"Unhöflicher" Hund - Spielen ohne Rücksicht auf Verluste

  • Dauerhaftes Anleinen steht nicht zur Diskussion. Da sehe ich auch keinen Sinn drin, denn schließlich kann ich ihn ja abrufen. Ich muss nur ausreichend aufpassen, um den anderen Hund rechtzeitig zu sehen. Er hört sonst 1a - nur bei sehr nahen Hunden brennen ihm die Sicherungen durch.

    Wenn ein großer Jungspund meine kranke Hündin auch noch so spielerisch aufmischen würde, würde er eine Lektion bekommen, die er so schnell nicht vergisst.

    Eine Lektion von jemand anderen würde ihm evtl. sogar helfen.

    Aber ich mach das aus Prinzip nicht. Ich behalte ihn bei den meisten Hunden und ganz besonders bei älteren und Hunden mit Handicap an der Leine.

    Ich habe ein paar "Mutter-Kind"-Beziehungen mit ansehen dürfen. Keine Hündin, die ich kenne, hätte sich von ihren Jungen so auf der Nase herum tanzen lassen.

    Ich denke eher, dass er vom zuschauen gelernt hat. Dort war er nämlich ganz rangniedrig, hatte nix zu melden und war sehr zurückhaltend.

    Jedes Mal, wenn er Dir durchdüst und Erfolg damit hat, machst Du Dir alle Fortschritte wieder kaputt.

    Danke. Genau das denke ich mir auch. Blöd genug, dass es schon wenigen Male passiert ist. Ich will nicht, dass er das macht!

    Ich finds unmöglich und es ärgert mich, weil es sich so schwer "aberziehen" lässt. Bei vielen anderen Sachen kann man halt einwirken, aber höfliches Verhalten anderen Hunden gegenüber kann ich ihm halt nicht erklären.

    Zudem liest sich das teilweise eher nach Stressverhalten. Der Hund muss draußen ja total unter Strom stehen, was auch nicht gerade gesund ist.

    Ja, das empfinde ich auch so. Und das macht mir dabei auch Sorgen. Er ist m.M.n. gestresst.


    Ich hab einfach Bedenken, dass er komplett unverträglich wird, wenn ich ihm jetzt bei einem normalen Gassigang jeden Kontakt komplett verbiete. Er sieht die anderen Hunde ja.


    Aber gut, ein Gruppengang pro Woche, evtl. ein zweites Treffen und sonst keinen Kontakt. Mit Bekannten usw. treffen wir uns schon kaum noch, weil ich mir das echt nicht mit anschauen kann, wie er sich aufführt. Ja, er lässt es nach ein paar Minuten, aber er hat im Grunde immer wieder "Erfolg" mit dem Verhalten. In seinen Augen zumindest.

    Ich versuche es also mal ohne Hundekontakte. Blöd sind halt immer die anderen HH, die ihre unangeleinten Hunde an meinen angeleinten hinlaufen lassen. Da übt es sich dann ganz toll, ruhig vorbei zu laufen.


    Kuriosum am Rande: Wenn ihn jemand so respektlos anspielt, findet er das unmöglich. Da rennt er weg und spielt nicht mit.

  • Ansonsten hat er bei mir zu bleiben bzw. andere Hunde haben ihn nicht zu interessieren. Zu einer ähnlichen Struktur würde ich dir auch raten.

    Gerne. Das hatten auch alle meine Hunde bisher (ist ja nicht mein erster ;) ).

    Aber der ist da einfach ein komplett anderes Kaliber. Sonst würde ich nicht fragen, wenn das alles so einfach zu regeln wäre.

    Er hat einfach ein völlig schräges Bild von Hundebegegnungen.


    durfte als frischer Junghund zu jedem anderen Hund hin und jetzt auf einmal darf bzw. soll er nicht mehr - da wär ich als junger Hund auch verwirrt und überdreht

    Wie kommst Du darauf? Gerade am Anfang hab ich extrem rausgepickt, mit wem er Kontakt haben durfte, weil er eben so gar nicht wusste, was tun.

    Durfte er nicht und er durfte auch nicht mit jedem Spielen. Nach einem kurzen Hallo im Freilauf gingen wir weiter. War auch lange kein Problem. Auch an der Leine vorbei ging in den ersten Wochen gut.


    An der Leine klappt es zum Glück inzwischen ganz gut. Vor kurzem wollte ein kleiner Terrier es mit ihm aufnehmen (Terrier offline, meiner angeleint), da blieb er anständig hinter mir, währen ich den Terrier blocken und verjagen konnte. Der hing mir fast im Stiefel.


    Ich hoffe ja auch noch drauf, dass er nach der Pubertät insgesamt wieder ruhiger wird. Nur noch so 2 Jahre oder so... :D

  • Also erstmal zum Thema Kastration (und ich bin kein ausgewiesener „Kastrafeind“):


    Die macht aus einem Rüpel mit Eiern einen Rüpel ohne Eier. Sonst nichts. Und ich glaub mal nicht, dass Dein Hund nicht „kapiert“, dass er sich daneben benimmt. Der steigert sich da rein.


