Therapie bei Angst vor starkem Wind/Sturm

  • Was genau passiert denn in welcher Situation? Und was macht ihr?


    Macht ja einen Großen Unterschied ob ein Hund richtige Panik vor bewegender Luft hat, oder nur Stürme wie gestern doof sind und Hund nicht Gassi will.

  • Ok, dann schreibe ich mal unser Problem.


    Akaya wohnt erst seit kurzem bei mir, deshalb bin ich erst am Anfang meiner Beobachtungen. Weiß aber von meiner Tochter, wo sie vorher gelebt hat, dass dieses Problem schon länger besteht.


    Als es vorgestern abends mit Stürmen begann, fing Akaya stark an zu hecheln, zittern und war sehr unruhig.

    Das zog sich über die ganze Nacht bis mittags hin (hörte erst mit der Medikamentengabe auf).

    Ich bin mit ihr nachts zweimal zum Lösen raus, obwohl sie sonst durchhält. Beide Male versteckte sie sich draußen danach unter unseren dicht bewachsenen Bäumen. Beim ersten Mal rief ich sie rein und nahm sie mit hoch. Beim zweiten Mal hab ich sie draußen und die Zwischenraumtür offen gelassen. So eine Stunde später kam sie wieder zu mir...


    Das alles stresste sie natürlich sehr, deshalb fragte ich meine TÄin um Rat, die mir ein entsprechendes Medikament gab, damit Akaya zur Ruhe kommen konnte.


    Das Medikament ist echt gut, aber vielleicht gibt es noch eine andere Alternative. Es stürmt ja leider gerade jetzt im Herbst sehr viel und jedesmal das Medikament geben? Ich weiß nicht, ob das so gut ist? Werde mich da auch auf jeden Fall nochmal mit meiner TÄin beraten.

  • Wie heißt denn das Medikament? Ich hoffe, es ist kein Acepromazin (Handelsnamen unter anderem Vetranquil, Sedalin, Calmivet und Prequillan). Bitte guck das mal nach. Dieses Medikament ist richtig Scheiße. Davon wird nur die Bewegungsfähigkeit des Hundes eingeschränkt - er hat genau so viel Angst wie vorher, ist körperlich jedoch so geplättet, dass keine Reaktion mehr gezeigt werden kann. Hier kannst du ein wenig mehr über angstlösende Medikamente erfahren.


    Aus meiner Sicht spricht nichts für die Unterstützung durch ein Medikament für den Übergang, sofern es das passende ist. Ihr habt die Hündin ja erst seit sehr kurzer Zeit. Wenn sie länger bei euch ist, geht es vielleicht auch ohne oder mit weniger. Die Hündin jedes Mal in ihre Angst reinrennen zu lassen halte ich für problematisch, das verfestigt sich doch nur. Eine schnelle Lösung gibt es vermutlich nicht.


    Ich würde da erstmal so dran gehen wie bei Geräuschangst/Silvester.

    • Hund in der Situation unterstützen, also soziale Nähe anbieten, auf den Boden setzen, da sein, selbst Ruhe ausstrahlen, keinesfalls selbst alarmiert wirken und auch nicht "du Arme, Arme du" - einfach souverän und selbstverständlich da sein (dass Streicheln bei Angst die Angst verstärkt, ist Quatsch - ganz im Gegenteil, wenn der Hund die Nähe sucht, sollte man für ihn da sein)
    • Wenn Hund das möchte, Körperkontakt, wenn nicht, dann nicht
    • Wenn Körperkontakt gewünscht, könntest du auch beruhigend streicheln, dabei immer eine Hand am Hund lassen
    • Abschirmen von Geräuschen des Windes und auch dem Anblick (meine Hündin ist bei Wind auch etwas nervös, sie reagiert auf wackelnde Äste vor den Fenstern bzw. wackelnde Schatten in der Wohnung) - also Fenster zu, Türen zu, Vorhänge vor, ruhige Musik an; verhindern, dass Türen oder Fenster schlagen usw.
    • Einen Rückzugsort schaffen und etablieren, wenn sie es nicht schon hat, und zwar unabhängig vom Sturm: eine Box, Körbchen, Nische, Hundezelt, irgendwas angenehmes, nettes, du kannst den Hund auch da füttern, damit er es verknüpft, dass da schöne Sachen passieren (und zwar nur schöne)
    • Du könntest ein Thundershirt ausprobieren oder eine Körperbandage nach Tellington
    • Hund auf nette Art beschäftigen oder sich selbst beschäftigen lassen; meine Hundin bekommt Silvester zB immer ein "Paket". Das ist eine Kiste mit Pappe, Zeitungspapier usw, ganz viel Geknüddel und darin eingepackt tolle Leckerchen. Das Schnüffeln und Zerreißen des Papiers lenkt ab, gleichzeitig beruhigt Kauen auch

