Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2

  • Ich habe es schon mal in einem anderen Thread erwähnt, die Geschichten rund um den Dyatlov Pass werden mich immer magisch anziehen. Egal wie viel ich darüber lese - auch wenn es teilweise wirklich schlechte Fiction war - ich kann nicht genug davon bekommen.

    Launton Anderson hat mit "Death of Nine" mal wieder eine non-fiction Aufarbeitung des Themas erstellt. Ich finde es immer wieder faszinierend, dass es nach all der Zeit immer noch neue Infos und Einsichten rund um das Thema für mich gibt. Das Buch setzt sich zusammen aus den Tagebucheinträgen der Wanderer, Zwei Landkarten der Fundorte, den Fotos, die sie auf ihrem Trip gemacht haben, Erklärungen, Interviews und offiziellen Unterlagen zu Studenten und Route, sowie den Autopsieberichten und auch original Fotos nach Bergung der Leichen in der Leichenhalle, sowie detailierten Zeichnungen und medizinische Modell der Verletzungen. Und das ist der Punkt an dem es einem wirklich an die Nieren geht. Ich habe die Beschreibung der Verletzungen schon dutzende Male gelesen, habe auch das ein oder andere Foto in den Dokus dazu (kurz) gesehen. Aber das so schonungslos und in dieser Menge von allen neun Betroffenen vor Augen geführt zu bekommen, nimmt einen doch immer noch mit.

    Auch andere Infos sind einfach spannend und gut recherchiert, so gibt es Antworten auf die Fragen, wieos die Gruppe so zusammengestellt war, wie sie es war, wieso gewisse Aurüstungsgegenstände, aber auch, was es mit den Mansi Namen für die Region (Geh nicht dort hin, Todesberg) wirklich auf sich hat.


    Auch bei der Frage nach den tatsächlichen ereignissen kann Anderson natürlich nur spekulieren und es tut gut, dass er sich hier auf die irdischen, wissenschaftlich erklärbaren Möglichkeiten beschränkt. Ich mag die übernatülichen Ansätze in den Romanen sehr, doch in seinem Sachbuch sollte man Aliens, Schneemenschen und Co einfach nicht diskutieren müssen.


    Ein Buch, an das ich noch lange denken werden muss und das Lust macht, bald zum Dyatlov Pass zurück zu kehren für mehr.

    Note 1,6

  • Ich habe "Kalmann" von Joachim B. Schmidt beendet. Bis zur Hälfte war das Buch eine nette, kurzweilige Lektüre, dann aber hat mich das Buch richtig gepackt und mich wirklich begeistert. Die Atmosphäre des Buches hat mich abgeholt, es hat so ein bisschen "Endzeitstimmung", durch die Beschreibungen des "sterbenden" Dorfes, die Schönheit, aber auch Kargheit der Natur, die mal wellenschlagende, mal stille, aber vor allem kalte See. Dazu schafft Schmidt es, Kalmann einfühlsam zu beschreiben und nie der Lächerlichkeit preis zu geben, was für mich die größte Stärke des Buches ist.


    Schon jetzt eines meiner Jahreshighlights! Joachim B. Schmidt ist übrigens auch auf Instagram mit einem Account vertreten und postet dort Bilder aus Island und Zitate von Kalmann.


    Ich knüpfe thematisch direkt bei den sterbenden Dörfern an und habe "Mittagsstunde" von Dörte Hansen begonnen. Völlig anderer Stil und auch völlig anders umgesetzt, aber mit einer unglaublichen Sprachgewalt.

  • Der Umzug ist endlich durch bzw. meine Bücher endlich alle ausgepackt und einsortiert. Ich kann nun also auch mal beginnen, dieses Jahr überhaupt zu lesen. Habe nur 1 Buch beenden können, welches ich im letzten Jahr schon begonnen hatte. :fear:


    Und nun weiß ich nicht, mit welchem Buch ich mein Lesejahr starten soll..

  • Nachdem ich nun wieder 2 Teile meiner Vampirreihe (Black Dagger) weggeschlabbert habe, kommt nun „Das Haus der Verlassenen“ von Emily Gunnis.

    Hier hatte es jemand empfohlen; ich weiß nur nicht mehr wer.



    Passender Weise hat der Titel 21 Buchstaben. :pfeif:

  • Durch mit "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle". Puh, jetzt braucht mein Hirn etwas Erholung xD Sollte die Geschichte Logikfehler haben, hab ich sie zumindest nicht bemerkt, aber es ist insgesamt auch auf allen Ebenen sehr komplex. Mich wundert es nicht, wenn manch einer damit überfordert ist, mir hat es aber sehr gut gefallen. Auch die Auflösung, warum es diese Zeitsprünge gibt, wwr interessant und mal was Neues.


    Alles in allem hab ich das Buch tatsächlich verschlungen, und das passiert bei mir eher selten. Hat sich absolut gelohnt :D

  • Ich bin beim letzten Drittel von "Mittagsstunde" von Dörte Hansen. Das Buch ist so unglaublich gut, man möchte gar nicht, dass es zu Ende geht. Es ist schön, humorvoll, klug, aber auch mal melancholisch. Hach.... Ich glaube, jedes Buch danach wird es erst mal schwer haben.

  • Ich bin beim letzten Drittel von "Mittagsstunde" von Dörte Hansen. Das Buch ist so unglaublich gut, man möchte gar nicht, dass es zu Ende geht. Es ist schön, humorvoll, klug, aber auch mal melancholisch.

    Ja, so erging es mir auch damit. Es war wirklich ein Lesegenuss und ich war traurig, als ich es durchhatte. Die Atmosphäre war für mich absolut stimmig.

