Wie funktioniert Jagd mit Windhunden?

  • Also den Lurcher kannte ich bis eben noch nicht.

    Die Lurcher fangen und apportieren die Hasen, aber generell töten tun sie sie nicht?! Ist natürlich für den Hasen nicht so optimal.

    Die gemeinsame Arbeit mit dem Frettchen/Iltis/Wiesel? finde ich gut! Gerade bei ner zu großen Hasenpopulation ist das eine gute Fangmethode.

    PS: Jette würde diese Art von Jagd 100 %ig gefallen.

  • Also den Lurcher kannte ich bis eben noch nicht.

    Die Lurcher fangen und apportieren die Hasen, aber generell töten tun sie sie nicht?! Ist natürlich für den Hasen nicht so optimal.

    Die gemeinsame Arbeit mit dem Frettchen/Iltis/Wiesel? finde ich gut! Gerade bei ner zu großen Hasenpopulation ist das eine gute Fangmethode.

    PS: Jette würde diese Art von Jagd 100 %ig gefallen.

    In dem Video mit den Lurchern werden aber nicht Hasen sondern Kaninchen gejagt denn Hasen leben nicht in einem Erdbau deshalb werden Frettchen/Iltis/Wiesel nicht zur Hasenjagd verwendet. Hasen flüchten über freies Gelände und können bis zu 60 km/h schnell rennen.
    Deshalb werden in der Lurcher Zucht auch meistens Greyhound oder Whippet mit Hütehunden oder anderen Jagdhunden gekreutzt.

  • Seit 9 Jahren habe ich Tazy, beschäftigen tue ich mich mit dieser und anderen Rassen und mit der Jagd mit ihnen seit ca. 15 Jahren.Für die die es interessiert, hier gibt es einiges zur Jagdausbildung von zentralasiatischen und russischen Windhunden zu lesen.
    Erziehung und Ausbildung - www.jagdwindhund.com/jagdwind

    Spannend.

    Genau diese Seite hatte ich ja oben zitiert, daher kamen ja meine Fragen - wie bringt man es dem Windhund denn bei, bei der Beute liegen zu bleiben, und nicht einfach dem nächsten Hasen nach zu Rennen, und wie lernen sie die Beute nicht zu beschädigen?

    wie wird ihnen beigebracht, nicht einfach abzuhauen - oder sind die dann einfach immer angebunden?

    Auf jeden Fall beeindruckend.

  • vor einiger Zeit hab ich mal einige Videos von Podencos bei der Kaninchenjagd gesehen: ein guter Podenco apportiert das Kaninchen lebend, da es so länger haltbar ist - bei den Temperaturen in Spanien ist ein totes Kaninchen sonst u.U. schon etwas gammlig bis man daheim ankommt bzw. muss direkt an Ort und Stelle ausgenommen werden.
    Heutzutage, da man auch Kühlboxen in Autos haben kann, ist das natürlich nicht mehr ganz so wichtig.
    Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, so wird das Apportieren nicht explizit beigebracht, manche Hunde machen das, und das sind dann besonders gute Hunde, die natürlich eher Nachkommen produzieren, als solche, die nicht von sich aus Apportieren.


    Gerade letztens erst habe ich einen interessanten Artikel im Internet zur Jagd mit dem Whippet (wie sie auch heute noch z.T. in England praktiziert wird) gelesen. Darin stand, dass das Apportieren schon den Welpen beigebracht wird. Wie genau stand dort nicht, allerdings gehe ich von dem "üblichen" Apportiertraining aus, wie es auch bei Retrievern oder anderen Jagdhunden gemacht wird.
    Im Prinzip ist der Unterschied ja auch nicht sonderlich groß: der Hund soll seine Beute dem Menschen bringen, bei dem einen ist die Beute eben schon tot (erschossen durch den Menschen), der andere hat sie selber gehetzt (und u.U. getötet).
    In dem Artikel war auch ein Video, wie ein Whippet einen Fasan aus dem Wasser apportiert hat - also nicht großartig anders, als das was ein Retriever auch macht.

  • Ein Saluki wird wahrscheinlich die Gazelle nicht bringen ;-) Ein Whippet den Hasen schon eher. Zur Bekämpfung von Hasenplagen werden auch heute noch Whippets eingesetzt, oft im Team mit Frettchen. Wenn du bei youtube "ferreting with whippets" oder "working whippets" eingibst, bekommst du viel zu sehen und erklärt.

    Blöde Frage, aber wie verhindert man, dass die Hunde ein Frettchen jagen und töten? :ops:

  • Doppelpost, weil sich das überschnitten hat:

    Genau diese Seite hatte ich ja oben zitiert, daher kamen ja meine Fragen - wie bringt man es dem Windhund denn bei, bei der Beute liegen zu bleiben, und nicht einfach dem nächsten Hasen nach zu Rennen, und wie lernen sie die Beute nicht zu beschädigen?

