Bin verzweifelt: Markieren im Haus

  • Hallo zusammen,

    ich habe gerade ein großes Problem mit meinem vierjährigen Rüden. Ich muss mich mal hier einfach ausheulen und hoffe natürlich auch auf konkrete Tipps zur Situation.
    Ich weiß gerade gar nicht, wo ich anfangen soll. Am besten beim Problem: Charly markiert im Haus. Ich weiß, es gibt irgendeinen Grund dafür, dass er das macht, aber ich komm nicht drauf und weiß auch nicht, wie ich das abstellen kann. Ich bin so frustriert gerade, dass ich sogar schon an Abgabe denke. Nicht das erste Mal und nicht nur deswegen. Aber übers Herz bringe ich es dann doch nicht und ich wüsste auch nicht wohin mit ihm, weil er wirklich alles andere als einfach ist. Ich gebe mir solche Mühe mit ihm, gebe Unsummen für Hundetrainer, Tierarzt und Co. aus, versuche ihm ein gutes Frauchen zu sein, auf seine Traumata einzugehen, ihm nebenbei noch Erziehung zukommen zu lassen, das richtige Maß an Auslastung zu finden, das richtige Futter, das richtige Maß an Schmerzmitteln, an Zuneigung etc.pp. Und dann pisst er mir zum Dank die Bude voll. Ich weiß, er macht das nicht, um mich zu ärgern. Aber trotzdem könnt ich ihn erwürgen gerade! :wuetend:

    Erst habe ich auf Verdacht das Wohnzimmer mit einer Schwarzlichtlampe durchleuchtet. Der ganze Teppich war ein einziges Hundeklo! Okay, im Wohnzimmer ist er nur alleine, wenn ich nicht da bin. Dann sind die anderen Räume für ihn tabu, weil er sonst bellt. Also habe ich gedacht, es liegt am Alleinebleiben, hab alles geschrubbt und mit so einem Enzymreiniger behandelt und nochmal am Alleinebleiben gearbeitet. Ging soweit ganz gut. Heute dann dasselbe nur im Schlafzimmer. Die neuen Holzmöbel hat er angepisst. Das ganze ist natürlich schön eingezogen und ich darf nun wieder schrubben, falls ich das Zeugs jemals wieder rauskriege. Das Schlafzimmer ist immer offen, damit in den Flur ein wenig Licht kommt. Er kann dort also nur rein, wenn ich zuhause bin. Das heißt, es ist kein Alleinbleib-Problem. Er pinkelt auch nie was an, wenn ich es sehe. Das wagt er sich nicht. Aber genau aus dem Grund weiß ich halt auch nicht, was der Auslöser für das Rumpissen ist.

    Ich weiß nur, dass er bei all seinen Vorbesitzern schon ein Pinkel-Problem hatte. Eine schwierige Geschichte, ich versuchs mal kurz zu umreißen: Er wurde von Welpe an bei seinen ersten Besitzern (A) geschlagen und getreten, kam dann mit 10 Monaten vorübergehend in ein neues Zuhause (B), wo er sich prächtig entwickelte. Leider wollte die Vorbesitzerin (A) ihn zurück, holte ihn wieder zu sich, behielt ihn wenige Monate und gab ihn dann wieder zu B, wo er dann nicht nur alles rammelte, was nicht bei drei auf den Bäumen war, sondern auch die komplette Bude zupinkelte, inklusive der Schulsachen der Kinder. Also musste er wieder zurück zu A, wo er das gleiche Verhalten und noch viel schlimmeres zeigte. Er wurde bei A auch immer wieder misshandelt, es gab keine Struktur, dafür Beißereien mit einem der anderen Hunde, kurz, es muss die Hölle gewesen sein. So ging es dann mehrmals zwischen A und B hin und her, bis er zu C kam. Hier gab es Narrenfreiheit für den Hund. Der drehte deswegen ganz schön durch (irres Rumgerenne, Rumgekläffe bis hin zum "Zwicken" von Handwerkern und anderen "Eindringlingen", die sich in "sein" Territorium wagten). Natürlich pinkelte er auch hier alles (!) an. Nach einem halben Jahr bei C kam er dann zu mir. Etwa ein Jahr lang schlug ich mich mit zahlreichen seiner Probleme rum (der Hundetrainer sagte gleich beim ersten Termin, Charly sei traumatisiert und leider sollte er damit Recht behalten). Ein Pinkelproblem hatte ich nur ein mal relativ zu Anfang mit ihm, als ich für zwei Wochen außer Haus war und mein Ex meinte, er müsse Hund und Katze (die sich nicht mochten) das unter sich austragen lassen. Da hat Charly dann die Katzensachen angepinkelt. Als ich wieder zuhause war und ihm klar machte, dass mir die Katze heilig ist und er sie nichtmal von sich aus anatmen darf, hatte sich das ganze schnell wieder erledigt.
    Nun, vor etwas über einem halben Jahr bin ich aus persönlichen Gründen ins Haus von C gezogen, wo ich die ganze Pisserei und Kläfferei dann mal live erleben durfte. Ich hatte vorher schon vielfältige Probleme mit Charly und war oft verzweifelt, aber dass er das auch sooo arg drauf hat, habe ich bis dahin nicht geahnt. Es gab Momente, da habe ich meinen eigenen Hund für dieses Verhalten abgrundtief gehasst. Bitte versteht das nicht falsch. Mir ist durchaus klar, warum er so ist, aber ich kann so ein Verhalten gar nicht ab und durch einen schweren Unfall (der einem seiner Ausraster geschuldet war), war ich auch ne ganze Zeit außer Gefecht gesetzt, sodass Charly für eine kurze Zeit wieder bei C tun und lassen durfte, was er wollte und ich konnte rein gar nichts machen, außer froh sein, dass sie sich um ihn kümmerten. Als ich wieder genesen war, musste ich noch mal bei null anfangen. Na ja, eigentlich bei -100! Es gab auch schnell wieder Fortschritte, keine Frage. Und auch so ist er zu 90 Prozent wieder ein lieber, ruhiger Hund. Aber es ist echt müßig, weil man immer höllisch aufpassen muss, weil es bei ihm so viele Trigger gibt und immer wieder gibt es Rückschläge. So eben auch das Pinkeln jetzt. Ich könnte echt heulen, weil ich einfach kein Ende mit ihm sehe. Ich denke, es wäre für Charly am besten, er würde in eine neutrale Umgebung ziehen. Aber ich kann seinetwegen nicht schon wieder umziehen, das Geld habe ich einfach nicht. Und wer wollte schon so einen Hund bei sich aufnehmen? Ich habe es nur getan, weil ich das ganze Ausmaß der Probleme anfangs nicht kannte und weil es für Charly da schon keinen Plan B gab, außer wieder ein Wanderpokal zu werden. Das wollte ich ihm nicht antun.