    Eine Verhaltensänderung erreichst Du dadurch, dass Du Dir erstmal selbst klipp und klar machst, dass Dein Hund sich da unmöglich benimmt und das überhaupt nicht geht. Ohne Beschönigung, Entschuldigung oder Gänsefüßchen. Die so Bespielten sind keine „Opfer“, die sind Opfer. Sorry, wenn das jetzt etwas heftig klingt, aber fast Jeder neigt beim eigenen Hund zu etwas Betriebsblindheit. Die sollte weg, wenn man ernsthaft was ändern möchte. Und das ist Dein Job, nicht der eines anderen Hundes.


    Also ja: Leine dran und erstmal Pause beim Thema Hundekontakt. Und Training, dass Dein Hund sich Dir zuwenden kann, bevor er in einen „Blackout“ verfällt. Habt Ihr eine gemeinsame Arbeit oder Beschäftigung, in die er seine aufgestaute Energie legen kann?


    Wenn es wieder Hundebegegnungen gibt: Sofort abbrechen, wenn die ersten Anzeichen von Rüpelei da sind. Und dann wär bei mir auch erstmal wieder Schluss und Leinenknast.


    Meine ältere Hündin hätte sich zu einem astreinen Mobbingarsch entwickelt, wenn ich nicht von Anfang an da gute Beratung und ein waches Auge gehabt hätte. Einfach, weil sie Spaß dran hatte.

  • Wenn es wieder Hundebegegnungen gibt: Sofort abbrechen, wenn die ersten Anzeichen von Rüpelei da sind. Und dann wär bei mir auch erstmal wieder Schluss und Leinenknast.

    Meine erste Hündin war ernsthaft pöbelnd - das ist was ganz anderes als das, was der junge Kerl hier abzieht.

    Ja, er benimmt sich daneben, ja er rüpelt. Aber komplett un-aggressiv, eher so dummdreist... die Tendenz zum Mobben hatte er vor der Kastra. Die sehe ich jetzt nicht mehr.


    Ich sehe keinen Sinn drin, Hundebegegnungen zuzulassen und es dann abzubrechen. Das halte ich für kontraproduktiv. Ich lasse derzeit nur Hundebegegnungen zu, wo ich weiß, dass es nicht eskaliert. Weil die Hunde sich kennen oder weil ich schon anhand der Größe weiß, dass er sich benehmen wird.


    Die Frage ist eher, ob ich ALLE Kontakte einstampfen soll (abgesehen von dem Gruppen-Gassi, wo er sich mit seiner besten Freundin austoben darf) oder eben ganz dosiert weiter Kontakte zulasse, wo er sich benimmt.

    Ein Beispiel: Gestern haben wir beim Losgehen einen 7jährigen riesigen Pudelmix getroffen. Der hat meinen Hund schlicht ignoriert. Nach 2 vorsichtigen Anspielversuchen ging meiner dann anständig mit/neben ihm Gassi, während ich mich kurz mit der Besitzerin unterhalten konnte. Ich denke, sowas tut ihm gut, denn da lernt er, dass man mit anderen Hunden auch einfach ganz in Ruhe schnüffeln gehen kann.

    Oder seht ihr das anders?

  • Dauerhaftes Anleinen steht nicht zur Diskussion. Da sehe ich auch keinen Sinn drin, denn schließlich kann ich ihn ja abrufen.

    Anscheinend ist er nicht immer abrufbar, sonst würd er ja nicht in fremde Hunde reinrauschen und die Bedrängen.

    Ich muss nur ausreichend aufpassen, um den anderen Hund rechtzeitig zu sehen.

    Oder anleinen.

    Eine Lektion von jemand anderen würde ihm evtl. sogar helfen.

    Das ist dein Job, den Hund zu erziehen und zu managen, bis die Erziehung verlässlich greift. Nicht der von anderen Haltern oder anderen Hunden.

    Ich hab einfach Bedenken, dass er komplett unverträglich wird, wenn ich ihm jetzt bei einem normalen Gassigang jeden Kontakt komplett verbiete. Er sieht die anderen Hunde ja.

    Du sollt es ihm ja nicht einfach verbieten, sondern ihm Verhaltensalternativen beibringen. Kann schon gut sein, dass es für ihn erstmal frustig ist. Aber einfach machen lassen ist auf Dauer für deinen Hund noch schlechter. Auch wenn es für dich natürlich bequemer ist.

    Blöd sind halt immer die anderen HH, die ihre unangeleinten Hunde an meinen angeleinten hinlaufen lassen.

    Für andere Halter bist du der mit dem "lästigen Hund".

  • CCaruso


    Gar keinen Hundekontakt kann man machen. Ich fänds halt schade für Deinen Hund. Und ja: Mobben kann man dummdreist (bei Ronja wars schlaudreist) ohne ernsthafte Aggression oder Beschädigungsabsicht. Macht es nur weder für den bedrängten Hund besser, noch für Deinen, wenn er von einem genervten Artgenossen ernsthaft eins auf die Mütze kriegt.


