Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Sollte das einfach so zu kaufen sein- wie gesagt, tuts sowieso- und diskreditiert sich damit ein Händler?

    Ein klares Jain!
    Es hängt vom Geschmack des BH und der Autorin ab.
    Meinungsfreiheit auf der einen Seite.
    Auf der anderen den Vertrieb von rechten Schriften fördern und dadurch Geld in die Kassen rechter Verlage (und in die eigenen [Ob sie wie Blei in den Regalen liegen, bleibt abzuwarten.]) spülen. Ich würde es nicht tun. Interessierte Leser*innen haben viele Informationsquellen.

  • Klar habe ich das mitbekommen. Ich wollte zu der Lesung von Margarete Stockowski gehen.
    Meine 5 Cent dazu:


    Findet Zensur statt, wenn Bücher nicht vorrätig gehalten werden, sondern bei Bedarf bestellt werden? Wenn ja: Hat dieser Laden ansonsten alle drölfmillionen Bücher vorrätig, die jemals irgendwann gedruckt wurden? Ich denke bei beidem: Nein!


    Ja, Stockowski mag nicht neben einem Regal lesen, in dem Rechte Bücher stehen. Ich finde, das ist ihr gutes Recht. Sie will diese Verlage nicht unterstützen!
    Ein wenig seltsam finde ich übrigens den Hinweis, das er das Regal ja "geframed" hat und die Bücher damit in einen Zusammenhang gebracht hat. Das ist ja wohl das mindeste, was bei einer solchen Aktion zu erwarten ist.


    Hast du Stockowskis Antwort auch gelesen? Laut ihrer Stellungnahme war eine stillschweigende Absage ohne Grund vereinbart worden. Die Abmachung hat er einige Tage nach der Absage gebrochen? Warum? Ich persönlich fand dann auch zum Teil seine Ausdrucksweise einfach unsympathisch. Eine "sonst so streitbare Stockowski" habe wohl Angst vor ein paar Büchern... Ob er das bei einem Mann ähnlich geschrieben hätte?
    Unter seinem FB-Beitrag haben fast ausschließlich Männer gepostet: Stockowski sei eh überbewertet und solle erst mal was gscheides leisten, war da der Tenor - von ihm unkommentiert.


    Ich denke, wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Aber die Art und Weise, das hinterher öffentlich zu machen, fand ich ungut.

  • Schwieriges Thema. Ich - nur ich persönlich - finde, man muss es nicht in den Regalen stehen haben. Keine Buchhandlung deckt wohl das gesamte Spektrum verfügbarer Literatur ab, deswegen könnte man dieses wohl weglassen. Ist es eine sehr große oder eher kleine Buchhandlung? Das würde für mich noch mal einen entscheidenden Unterschied machen. In einer großen, die wirklich ein Regal für jedes mögliche Thema hat, finde ich es in Ordnung. In einer kleinen Buchhandlung mit handgewählten Büchern würde es mich abschrecken, ein ganzes Regal zu solchen Themen zu finden. Sehr abschrecken. Ich hätte dann das Gefühl, dass diese Themen wirklich immer mehr in der Mitte der Gesellschaft ankommen, und es würde mich ehrlich gesagt wirklich erschüttern.


    (Ich lebe in Sachsen und mag da vielleicht mittlerweile etwas empfindlich sein. Ich denke auch gerade an meinen liebgewonnenen winzigen Buchladen hier in der Stadt, der überregional für seine Auswahl geschätzt wird - dort ein Regal zu diesen Themen wäre tatsächlich unvorstellbar und würde die Inhaberin viele ihrer Kunden kosten)

  • Ich würde nicht für Zensur plädieren - was man haben will, kann man sich über die großen Versandhäuser eh besorgen. Und jetzt kommt das große Aber:


    Wir haben 2 Orte weiter auch eine kleine gemütliche Buchhandlung, die schon seit vielen Jahren eine Institution ist. Und davon zehrt sie im Moment, von einer treuen Stammkundschaft, die das Persönliche dort schätzt und die Buchhandlung am Leben halten möchte.


    Ich hab mich ja schon als EBook-Leser geoutet. Aber gerade bei meinen Fachbüchern gibts viele nicht elektronisch. Und wenn ich da was papierhaft bestellen möchte, tue ich es dort. Das sind keine Massen, aber ich hoffe, dass die Buchhandlung an den teuren Büchern doch etwas verdient.


    Würde in den kleinen feinen Regalen dort - es sind wirklich nicht viele, mit sorgfältig ausgewählten Büchern - auf einmal rechte Pamphlete stehen, ich würd wohl nicht mehr hingehen. Vollkommen im Bewusstsein, dass das widersinning ist. Aber ich würds nicht mehr wollen.


    Hatte neulich mal einen Gutschein für einen niedlichen Ramschshop. Direkt auf der ersten Angebotsseite bin ich über ne Replik einer Reichsmark gestolpert und der Shop war für mich gestorben.


    Ich finds schwierig zu beurteilen, wo die Grenzen der Toleranz und Akzeptanz anderer Meinungen sind. Gerade in der gegenwärtigen Zeit. Gerade im Zusammenhang mit einer Partei, die meiner Meinung nach von Angst lebt. Einer Angst, die sowas von grausamen Folgen nach sich ziehen kann.


