Jagdtrieb und Pferd, zwischen Verzweiflung und Mut

  • Ute blaschke berthold sagte mal sinngemäß, dass man sich bei unerwünschten verhaltensweisen überlegen muss, bis wohin man das verhalten akzeptabel findet. Und das wird dann verstärkt durch Belohnung.
    Also du hast grob gesagt folgende Verhaltenskette beim jagen:
    Orientieren fixieren hetzen packen töten zerlegen.
    Ab wann wird es brenzlig? Richtig ab hetzen. Also sorge durch Belohnung dafür, dass er lange und ausdauernd und gerne fixiert. Bei dir darf er dann hetzen. Google mal ein wenig über antijagdtraining. Da findet man tolle sachen.

  • Ist doch immer wieder schön... der Hund hat mit dem bisherigen mehr gelernt, als er wahrscheinlich in Jahren bei den von einigen gehypten Trainern und tausenden Seminarkosten gelernt hätte, aber bitte sofort wechseln :pfeif:






    Um mal auf die ursprüngliche Frage zurück zu kommen - die Preisfrage ist doch, wie wichtig ist mir das am Pferd mitlaufen. Mit einem jagenden Hund der zu Übersprungshandlungen neigt (was für Gebrauchshunde jetzt nicht untypisch ist) ist es durchaus eine nicht abwegige Option das das niemals sicher für alle Beteiligten möglich ist.


    Vom Pferd aus hast du einfach eine sehr viel geringe Möglichkeit auch auf deinen Hund einzuwirken und sollte er doch mal in ein Übersprungsverhalten fallen, wobei gleichzeitig die Folgen viel größer sind.



    Im übrigen ist es nicht falsch, deinem Hund klar zu machen das du kein PunchingBall bist, es ist sogar absolut wichtig, möchte ich so einen Hund sicher führen. Allerdings musst du dir überlegen, welches Ventil du ihm gibst um zu verhindern das er sich irgendwann unkontrolliert abreagiert.



    Und nein, von so einem Hund würde ich so schnell nicht erwarten, dass er von allem zuverlässig abrufbar ist und mit am Pferd laufen kann.



    Den Rest würde ich ehrlich gesagt lieber mit deinem Trainer vor Ort besprechen, als mit Leuten hier die ihre Trainingsideologie haben, aber deinen Hund nicht kennen. ;)

  • Den Rest würde ich ehrlich gesagt lieber mit deinem Trainer vor Ort besprechen, als mit Leuten hier die ihre Trainingsideologie haben, aber deinen Hund nicht kennen.

    Einen Trainer hat(te) sie, der Weg führt trotzdem ins Forum.

  • Danke, er ist ein wundervoller Wauz. Und ich bin ganz oft unendlich stolz auf ihn. Manchmal lässt er mich auch verzweifeln. Ich habe halt einen ganz anderen Hund bekommen als ich wollte aber mir macht das Training mit ihm auch super viel Spaß, fast immer und er macht so tolle Fortschritte.
    Es ist aber eben auch oft ganz knapp. Wie gestern mit der Katze. Großartige Leistung, klar. Aber er muss sich so zusammenreißen und ist so kurz davor sie doch essen zu wollen. Aber das bin dann vermutlich ich, der den fertigen Hund sieht und nicht den Weg dorthin.
    Ich habe übrigens einen ehemaligen Galopper direkt von der Bahn gekauft (Einen sehr gepflegten für Vielseitigkeit, ich war weder verzweifelt, noch hatte ich zu wenig Geld, noch wollte ich ein Pferd retten). Den habe ich jetzt genau ein Jahr. Der wurde inzwischen vom Nervenbündel zum absoluten Chiller. Ich habe auch einmal den Trainer gewechselt, weil es nicht gepasst hat für diese Kombination.
    Ich merke halt, dass mein Wauz gute Fortschritte macht, mit dem aktuellen Training. Von Vollkatastrophe und Herzkasper bei jedem Schmetterling sind wir jetzt bei der Hälfte des WEges angekommen. Was ich mich halt frage wie weit man den Trieb unter Kontrolle bekommen kann. Aber es wird mit meiner Methode besser. Und ich bringe ihn ja nicht um. Aber dann frage ich mich, ist es wie geschlagene Kinder, die ihre Eltern doch lieben, weil sie nichts anderes kenne und keine andere Wahl haben?
    Aber Grenzen muss man doch setzten, oder? Und ich, in unserem Zweierrudel, möchte doch aus Sicherheitsaspekten bitte entscheiden dürfen was ok ist und was nicht. Klar möchte ich ihm das auf eine nette Art und Weise erklären und nur so viel von ihm Verlangen wie er leisten kann. Dann sind wir ja aber wieder bei dem Aspekt, dass ich es ihm nur zeigen kann. Falsch ist unangenehm, Richtig ist uiuiui, große Party.
    Was meinst du, Srinele, übrigens mit noch anderer Belohnung. Ich habe ja im Moment stimme, streicheln und Ball. Kommt er angetrottet beim rufen streichle ich ihm kurz über den Kopf, kommt er flott er, lobe ich ihn mit hoher Stimme und kommt er angedüst wie ein Bersenker ( :D ) spiele ich mit ihm. Futter habe ich halt aufgehört, weil er es am Anfang nicht immer genommen hat. Mittlerweile tut er das aber. Wäre das sinnvoll das einzusetzen?


