Will to please? Will to work? Will to much?

  • Ach ja, und Will to Please ist IMHO gar nicht dasselbe wie Will to Work! Das sind unterschiedliche Dispositionen, die auch unterschiedlich kombiniert werden können.

  • ein WTP-Hund möchte seinem Menschen, seiner Bezugsperson und Sozialpartner gefallen. Er möchte Anerkennung, tut viel, um diese zu erlangen und Missfallen zu vermeiden. Gute Lesefähigkeiten des Menschen werden ihm bei seinem Unterfangen helfen, aber diese Fähigkeiten können auch ganz anders gepolten Hunden beim erreichen ganz anderer Ziele helfen - sie sind Mittel zum Zweck, nicht der Zweck oder die Ursache an sich.

    Das finde ich sehr gut formuliert, und so erleb ich das bei meinen Hunden, die für WTP berüchtigt sind.


    Ja, sie lesen. Sie wissen genau, was erwartet wird und reagieren sehr sensibel auf:
    geht jetzt nicht, wird nicht gewünscht.
    Soll sein, wird gewünscht.
    Sie ahnen das geradezu.


    Über den WTP kann man sie zu nahezu allem motivieren, muss aber immer darauf achten, dass sie sich nicht soz. überschlagen, übertreiben, hochdrehen.


    Als Motivationsgrundlage finde ich den Begriff und das Verhalten, welches aber eben auch eine ganz enge Bindung bedeutet, wirklich toll.


    Wobei natürlich auch jede andere Rasse sich bindet, nicht, dass man mich falsch versteht. Die Frage ist eben, wie sich das äußert, das ist sicher sehr unterschiedlich.
    Mit körperlicher Nähe hat das nicht zwangsläufig zu tun.


    Dieses Aufmerksame kann auch nerven, das muss man gut kanalisieren oder umlenken können und grundsätzlich mögen, sonst kommt man mMn zB mit Aussies nicht zurecht.

  • WTP im klassischen Sinne ist für mich eine Extremform der extrinsischen Motivation.
    Der Hund arbeitet. Nicht nur, dass er mit dem Menschen kooperiert, sondern im Idealfall lässt ein solcher Hund alles stehen und liegen, und orientiert sich auf eine vom Menschen gestellte Aufgabe. Auf den Menschen also, nicht so sehr die Aufgabe.


    WTW hingegen ist eine Form der intrinsischen Motivation - der Hund arbeitet, weil ihm die Arbeit Freude bereitet.


    Die Unterscheidung ist meist sehr sehr subtil: Womit wird der Hund belohnt, woraus zieht er seine Befriedigung für die Tätigkeit?
    Mein Trainer behauptet immer, dass Hunde wie auch Kinder extreme Opportunisten sind, beide tun nur etwas, wenn es sich für Sie lohnt.
    Aber was lohnt sich denn genau?


    Erfüllt der Hund eine Aufgabe für den Adrenalinkick, der dahinter steht (zB Bällchen jagen) und zieht seine Befriedigung aus der erledigten Aufgabe (=Ball schnappen)? Dann ist das eher WTW in meinen Augen.
    Läuft der Hund eine saubere UO zB, weil es dafür eine materielle Belohnung gibt (=Leckerli, Ball), ist das kein WTP, da hier die Befriedigung aus einer materiellen Komponente besteht, der Mensch hinter dem ganzen im Extremfall austauschbar ist.
    Es gibt aber Fälle, da läuft der Hund diese UO zB sauber, hat aber kein Interesse am Futter oder Ball, sondern zieht seine Belohnung aus dem Verhalten des Hundeführers. Klassisch ist für mich hier die Sauberkeitserziehung. Der Welpe löst sich draußen, der Mensch freut sich wie Bolle und lobt. Der Welpe lernt den Zusammenhang Lösestelle - Menschenreaktion und wird im Regelfall sehr schnell verstehen, sich draußen lösen.


    Alle Hunde, die die Reaktionen ihrer Menschen lesen, interpretieren und für sich nutzen, brauchen dafür einen WTP.
    Bei Mailo mache ich das an seinem „Therapieverhalten“ fest. Niemand hat ihm gesagt, was er tun soll. Wann er es tun soll. Aber er liest meine Körpersprache, interpretiert diese als Aufgabe für sich und handelt entsprechend, um als Belohnung dann soziale Nähe zu bekommen, Streicheleinheiten, Lob.