    So bleibt mir ja nur mein Bauch. Und der sagt: Ich will das nicht.

  • Und übrigens: es ist KEINE Zensur, wenn ich darüber entscheide, was bei mir im Laden steht. Das ist und bleibt alleine meine Entscheidung! Man könnte es auch als "Hausrecht" bezeichnen.

  • Findet Zensur statt, wenn Bücher nicht vorrätig gehalten werden, sondern bei Bedarf bestellt werden? Wenn ja: Hat dieser Laden ansonsten alle drölfmillionen Bücher vorrätig, die jemals irgendwann gedruckt wurden? Ich denke bei beidem: Nein!

    Das habe ich auch so gedacht.



    Stockowski sei eh überbewertet und solle erst mal was gscheides leisten

    Das ist das literarische "Hat wohl zu wenig Sex!" ... um es nicht allzu plump auszudrücken. :D

  • Ui, Danke für die Reaktionen!

    Ich finde, das ist ihr gutes Recht. Sie will diese Verlage nicht unterstützen!

    Klar, sie hätte aber wissen können, dass der Kollege das tut und die Lesung erst gar nicht dort vereinbaren dürfen, wenn sie schon der Meinung ist, dass das für sie nicht geht. Natürlich ihr gutes Recht!
    Würdet Ihr da nicht mehr hingehen?


    Ob er das bei einem Mann ähnlich geschrieben hätte?

    Naja, ich finde ganz persönlich, die Weiblich- Schiene ist es nun nicht.
    Ob die Dame was kann so schriftstellerisch, weiß ich nicht.
    Hätte ein Mann die Lesung gecancelt, hätte es den gleichen kleinen Aufruhr gegeben. FB- Kommentare- ich bitte Euch.

    Unter seinem FB-Beitrag haben fast ausschließlich Männer gepostet: Stockowski sei eh überbewertet und solle erst mal was gscheides leisten, war da der Tenor - von ihm unkommentiert.

    Tja, was sagt das über FB und über die Männer?

    Und übrigens: es ist KEINE Zensur, wenn ich darüber entscheide, was bei mir im Laden steht. Das ist und bleibt alleine meine Entscheidung! Man könnte es auch als "Hausrecht" bezeichnen.

    Stimmt absolut.
    In unserem kleinen Laden bestellen wir übrigens Bücher aus einem Verlag grundsätzlich nicht. Das wiederum ist Zensur. Wir schicken die Leute weg. Das Zeug widert uns so an, das bestellen wir nicht.
    Aus dem Verlag stehen bei Lehmkuhl keine Bücher, soweit ich das sehen konnte.

    aber er hätte es theoretisch kommentieren können bzw in meinen Augen "müssen".

    Ja, das hätte er, das war und bleibt ein sehr großer Fehler.



    Lehmkuhl ist keine kleine Buchhandlung, die bilden da ne Menge ab.
    Nun eben auch das.


    Ich finds von der Autorin ehrlich gesagt etwas armselig- sie hätte das bei ihrer Lesung auch thematisieren können und damit eine Diskussion ausgelöst, die sicher hilfreich hätte sein können.
    Ich wäre da mit meinem Text reingestapft und hätte vor Beginn das zum Thema gemacht.
    Eine verpasste Chance zum Diskurs- man muss sich doch auseinandersetzen.

  • Ich finds von der Autorin ehrlich gesagt etwas armselig- sie hätte das bei ihrer Lesung auch thematisieren können und damit eine Diskussion ausgelöst, die sicher hilfreich hätte sein können.

    Hat sie doch auch so, dadurch dass sie abgesagt hat, wenn das durch die Medien geht.


    Und sieh es mal von der anderen Seite: Würde ein Autor aus dem z. B. Kopp-Verlag in einer linken Buchhandlung lesen? Wohl eher nicht.

  • Ich würde es von der Autorin nicht erwarten, dass sie dennoch hingeht und es dann thematisiert. Sie wollte ja eigentlich kommen, um über ihre eigenen Werke zu sprechen. Stattdessen wird sie dann "genötigt", politisch Stellung zu beziehen. Ich meine, auf eine solche Diskussion muss man sich ja auch ordentlich vorbereiten, und ich finde außerdem nicht, dass dieser Diskurs ständig überall und zu jedem Anlass stattfinden muss. Es gibt so viele andere interessante Dinge, über die man reden kann...


    Ob ich als Autorin nicht einfach ganz normal trotzdem meine Lesung gehalten hätte, ohne dieses Regal "eines Blickes zu würdigen", kann ich schwer abschätzen. Ich hätte es wohl gemacht, um das Aufbauschen des Themas zu vermeiden, denn damit war zu rechnen. Jetzt gibt es mal wieder maximale Publicity (entschuldigt das Englisch) für das Thema, es ist irgendwie ermüdend. Aber, wie ich es rauslese, konnte sie wohl nicht abschätzen, dass es solche Wellen schlagen würde und ging von einer stillschweigenden Absage aus. Blöd gelaufen.


    Alles in allem denke ich nicht, dass die Buchhandlung sich einen Gefallen getan hat. Ein bestimmtes Klientel, das nicht unbedingt zwischen den Zeilen lesen kann, wird jetzt sicher angezogen. Sie haben die betreffenden Bücher ja gleich als Startbildschirm ihrer Homepage...

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