Die Farbgenetik - Fragen über Fragen

  • Hallo Ihr Lieben,

    meine Suche hat sonst nichts ergeben und in der Züchter User Group hatte ich mal geschrieben (ich dachte irgendwie, das sich Züchter da viel besser auskennen), aber leider kein Feedback erhalten. Deswegen probier ich es mal mit einem eigenen Thread.
    Vorab, ich habe mich bisher noch nie wirklich mit Farben/Genetik beschäftigt und nun ist es so, das ich mich viele Dinge fragen, die ich auch mit Google Suche nicht beantwortet bekomme. Falls Jemand Tips für gutes Lesewerk oder Seminare hat, würde ich mich über Infos freuen. Ebenso aber, wenn mir Jemand schon mal ein bißchen Input zu folgenden Fragen geben kann:

    Kann es sein, das ein z.Bsp. weißer Brustfleck bei einem ein- oder zweifarbigen Hund auch Auswirkungen auf die restliche Färbung haben kann?
    Oder noch genauer, wenn auf Dauer immer wieder mit Hunden gezüchtet wird, die weiße Brustflecken oder andere kleine weiße Flecken haben (ob nur als Welpe und später rausgewachsen oder dauerhaft), kann sich das z.Bsp. bei Hunden mit Tan auch auf die Färbung des Brandes auswirken und/oder auf die Augenfarbe?
    Bei den Coonhounds z.Bsp. ist ein weißer Brustfleck als Fehler anzusehen (die Rede ist NICHT von einzelnen Häärchen sondern von Flecken die deutlich sichtbar sind). Mir wurde nun gesagt, wenn man mit diesen Hunden immer weiter züchtet, kann es sein, das sich auf Dauer auch der Brand heller färben kann, die schwarzen Striche auf den Pfoten verschwinden können, die Augenfarbe heller werden kann.
    Ist das so bzw. gibt es darüber Studien oder habt Ihr Verlinkungen, wo man dazu was nachlesen kann? Ich habe wie gesagt auch schon versucht, das zu ergooglen, aber das Thema ist so schwierig in eine Suche zu packen :/

    Zweite Frage (Achtung, ich werfe jetzt mit Begriffen um mich, wo ich nicht sicher bin, das ich sie richtig gebrauche :ops: ), kann man per Bluttest feststellen, ob ein Hund Weißträger ist bzw. das darüber ausschließen? Ist das der S-Lokus und wird als MITF-Gen bezeichnet? Sprich, wenn mein Hund "nicht weiß" Träger ist, müsste als Ergebnis das S-Allel herauskommen? Wenn das eben so nachweisbar ist :???:
    Dann habe ich noch gelesen, wenn ein Hund "weiß frei" ist, müsste als MITF Gen N/N heraus kommen, nur das N-Allel wird an Nachkommen weitergegeben. Was ist das N-Allel genau? Ich kann auch dazu nichts finden, leider. Ich möchte mich da gerne intensiv reinlesen, habe aber mit den Begriffen tatsächlich echt meine Schwierigkeiten |)

    Vielleicht kann mir Jemand, ohne jetzt zu sehr in die Tiefe gehen zu müssen, nur zum ersten Punkt was sagen und, ob man mittels Test nachweisen kann, ob ein Hund Weißträger ist, oder nicht.

    Schon mal ganz lieben Dank!

  • Über das Weiß ist so noch nicht viel bekannt.

    Die Vererbung ist sehr komplex und hängt sicher nicht nur am S-Locus.

    Meine Colliehündin ist genetisch getestet, sie ist S/sp. Theoretisch müsste sie also einfarbig ohne weiß sein. Sie ist damit keine Ausnahme.

    Man kann also derzeit nicht testen, ob ein Hund "weiß träger" ist, oder nicht, höchstens, ob er Träger für Piebald (sp) ist.

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    Dass der Brand sich verfärbt etc. kann schon sein, wenn man mit Hunden mit Brustfleck züchtet, allerdings gibt es dazu (noch) keine genetische Erklärung und auch noch keine Untersuchung etc.