  • Mein Spitz ist auch überdurchschnittlich motiviert seiner "Arbeit" nachzugehen - dem Wachen. Dafür lässt er auch mal sein Futter stehen wenn es sein muss. Seine Leistungsbereitschaft in dem Bereich ist also überdurchschnittlich hoch und stellt ihn auch sichtlich zufrieden.
    Er ist dabei sogar sehr kooperativ - das heißt, nachdem er seinen Job erfüllt hat und uns auf die Gefahr aufmerksam gemacht hat, gibt er gerne das Zepter an uns weiter. Herrchen/Frauchen richten das dann.


    Er hat dennoch keinen Will to Please, oder zumindest keinen starken - was ja eigentlich auch schon wortwörtlich aussagt was es denn ist: Der Wille zu Gefallen. Also es geht speziell darum, dass der Hund etwas nur für dich tut, weil du es so toll findest.


    Ari macht auch gerne was mit uns, er hat sehr viel Spaß an der Zusammenarbeit. Aber, er macht das nicht um uns zu gefallen. Er macht das weil er einen ausgeprägten Will to Feed und Will to have fun hat. Also er braucht dafür schon seine "Belohnung" und die muss größer sein als "Frauchen findet es super". Also sein Spaß und seine Freunde ist ihm sehr wichtig oder es muss sich halt lohnen.


    Genauso ist sein kooperativer Wachtrieb nicht an WTP gekoppelt. Er wacht weil es für ihn eine sinnvolle Beschäftigung ist. In diesem Fall reicht ihm ein Lob sogar oft aus - aber nicht weil er dann denkt er hat das ganze toll für mich getan, sondern weil er für sich weiß das es toll war und dann die zusätzliche Bestätigung gern annimmt. Er braucht sie aber nicht, die Handlung an sich ist für ihn das Wichtigste.

  • Läuft der Hund eine saubere UO zB, weil es dafür eine materielle Belohnung gibt (=Leckerli, Ball), ist das kein WTP, da hier die Befriedigung aus einer materiellen Komponente besteht, der Mensch hinter dem ganzen im Extremfall austauschbar ist.
    Es gibt aber Fälle, da läuft der Hund diese UO zB sauber, hat aber kein Interesse am Futter oder Ball, sondern zieht seine Belohnung aus dem Verhalten des Hundeführers.

    Für mich sind die Übergänge da fliessender, das lässt sich meist nicht so krass abgrenzen, und in der Praxis hat man fast immer beides gemischt. Denn die Belohnung gibt es ja nur, wenn Herrchen/Frauchen zufrieden ist. Und kaum jemand baut sportliche Aufgaben ohne jede materielle Belohnung auf. Auch ein WTP-Hund nimmt meist noch sehr gern die Wurst/Ball zur Belohnung. Kein Interesse an der materiellen Belohnung kann an der zu niedrigen Wertigkeit der verwendeten Belohnung liegen, oder an zu hoher Erregungslage (im Sport nicht selten), oder - und das sehe ich persönlich recht häufig - daran, dass der WTW kräftig mitmischt und der Hund die Erwartung hat, weiterarbeiten zu dürfen. Das trifft dann in erster Linie auf Tätigkeiten zu, die den genetischen Anlagen des Hundes im hohen Masse entsprechen. Also Aufgaben, die für den betreffenden Hund Sinn machen und damit eine selbstbelohnende Tätigkeit sind.



    WTP im klassischen Sinne ist für mich eine Extremform der extrinsischen Motivation.
    Der Hund arbeitet. Nicht nur, dass er mit dem Menschen kooperiert, sondern im Idealfall lässt ein solcher Hund alles stehen und liegen, und orientiert sich auf eine vom Menschen gestellte Aufgabe. Auf den Menschen also, nicht so sehr die Aufgabe.