    Ich habe mir übrigens gerade vorgenommen eine Einzelstunde bei einem anderen Trainer auszumachen um mir mal seine Vorschläge anzuhören. Vllt weiß der ja was, was noch besser funktioniert.

  • @ bordy


    Danke.


    Das war mal ne Info :)


    Was fällt dir spontan zu alternativem Ventil ein. Unsere Lösung für alle Probleme sind eigentlich der Ball und die Belohnung aus der Situation heraus. Sprich nach Fuß darf er schnüffeln, nach Platz darf er wieder laufen etc.. Ich frage mich gerade ob er noch mehr bräuchte.


    Er hat mich übrigens schon lange nicht mehr "angeblufft" aus welchen Gründen auch immer.


    Also mittlerweile ist mir das AM Pferd mitlaufen nicht mehr so wichtig. Aber das BEIM Pferd sein, ohne dass es verletzte oder verstörte gibt, ist mir schon wichtig.


    Ich wünsche mir führ ihn, dass er einfach mal runterfahren kann und gechillt ist. So ein Dauerstress ist ja auch nicht schön. Und ich wünsche mir, dass ich ihn relativ stressfrei auf Abentouertouren privat oder mit den Kids mitnehmen kann. Sprich, ich kann in den Abenteuerwald gehen und ihn frei laufen lassen zwischen den Kids. Oder ich kann ihn mitnehmen zum Geocaching und Campingtouren. Letzteres sieht so aus, dass wir mit einem T3 Bus mitten in die Pampa fahren. Es wäre einfach schön, wenn er dabei sein könnte und wir auf Grund seiner Abwesenheit nicht alleine nach Hause fahren müssen und ich finde er hat es verdient.


    Das sind eigentlich die zwei Dinge, die ich mir wünsche. Und, dass niemand zu Schaden kommt, vor allem keine Menschen, weil er hinter einem Reh her, vors Auto läuft.


    Ich habe ihn auch echt lieben gelernt. Die ersten zwei Monate war mir absolut verständlich warum ihn niemand haben wollte.


    Eventuell sind manche Menschen hier anderer Meinung aber ich denke, wenn ich ihn abgeben würde, hätte er es woanders auch nicht besser. Entweder man trainiert ihn oder man kann ihn nicht von der Leine lassen. Punkt.


    und jetzt kommt das ABER: Er muss in der Lage sein ohne Leine zu laufen. Er ist mein Wauz, aber es ist mein Leben. Ich bin nicht bereit dazu, dauerhaft, so viel Zeit in Training zu investieren, wenn er für meine Zwecke nicht geeignet ist. Sprich also in allerspätestens zwei Jahren soll er bitte laufen.


    Warum ich mich ans Forum gewendet habe, war eigentlich um Erfahrungswerte zu bekommen. Natürlich mache ich Fehler. Jeden Tag. Ich gehe auch jeden Tag von der ARbeit und überlege was ich heute falsch gemacht habe, bzw. besser machen könnte. Wenn ich mal keinen Fehler mehr finde, kann ich mich nicht mehr reflektieren.
    Mein Trainer sagt, das ist alles kein Problem, sein Malinoi habe einen stärkeren Jagdtrieb. (Der Hund ist klasse, ich kenne ihn)
    Im Training ist mein Wauz abgedüst und hat eine Herde ausgewachsener Rinder mit rießen Hörner gejagt. Bzw. versucht. Er hat sehr großen Wert darauf gelegt, dass wir nicht nachtragend sind, sondern jetzt einfach ein bisschen strenger und jedes noch so kleine positive Verhalten sofort anerkennen.
    Mein Trainer sagt, wir treffen uns, beim ersten Mal ausreiten, dann fährt er mit dem Fahrrad mit und hilft mir mit dem Ball von unten.
    Aber da es eben so ein schwieriger und langer Weg ist, wollte ich nach Meinungen fragen.


