Jagdtrieb und Pferd, zwischen Verzweiflung und Mut

  • Egal, welche Methode - gib dir Zeit!


    Vor allem, wenn viel Stress und Aufregung drinne steckt, dann dauert das einfach. Es geht ja nicht nur darum, dass der Hund etwas erlernt - sondern auch darum, dass er es umsetzen kann. Konzentration, Impulskontrolle, Frusttoleranz, das sind Sachen, die nur langsam besser werden, und es immer eine große Rückfallgefahr gibt. Wenn man zuviel will, macht man Rückschritte. Dranbleiben, aber die kleinen Fortschritte sehen. Ein Tagebuch hilft, damit du die Erfolge auch wirklich siehst. (Wenn nicht - dann Training überdenken.)


    Vier Monate ist gar nichts! Selbst beim perfektesten Training braucht es einfach Zeit Zeit Zeit.
    Zumal der Hund noch jung ist, noch Hormonchaos und Erwachsenwerden reinspielt, kaum Grundlagen da sind.

  • Nochmal kurz, ganz deutlich:


    - Der Hund geht nicht mit in den Stall.
    - Der Hund hat alles in allem eine Stunde lang Training pro Tag
    - Der Hund braucht außer Lob auf der Arbeit keine Anleitung weil er von Anfang an alles und ich meine alles goldrichtig gemacht hat
    - Der Hund fährt runter, ohne Reize zu Hause und DURCH das Training AM Wild auch mit Reizen, weswegen sich für mich das eine mit dem anderen bedingt. Das Training am Wild ist für ihn LEICHTER als ein Spaziergang, weil er das Wild riecht und SIEHT. Das heißt er muss es nicht aufspüren, der Reiz fällt weg



    Meine fernen Ziele sind, dass er mitläuft und nicht hektisch ist. Dafür habe ich erwähnt, dass er in spätestens zwei Jahren soweit sein soll.


    Ja, ich habe ihn erst 4 Monate ABER man wird sich ja wohl noch Gedanken machen dürfen ob mit DIESEM Hund diese Ziele realistisch sind.

  • @bordy


    Danke :) Was ihm hilft (ich werde gesteinigt für die Aussage) ist, meistens im Fuß zu gehen. Und wie auch frauchen07 perfekt auf den Punkt gebracht hat, kann er ja eigentlich gar nichts richtig. Aber bei bei Fuß ist es für ihn am allerklarsten, man muss neben her laufen, darf nicht schnüffeln, nicht überholen und muss dicht dran bleiben. Man kann quasi nichts falsch machen. Und im Fuß ist ja auch nur eine begrenzte Hektik möglich. Ich überlege gerade ob ich das intensiver trainieren sollte um ihm so helfen zu können. Wenn er im Fuß in Situationen kommt, die ihn überfordern und mal überholt, bremst er sich auch selbst. Natürlich alles nicht perfekt aber das wird mir grad bewusst.
    Tragen, außer sein Ball ist nicht so sein Ding, und den darf er ja nicht zur freien Verfügung haben.


    @friedapaula


    Jup, so einmal in der Woche Hundewiese. Das pusht ihn zwar aber es sei ihm gegönnt. Hundekontakte finde ich wichtig. Ansonsten ist das nur möglich wenn wir bei unserer Haus und Hofrunde bleiben, das sind nur fünf Minuten, hat er aber oft mal zwischendurch, da fährt er auch nicht hoch. Und so einmal im Monat bin ich mit meiner Freundin unterwegs. Da denke ich, nach mir die Sinnflut, da läuft er frei am Fluss entlang.

  • zum Thema Belohnung such mal top twenty liste.


    Ich hab nix gegen Grenzen, aber ich bin für gutes strukturiertes Training mit viel Motivation und Belohnung.


    Warum soll dein Hund es dulden, dass er gepiekst, bedrängt, erschreckt wird? Weil du ein Mensch bist und er ein Hund?


    Überlege, wie du als hund behandelt werden willst. Und so behandle deinen hund. Natürlich kann es mal vorkommen, dass man meckert oder so. Aber das ist kein trainingsvorgehen - meiner Meinung nach.

  • Manches in dem, was du schreibst, erinnert mich an meine Situation, als ich meine Malimix-Hündin aus Ungarn bekam vor einigen Jahren.
    Vor allem das: Du hast einen reizempfänglichen, sportlichen, schnellen Hund mit hoher Sozialkompetenz, der aber vllt nicht die allercoolste Socke ist und schwer entspannen kann.
    Und ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber das ist ein sehr wichtiger Faktor: Kann es sein, dass du selbst sehr intelligent und Sozialkompetent bist, viele Dinge häufig durchdenkst, dabei aber auch, naja, ein bissl arg unentspannter Mensch derzeit bist? Wenig in dir ruhst und viel kontrollieren willst?
    Also ehrlich gesagt genau wie der Hund?


    Dann herzlichen Glückwunsch, deinHubd wird dich dazu zwingen, einenWeg zu finden, mehr in dir zu ruhen. Wenn nicht, wird er auch nie wirklich entspannt sein.


    Meine Hündin war auch so eine enorme Jagdsau am Anfang, ja auch Pferde. Das habe ich als letztes in den Griff gekriegt, nachdem ich erstens selbst besser klarkam und zweitens gelernt hatte, selbst nicht den Hauch nervös oder kontrollierend zu sein in solchen Situationen.
    Denn sie benutzt das Jagen als Ableiter für Stress. Ist übrigens häufig bei Schäferhunden und Hütern.


