Leine - andere Hunde -> totales Durchdrehen (nicht aggressiv!)

  • Hallo zusammen,

    zunächst einmal hoffe ich, dass ich keinen Thread übersehen habe, der dieses Thema behandelt (sonst gern einfach verlinken!).

    Nun zu unserem Problem:

    Sami (9 Monate, Terrier-Mix) dreht an der Leine völlig ab, wenn er andere Hunde sieht. Er bellt sehr hoch und aufgeregt und zerrt unheimlich in deren Richtung. Auch "Sitz" hält er nicht, obwohl das sonst stets zuverlässig klappt. Er will einfach zu dem anderen Hund hin und natürlich dürfte er das von mir aus auch gerne, denn er will eigentlich nur "Hallo" sagen und spielen (So interpretiere ich das zumindest - korrigiert mich, wenn das falsch ist). Nur stört es mich extrem, dass er sich bis zu dem anderen Hund hin nicht benimmt. Ich weiß ja schließlich auch nicht immer, ob der andere Hund bzw. Besitzer fremde Hunde gut findet und würde gern erst mit dem anderen Besitzer sprechen, bevor Sami irgend etwas für sich selbst entscheidet.

    Versucht habe ich es bereits mit "Nein!" und umdrehen und weglaufen. - Dabei wird er nur noch aufgedrehter, wird zum "zweibeinigen Hund", stellt sich also auf die Hinterbeine und lässt sich einfach von mir hinterherzerren, ohne dass er mich dabei beachtet.

    Außerdem bin ich schon "durch ihn durch gelaufen". - Das lenkt kurz ab, danach fixiert er aber den anderen Hund sofort wieder. Wenn ich es dann nochmal mache dreht in das wieder nur mehr auf.

    Letztlich dachte ich "Sitz" machen könnte die Lösung sein. - Nur wie eingangs erwähnt hält er das nicht.

    Manchmal ignoriere ich sein ganzes Theater auch und gehe einfach zügig weiter. Nur wenn der Weg z.B. sehr eng ist geht das halt nicht immer.

    Der eigentliche Grund, weswegen ich mich jetzt jedoch entschieden habe, euch einmal zu befragen ist folgender: Ich habe Angst, bzw die begründete Befürchtung, dass sein Frust (ich nehme an, dass es Frust ist) füher oder später in Aggression umschlägt. Begründet ist diese Befürchtung deshalb, weil sein aufgeregtes Gekläffe und plötzlich in ein tiefes, böses Grollen umgeschlagen ist, als er einen kleinen Labrador-Welpen vor der Nase hatte.

    Ich hoffe das sind Infos, mit denen ihr arbeiten könnt. Ich weiß wirklich nicht, wie ich das Ausrasten abstellen kann, v.a. weil ich ihm den Hunde-Kontakt ja prinzipiell nicht verwehren möchte, im Gegenteil!

    Schon einmal vielen Dank im Voraus!

    Lena mit Sami :)

  • Hallo,

    viele junge Hunde sind sehr gefrustet, wenn sie nicht zu Artgenossen hindürfen. Ich gestehe, das ist auch so etwas, das mein fast2,5-jähriger Hund nicht perfekt behrrscht, dieses Ruhig-Bleiben, wenn ein interessanter Hund daherkommt.

    Aber man kann das prima üben und trainieren! Dazu empfehlen kann ich dir das Buch "Leinenrambo", da werden nämlich auch Wege beschrieben, mit einem Frustpöbler zu üben. Wichtig ist es grundsätzlich, am Anfang bei Hundebegegnungen stets die Distanz zu wählen, wo der eigene Hund noch ruhig bleiben kann und ansprechbar ist. Dies sollte man dann sehr hochwertig belohnen - also jedes Fitzelchen Aufmerksamkeit zu dir wird von dir bestätigt! Man kann andere Hunde zudem als funktionale Verstärker nutzen - bedeutet: Du läufst zuerst einen Bogen mit deinem Hund um den anderen Hund, und wenn er ruhig bleibt, darf er als Belohnung zu dem anderen Hund (wenn dessen Besitzer einverstanden ist).