    Ich werde mich mal durch die Links klicken und weiterhin darüber nachdenken.

  • Was fällt dir spontan zu alternativem Ventil ein. Unsere Lösung für alle Probleme sind eigentlich der Ball und die Belohnung aus der Situation heraus. Sprich nach Fuß darf er schnüffeln, nach Platz darf er wieder laufen etc.. Ich frage mich gerade ob er noch mehr bräuchte.

    Ob das reicht , oder ob er noch mehr bräuchte, zeigt dir der Hund an.
    Ventil heisst in dem Fall eigentlich meist Alternativverhalten. Sprich, Hund zeigt etwas was für dich nicht tolerabel ist, du verbietest es ihm.. und dann brauchen Hunde dieses Typs häufig auch noch die Ansage, was sie stattdessen tun sollen und wie sie den Stress der Situation abbauen können. Häufig geht das über Bewegung und gerne auch Dinge die sie tragen können (Ball ist ja hier bei einigen ein böses Wort - man kann den Hund auch eine Beisswurst tragen lassen, bis er in der Situation entspannter geworden ist).


    Wichtig ist vor allen Dingen den Hund da nicht alleine zu lassen und ihn anzuleiten. Wenn ich mit so einem Hund in eine potentiell neue Situation die für ihn stressig sein könnte gehe, dann gebe ich ihm sehr klar vor was er darf und was er nicht darf (gebe ihm z.b. etwas zum tragen).. braucht er das dann nicht, schön, falls doch, habe ich vorgesorgt.


    und jetzt kommt das ABER: Er muss in der Lage sein ohne Leine zu laufen. Er ist mein Wauz, aber es ist mein Leben. Ich bin nicht bereit dazu, dauerhaft, so viel Zeit in Training zu investieren, wenn er für meine Zwecke nicht geeignet ist. Sprich also in allerspätestens zwei Jahren soll er bitte laufen.


    Naja... ich würde mal behaupten, für die allermeisten Hunde ist Freilauf ein erreichbares Ziel - vor allen Dingen wenn er gut auf alternative Beute reagiert (was er ja scheinbar tut, wenn er sich mittels Ball von Wild abrufen lässt) .
    Wie der genau aussieht, hängt am Ende vom Halter, der Trainingsmethodik, dem Umfeld und dem Hund im einzelnen ab.


    Falls deine Vorstellung in die Richtung geht, dass du immer und überall mit dem Hund leinenlos unterwegs sein kannst und nicht aktiv auf ihn achten musst, würde ich mir allerdings gut überlegen ob das mit euch überhaupt Sinn macht.

  • Aber Grenzen muss man doch setzten, oder?

    Grenzen kannst Du auch effektiv und klar setzen, ohne aversive Trainingsmethoden zu nutzen.


    Ich wünsche mir führ ihn, dass er einfach mal runterfahren kann und gechillt ist.

    Du baust im Training mit dem Hund durch die aversiven Methoden sehr großen Druck auf, treibst ihn in Übersprunghandlungen, konfrontierst ihn nach wenigen Wochen schon mit Arbeitsalltag und dem Job als Reitbegleithund, unterstützt ihn nicht aktiv dabei, zur Ruhe zu kommen und wunderst Dich, dass er nicht entspannen kann?


    Und ich wünsche mir, dass ich ihn relativ stressfrei auf Abentouertouren privat oder mit den Kids mitnehmen kann. Sprich, ich kann in den Abenteuerwald gehen und ihn frei laufen lassen zwischen den Kids.