    Nicht an die Beute zu gehen/diese nicht anzufressen, könnte ich mir vorstellen, ist in vielen ursprünglichen Ländern gar nicht so wichtig. Abgesehen davon sind die Hunde nach einer erfolgten Jagd erstmal recht aufgeheizt, um direkt viel zu fressen.
    Bei der Jagd auf Kaninchen sollen die Hunde auch direkt nach dem Beutemachen der nächsten Beute hinterher.
    Dass die Hunde bei der Beute bleiben, kann auch damit zu tun haben, dass es eben "ihre" Beute ist, die bewachen sie eben auch. Jin z.B. lässt beim Coursing den anderen Hund nicht an den Kill, wenn sie als erstes dran ist (und sie sich nicht gerade in der Nachhitze befindet); sie ist da aber (jedenfalls wenn ich recht nah dran bin) relativ einfach abrufbar, ohne dass ich das je trainiert hätte - ich könnte mir vorstellen, dass ich ihr auch das Apportieren nach dem Kill recht einfach beibringen könnte (wenn sie keinen Maulkorb tragen würde).

    Man muss auch sagen, dass die meisten Windhunde schon sehr an ihre Halter gebunden sind und daher von alleine auf diesen warten/zu ihm zurück kommen.


    wie wird ihnen beigebracht, nicht einfach abzuhauen - oder sind die dann einfach immer angebunden?

    Das ist unterschiedlich. Wenn ich von Fotos/Videos aus den Ursprungsregionen interpretiere: dort sieht man im dörflichen Umfeld sowohl angeleinte als auch freilaufende Windhunde. Das kommt vermutlich ein wenig auf die Gegend und den Charakter des Hundes an.

    Aber wie die "normalen" Jagdhunde auch, merken auch Windhunde, ob es gerade zur Jagd oder nur zum Spazieren gehen (sofern dieses den praktiziert wird, bei den ursprünglich gehaltenen Orientalen wohl eher nicht) geht.

    Beim Whippet kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man ihn außerhalb der Jagd wie jeden anderen Whippet im Freilauf händelt: Hund und Gegend im Blick halten und ggf. ins Kommando nehmen oder anleinen.

  • Blöde Frage, aber wie verhindert man, dass die Hunde ein Frettchen jagen und töten?

    Gewöhnung/Erziehung, würde ich behaupten.
    Also prinzipiell der gleiche Grund, warum Jin (15 kg, Whippet) Flip (mittlerweile knapp 6 kg, Chinese Crested) bisher auch bei Jagdspielen nicht getötet hat ;)

  • Ja, die Tiere kennen sich. Die Frettchen stürmen auch nicht so aus den Bauen wie die aufgescheuchten Hasen/ Kaninchen und bewegen sich völlig anders, da ist die Versuchung wohl nicht so groß. Ich habe es auch schon gesehen, dass die Jäger ihre Frettchen mit GPS ausgestattet haben, weil die überhaupt nicht mehr auftauchten. Die wurden dann vorsichtig ausgegraben.

  • Ich habe Videos gesehen von einem Irish Wolfhound, der Coyoten gejagt hat. Da muß natürlich nichts apportiert, sondern gezielt getötet werden, und es war absolut beeindruckend.
    Der Besitzer hatte das in einer Gruppe gepostet und leider wieder gelöscht, daher kann ich es nicht verlinken.
    Der Jagdmodus: hetzen, umwerfen, Kehle aufreißen.

  • Ein Saluki wird wahrscheinlich die Gazelle nicht bringen ;-) Ein Whippet den Hasen schon eher. Zur Bekämpfung von Hasenplagen werden auch heute noch Whippets eingesetzt, oft im Team mit Frettchen. Wenn du bei youtube "ferreting with whippets" oder "working whippets" eingibst, bekommst du viel zu sehen und erklärt.

    Kaninchenplagen, nicht Hasenplagen. Das sind zwei unterschiedliche Spezies die weniger eng miteinanderverwandt sind als Wolf und Fuchs und die sehr unterschiedlich leben.
    Außerdem ist Kaninchenjagd mit dem Windhund z.B. im UK unter bestimmten Bedingungen noch legal, Hasenjagd nicht.

    Podencos und die meisten anderen Mediterranen jagen traditionell Kaninchen (manchmal auch anderes Wild), ebenso wie der Whippet, die größeren Windhunde in der Regel schnell flüchtiges Wild wie Hasen und Gazellen, manchmal auch Raubwild (Fuchs, Schakal, Coyote).


    Ok, wie lernt der Podenco, den Hasen zurückzubringen?

    Ich wusste nicht, dass Podencos keine Windhunde sind, danke!


    Bei den Orientalen muss der Hund ja lernen, die Beute zu töten, aber nicht zu beschädigen, und dann auf den Hundeführer zu warten. Wie oben zitiert.

    Ich hab ja auch schon rumgelesen, das Ergebnis, wie die Jagd dann laufen soll, klar, dazu habe ich einiges gefunden. Aber der Weg dahin...?

    Bei guten Podencos ist die Neigung zum Apportieren ähnlich wie bei anderen Jagdhundrassen genetisch angelegt und muss zwar gefördert werden, aber der Hund bringt das an sich mit.