  • Den Lesefred hab ich bisher noch nicht verfolgt. Aber ich bin derzeit begeistert von den (Kriminal-) Romanen von Tana French. Nach dem ersten, der mir durch Zufall in die Finger kam, hab ich mich mit sämtlichen übrigen eingedeckt. Und um nicht immer so einen 650 bis 700 Seiten Brocken halten zu müssen hab ich die Bücher jetzt halbiert. Hätt'ich mal gleich machen sollen.

    Die Romane spielen in Dublin, Tana French ist Irin und hat einen feinen, unkonventionellen Schreibstil. Wer (nicht allzu blutrünstige) Krimis mag, dem kann ich ihre Romane empfehlen!

  • So, fertig mit Hanya Yanagiharas Werk "A Little Life". Puh - what a ride! Der über 700 Seiten starke Roman beginnt als Geschichte von vier Freunden in New York, den jungen Studenten Malcom, JB, Willem und Jude. Im Laufe der Zeit kristallisiert sich aber immer mehr heraus, dass Jude der eigentliche Protagonist des Buches ist: er, der, so sehr er seine Freunde auch liebt, so erfolgreich er beruflich nach dem Jurastudium auch ist, doch kein glücklicher Mensch ist, sondern eine gequälte Existenz, bedingt durch die wirklich brutalen und zutiefst widerwärtigen Traumata, die ihm in Kindheit und Jugend zugefügt wurden.

    Der Roman erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und begleitet die vier Freunde - aber insbesondere Jude - durch ihr Leben: Es geht um Erfolge, Freundschaft, Sehnsucht, die Suche nach Identität und beruflicher Selbstverwirklichung.


    Yanagiharas großes Talent hierbei ist es, Judes fragilen seelischen Zustand für den Leser fast schmerzlich greifbar zu machen: Sie schreibt unsentimental und doch poetisch, klar und voller Ausdruckskraft, und es gab Momente, in denen empfand ich so intensiv mit Jude, dass ich aufschreien oder weinen wollte. Dies ist die große Stärke des Buches: die psychologische Gewandtheit der Autorin, der es hier gelingt, einen so traumatisierten und schmerzerfüllten Menschen wie Jude realistisch und nuanciert zu beschreiben, voller Feingefühl und doch zugleich schonungslos.

    Allein dafür lohnt es sich meiner Ansicht nach schon, diesen Roman zu lesen, denn selten gelingt einer Autorin solch ein Drahtseilakt so elegant. Und was sie schreibt, tut weh und bohrt sich ins Herz - eben weil es so unverstellt und echt ist.


    Natürlich hat der Roman auch seine Schwächen: Obwohl ich persönlich ihn als sehr kurzweilig empfand, braucht man als Leser sicherlich ein gewisses Durchhaltevermögen bei einem Roman, der sich wie dieser hier über einen so langen Zeitraum erstreckt. Der eine oder andere wird sicher sagen, man hätte das Buch auch um 100 oder gar 200 Seiten kürzen können; ich stimme da nicht zu, weil ein Roman, das derart von der Charakterentwicklung (wenn man es denn als Entwicklung bezeichnen kann) des Protagonisten lebt, muss in die Tiefe gehen und darf nicht nur seicht an der Oberfläche dümpeln.

    Hinzu kommt, dass es insgesamt vier Protagonisten gibt, von denen aber zwei im Endeffekt eher in den Hintergrund rutschen, ob von der Autorin unbeabsichtigt oder nicht; das empfand ich persönlich, nachdem man anfangs auch aus der Sichtweise dieser beiden Charaktere las, etwas schade, auch wenn es dem Leseerlebnis letztlich keinen Abbruch tut.


    Ein sehr starkes, eindrucksvolles Werk. Obwohl ähnliche Dinge wie die im Buch beschriebenen Gräuel leider Tag für Tag tatsächlich geschehen, fühlt man sich als Leser doch ein wenig davon getröstet, dass es ein Werk der Fiktion ist; denn warnen muss man schon davor, dass dieses Buch harter Tobak und alles in allem recht trostlos ist, auch wenn es gleichzeitig an den richtigen Stellen nur so vor Witz und Lebendigkeit zu sprühen scheint; diesen Spagat bekommt Yanagihara sehr, sehr gekonnt hin.


    Fazit: meiner Ansicht nach absolut lesenswert, aber Geschmäcker sind sehr verschieden - und dieser Roman löst sehr starke Gefühle aus, sodass ich mir eine sehr breite Range an Reaktionen darauf gut vorstellen kann.

  • Den Lesefred hab ich bisher noch nicht verfolgt. Aber ich bin derzeit begeistert von den (Kriminal-) Romanen von Tana French. Nach dem ersten, der mir durch Zufall in die Finger kam, hab ich mich mit sämtlichen übrigen eingedeckt. Und um nicht immer so einen 650 bis 700 Seiten Brocken halten zu müssen hab ich die Bücher jetzt halbiert. Hätt'ich mal gleich machen sollen.

    Die Romane spielen in Dublin, Tana French ist Irin und hat einen feinen, unkonventionellen Schreibstil. Wer (nicht allzu blutrünstige) Krimis mag, dem kann ich ihre Romane empfehlen!

    Eigentlich kommst du ungefähr zwei Jahre oder so zu spät, Tana French wurde hier schon rauf und runter empfohlen xD Aber schön, wenn hier noch eine positive Stimme zu ihr kommt. Ich muss noch die letzten zwei von ihr lesen, da für mich Schattenstill und das danach ziemlich schwach waren und ich mich noch nicht an das nächste getraut habe (gekauft hab ich es natürlich trotzdem |))

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