Kleine Babesien (Babesia vulpes) - ein Erfahrungsbericht

  • Seit gut einem halben Jahr kämpfen wir nun schon gegen die kleinen Babesien, genauer gegen Babesia vulpes (früher Theileria annae). Weil es dazu so wenig Informationen im Netz von/für Betroffene zu finden gibt, möcht ich hier mal festhalten, was wir bisher versucht haben und hoffentlich auch irgendwann was Erfolg bringt.


    Angefangen hats Ende Juni, da haben wir Carlo mit unklarer Symptomatik bei unserer Haus-TÄ vorgestellt.

    Die Symptome waren:

    - blasse Schleimhäute

    - Nasenausfluss

    - hohes Schlafbedürfnis

    - wechselnde Lahmheiten und manchmal steifer Gang

    - Schwankungen der Körpertemperatur (da wir die (noch) nicht messen können, kann ich nicht sagen, ob nur erhöhte Temperatur oder Fieber)


    Carlo kommt ursprünglich aus Rumänien, also war das erste, das unsere TÄ gemacht hat, das Reiseprofil und Tests auf die diversen MMKs.

    Da hatten wir dann auch gleich einen erhöhten Babesiose-Titer und die nachgeschobene PCR hat dann bestätigt, dass er Babesiose positiv ist (dazu auch noch Hepatozoonose positiv, was die Lahmheiten erklären kann).


    Es folgte also die Standard-Behandlung: zweimal Imidocarb im Abstand von 14 Tagen.

    Die Spritzen hat er gut vertragen, bis auf ein wenig Juckreiz gabs keine Probleme.

    Das Allgemeinbefinden hatte sich verbessert, es gab deutlich weniger Nasenausfluss und auch die Schleimhäute haben immer wieder mal Farbe angenommen.

    Nach weiteren 14 Tagen folgte die nächste Blutabnahme um in der PCR den Erfolg der Therapie zu überprüfen.


    Leider war Carlo immer noch Babesiose positiv.

    Weiter gings dann also mit der Erregertypisierung. Das Ergebnis lautete dann eben: Babesia vulpes.


    Seit dem Zeitpunkt der fehlgeschlagenen Imidocarb-Therapie ist unsere TÄ mit der Parasitologie der LMU in Kontakt, die dann auch gleich eine Therapieempfehlung abgegeben haben:

    Atovaquon in Kombination mit Azithromycin über 7-10 Tage (die genauen Dosen hab ich grad nicht im Kopf).


    Atovaquon pur gibt es aktuell nur als Suspension zu einem äußerst stattlichen Preis. Nach Rücksprache mit der Para haben wir uns dann für ein günstigeres Kombinationspräparat entschieden: Atovaquon+Proguanil-HCl.


    Carlo hat auf das Atovaquon sehr stark reagiert. Erbrechen, extremer Durchfall, andauernde Übelkeit, extreme Mattigkeit (er hat in der Zeit mehr als 21h pro Tag geschlafen). Nachdem auch Medikamente gegen die Übelkeit absolut keine Linderung brachten und er gar nichts mehr fressen oder trinken wollte (ist ja eh alles nach spätestens 20 Minuten wieder aus dem Hund rausgeflossen), haben wir die Therapie nach 7 Tagen abgebrochen.


    Es folgte eine Wartezeit von 60 Tagen bis zur nächsten Blutabnahme für die Kontroll-PCR.

    Auch da gings Carlo nochmal deutlich besser. Die Schleimhäute durchgängig rosa, der ganze Hund viel aktiver und wacher, kein Nasenausfluss mehr und auch keine erhöhte Temperatur.

    Die Hoffnung wurde allerdings durch die PCR wieder zunichte gemacht: Carlo ist weiterhin Babesiose positiv.


    Wie es jetzt weiter geht, wissen wir noch nicht. Unsere TÄ ist wieder mit der Parasitologie in Kontakt, die hoffentlich nochmal eine Therapie für uns aus dem Hut zaubern können.

    Eine Möglichkeit wäre es, doch das pure Atovaquon zu nutzen, das ist scheinbar besser verträglich als das Kombi-Präparat mit Proguanil-HCl. In der Literatur findet man auch noch eine Behandlung mit drei Wirkstoffen, die bei Atovaquon-resistenten Stämmen von Babesia gibsoni eingesetzt wird. Ich bin aktuell am Recherchieren, ob die auch bei B. vulpes getestet wurde...

  • Die Parasitologie konnte leider nicht zaubern, es gibt vorerst keine weiteren Therapieansätze für uns und wir müssen wohl oder übel mit den Mistviechern leben.


    Alles, was wir aktuell tun können, ist das allgemeine Stresslevel niedrig und Carlo fit und gesund zu halten.


    Da wir wegen anderer Dauermedikation sowieso alle 6 Monate zur Blutabnahme müssen, werden seine Blutwerte also weiterhin engmaschig kontrolliert. Was im Falle eines Ausbruchs dann passiert, weiß ich allerdings nicht...

  • Hallo Pfeffernaserl,

    wir haben genau den gleichen Verlauf und seit heute auch die gleiche Diagnose bei unserem Ottis. Da bin ich nun über deinen Beitrag gestolpert… Es wird uns auch eben genau diese Therapie empfohlen, mit diesem sehr teuren Medikament aus der Humanmedizin.

    Nun würde mich brennend interessieren, wie es bei euch weiterging und wie es eurem Carlo damit geht.

    Ich würde mich wahnsinnig über eine Rückmeldung freuen!