    Bei anderen Windhunden ist das mal so, mal so, manche schleppen ihre Beute von sich aus zurück, andere warten am Kill. Die Beute verlassen tun Hunde an sich ja eher ungern, das warten an der Beute ist ja ziemlich normales Verhalten für eigentlich jeden Hund - wenn sie erstmal wieder bei Atem sind, schneiden manche dann an (also fressen die Beute an oder auch gleich ganz auf... eher unbeliebt wenn man das Wild verwenden will...) und andere lassen sie nach einer gewissen Wartezeit dann doch liegen und suchen ihren Besitzer, oft um dann mit diesem gemeinsam zurück zur Beute zu laufen.

    Natürlich kann man auch bei einem Windhund, der apportieren schon von sich aus anbietet, dieses verstärken und belohnen, wie bei jedem anderen Hund auch. Die Leute mit Lurchern machen das in der Regel, als Wilderer ist es praktisch bis notwendig, dass der Hund in die Hand apportiert.

    Die Leute mit großen, schnellen Hunden, die wirklich Wild über lange strecken coursen (Galgos in Spanien, Salukis in den USA oder im Nahen Osten), denen ist das oft recht egal, die sehen halt zu, dass sie zu Fuß oder, in Spanien auch mal beritten, zum Kill kommen.


    Ein Lurcherbesitzer mit (natürlich illegaler) Jagderfahrung hier und in England erklärte mir einmal, daß der ideale Lurcher das Kaninchen nicht nur hetzt, sondern auch apportiert. Dazu werden aber andere Rassen eingekreuzt, die die Apportierveranlagung mitbringen, da reinrassige Windhunde diese Veranlagung von sich aus nicht haben.[...}

    Ja. Wobei es da nicht nur um's apportieren geht, sondern auch um den generellen Gehorsam. Ein Lurcher soll zwar hetzen, aber soll recht nahe bei bleiben und gerne auch ziemlich zuverlässig gehorchen. Wenn man das ganze heimlich machen will, muss der Hund halt schnell Gewehr bei Fuß stehen und auf Kommando auch mal hinter der nächsten Hecke ein paar Minuten im Platz bleiben, während der Großgrundbesitzer mit seinen Greyhounds halt ganz offen auf dem Feld rumgaloppieren kann.


    [...]
    Die Lurcher fangen und apportieren die Hasen, aber generell töten tun sie sie nicht?! Ist natürlich für den Hasen nicht so optimal.[...]

    Doch, generell töten Lurchers, wie auch andere Windhunde, ihre Beute schon. Das leben apportieren ist eher die Domäne der Podencos, wobei das auch da nicht umbedingt immer zu 100% so ist.

    Blöde Frage, aber wie verhindert man, dass die Hunde ein Frettchen jagen und töten? :ops:

    Das können die schon auseinanderhalten, ebenso wie mit einem Greifvogel. Man gewöhnt die Hunde idealerweise recht jung daran, wie alles, was ein Hund sicher kennenlernen soll.
    Frettchen riechen auch verdammt stark, also, ein Hund dem man nicht grade die Nase abgehackt hat, der kann eigentlich kaum ein aus dem Bau kommendes Frettchen mit einem Kaninchen verwechseln. xD


    Generell läuft die Jagd mit den meisten größeren Windhundrassen in den meisten Teilen der Welt, egal ob das nun ein Barsoi in Russland, ein Saluki/Tazi im Nahen Osten, ein Galgo in Spanien oder ein Greyhound in Irland ist, so ungefähr gleich ab:
    Man geht mit dem Hund los, zu Fuß oder am Pferd, der Hund an der Leine, alleine oder in einer Gruppe und mit einer Treiberlinie.
    Wenn Wild gesichtet wird, dass der Hund hetzen soll, wird er abgeleint und man sieht zu, dass man hinterherkommt. Am Ende kommt der Hund zurück oder man kommt selber beim Hund an. That's it.

    Die andere Variante ist, dass der Hund freiläuft, dann jagt er halt, was ihm passend erscheint und das sobald es auftaucht. Ein Abruf ist in der Regel dann nicht mehr möglich.

    Im UK dürfen sie keinesfalls an Schafe gehen, in den USA sind die Gabelböcke und heimische Hirscharten manchmal ein Problem, im Nahen Osten ebenfalls Schafe oder geschütze Gazellen. Diese verbotenen Tiere muss man dem Hund verleiden, das geht unterschiedlich gut. Manche lernen es ziemlich sicher und sogar auf die freundliche Tour. Andere nur mit nem Schrotschuss in die Hinterbacke oder mit dem Elektroreizgerät. Manche auch gar nicht, das sind dann die, die von empörten Schafbesitzern oder Wildhütern erschossen werden.

    In den USA, Spanien und Arabien gibt es ja so an sich in vielen Gegenden wenig Wasser. Die Hunde kehren nach einer Jagd schon deshalb oft gern zum Besitzer zurück, weil der die Wasserflasche mitschleppt.

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