    Sinnvoller fände ich, dass Du ihm klar machst, dass es ein Regelwerk für Hundebegegnungen gibt. Und das erreichst Du eben, das Du Hundebegegnungen regulierst. Und dann wirds halt auch passieren, dass Du eine Hundebegegnung abbrechen solltest.


    Zu Deiner Frage zur Begegnung gestern: Da müsste man gesehen haben, wie die Anspielversuche ausgesehen haben. Das ruhige Nebeneinandergehen sollte Dein Hund aber von Dir lernen, nicht von anderen Hunden. Und das funktioniert meiner Erfahrung nach am Besten über gemeinsame Beschäftigung.

  • Ich lasse derzeit nur Hundebegegnungen zu, wo ich weiß, dass es nicht eskaliert. Weil die Hunde sich kennen oder weil ich schon anhand der Größe weiß, dass er sich benehmen wird.

    Dazu passt aber das hier nicht:


    Wenn ich sehe, dass der anderen Hund für ihn kein "Opfer" sein wird, kann ich wieder ableinen. Bei potentiellen Opfern bleibt er angeleint. Er pöbelt nicht mehr, sondern geht - wenn auch mit deutlich interessiertem Blick - mit mir an dem anderen Hund vorbei.


    Wir waren jetzt in den letzten 3 Monaten zweimal in der Situation, dass ich einen Hund übersehen oder mit verschätzt hab - er macht wirklich keine Attacke, sondern nur einen völlig missglückten Spiel-Versuch.


    Ich glaube Dir, dass Du das nach bestem Wissen und Gewissen managen willst. Aber Du musst eben immer damit rechnen, dass Du Dich mal verschätzt, ein Hund plötzlich auftaucht oder dergleichen.

    Momentan teilst Du die Hunde in "Opfer" und "Gegner" (ich nenn das mal so) und das kann es doch nicht sein? Damit erteilst Du ihm quasi die Erlaubnis, so zu handeln, wie er handelt. Nur weil ein Hund größer ist (und nach Deiner Definition kein "Opfer" ist), heißt das nicht, dass er nicht unsicher sein könnte und er nach vorn geht.


    Du kannst das echt nicht an der Größe festmachen.

    Und darum wäre bei mir die Leine immer dran, bis er kapiert hat, wie man sich benimmt.

    Mich würde interessieren, wie die Trainerin das dann sieht und was sie rät.

  • Wie kommst Du darauf? Gerade am Anfang hab

    Ich hoffe ja auch noch drauf, dass er nach der Pubertät insgesamt wieder ruhiger wird. Nur noch so 2 Jahre oder so... :D

    Die Chance hast du durch die Kastra wahrscheinlich verspielt.

  • Du sollt es ihm ja nicht einfach verbieten, sondern ihm Verhaltensalternativen beibringen.

    Genau das ist der Punkt: Und da haben mir schon 2 Trainer klar erklärt, dass das nicht geht. Ich kann ihm nicht beibringen, wie er sich mit Hunden benehmen muss. Das hätte er halt von Anfang an richtig lernen sollen.

    Ich kann einem Hund doch nicht erklären, wie man sich einem anderen Hund höflich nähert. Ich kann ihn, wenn er unhöflich wird, aus einer Situation nehmen. Das tue ich bei uns bekannten Hunden bzw. ich lasse ihn gar nicht erst in eine solche Situation mit Fremdhunden. Er lernt auch, dass ich bezüglich Hundekontakt das Sagen hab - aber das ändert NIX an seinem Verhalten.

    Letztlich fehlen ihm erfahrene, gut sozialisierte Althunde, die ihm erklären, wie man sich als Junghund zu benehmen hat.

    Für andere Halter bist du der mit dem "lästigen Hund".

    Warum? Die kennen mich/uns ja nicht. Ich leine z.B. immer an, wenn mir ein angeleinter Hund entgegen kommt. Das empfinde ich als Gebot der Höflichkeit. Ich will auch keinen Sag-mal-Hallo-an-der-Leine-Kontakt. Anleinen - vorbeigehen - fertig. Aber das interessiert doch die anderen nicht...


    Das ruhige Nebeneinandergehen sollte Dein Hund aber von Dir lernen

    Neben mir geht er ja ruhig. ;) Sogar wenn dreiste Eichhörnchen unseren Weg kreuzen.

    Menschenbegegnungen sind auch nicht unser Problem, nur Hunde.

    Ich denke halt, ihm fehlt komplett die Idee, dass man mit anderen Hunden friedlich ganz in Ruhe gemeinsam Gassigehen kann. Er meint, das muss Action geben.

    Mit mir gibt's nicht ständig Action. Weil ich eben genau diese Erwartungshaltung nicht füttern möchte.

  • Wenn Dein Hund von Dir lernt, dass er von Dir a. Action bekommt und b. auch die benötigte Ruhe, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz aufbringen muss, dann braucht er Action nicht mehr zwanghaft woanders suchen. Und er lernt auch das ruhige Gehen neben anderen Hunden. Ist ein bisserl Umstellung und Arbeit, lohnt sich aber.


    Wenn Deine Trainer Dir tatsächlich erzählen, dass ein junger Hund keine Verhaltensänderung mehr lernen kann, dann solltest Du die Trainer wechseln.

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