    Außerdem:
    Du verlangst fürs Erste viel zu viel. Vier Monate sind gar nix, ehrlich. Der ist noch nicht angekommen und weiß von der ganzen Action (deine Nervosität und Angst reicht schon) nicht, wo ihm der Kopf steht.


    Bis das ganze Adrenalin aus den vergangenen Jahdsituationen, der Ankunft etc dem Körper raus ist, kann es zwei Monate dauern. OHNE neuen Stress.


    Lass ihn nicht dein Schatten sein. Er kontrolliert dich und das ist ein Ausdruck vonStress. Bring ihm bei, auf einem festen Platz zu bleiben. Leine ihn zur Not an.


    Spiel nicht so viel mit Objekten, ich würde es sogar eher sein lassen. Das löst den gleichen Hormonschub im Kopf aus wie Jagen. Du triggerst damit das Jagen an.


    Und entspann dich. Erwarte nicht so viel.

  • Und wie auch frauchen07 perfekt auf den Punkt gebracht hat, kann er ja eigentlich gar nichts richtig.

    Der Hund braucht außer Lob auf der Arbeit keine Anleitung weil er von Anfang an alles und ich meine alles goldrichtig gemacht hat

    Was denn nun?



    Was ihm hilft (ich werde gesteinigt für die Aussage) ist, meistens im Fuß zu gehen.

    Zuverlässig im Fuß zu gehen ist für einen Hund eine große Leistung.
    Sie erfordert, dass der Hund sich konzentriert und sein Tempo dauerhaft drosselt, weil das natürliche Lauftempo des Hundes nicht dem des Menschen entspricht. Der Hund muss sich also täglich und immer wieder deckeln und er hat keine Möglichkeit, sich frei zu rennen und Dampf abzulassen. Hinzu kommen pushende Spiele (Ball). Ich finde es nicht verwunderlich, sondern absolut nachvollziehbar, dass der Hund nicht zur Ruhe kommt.



    Jup, so einmal in der Woche Hundewiese. Das pusht ihn zwar aber es sei ihm gegönnt.

    Wenn ihn das pusht, würde ich sehr genau hinsehen,ob er nicht überfordert ist. Hunde brauchen Kontakte zu Artgenossen. Aber nicht beliebige, sondern zu 3- 4 ausgewählten Hunden, mit denen er sich richtig gut versteht. Qualitativ hochwertiges Spiel braucht u.a. Vertrauen. Das, was auf Hundewiesen regelmäßig zu beobachten ist, ist Konfliktvermeidung, die von den Hundebesitzern dann als Spiel gedeutet wird.
    Spiel dient u.a. dem Stressabbau. Wenn der Hund nach dem "Spiel" regelmäßig überdreht ist, läuft da irgendwas ziemlich falsch.



    Der Hund hat alles in allem eine Stunde lang Training pro Tag

    Aber er hat keinen Ausgleich, um Dampf abzulassen. Du richtest den Alltag danach aus, dass der Hund sich Deinen Bedürfnissen anpasst und meiner Meinung nach übst Du ungewollt in einer Tour Druck auf den Hund aus. Erwartungsdruck, Druck durch aversive Methoden im Training, Druck durch die Selbstkontrolle, die Du forderst. Dazu schaffst Du aber keinen angemessenen Ausgleich. Dass Dir ein reizempfänglicher Hund dabei wegknallt, liegt nicht an seinem Wesen. Im Gegenteil: ich finde den Hund dafür noch unglaublich moderat.


    Und auch, wenn Du es anders siehst: ich würde den Hund nicht mehr mit in die Einrichtung nehmen. Mir wäre das Risiko viel zu hoch. Einer meiner Hunde läuft ebenfalls im sozialen Dienst. Augenscheinlich macht er nicht besonders viel. Ein Beobachter würde glauben, dass der Hund nur eine Runde spielt, rumliegt und sich streicheln lässt. Er ist aber spätestens nach einer Stunde völlig k.o., weil die erforderliche Selbstkontrolle, der Geräuschpegel und die vielen Menschen (es sind keine Massen, sondern kleine Gruppen) ihn sehr viel Energie kostet.
    Im Gesamtzusammenhang mit dem Alltag, in dem Dein Hund lebt, hätte ich große Sorge, dass sich der Druck irgendwann unkontrolliert an einem anderen Menschen entlädt. Und dass der Hund dazu neigt, hat er Dir ja bereits am Pferd gezeigt.

  • War dann beim Trainer, wir haben mit Leinenführigkeit durch Richtungswechsel angefangen. Meinem Hündchen war das nicht recht, hat das durch Knurren, Bellen, Anspringen, Fletschen und in die Luft beißen auch gezeigt

    Mein Trainer geht hin und berührt ihn. Hund dreht sich zähnefletschend um.

    Er ist dabei mich zu überholen, ich ermahne ihn. Er reagiert nicht. Ich wechsle kommentarlos dir Richtung und schneide ihm damit den Weg ab. Er knurrt mich an.

    Im Gesamtzusammenhang mit dem Alltag, in dem Dein Hund lebt, hätte ich große Sorge, dass sich der Druck irgendwann unkontrolliert an einem anderen Menschen entlädt. Und dass der Hund dazu neigt, hat er Dir ja bereits am Pferd gezeigt.

    Das hat der Hund nicht nur am Pferd gezeigt...

  • Meiner Ansicht nach hätte ein guter Hundetrainer die Überforderung des Hundes erkennen müssen, das der Druck und die Erwartungshaltung zu hoch ist, ohne jetzt über Trainingsideologien zu diskutieren, anstatt zu behaupten, der Rüde habe ein Selbstbewusstsein jenseits von Gut und Böse und sich als Trainer in Angriffsstellung zu begeben.

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