    Nun versuche ich halt, wenigstens die Probleme einzudämmen. Es geht einfach nicht, dass er mir die Bude vollpisst. Ich möchte nicht in einem Hundeklo wohnen! Und außerdem wünsche ich mir nichts sehnlicher, als wieder Katzen zu haben. Nur kann ich mir gut vorstellen, dass die Pinkelprobleme dann wohl eher zu- als abnehmen. Und da könnte ich schon wieder heulen. Weil ich wegen Charly nicht die Tiere bei mir haben kann, die ich wirklich liebe. Klar, es gibt auch viele schöne Momente mit ihm, aber die wiegen das einfach nicht auf. Jetzt heule ich mich doch mehr aus, als ich wollte. Aber es tut schon auch gut, sich das mal von der Seele zu schreiben. Was ich wirklich brauchen könnte, ist Input, warum er mir jetzt die Bude vollpisst und was ich dagegen machen kann. Man selbst sieht ja manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Charly ist übrigens schon seit einem halben Jahr chemisch kastriert und das wirkt auch noch ne Weile, daran kanns also nicht liegen.

    Eine leise Vermutung habe ich allerdings doch, aber ich will euch nicht in eine bestimmte Richtung beeinflussen, also behalte ich sie erstmal noch bei mir, in der Hoffnung, ihr habt andere Ideen, die den Punkt treffen. Vielleicht ist es ja doch zur Abwechslung mal ein einfacher zu lösendes Problem und nicht das, was ich da im Kopf habe.

  • Was ich wirklich brauchen könnte, ist Input, warum er mir jetzt die Bude vollpisst und was ich dagegen machen kann.

    Dazu kann man nichts sagen, weil Du zwar einen langen Test geschrieben hast, aber da im Grunde so gut wie gar nichts zum Zusammenleben mit dem Hund drin steht.

  • Da hast du jetzt sehr viel beschrieben, aber eigentlich rein gar nichts über die aktuelle Situation. Kann natürlich sein, dass es bloß an der Verknüpfung mit dem Haus liegt, aber dann könnte man ja kaum was machen, denke ich mal. Besser wäre ja, wenn man an der aktuellen Situation irgendeinen anderen Auslöser als den Ort finden könnte. Etwas, was man ändern könnte.

  • Ist er denn überhaupt wirklich stubenrein? Hat er das lernen dürfen?

    Ich weiß das es beim Menschen durch Traumata bedingte Rückentwicklung geben kann. Vielleicht hat eine der ganzen Retraumatisierungen einen Rückschritt bewirkt und ihr müsst das von neuem aufbauen.

    Allerdings wäre es hilfreich erstmal den ganzen Tagesablauf zu kennen.

