Wirbelwind mit Leinenaggressionen
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Hallo ihr Lieben,
vielleicht könnt ihr mir einen Rat geben.
Es geht um die Labrador Hündin meines Onkels. Ich muss etwas ausholen um die ganze Problematik zu erfassen.
Ursprünglich war sie die Hündin seiner Partnerin. Noch ursprünglicher die ihres Bruders. Und zwischenzeitlich wurde sie bei der Mutter geparkt. All das spielte sich in den ersten Wochen, nachdem sie vom Züchter geholt wurde ab.
Luna, so heißt die schöne Schwarze, hat nach dem ganzen hin und her bei uns ('Gartengemeinschaft' meiner Mutter, meines Onkels, bis Anfang diesen Jahres seiner Lebensgefährtin und mir) ihr festes zuhause gefunden.
Leider haben sich mein Onkel und seine Freundin zu Anfang des Jahres getrennt. Sie ist ausgezogen und konnte/wollte Luna nicht mitnehmen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre sie wieder abgeschoben worden.
Ich habe mich dann stark dafür eingesetzt, dass sie bei uns bleibt und so kam es dann auch.
Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich selbst nicht viel mit Luna unternommen außer, dass ich sie ab und an bei Hundetreffen dabei hatte. Jedes mal, wenn ich sie doch zum Spaziergang mit unserer anderen Hündin mitgenommen habe, habe ich mir danach geschworen sie nie wieder mitzunehmen.
Aus einer schönen entspannten Runde wurde immer purer Stress. Sie lief nicht (und ich meine wirklich GAR nicht) an der Leine und im Freilauf (wie sie meist mit ihrer Besitzerin unterwegs war) ließ sie sich 1. schwer abrufen, wenn sie etwas interessanteres gefunden hatte, und 2. ist sie jedesmal so hochgefahren, dass sie meist nur 50 meter nach vorne geRAST ist und dann wieder genau so schnell zu mir zurück. Ohne Pause.
Laut ihres Frauchens, hätte sie bei ihr immer super gehört. Konnte ich mir nie vorstellen. War mir aber im Prinzip auch 'egal', da sie ja ihre eigenen Hundeeltern hatte die sich mit ihr beschäftigen (meist spazierengehen in Kombination mit unkontrolliertem Ball-Hetzen).
Nun sollte es also so sein, dass diese überdrehte, hyperaktive, unerzogene, unkonzentrierte, unglaublich hübsche und abgesehen von ihren Macken sehr liebe Labrador Hündin bei uns bleibt.
Und da mein Onkel durch seine Berufstätigkeit auch oft den ganzen Tag weg ist, bedeutete dies auch, dass ich wohl öfters mit ihr Vorlieb nehmen würde.
Ich wusste es würde viel, sehr viel Arbeit auf mich warten. Aber das war es mir wert, da ich auf jeden Fall verhindern wollte, dass das arme Wesen wieder weggegeben wird und die neuen Besitzer eventuell wieder nicht mit ihrer Art zurechtkommen würden.
Wir hatten dieses Jahr viele Höhen und Tiefen, zugegebenermaßen wahrscheinlich mehr Tiefen als Höhen.
Aber wir haben auch schon einiges erreicht.
-Aus kopflos-dem-Ball-hinterherjagen wurde (mehr oder weniger
) kontrolliertes Dummytraining.
-Aus ständig-anstupsen-und-Aufmerksamkeit/Spiel-einfordern wurde im Haus fast immer lieb auf ihrem Kissen liegen und entspannen.
-Aus fast-unmöglich-Geschirr-anzulegen wurde brav sitzend, wenn auch vor Freude am ganzen Körper wackelnd, darauf warten angezogen zu werden.
-Aus Yieppieeeh-es-geht-spazieren-ich-stürme-zum-Hoftor-hinaus wurde, ich gehe hinter meinem Menschen ruhig nach draußen und setze mich gleich wieder hin.
-Aus so-sehr-an-der-Leine-zerren-dass-der-Arm-wehtut wurde (meistens und es muss auch noch immer konsequent daran gearbeitet werden) an lockerer Leine dem Mensch folgen.
Und wir können inzwischen auch ohne Armauskugelung und Hals- und Beinbruch mit der Schleppleine laufen.
An und für sich könnte man jetzt gut und entspannt miteinander Leben. Auch wenn es noch immer einige Baustellen gibt, es existiert inzwischen wenigstens eine Basis auf die man bauen kann.
Wenn da nur nicht seit neustem diese eine Sache wäre, die mich an den Rand der Verzweiflung bringt... Leinenaggression.