  • Oje, das tut mir Leid für euch, dass Ottis auch mit diesen Mistviechern zu kämpfen hat :no:


    Wir haben uns damals gegen einen erneuten Therapieversuch entschieden. Der Durchbruch in Sachen Gesundheit kam bei Carlo gut ein Jahr nach dem letzten Post hier im Thread, da sind wir in Sachen Stressmanagement noch einen Schritt weiter gegangen und noch ein gutes Stück weiter raus aufs Land gezogen.

    Für Carlo war das Lebensumfeld, das wir vorher hatten, viel zu stressig. Zu viele Menschen, zu viele Hunde, zu viel Lärm rundherum. Und das, obwohl wir schon am Rand einer Kleinstadt gewohnt haben und mit nur 5 Minuten Fußweg im Wald waren.


    Jetzt sind wir wirklich weiter ab vom Schuss, Dörfchen, Haus statt Wohnung und nur wenige Hunde und Menschen.

    Seine Symptome waren, nach einem etwas heftigeren Schub nach dem Umzugsstress, fast komplett weg.

    Inzwischen macht uns die Hepatozoonose deutlich mehr zu schaffen, als die Babesien.

    Letztere sieht man zwar schon im Blutbild, das ein wenig verschoben ist, und daran, dass die Blutgerinnung ziemlich langsam ist, aber das war's.


    Wir haben uns aber auch sehr darauf eingestellt, dass wir einen chronisch kranken Hund haben. Carlo gibt das Tempo vor, in allen Dingen.

    Wenn er sagt, nein, geht nicht, dann gehts halt mal nur kurz zum Pieseln vor die Tür und man verbringt den Tag auf der Couch.

    Oder die schönen Pläne für die Wochenendwanderung werden halt verschoben.


    Alles in allem ist er aber so fit und fröhlich wie noch nie.


    Ich kann dir also nur mitgeben: unterschätz den Einfluss von Stress nicht.

    Ich würde von einer Therapie mit Atovaquon/Proguanil-HCl abraten, aus meiner schlechten Erfahrung heraus.

    Ich weiß aber auch von einem Fall im Leishmanniose-Forum, da wurde der Hund erfolgreich mit dem Präparat therapiert (wobei, nagel mich nicht fest, könnte auch das teure Monopräparat gewesen sein. Wenn du magst, kann ich dir dort nochmal nachgucken, ist nur mit Anmeldung nachlesbar und die Freischaltung dauert manchmal etwas länger)

  • Oh, und weil ich es gestern noch vergessen habe: was für mich auch ganz wichtig ist, ist durchgängiger Parasitenschutz.

    Oberste Priorität hat hier, dass kein Blutsauger, der einmal an Carlo angedockt hat, meinen Hund wieder lebend verlässt. Die kleinen Babesien sind so unbekannt und ja leider auch nur so schlecht behandelbar, ich könnts mir nicht verzeihen, wenn sich ein anderer Hund wegen uns infizieren würde.

    Deshalb kriegt Carlo auch das ganze Jahr über Simparica, verträgt er sehr gut und mein Gewissen ist etwas reiner.

  • Hallo Pfeffernaserl

    Vielen lieben Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Es freut mich riesig zu hören, dass es eurem Carlo soweit gut geht.

    Wir haben uns vorerst nun auch gegen eine solche Therapie entschieden. Ottis ist aktuell nicht sonderlich gut in Form, da er gerade wieder einen Schub hinter sich hat und dann immer sehr abmagert. Ihm könnte ich gerade diese Nebenwirkungen einfach nicht zumuten.

    Wir wollen nun auch darauf achten ihn einfach soweit es uns möglich ist zu stärken.

    Kontakt mit Heilpraktikerin (persönlich halte ich von diesem Ansatz immer sehr viel) ist aufgenommen und auch über Stressherde haben wir uns gerade so unsere Gedanken gemacht. Wir wohnen bereits ländlich und ich glaube nicht, dass Ottis besonders großem Stress in der Umwelt ausgesetzt ist. Wir müssen aber wohl eher mit uns selbst etwas härter ins Gericht gehen, da unser Familienalltag (mit Kleinkind und Jobs) vlt doch die ein oder anderen Stressquelle für ihn sein könnte. Danke für den Hinweis und wir werden nun mal stark darauf achten…

    Ja, das mit dem Parasitenschutz habe ich auch auf dem Schirm. Sehe das ähnlich und möchte nicht eine solch gemeine Krankheit einschleppen. Werde sofort mal nach deinem Mittel suchen wenn du hier gute Erfahrungen gemacht hast.

    Hast du vielleicht auch eine Futterempfehlung für uns? Hier sind wir gerade etwas ratlos/ auf der Suche, da er eben etwas empfindlich ist (aktuell kochen wir wieder Hähnchen und Reis mit Karotte) und wir aber auch stark daran arbeiten wollen, dass er wieder zunimmt und gut mit Nährstoffen versorgt ist, was schon immer etwas schwierig ist. Jetzt wissen wir wenigstens warum… Passt ja zu den klassischen Symptomen der Krankheit.

    Vielleicht habt ihr das Problem bei Carlo ja auch und könnt mir einen Tipp geben?! 🥴

  • Oje, da hat es Ottis wohl schlimmer erwischt als Carlo :verzweifelt:

    Probleme mit Abmagern hatten wir in der Art nie - aber Carlo ist auch ein sehr guter Futterverwerter und frisst auch wenn es ihm schlecht geht. Wenn er mal Futter verweigert, weiß ich, dass es sehr, sehr ernst ist.

    Deshalb kann ich dir auch nicht so wirklich in Sachen Futter weiterhelfen, da hier auch noch fast alles vertragen wird. Nur auf Reis (und Meeresfrüchte) reagiert Carlo empfindlich.

    Oh mei, ich drück euch so sehr die Daumen, dass es bald wieder nach oben geht und Ottis gesundheitlicher Zustand sich stabilisiert :kleeblatt:

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