schwer zu ertragen. Ich hab den Hund von meiner Oma bei mir gehabt, wenn sie im Krankenhaus war. Mir wurde oft gesagt, dass wir den Hund doch einschläfern sollen, aber Susi hat sich nach einer Weile gut zurecht gefunden. Sie konnte später sogar wieder allein auf den Hof gelassen werden. Susi hat viele Jahre gut ohne Augenlicht gelebt. Es ist hart zu sehen, wie der Hund anfangs die Augen aufreißt, weil er krampfhaft versucht zu gucken und es ist auch schwer zu merken, wie er manchmal irgendwo gegenläuft, aber das gibt sich mit der Zeit. Susi konnte ich mit "Links" und "Rechts" an Hindernissen vorbeilotsen. Deinen Hund wirst du an der Schleppleine halten müssen und ihm vielleicht beibringen auf ein kleines Ruckeln hin "Sitz" oder "Halt" zu machen. So verringerst du vielleicht die Gefahr von Kollisionen. Stelle die Möbel nicht mehr um. Stühle nach dem Essen an den Tisch ranschieben, Türen offen lassen, Treppen abriegeln etc. Nach einer Weile findet sich der Hund zurecht.
    Bei einem blinden UND tauben Hund finde ich es wichtig, dass man viel Hautkontakt hält. Viel streicheln, viel Kontaktliegen, damit der Hund dich wahrnehmen kann.
    Mit der Zeit normalisiert sich der Umgang aber auch wieder. Wir konnten später sogar kleine Scherze machen und Susi "Stevie Wonder" nennen, weil sie schwarz und blind war. Bei Tequila hat man gar nicht gemerkt, dass sie schlecht gucken konnte. Das hat uns erst der TA eröffnet. Manche Hunde können also auch gut darüber hinwegtäuschen (nur im Halbdunkeln hatte sie Probleme).

  • Hallo Gretchen,


    vielen Dank für Deine ausführlichen Infos. Deine Erfahrungen haben mir in der ersten Panik echt Mut gemacht, ich war wirklich richtig froh, das zu lesen.


    Bei meinem Kleinen ist mittlerweile ein vestibuläres Syndrom diagnostiziert worden, das heißt, eine vom Innenohr ausgehende Störung des Nervensystems, die häufig ältere Tiere befällt und von einer Sekunde auf die andere auftritt. Bei manchen äußert es sich durch Lahmheit, bei anderen durch massive Gleichgewichtsstörungen und bei Mogli ist es halt der Sehnerv.


    Wenn man Glück hat, stabilisiert sich der Zustand des Tieres wieder so, dass es gut mit der Behinderung leben kann. Manchmal gehen die Symptome auch in den ersten zwei bis vier Wochen nach dem "Schlag" von alleine wieder zurück. Was meistens bleibt, ist eine leichte Schrägstellung des Kopfes.


    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu ausführlich, aber vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Bei Hunden tritt das Phänomen übrigens überwiegend im Frühjahr oder im Frühsommer auf, bei Katzen eigenartigerweise fast ausschließlich im Herbst.


    Mein Kleiner findet sich deutlich besser und schneller mit der Situation zurecht als sein Frauchen. Ich bin immer noch echt geschockt und habe das, was passiert ist, noch immer nicht so recht begriffen.


    Nochmal vielen, vielen Dank an Dich, Gretchen. Du hast mir sofort Mut gemacht, dass auch ein blinder Hund ein erfülltes Leben haben kann.


    Viele liebe Grüße Angela

  • Och ihr Armen - lasst euch mal :streichel:


    Ich finde, Gretchen hat dir schon tolle Tipps gegeben!


    Ich hatte bisher leider oder zum Glück keine Erfahrung mit blinden Hunden.
    Aber, er wird sich denke ich schnell zurechtfinden - du musst jetzt seine Augen sein - du musst für ihn vorrausschauend sehen!


    Ihr werdet euch gewiss beide dran gewöhnen können!! :streichel:

  • Hallo Angela,


    das ist eine schlimme Sache für Deinen Hund und natürlich auch für Dich.


    Unser lieber Dino war die letzten Jahre seines Lebens sehr schwerhörig,
    (das kam auch völlig schlagartig) die letzte Zeit sogar vollständig taub.


    Blind wurde er, als er etwa vier Jahre alt war.
    Die Blindheit kam schleichend. Völlig blind war er dann mit ca. fünf bis
    sechs Jahren.


    Trotzdem führte er ein schönes Hundeleben, so fern wir ihm dieses
    ermöglichen konnten.
    Er lernte rasch auf Kommandos und Leinensignale zu reagieren.
    Später, trotz seines Alters, lernte er auf Tastsignale zu reagieren, als
    er auch nichts mehr hörte.
    Ungestüm wie er war, rannte er sich trotzdem oftmals die Nase an.
    Aber in vertrauter Umgebung kam er sehr gut zurecht.


    Als unser Dino mit 15-einhalb Jahren von uns ging, habe ich einen
    kleinen Text über ihn verfasst.
    Vielleicht hilft er Dir ein wenig zu erkennen, dass man auch mit einem
    behinderten Hund gut zurecht kommen und ihm ein hundgerechtes
    Leben bieten kann.


    https://www.dogforum.de/ftopic14356.html


    Ich wünsche Dir und Deinem kleinen Senior noch eine lange, schöne Zeit.


    liebe Grüsse ... Patrick

  • Hallo Patrick,


    vielen Dank für Deine Antwort und Deine große Hilfe. Ich habe mir Deinen Text über Dino in aller Ruhe durchgelesen, fand ihn schön, ergreifend, traurig und zugleich sehr motivierend. Mir ist auch schon nach zwei Tagen klargeworden, dass Mogli seine Behinderung viel besser und schneller akzeptiert hat als ich, ich hadere ja immer noch mit dem Schicksal.


    Mein Kleiner wird in jedem Fall sein Leben bei uns in aller Ruhe und Gelassenheit weiterführen können. Die Terassentür ist sowieso dauernd offen, der Garten besteht aus einer einzigen großen Rasenfläche ohne Hindernis, da kann er selber rumdaddeln wie er möchte. Er findet auch schon recht zielsicher den Weg zum Wassernäpfchen, in sein Körbchen, nach draußen und wieder zurück.


    Danke für Deine mitfühlenden Worte und Deine Hilfe. Vielleicht kann ich mich irgendwann mal revanchieren.


    Alles Liebe und Gute für Dich, Deine Freundin und natürlich Jimmy Jazz.


    Viele liebe Grüße Angela

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