Wach / Schutz - trieb einschränken

  • Hallo,


    ich besitze einen 7 Monate alten "Cao Fila de Sao Miguel", Namens Onix, welchen ich mit 4 Monaten adoptiert habe.

    Mir war / ist bewusst, das diese Rasse einen starken Wach bzw. Schutztrieb haben (können) und bin daher von Anfang an in eine Hundeschule gegangen um ihn auch so viel wie möglich zu sozialisieren.

    Leider sind die Gruppentreffen oft ausgefallen und jetzt wurde es ganz beendet. Nun fahr ich etwas weiter zu einer anderen und denke, das ich bei diesem Trainer gut aufgehoben bin.


    Rassebedingt ist er von Anfang an sehr mistrauisch anderen Menschen gegenüber gewesen. Anderen Hunden gegenüber gar nicht. Mit Leine zeigt er oft kein Interesse und ohne geht es sofort in den Spielmodus.


    Mein Problempunkt ist jedoch der Mensch.

    Wird er im freien von Menschen ignoriert ist alles gut.

    Leute die ich im freien immer wieder mal sehe, Nachbarn etc, zu denen geht er eigentlich gern hin, aber übertreibt sehr schnell. Fängt an zu hüpfen ( Anspringen hab ich langsam raus bei ihm ), und will mit der Schnauze immer in die Hände. Manchen ist das egal und da seh ich auch das nichts weiter passiert. Meist leckt er sie dann ab und das wars. Lässt sich aber nur schwierig abstellen, da er bei mir sowas nicht macht. ( ich arbeite aber daran )


    Im geschlossenen Raum siehts aber ganz anders aus. Beispiel im Büro auf der Arbeit.

    Ich arbeite allein. Betritt jedoch jemand den Raum ( andere Mitarbeiter ), sehe ich aktuell immer mehr eine Steigerung des Wach und Schutztriebes.

    Selbst bei den selben Mitarbeitern.

    Er lässt von der Person nicht wirklich ab. zu dem anfänglichen Hüpfen und "Hände schnappen", kommt nun immer häufiger ein leichtes Knurren dazu, wenn er nach den Händen schnappen will.

    Das wirkt nun natürlich schon etwas beängstigend und hier fange ich an mir dann schon sorgen zu machen.


    Er darf das Büro ruhig überwachen. Das ist sogar optimal. Aber ich möchte es irgendwie schaffen, das Personen auch zutritt haben dürfen und er versteht, das ich keinen Schutz brauche.


    Hier die Frage an Personen mit Erfahrung bei der Erziehung von Hunden mit ausgeprägtem Wach und Schutztrieb:
    Habt ihr Tipps und Ratschläge um dem Hund beizubringen, das ich auf Kommando keinen Schutz brauche?


    Zur Info:


    - Bitte unterlasst jegliche Belehrungen.

    - Ich habe die Option, auch auf Arbeit, jeglichen Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden

    - Es muss niemand ins Büro kommen wenn ich da arbeite. Aber manchmal möchte man ja mal mit einem Kollegen quatschen. Da muss er verstehen, das alles in Ordnung ist.

    - Es gibt einen 2. Raum im Büro, wo er sein Rückzugsort hat. Dieser kann per Tür verschlossen werden.

    - Ablenkung mit Spielzeug, wie seinem Lieblingsball, funktioniert sehr gut.

    - Mit dem neuen Hundetrainer habe ich Ende des Monats meinen ersten Termin. Bis dahin möchte ich gern eure Ratschläge hören.

    - Ich habe auch kein Problem damit, für immer die Kontakte in geschlossenen Räumen zu unterbinden. Er ist und bleibt nunmal ein Wach und Schutzhund. Trotzdem lässt sich jeder Trieb bis zu einem gewissen grad unterbinden. Und das ist mein Ziel.


    Meine bisherigen Überlegungen:

    - Ich kann den Kollegen im Raum stehen lassen und Onix zum Sitz bringen. Wenn er es tut, könnte ich ihn belohnen.

    hier sehe ich aber die Gefahr, das er die Belohnung nicht mit dem Sitz, sondern mit dem "pöbeln" verbindet.


    - ich könnte ihn in sein Rückzugsort verweisen.

    Bei Belohnung sehe ich aber wieder die gefahr der falschen verbindung.

    Belohne ich ihn nicht, könnte er das ganze negativ werten. -> Wenn wer kommt, wird er dem Raum verwiesen. Also lässt er es beim nächsten mal vielleicht gar nicht soweit kommen ?

    Oder er akzeptiert, das ich die Situation unter Kontrolle habe und er wieder gehen "kann".