  • Wie war das noch gleich mit dem Wald und den Bäumen? Klar, der Tagesablauf fehlt! :ugly:

    Also, um etwa 8 Uhr gehts raus Gassi. Eher ne kleine Runde, je nachdem wie Zeit ist und wie er drauf ist. Also etwa 15-30 Minuten, nur selten länger.
    Danach gibts Futter und ich mache Home Office. Also ist Ruhe angesagt und er schläft da auch viel, es sei denn, er hört C, dann steht er sofort Gewehr bei Fuß und läuft auch schonmal winselnd und wuffend durch die Wohnung, bis ich ihn wieder auf seinen Platz schicke. Meist liegt er dann in der Küche, manchmal auch neben mir, ganz selten mal im Wohnzimmer oder im Flur (da schicke ich ihn dann aber woanders hin).

    Um 12 Uhr gibt es für uns Mittag, danach gehts kurz raus in den Garten zum Lösen, dann wieder Homeoffice und Ruhe bis etwa 17 Uhr. Dann je nachdem, was noch so geplant ist und ansteht, entweder eine längere Gassirunde (etwa 45 bis 60 Minuten), oder bei schlechtem Wetter ne kurze Löserunde/ab in den Garten und dann Kopfarbeit (Futterbeutel suchen oder Sachen aus dem Obedience üben oder auch mal Tricksen) oder zweimal die Woche kurz zum Lösen raus und dann Hundeschule. Montag Abend ist Alltagstraining, da üben wir in der Gruppe Grundgehorsam an verschiedenen Orten. Mittwochs sind wir abends beim Obedience, das macht Charly großen Spaß. Ab und an (alle paar Wochen mal) longieren wir auch noch. Das wollte ich mal ausprobieren, aber irgendwie sieht Charly da keinen Sinn drin und macht eher mir zuliebe mit. Das läuft aber eh bald aus und dann muss ich mal sehen, ob und wie ich das weiter verfolge.
    Am Wochenende ist es ähnlich, da kommt er halt ab und an mal mit zu einem Ausflug, wenn was hundetaugliches dabei ist.
    Einmal in der Woche (dienstags) bin ich nicht zuhause. Da ist er von 8.30 bis 12 Uhr und dann nochmal von 14 bis 17 Uhr alleine im Wohnzimmer. Vorher, nachher und zwischendurch alles so wie gehabt. Ansonsten muss er nur selten alleine bleiben, höchstens mal stundenweise, wenn ich einen Termin habe.

  • Also du bist so gut wie immer zuhause und in deiner Gegenwart markiert er nicht? Dann lass doch einfach die Türen zu.

  • Ist er denn überhaupt wirklich stubenrein? Hat er das lernen dürfen?

    Ja, schon. Er war wohl der erste aus dem Wurf, der das ganz schnell verstanden hat. Allerdings fing es bei diesem Thema bei A auch schon an mit dem Treten und Schlagen. Wenn beim Welpen dann doch mal eine Pfütze daneben ging, wurde er wohl wie ein Fußball aus der Tür gekickt. :( :
    Aber er meldet sich, wenn er muss und das große Geschäft macht er auch zuverlässig draußen. Auch das kleine. Er pinkelt nicht viel rein, er markiert. Teilweise sind es sogar nur Tröpfchen.

  • Also du bist so gut wie immer zuhause und in deiner Gegenwart markiert er nicht? Dann lass doch einfach die Türen zu.

    Ja, meistens. Tür zu war auch die erste Überlegung. Aber wenn ich nicht da bin, markiert er dann eben im Wohnzimmer. Und wenn ich alle Türen zu mache, dann ist es hier echt dunkel und ich will mich ja auch noch wohlfühlen :ka:
    Ich habe halt die Hoffnung, dass ich die Ursache abstellen kann und nicht immer nur die Symptome behandeln muss. Irgendwann läufts wieder darauf hinaus, dass er sich nur noch in dem Zimmer aufhalten darf, wo ich bin (habe ich anfangs hier so gemacht) und da hab ich ehrlich gesagt keinen Bock mehr drauf. :dead:

  • Ja, meistens. Tür zu war auch die erste Überlegung. Aber wenn ich nicht da bin, markiert er dann eben im Wohnzimmer. Und wenn ich alle Türen zu mache, dann ist es hier echt dunkel und ich will mich ja auch noch wohlfühlen :ka: Ich habe halt die Hoffnung, dass ich die Ursache abstellen kann und nicht immer nur die Symptome behandeln muss. Irgendwann läufts wieder darauf hinaus, dass er sich nur noch in dem Zimmer aufhalten darf, wo ich bin (habe ich anfangs hier so gemacht) und da hab ich ehrlich gesagt keinen Bock mehr drauf. :dead:

    Wie wäre es in dem Fall denn mit so einem Kindergitter in der Tür? Das lässt das Licht dann weiterhin rein und Hund kann nicht mehr ins entsprechende Zimmer.
    Um etwas Einschränkung wirst du am Anfang zumindest wahrscheinlich leider nicht drumrum kommen :/

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