    Beim ersten Lesen hätte ich das so unterschrieben. Nun komme ich ins Grübeln. Klar, der Hund tut sinnfreies Zeug auf Befehl, um seine Belohnung (die Anerkennung) zu erhalten. Ist also extern motiviert. Aber was, wenn der Hund das Gefallen an sich als seine eigentliche Aufgabe ansieht? Dann ist es wieder sinnvoll, was er tut, weil er mit dem Zirkustrick sein genetisch extrem stark verankertes Bedürfnis nach sozialer Anerkennung durch seinen Menschen befriedigt. Also mischt da die intrinsische Motivation durchaus mit....

  • WTP im klassischen Sinne


    Wenn ich mich nicht irre ist WTP im klassischen / ursprünglichen Sinn nix, was in irgendeiner Weise auf das Alltagsverhalten eines Hundes übertragbar ist.
    Weil es aus dem Bereich der Ausbildung von Hütehunden kommt.

  • Dazu fand ich den Beitrag hier sehr schön aufgedröselt zwischen WTP und WTW



    Zitat

    Manche Hunderassen wurden für die eigenständige und unabhängige Arbeitgezüchtet. Sie waren oft allein in der Natur und trafen ihren Menschen nur alle paar Tage. Ein klassisches Beispiel sind Herdenschutzhunde. Diese Rassen haben keinen starken Gefallenswunsch. Sie wollen vor allem ihre Aufgabe erfüllen, suchen aber nicht die stete Nähe zum Menschen.
    Im Gegensatz dazu gibt es Rassen, die dafür gezüchtet wurden, eng mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. Ein gutes Beispiel sind Treibhunde: Sie setzen die Kommandos ihres Menschen direkt und absolut genau um. Ein enges, ideales Zusammenspiel zwischen Hund und Mensch ist die Grundvoraussetzung für diese Tätigkeit.
    Arbeitseifer zeigen sowohl Herdenschutz- als auch Hütehunde. Schoßhunde sind im Gegensatz zu diesen ein Beispiel für Rassen, die zwar den Will to Please haben, aber keinen Arbeitseifer.

    HerdenschtzhundeNEINJA
    TreibhundeJAJA
    SchoßhundeJANEIN


    Ja, zugegeben, ich habe das sehr stark polarisiert, wo es im Alltag viel verwaschener ist, um zu verdeutlichen, was ich meine.

  • Wenn ich mich nicht irre ist WTP im klassischen / ursprünglichen Sinn nix, was in irgendeiner Weise auf das Alltagsverhalten eines Hundes übertragbar ist.
    Weil es aus dem Bereich der Ausbildung von Hütehunden kommt.

    Das verstehe ich nicht wirklich. Der Hund hat WTP, oder eben nicht. Der macht auch nicht die meist recht künstliche Unterscheidung von Alltag und Ausbildung. Ein Hund mit stark ausgeprägtem WTP wird darüber auch im Alltag ansprechbar sein und sich kooperativ zeigen.

  • Das verstehe ich nicht wirklich. Der Hund hat WTP, oder eben nicht. Der macht auch nicht die meist recht künstliche Unterscheidung von Alltag und Ausbildung. Ein Hund mit stark ausgeprägtem WTP wird darüber auch im Alltag ansprechbar sein und sich kooperativ zeigen.

    Nö.
    Es gibt ja durchaus Hunde die bei der Arbeit ein deutliches Will to please zeigen und im Alltag eher weniger.
    Und anders herum genauso. :ka:

  • Nö.Es gibt ja durchaus Hunde die bei der Arbeit ein deutliches Will to please zeigen und im Alltag eher weniger.
    Und anders herum genauso. :ka:

    Da frage ich mich eher, ob das nicht dem vorhandenen (oder fehlenden) Will to Work geschuldet ist. Oder einer (für diesen individuellen Hund) total unpassenden "Arbeit", wenn er sich im Alltag zwar überschlägt im Bemühen, alles richtig und zu des Menschen Zufriedenheit zu machen (notgedrungen ist ja auch der Alltag voll von für den Hund eher sinnlosen Regeln und Befehlen), aber sobald es an Training/Arbeit geht, sind ihm die Wünsche des Menschen völlig egal.


    Aber vielleicht habe ich dich völlig missverstanden. Kannst du mal an je einem Beispiel erläutern, was du mit WTP nur bei der Arbeit, bzw nur im Alltag meinst?

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