    Ich kann mir schon denken, dass das für euch alle richtig blöd ist, denn Stürme gibt es ja noch viel öfter als Silvester. Ihr solltet da aber schnell was unternehmen, solche Ängste beeinträchtigen das Tier und neigen leider auch dazu, sich zu generalisieren, also sich auf mehr udn mehr Dinge auszudehnen.


    Wie man so eine Sturmangst gegenkonditioniert (oder anders trainiert) kann ich euch nicht sagen. Vielleicht kann man dir im Silvesterthread noch mehr sagen. Aber da muss man ja recht akkurat arbeiten, sonst bringt es nichts. Ist schwierig per Forum. Wenn die Hündin so schlimm Angst hat, wie du schreibst, würde ich versuchen, eineN Verhaltenstierarzt/ärztin oder Trainer/in mit dieser Spezialisierung hinzuzuziehen. Es liest sich so, als ob der Hund ziemlich leidet.


    Ist bekannt, was zu diesem Verhalten geführt hat? Gab es ein besonderes Ereignis?

  • Ggf. auch mal hier im Forum nach Angsthund suchen und in den entsprechenden Threads nachfragen. Kann sein, dass deine Anfrage gerade etwas untergeht.


    Alles Gute für Akaya. Ich hatte früher eine Hündin, mein Julchen, die nach einer OP panische Angst vor Gewittern hatte, das war furchtbar. Damals gab es auch noch keine Medikamente gegen die Angst und Training kannten wir nicht (war in den 80er Jahren auf dem Land), wir konnten ihr nur durch Nähe helfen. Kein schönes Gefühl, einen Hund so zu sehen.

  • Meine Lola hat auch furchtbar Angst vor Wind jeglicher Art. Wenn ich lüfte ist sie total nervös. Wenn ich sie füttere muss alles zu sein. Sie ist seit fast sieben Jahre bei mir und bisher konnte ich ihr noch nicht helfen. Sie versteckt sich dann meist unterm Schreibtisch und ich hab ihr da eine Kuscheldecke hingelegt.

  • Vielen Dank für eure Anregungen.


    Das Medikament heißt „Sileo“.

    Damit konnte Akaya runterfahren und endlich schlafen. Sie hatte ja die ganze Nacht nicht geschlafen.


    Die Fenster waren zu, sie hatte ihre Höhle als Rückzugsort, konnte u war auch für einige Zeit bei mir im Bett an mich oder unter mich gekuschelt. Hatte aber nicht geholfen.


    Das Eigenartige für mich war, dass sie draußen im Sturm bleiben wollte. Für mich fühlt sich das an, als ob sie größtenteils Angst vor den Geräuschen hat, die der Sturm am Haus/Fenster hinterlässt?!


    Ein besonderer Vorfall im Sturm ist nicht bekannt. Laut meiner Tochter fing das an, als sie in ihre neue Wohnung gezogen sind.

  • Das Eigenartige für mich war, dass sie draußen im Sturm bleiben wollte. Für mich fühlt sich das an, als ob sie größtenteils Angst vor den Geräuschen hat, die der Sturm am Haus/Fenster hinterlässt?!