    Meine Güte, das Tier ist 16 Wochen bei Dir!
    Du machst Dir selbst und dem Hund wahnsinnig viel Stress, weil Du völlig überzogene Ansprüche und Erwartungen hast. Ich finde, dass Dein Hund für einen Vierbeiner aus dem Auslandstierschutz sehr unkompliziert klingt. Auch einen gut sozialisierten Welpen hast Du in 4 Monaten weder halb, noch komplett fertig erzogen.
    Du konzentrierst Dich auf das, was nicht funktioniert und was Du alles noch nicht erreicht hast, anstatt Dich darüber zu freuen, was der Hund bereits alles kann und leistet.


    Fahr mal einen Gang runter und leb dem Hund das vor, was Du von ihm erwartest: Ruhe, Geduld und Entspannung.

  • ich weiß ja nicht, aber statt abzurufen: hat er denn ein stopp-kommando, dass er in den meisten situationen gut beherrscht?
    ich bin ja mehr so der fan von "hund aus der ferne regeln und dann zum hund gehen", ist aber präferenz-sache. sollte er ein stopp-kommando haben, würde ich wohl in den meisten situationen, in welchen das möglich ist -anti-jagd-training mal ausgenommen- den hund einfach auf mich warten lassen um dann zu ihm zu kommen. so kann man nebenbei evtl noch ne impulskontrolle aufbauen (?) wegen eventuell auftauchender reize (?). vielleicht ist das auf dich warten ein für ihn entspannenderer weg mit der situation umzugehen.

    Naja, aber wie soll man es denn nicht dazu kommen lassen, dass er wo schnüffelt. Das verstehe ich jetzt nicht ganz.

    vorausschauend durch die gegend laufen. heißt, du scannst die gegend. schaust: kommen radfahrer/jogger/wild oder was auch immer von vorn/hinten/seite. dann dem hund das stop-kommando oder rückruf-kommando geben und gut is.
    ich glaube darum ging es. korrigiert mich, wenn ich falsch liege.


    ich hätte in der von dir geschilderten situation wohl ein stop-kommando genutzt und wäre einfach, die schleppleine aufraffend rasch zum hund gegangen und hätte ihn dann, wäre er ansprechbar in ein "sitz" geschickt. ansonsten vielleicht einfach für's stoppen gelobt, was er ja gemacht hat -zwar nicht dafür, aber hej!-.

    Es lies sich, als wärst du in jeder freien Minute mit Hundetrainig beschäftigt. Auch ein Hund ist nur eine begrenzte Zeit aufnahmefähig und wie bei kleinen Kindern kommt nach müde doof ;). Es bedarf übrigens vieler Wiederholungen, bis eine Übung wirklich sitzt. So viele Sachen kannst du in nur vier Monaten gar nicht wegtrainieren.

    @SabineTaco wollte nur noch kurz einwerfen: ich kenn das, wenn jeder spaziergang training ist. das hatten wir hier lange, lange zeit auch. ;)


    zum thema ruhe reinbringen:


    ich fahre mich selber wirklich komplett runter, alle gedanken raus und meinen puls auch runter in stress-situationen. vielleicht hilft das, ein gefühl dafür zu kriegen.
    dann: statt in hoher (quietsche-)stimme zu loben, kannst du ruhig und freundlich loben.
    langsamer laufen unterwegs.
    statt dem ball hinterherjagen -anti-jagd-training ausgenommen- vielleicht eine zergel mitnehmen, dann könnt ihr kurz zergeln oder der hund darf sie zur belohnung mit sich rumtragen, wenn auch zergeln zu sehr puscht
    ich würde ansonsten generell entweder doch versuchen, hochwertige leckerlie zu finden (bei uns schlägt hier die leberwurst für hunde aus der tube alles) oder eben mehr auf deine schon vorhandenen, ruhigen belohnungen setzen (über'n kopf streicheln, verbales lob)
    generell versuchen, die dynamik rauszunehmen, also nicht yippie-action-mäßig unterwegs zu sein, sondern mehr so "wochenend-familien-ausflug-in-den-wald-mit-kindern-die-grad-erst-laufen-können".


    ich persönlich reagiere, wenn meine auf mich nicht reagiert, erst mal mit sicherung. da meine eh immer an der schlepp ist -noch, leider- wird die festgehalten, es wird dafür gesorgt, dass der hund nicht weiter kann. das geht allerdings auch, da bei uns die gewichtverhältnisse so passen, dass sie mich nicht einfach mal so umreißen kann mit ihren 18kg. das wird bei nem größeren hund wohl eher nicht/anders funktionieren.

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