    Damit das ganze nicht weiter in die falsche Richtung geht, unterlasse ich bis zum neuen Trainer, oder/und euren Ratschlägen, die Kontakte oder wenns sein muss, geb ihm ihm vorher eine Ablenkung ( Spielzeug )


    Er ist sehr intelligent und aktuell lässt sich ohne Gefahr noch alles mögliche ausprobieren.

    Wir freuen uns daher auf eure Erfahrungen und Tipps :)

  • Das wird sich nicht ändern, im Gegenteil. Du hast für Büroarbeit und Kontakt mit Leuten einfach den falschen Hund.

    Genetik lässt sich nicht überlisten, das wird mit Sicherheit noch um einiges ausgeprägter wenn dein Hund erwachsen wird.

    Und du musst immer mit der Dummheit der Leute rechnen, du kannst nie ganz verhindern dass mal jemand reinkommt.

    Klar kannst du gutes Verhalten Clickern, wird aber auf Dauer vermutlich nichts bringen.

    ich wünsche dir trotzdem viel Glück und dass Du es hinbekommst

  • Du kannst Genetik nicht wegsozialisieren, der Wach- und Schutztrieb wird bleiben.



    Du musst deinen Hund einfach so gut unter Kontrolle bringen, dass er nicht selbstständig entscheidet was bewacht und geschützt wird.



    Aktuell scheint es ein ziemlich unerzogener Rüpel zu sein den du viel zu sorglos Kontakt zu Menschen haben lässt.

    Leute anspringen, abschlecken, auf den Händen rumknibbeln und knurren? Das geht gar nicht!!!

    Sichere den Hund mit einer Leine, einer Box oder einem Laufgitter im Büro und lass ihn auf keinen Fall reinkommende Kollegen "begrüßen". Das dürfte nämlich eher ein Kontrollieren und hilfloser Versuch sein sie am reinkommen zu hindern. Noch ist er dabei relativ nett weil er jung ist, aber wenn du ihn weiterhin gewähren lässt hält er die Leute bald ernsthaft fern.



    Der Hund muss lernen, dass ihn reinkommende Menschen nichts angehen. Er hat liegen zu bleiben und ruhig zu sein, denn du entscheidest wer reinkommen darf.

    Dazu musst du sicher stellen, dass er auf seinem Platz bleibt. Das musst du vorher ohne deine Kollegen üben damit er weiß was von ihm verlangt wird und das kannst und sollst du natürlich belohnen!

    Die Kollegen sollten den Hund komplett ignorieren.




    Und auch draußen: lass deinen Hund nicht zu Menschen hin! Rassebedingt wird der mit dem Erwachsen werden eh keinen Wert darauf legen von Fremden durchgeknuddelt zu werden, wieso gewöhnst du ihm das an?

    Und wenn er sich absolut nicht benehmen kann und du ihn vom Springen auch nicht abhalten kannst ist das definitiv ein Grund erst gar keinen Kontakt zuzulassen.

    Der Hund soll ruhig neben dir sitzen wenn du dich mit jemandem unterhältst, sonst nichts.




    Aktuell überlässt du dem Hund jede Entscheidung darüber wenn er kontrolliert, maßregelt (denn nichts anders ist in Hände beißen und knurren) und daraus wird sich auch entwickeln, dass er entscheidet wer sich dir nähern darf und wer nicht.

    Das musst du unterbinden bevor er anfängt es ernst zu meinen, sonst geht das ganz gewaltig in die Hose und endet mit einem gefährlichen Hund!



    Solche Hunde brauchen Führung!

  • Wach- und Schutztrieb kannst du nicht einschränken oder weg erziehen.

    Man kann aber den Hund grundsätzlich erziehen, dass heisst der Hund lernt Frauchen oder Herrschen regeln das in diesem Rahmen.


    @Syrus hat es ja auch schon beschrieben. Hausleine dran im Büro und wenn ein Kollege kommt Hund auf seine Decke schicken / in seine Box / hinter sein Gitter und er darf von da den Besuch ignorieren.

  • ich würde das genau so machen wie @Syrus es vorgeschlagen hat: es ist DEIN Besuch, wieso soll da dein Hund den Empfang spielen?

    ich würde ihm ebenfalls beibringen auf einer Decke oder in einer Box zu bleiben und sich schlicht vom Besuch fern zu halten. Er maßregelt und kontrolliert deinen Besuch schon jetzt. Nur da er fast noch ein Baby ist, macht er das noch verhältnismäßig sanft. In ein paar Monaten wird das, wenn er weiterhin entsprechend den Besuch abfangen darf, schon ganz anders aussehen.

  • Der Hund hat, so klingt es, das Wichtigste nie gelernt: Dass Du die Dinge regelst, nicht er.


    Oder anders gesagt: Dir scheint nicht klar zu sein, dass Du in allen Lebenslagen der Aufpasser sein musst, nicht der Hund.

