Angst vor Geräuschen in der Wohnung

  • Hallo zusammen,


    nach langer Zeit melde ich mich hier auch mal wieder zu Wort.


    Unsere Luna (fast 9 Jahre, aus dem Tierschutz, Border Collie-Münsterländer-Mix laut Tierschutz) ist seit sechs Jahren bei uns. Schon immer hatte sie Geräuschängste, ganz schlimm sind Plastikflaschen (das Knacken davon) und Knallgeräusche.


    Sie hat einige Umzüge mitgemacht - immer problemlos. Nur der letzte war leider nicht so toll. Wir sind letztes Jahr ins Dachgeschoss gezogen. Eigentlich hört man hier keinerlei Nachbargeräusche. Bis auf im Schlafzimmer. Unter unserem Schlafzimmer befindet sich wohl der Aufenthaltsraum der Nachbarn unter uns. Man hört - allerdings wirklich nicht sonderlich laut - die Toilettenspülung, Türen, die hin und wieder etwas lauter geschlossen werden, wenn etwas runterfällt, wenn Besuch ist auch mal mehr. Es ist eigentlich wirklich nicht wild.


    Nur für Luna ist es der Panikauslöser schlechthin. Vermutlich, weil sie nicht einordnen kann, wo die Geräusche herkommen.


    Letztes Jahr war es so schlimm, wir haben wochenlang nachts nicht schlafen können. Sie lief extrem viel umher, zitterte, hechelte, speichelte, saß vor uns, reichte uns die Pfote, wollte am liebsten ins Bett. Im Bett allerdings keinerlei Besserung: Sitzen, hecheln, speicheln, zittern, wieder raus aus dem Bett. Die ganze Nacht. Sie steigerte sich immer weiter in ihre Panik, hatte Angst vor der Angst und generalisierte die Geräuschangst über auf das Knacken des Holzes (schlecht, wenn man Holzbalken in der Wohnung hat) und alle anderen plötzlichen unkontrollierbaren Geräusche dieser Art. Sofortige Panik war die Reaktion.


    Wir haben damals einiges ausprobiert:
    Ein Hundetrainer, der uns nach erfolglosen Trainingsmethoden zu Rescue Tropfen, später zu Adaptil riet. Bis wir nach sämtlichen (natürlich gutmütigen) Trainingsmethoden auch sämtliche Tropfen und sämtliche Möglichkeiten von Adaptil durch hatten. Gleichzeitig sollten wir sie noch mehr geistig und körperlich auslasten, mit ihr die Geräusche einer Plastikflasche klickern.
    Es half aber auch über die besagten Wochen nichts. Wir testeten die Schilddrüsenwerte und bekamen Medikamente, weil sie eine leichte Unterfunktion feststellten.
    Auch keine Hilfe.
    Er als die Tierärztin uns Alprazolam mit Dosierungsplan gab, war das Problem nach zwei Wochen wie weggeblasen. Und wir überglücklich, denn wir gingen am Zahnfleisch. So viele Wochen Schlafentzug, wir fühlten uns als würden wir gefoltert werden. Einige Beinahe-Unfälle mit dem Auto vor Müdigkeit, unerwartete Müdigkeitsattacken am Arbeitsplatz und eine Beziehung, die darunter litt, waren die Folge dieser nächtlichen Attacken von Luna. Daher waren wir froh, als das Problem endlich aus der Welt geschafft zu sein schien.


    Wir waren also alle drei 9 Monate lang zufrieden und konnten nachts wunderbar schlafen, inklusive Luna.


    Bis heute Nacht. Natürlich kam es immer mal vor, dass eine Nacht schlechter war, in der sie dann mal vor uns saß, aber sich schnell wieder von allein beruhigte und die Angst war auch definitiv nie wieder so extrem wie letztes Jahr. Es hielt sich alles in einem guten Rahmen.