  • Ist das auf dem Bild Deine Hündin? Du hast sie testen lassen und sie dürfte eigentlich kein weiß haben, mehr noch, sie müsste einfarbig sein?
    Das bedeutet, die Tests, die es diesbezüglich schon gibt, sind auch nicht wirklich zuverlässig :( : Schade, aber auf jeden Fall schon mal ganz lieben Dank für Dein Feedback. Hast Du Buchempfehlungen für mich oder kannst mir sagen, wie z.Bsp. Seminare bezeichnet sein müssen, damit sie dieses Thema beinhalten?
    Ich würde mich da zu gerne weiterbilden bzw. überhaupt erstmal bilden ;)

  • Ist das auf dem Bild Deine Hündin? Du hast sie testen lassen und sie dürfte eigentlich kein weiß haben, mehr noch, sie müsste einfarbig sein?
    Das bedeutet, die Tests, die es diesbezüglich schon gibt, sind auch nicht wirklich zuverlässig :( : Schade, aber auf jeden Fall schon mal ganz lieben Dank für Dein Feedback. Hast Du Buchempfehlungen für mich oder kannst mir sagen, wie z.Bsp. Seminare bezeichnet sein müssen, damit sie dieses Thema beinhalten?
    Ich würde mich da zu gerne weiterbilden bzw. überhaupt erstmal bilden ;)

    Ja genau, auf dem Foto ist meine Hündin.

    Sie ist S/sp getestet genetisch, und deshalb "müsste" sie theoretisch einfarbig sein ohne weiß.

    Ein paar Weiß-Infos gibts hier:

    Dog Coat Colour Genetics

    Dort steht ua etwas von "pseudo irish" (betrifft meine Hündin oben), allerdings kenne ich auch viele Hunde, die S/S getestet sind (also nicht mal piebald tragen, wie meine), die sehr viel weiß haben (mehr noch, als meine).
    Bilder dazu habe ich, aber ich habe weder das Copyright, noch die Erlaubnis, sie zu zeigen, leider.

    Auf der Seite steht aber nichts bzgl der Auswirkungen auf andere Genorte (Brand liegt ja auf dem A-Locus). Wirklich "sicher" erforscht ist das Weiß halt nicht. Es sind viele Fragen offen und ich bin mir sicher, einige Allele und evtl sogar Gene sind da nicht bekannt.
    Farbgenetik ist so komplex.
    Der aktuelle Stand (bzgl weiß) ist, dass es nicht dominant-rezessiv vererbt wird, sondern beide Allele Auswirkungen haben. Steht auch im Link.


    Die Seite ist zum Bilden und Weiterbilden generell sehr gut. Die beste Farbgenetik-Seite zur Zeit was allgemeine Farbgenetik betrifft. Allerdingst bzgl Merle ZB nicht aktuell.

  • Kleiner Nachtrag noch:

    Die Sache bei "echtem" Weiß (also nicht ein heller E-Locus wie zB bei weißen Pudeln, Samojeden, etc.; sondern bei dem Wegfallen von Pigment durch den S-Locus/MITF-Gen (Bullterrier, Jack Russell, usw)) ist, dass es eine mehr oder weniger willkürliche Ausprägung im Fell hat und nicht durch Pigmentation entsteht, sondern durch das Fehlen von Pigment.

    Zum Einen ist meist ein gleichmäßiges Muster und Regelmäßigkeiten zu erkennen, zB dass distale Körperbereiche als erstes Weiß sind (Pfoten, Schwanzspitze), und erst danach am Körper ("um die Organe"). Also Hunde, die Weiß am Körper, aber nicht an den distalen Bereichen haben, sind sehr, sehr selten (mir fällt gerade nicht Mal ein Beispiel ein).

    Ich denke, dass die weiße Halskrause, und damit evtl auch Brustflecken etc., noch Mal durch ein extra Allel auf dem S-Locus bedingt sind, das man bisher noch nicht gefunden hat. Und dessen Ausprägung ist evtl entweder bedingt durch weitere Locus oder weitere S-Allele.
    Genau, wie zB das si = Irish Spotting, was man noch nicht gentesten kann.
    Oder das "White Head"-Allel, das wir auf dem S-Locus vermuten, das aber noch nicht gefunden wurde (das verursacht weiß überzeichnete Köpfe bei farbigen Hunden).

  • @corrier Ganz, ganz lieben Dank für Deine Erläuterungen :applaus: Auch wenn ich (noch) nicht alles so ganz verstehe, so hilft mir das schon mal weiter und ich werde mich durch die Seite lesen. Ich merke, die Farbgenetik ist eine riesen Bandbreite, das hat man nicht mal eben an einem Tag verstanden. Aber ich bin mir sicher, es lohnt sich, sich da rein zu lesen. Und ich hoffe einfach, dass es irgendwann möglich sein wird, Weißträger zuverlässig nachweisen zu können.

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