  • Es hört sich so an, als durfte er an der Leine immer schon zu anderen Hunden hin.

    Deswegen ist das jetzt für ihn ja normal, dass er jedem Hund Hallo sagen darf.

    Die Erwartungshaltung ist also schon sehr groß und es geht ihm nicht schnell genug, vor allem, weil du dich aus seiner Sicht ja scheinbar auf einmal auch quer stellst und klar kommt da Frust auf.

    Und wenn man das weiter so laufen lässt, besteht natürlich schon auch immer die Möglichkeit, dass der Frust sich so aufstaut und aufbaut, dass er sich auch entladen kann - entweder gegen dich oder gegen andere Hunde.

    Ich würde mir einen Einzeltrainer dazu holen, der mit dir solche Situationen an gestellten Hunden erst mal übt und dir erklärt, wie man dem Hund jetzt beibringt, dass er doch nicht zu anderen Hunden hin darf.

    Grundsätzlich würde ich Leinenkontakte nie zulassen und im Zweifel mit großem Abstand einfach zügig weiter gehen und den Hund pöbeln lassen und belohnen, wenn er ruhig ist.

    Des Weiteren würde ich immer erst in anderen Bereichen (sogenannten Stellvertreterkonflikten) üben. Z.B, im Frustbereich.
    Stell dir nen Napf mit was richtig Leckerem auf die Straße und versuch mit deinem Hund vorbei zu gehen und ihn dazu zu bringen, sich selbst zu hemmen.
    Also nicht an der Leine vorbeiziehen, sondern körpersprachlich oder mit dem erlernten Abbruchsignal dran vorbei zu gehen. Wenn du da schon Schwierigkeiten hast, dann kannst du an anderen Hunden noch nicht üben, weil der Reiz für den Hund viel höher ist.

    Du müsstest also erst mal lernen, deinem Hund etwas zu verbieten, bevor du es auch mal wieder erlauben kannst.
    Also Abbruchsignal plus Alternativverhalten, wo man den Hund wieder belohnen kann. Und wenn er sich ruhig verhält und sich selbst hemmt, dann darf er irgendwann zur Belohnung vielleicht auch zu einem anderen Hund hin (nach Absprache und nach Freigabe deinerseits und natürlich dann ohne Leine).

    Dein Hund muss lernen, dass sich ruhiges Verhalten sich für ihn lohnt und er mit Pöbeln/Rumnerven auf keinen Fall zum Ziel kommt.

  • also ein nein und dann umdrehen kann schon sehr frustrierend sein. und das sehe ich wie du, wenn man den hund in dieser frustration alleine lässt, wird es sich nicht verbessern, und dann kann es zu problemen führen (aggressive verhaltensweise ist eines davon).

    was ich machen würde ist, ich würde mit einem marker (zb. clicker, oder markerwort top) arbeiten. der grund: nur mit einem marker lässt sich ganz kurzes, erwünschtes verhalten (zb. eine sekunde lang still, oder leichtes abwenden) einfangen und verstärken. und danach musst du dir noch gedanken über die belohnung machen. soll die belohnung das markierte verhalten auch wirklich verstärken, dann sollte die belohnung der motivation des hundes in diesem moment angepasst sein. ein primärer verstärker wie futter wird schon auch funktionieren. der grösste verstärker fürs erwünschte verhalten in dieser situation ist aber bestimmt dass der hund danach kontakt haben darf. auch ein anschauen kann schon sehr belohnend wirken, dann würd ichs aber unter signal stellen.

    also distanz vergrössern, mit marker erwünschte verhalten markieren, auch wenn diese noch so kurz gezeigt werden und belohnen. bedenke, dass training nicht erst dort anfängt, wo der hund bereits das unerwünschte verhalten zeigt, sondern schon ganz viel früher.

    ich persönlich glaube nicht, dass man die impulskontrolle für hundekontakte steigern kann, indem man mit futter übt. das sind 2 verschiedene paar schuhe.

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