    Ich weiß nicht, ob es an der Jahreszeit liegt, denn letztes Jahr war es auch von Mai bis Juli, oder woran auch immer. Jedenfalls gingen unsere Nachbarn unten heute Nacht gegen zwölf ins Bett und Luna war bereits bei den kleinsten Geräuschen mehr alarmiert als sonst. Obwohl die Geräusche seit Juli 2018 sie nicht mehr interessierten!
    Das erste Geräusch triggerte sie heute Nacht an, dann steigerte sie sich bei jedem weiteren Geräusch immer tiefer rein, bis sie wieder hechelnd vor uns saß und dann ihre panischen Runden im Schlafzimmer drehte, panische Blicke nach links, nach rechts, zur Tür, zu uns.


    Es war noch nicht ganz so schlimm wie letztes Jahr, aber unsere Tierärztin hatte uns geraten, sollte so etwas mal passieren, können wir Alprazolam auch einmal geben. Leider half es heute Nacht nicht wirklich.


    Wir waren bis halb vier wach und sind heute entsprechend gerädert. Müssten wir nicht arbeiten, wäre es halb so wild, aber wir können das nicht noch mal aushalten wie im letzten Jahr. Wir brauchen eine Lösung, bevor es wieder schlimmer wird.


    Geräuschtherapien, meinte die Trainerin damals, das wären die schwierigsten, eigentlich könne man bei ihr nicht wirklich mehr was machen an dem Problem.


    Habt ihr eventuell eine Idee oder besser Erfahrungen, wie man Hunden die Angst vor unvorhersehbaren unterschiedlichen Geräuschen nehmen kann?
    Kennt ihr Verhaltenstherapeuten für Hunde im Ruhrgebiet?
    Habt ihr irgendwelche Tipps für uns? :hilfe:


    Wir sind ratlos und dankbar für jeden Tipp. :ka:


    LG

  • Ist sie denn ganz sicher auf die Schilddrüsenmedikamente gut eingestellt? Manchmal gibt es zusätzlich noch eine T3 Umwandlungsstörung die gerne unentdeckt bleibt.
    Ich kann für Verhaltenstherapie in Kombi mit Schilddrüsenproblematik Frau Wergowski empfehlen, aber sie arbeitet im Nordosten Deutschlands. Man kann aber auch Telefontermine ausmachen um rauszufinden ob mit den Werten vielleicht doch was nicht stimmt.
    Mein Hund ist leider auch sehr reizoffen und reagiert dann auch gerne über (auch extrem) wenn die Hormone nicht in Balance sind. Ich bin daher bei dem Thema sehr sensibilisiert und würde das wirklich sehr gut abklären lassen. Weil sonst nützt echt jegliches Training nichts. Das ist dann auch raus geworfenes Geld, dass man besser anders hätte investieren können.

  • Danke für den Tipp!
    Tatsächlich hatte ich da auch schon drüber nachgedacht, aber den TA heute noch nicht erreicht.


    Vielleicht habe ich ja Glück und es liegt daran...


    Frau Wergowski werde ich gleich mal googlen :-)


    Wie gehst du ansonsten mit solchen Überreaktionen bei deinem Hund um? Hat sich da irgendwas bewährt?

  • Müssten wir nicht arbeiten, wäre es halb so wild, aber wir können das nicht noch mal aushalten wie im letzten Jahr. Wir brauchen eine Lösung, bevor es wieder schlimmer wird.

    Für den Hund wäre es genauso schrecklich, wenn ihr nicht arbeiten müsstet. DIE braucht dringend Hilfe, nicht ihr. Am besten Alprazolam gleich weiter geben (also nicht erst wenn sie schon panisch ist sondern vorher schon) und gleich einen Termin bei der Tierärztin machen um den Hund auf den Kopf zu stellen. In dem Alter unter anderem auch Alterserscheinungen wie nachlassendes Gehör und Sehkraft ansprechen. Demenz. Schilddrüsenwerte überprüfen. Auf Schmerzen untersuchen.
    Wenn ihr noch mal an Geräuschangst arbeiten wollt, würde ich dieses Buch empfehlen:
    Aber sie ist jetzt schon 9, das kann also auch gut körperliche Ursachen haben, die sich abstellen lassen.