  • Was erwartest Du Dir außerdem von einem Hund, der Dich oder das Büro schützt? Mehr als präsent sein darf ein privater "Wachhund" ohnedies nicht, ohne dass es für Hund und Halter - und andere Mendchen - Troubles gibt.


    Da klingt für mich eine falsche Vorstellung oder Erwartung an.

    Auf Kommando "an- und ausknipsen" wird auch eher nichts, das Schutzverhalten aktiv "anknipsen" würde ich zudem tunlichst unterlassen.


    Im Grunde soll ein sehr wachsamer, misstrauischer, im Zweifelsfall nach vorne gehender Hund lernen, dass er alles mögliche zwar gruselig oder blöd findet, dass aber Mensch die Lage im Griff hat und der Hund nicht handeln muss.


    Zusätzlich braucht es, je nach Lebenssituation, aber auch Managementmaßnahem. 24/7 ist Mensch manchmal nicht zugegen, um dem Hund zu vermitteln, dass er nicht handeln muss, dann handelt der Hund halt allein.

  • Erstmal noch ein paar fragen: ist er reinrassig? mit 4 Monaten Adoptiert liest sich immer nach Tierschutz und da wird oft irgendwas in Rassen rein interpretiert was gar nicht ist. Wo kam er mit 4 Monaten her? Irgendwelche Unsicherheiten bei Personen?


    Wir haben einen Rumänen-Mix und ich habe bis vor zwei Wochen auch gedacht er wäre ziemlich territorial mit Wachtrieb musste aber zur Erkenntnis kommen, dass auch hier mehr aus Unsicherheit gesteuert wird als aus Wachtrieb.


    Nur noch so als Gedankenanregung

  • Stimme dem was @Syrus geschrieben hat ebenfalls zu.

    Meine Knallschote hat das von mir erwünschte Verhalten auch über Hausleine und Decke im Büro gelernt. Wenn es an der Tür klopft muss sie auf ihren Platz (bleiben). Natürlich wurde das behutsam und mit Belohnung aufgebaut. Durch reine Ablenkung via Spielzeug und Co. wirst du keine Verhaltensänderung erreichen.

    Funktioniert aber nur, wenn die Arbeitskollegen mitmachen und z.B. nicht einfach nach dem Anklopfen direkt im Zimmer stehen oder einmal im Zimmer angekommen den Hund zulabern oder streicheln wollen.

    Als der einzige Kollege der das nicht gerafft hatte endlich zur Reha war, konnten wir das innerhalb von 2-3 Wochen einüben.

    Meine Knallschote neigte ebenfalls dazu fremde Menschen die ihr unheimlich sind zu kontrollieren und zu maßregeln, Hände schnappen war auch hier sehr beliebt. Die Lösung ist recht simpel: Es gibt keinen Kontakt zu diesen Menschen und zeigte sie solch ein Verhalten bei bekannten Menschen wurde es umgehend abgebrochen. Ganz abstellen wirst du dieses Verhalten wahrscheinlich nie können.

    Wir treffen 3-4x die Woche einen Freund auf unserer Morgenrunde. Luna kennt ihn, war schon oft zu Besuch, sowohl in der Wohnung, als auch im Garten, alles ohne Probleme. Wenn er, ein Mann wie ein Bär, aber morgens auf uns zugejoggt kommt, darf ich sie nicht entscheiden lassen wie sie damit umgeht. Wenn wir uns unterhalten hat sich ruhig an meiner Seite zu sitzen/liegen. Genau das ist ihr Job in dem Moment, nichts anderes.

    Ein ausgeprägter Schutztrieb führt halt dazu, dass man weniger Verallgemeinern kann. Nicht Person X ist gut/böse, sondern die Situation ist zu beurteilen.


    Edit: Das was @iinas sagt ist auch nicht unwichtig. Unsicherheit sieht oft nach Schutztrieb aus. Einem unsicheren Hund komm ich jedoch schwerer über reinen Gehorsam bei.

  • Ich würde auch sagen, es wird dringend Zeit, dass der junge Mann lernt, wer die Aufträge ausgibt.

    Er wird wachen und schützen wollen, aber dann bitte in deinem Auftrag und so, wie du es möchtest.

    Dazu gehört, dass du ihm jetzt bei bringst, was du wann von ihm erwartest. Neutrales Verhalten übern wäre ein wichtiger Anfang. Und dann gleich weiterüben was er tun und lassen soll. Bei Freundkontakt, Feindkontakt etc.


    Sonst sagt der dir morgen, was er von dir erwartet. und wer Freund und Feind ist.

    das hätten einige meiner Schätzchen getan, und das sind keine mit besonderem "Schutztrieb", sondern mit besonderem Spieltrieb, aber eben auch Geltungsbewusstsein und eigenem Urteilsvermögen.

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