    Du warst ja dabei und kennst den Hund. Warum sollte das unmöglich sein? Könnt ihr die Geräusche mindern? Ich würde es ja mit ruhiger Musik versuchen. Vielleicht diese Musik sogar erst zur Entspannung aufkonditionieren.


    Ah, Sileo, das ist das, was man auf die Maulschleimhaut gibt, oder?

  • Es ist durchaus möglich, dass eher die Geräusche am Haus deiner Hündin Angst machen. Mein Dicker ist zwar bei starkem Wind auch immer durch selbigen draußen, im Haus dann aber meist entspannt - außer, es klappert irgendwas auf dem Balkon rum.


    Was deiner Akaya genau hilft auf Dauer, werdet ihr ein Stück weit ausprobieren müssen. Je länger sie bei euch ist, desto besser wird auch die Bindung werden, sodass Nähe tatsächlich ein hilfreicher Aspekt werden kann.


    Hier haben/hatten wir vor allem Probleme mit Knallern und Gewitter. Für die Knallerei haben wir auch noch keine richtig gute Lösung gefunden, weil das einfach so oft unvorhersehbar und daher schwer zu trainieren ist. Hier kommt es leider öfter mal vor, dass jemand meint, aufgehobenes Feuerwerk hochjagen zu müssen, und dann ist der Stresspegel ratzfatz so hoch, dass bei Hundi sowieso gar nichts mehr geht. Das gleiche gilt für Silvester; das ist dann einfach so intensiv, dass nur noch Management möglich ist. Marley versteckt sich dann gern im Bad (innenliegend) oder unter dem Esstisch. Je mehr vertraute Menschen um ihn rum sind, die alle die Ruhe bewahren, desto besser geht es ihm dann meist. Aber schön ist was anderes.


    Bei der Gewitterangst haben wir dagegen schon einige gute Fortschritte gemacht. Da hab ich auch mal nachts ne halbe oder Dreiviertelstunde mit ihm unterm Esstisch gelegen. Körperkontakt wollte er dabei nicht, aber dass ich in der Nähe lag und einfach ruhig und entspannt war, hat ihm schon sehr geholfen. Diesen Sommer habe ich, wenn es anfing zu donnern, gerne mal ganz begeistert die "Donnerleckerchen" (hier: Käsewürfel) aus dem Kühlschrank geholt. Bei jedem Donnergrollen gab's dann ein Stück Käse. Da wir eine Weile recht häufig Gewitter hatten, hat das sehr gut funktioniert, und gerade bei leichteren Gewittern hat er dann eigentlich gar nicht mehr reagiert.


    Wenn ihr ein Medikament habt, das ihr gut hilft, ist das anfangs sicher eine gute Sache. Ein verhaltenstherapeutisch arbeitender Tierarzt könnte ebenfalls noch eine Anlaufstelle sein. Ansonsten ist meiner Erfahrung nach wichtig, dass man selbst die Ruhe bewahrt und entspannt bleibt. Vom völligen Ignorieren der Angst halte ich übrigens nicht viel. Die meisten Hunde haben trotzdem Angst, und im schlimmsten Fall lernen sie dadurch nur, dass sie damit allein gelassen werden. Man sollte aber nicht "mitleiden" und einen auf "oh Gott, das ist ja alles so schrecklich, du hast ganz recht" machen. Das ist dann auch wieder kontraproduktiv.


    Beobachte mal weiter, ob du die Auslöser noch genauer eingrenzen kannst und probier aus, was deiner Hündin hilft. Es gibt auch Hunde, die sehr gut auf Spiel und Spaß ansprechen, um ihre Angst zu vergessen. Andere - wie meiner - haben dann überhaupt keinen Kopf für's Spielen. Kommt auch immer drauf an, wie stark die Angst tatsächlich ist. Ich würde dann aber vorsichtig probieren, ob sie Lust auf ein Spiel hat oder Leckerchen nimmt; wenn sie das nicht tut, bedräng sie nicht. Dann lieber ein Buch schnappen, dich neben ihren Rückzugsort setzen (oder wo auch immer sie gerade liegt) und versuchen, Ruhe auszustrahlen.

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