  • Für den Hund wäre es genauso schrecklich, wenn ihr nicht arbeiten müsstet. DIE braucht dringend Hilfe, nicht ihr.

    Ja, klar. Aber es geht mir darum, dass ich dann besser für sie da sein könnte nachts. Blöd ist die Situation so oder so.


    Aber dadurch ist die Situation maximal suboptimal, sowohl für sie als auch für uns. Denn natürlich wird man irgendwann nörgelig, auch wenn man es nicht möchte.


    Augen, Gehört etc. funktionieren laut letztem Checkup vor einigen Wochen gut.


    Als dement schätze ich sie nicht ein, sie ist super fit, schlau, wirkt auch generell noch nicht wie 9, sondern eher wie in den besten Jahren. Reinschauen kann ich natürlich trotzdem nicht.


    Danke für den Buchtipp, das schau ich mir mal an :-)


    Beim Tierarzt rufe ich gleich nach deren Mittagspause noch mal an.

  • Wie gehst du ansonsten mit solchen Überreaktionen bei deinem Hund um? Hat sich da irgendwas bewährt?

    Also meiner hatte so Phasen da ist er unruhig durch die Wohnung getigert und hat permanent zum Fenster gestarrt und gezittert. Ich habe ihn dann immer zu mir genommen und versucht mit Körperkontakt zu helfen. Wenn das mehrere Nächte in Folge passierte, hab ich dann aber irgendwann einfach versucht zu schlafen. In der Zeit in der er nicht gut eingestellt war (und das ging Monate so) war es auch ganz schlimm und ich habe teils aus Verzweiflung ihn dann auch einfach ins Körbchen geschickt. Das ist in sofern gemein, weil die Unruhe ja von innen kommt und der Hund nichts dafür kann. Es hat aber dennoch eine Zeit lang geholfen, weil da die Anweisung im Körbchen zu bleiben und zu ruhen, dem Hund auch die Ruhe gegeben hat, die er in dem Moment selbst nicht finden konnte. Also konnte ich dann noch mal eine Stunde die Augen zu machen bis es wieder los ging..
    Ich verstehe dich also absolut und das ist so so Kräfte zehrend. Ich kann mir aber wirklich gut vorstellen, dass es ein Hormonungleichgewicht ist und man da an ein paar Stellschrauben etwas verbessern kann. Die Homepage von Fr Wergowski ist nicht so aussagekräftig finde ich, sie ist aber wirklich kompetent und hat uns sehr geholfen. Vielleicht kennst du auch die Schilddrüsen-Facebook-Gruppe, dort wird sie auch vielfach empfohlen. Und vielleicht findest du dort auch noch mal Gleichgesinnte falls du Fb hast. Es gibt echt viele Hunde die dann so sensibel sind und extrem reagieren in welcher Form auch immer. Die meisten Haustierärzte kennen sich mit der Schilddrüse leider auch nicht so sehr gut aus, sodass viele Hunde einfach nicht gut eingestellt sind

  • Ja, das ist super Kräfte zehrend.. das geht auf Dauer einfach nicht. Es tut ja auch weder dem Hund noch dem Menschen gut, so oft hintereinander auf Schlaf zu verzichten.


    Oh gute Idee, nach der FB-Gruppe schaue ich später mal :-) Danke!


    Warst du denn vor Ort bei Frau Wergowski bzw. sie bei dir oder hast du das auch per Telefon gemacht mit ihr?

  • Warst du denn vor Ort bei Frau Wergowski bzw. sie bei dir oder hast du das auch per Telefon gemacht mit ihr?

    Beides. Ich hatte das große Glück, dass ich in der Nähe wohnte. Letztendlich hat sie aber nur den Zustand gesehen den ich auch hätte beschreiben können. Da bei meinem Hund einfach die Werte schlecht waren, hätte auch nichts an Training geholfen. Wir haben später auch aber telefoniert oder Mails geschrieben. Das dauert ja eine Weile bis man den Hund optimal eingestellt hat und da hat man einige Rückfragen.

  • Was passiert denn wenn mal jemand für ein paar Nächte mit dem Hund in einem anderen Raum schläft wo sie nichts hört?

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