Und das, wo Luna doch ein sehr verträglicher, wenngleich stürmischer Hund ist.
Ich habe das Gefühl es hat begonnen seit ich intensiv mit ihr an der kurzen Leine trainiere.
Ich fühle mich so hilflos in der Situation, dass sich mir der Magen schon fast umdreht, sobald ich einen anderen Hund entdecke.
Da Luna früher nie wirklich eingeschränkt wurde, hat sie eine sehr geringe Frustrationstoleranz und kann sich nur schlecht selbst kontrollieren. Hinzu kommt die ungewohnte Einschränkung durch die kurze Leine oder besser gesagt der kleinen Radius in dem sie sich bewegen 'darf'.
Da sie außerdem trotz des Trainings immernoch 'standardmäßig' ein ziemlich hohes Erregungslevel hat, sobald es nach draußen geht, kann ich mir vorstellen, dass ein entgegenkommender Hund 'das Fass zum überlaufen bringt' und sie deshalb eine so extreme Reaktion zeigt. (Auch wenn wir Hundefreunde treffen stellt sie anfangs vor Aufregung die Haare und auch im Spiel hört sie sich teilweise an wie ein Rottweiler)
Soweit kann ich mir die Gründe dafür schon erklären.
Aber was kann ich dagegen tun?
Einen Bogen um entgegenkommende Hunde zu machen ist in unserem Gelände sehr schwierig bis unmöglich, da es fast nur Waldwege sind.
Durchfüttern habe ich auch schon vergebens versucht.
Einfach vorbei laufen als wäre nichts gestaltet sich anhand des sich in's Geschirr werfenden, Haare sträubenden, gefährlich knurrenden Schafs im Wolfpelz als sehr schwer.
Die Haare werden schon beim ersten Sichtkontakt gestellt und Luna hat dann auch plötzlich all die hart erarbeiteten Benimmregeln (wie z.b. Kommando 'Schau' und neben/hinter mir laufen) vergessen.
Sie lässt sich normalerweise schon sehr leicht ablenken und es fällt ihr schwer sich zu konzentrieren, aber wenn ein Hund kommt ist ALLES weg...
Wirklich aggressiv in dem Sinne, dass sie dem anderen Hund schaden wollte, ist sie denke ich nicht.
Vor einigen Monaten wurden wir von einem freilaufenden Hund attackiert und Luna hat so schnell sie konnte die Beine in die Pfoten genommen und ist aus der Situation geflohen. :/
Habt ihr noch irgendwelche Tipps?
Habe überlegt es mal mit dem Futterdummy zu versuchen, nur wie baue ich die Situation am besten auf? Dummy die ganze Zeit tragen lassen? Dummy suchen lassen, nachdem der andere Hund gesichtet wurde? Aus dem Dummy füttern, wenn der andere Hund uns passiert?
Aktuell arbeite ich zur Impulskontrolle, mentalen und körperlichen Auslastung zusätzlich mit einer Reizangel.
Ich hoffe ich konnte ein umfassendes Bild von der Situation liefern, der Text ist ja nun schon sehr lang geworden
Vielen Dank und liebe Grüße! - Vor einem Moment
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Hi,
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(Auch wenn wir Hundefreunde treffen stellt sie anfangs vor Aufregung die Haare und auch im Spiel hört sie sich teilweise an wie ein Rottweiler
- eben, das ist Aufregung.
... Leinenaggression.
- glaube ich nicht.
Die Haare werden schon beim ersten Sichtkontakt gestellt
- reine Aufregung
Wirklich aggressiv in dem Sinne, dass sie dem anderen Hund schaden wollte, ist sie denke ich nicht.
Ich bin mir fast sicher, dass Dein Hund nur aufgeregt ist und das Verhalten mit Aggression nichts zu tun hat. Diesbezüglich also erstmal Entwarnung, auch wenn Du Dir das ja schon gedacht hattest.
L. G.
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Wie alt ist denn eure Maus?
Klingt für mich auch sehr nach Frust, der sich da entlädt.
Genau das gleiche haben wir auch durch.
Mir hat das Buch "Leinenrambo" von Sabrina Reichel geholfen. -
Hups, ganz vergessen. Luna ist 4.
Danke für die schnellen Antworten! -
In 4 Jahren festigt sich ja auch so einiges. Und nun bekommt sie plötzlich (endlich!) Regeln mit denen sie erst lernen muss umzugehen.
Gerade eine fehlende Impulskontrolle und Frustrationstoleranz ist bei einem "ich liebe alles was Puls hat"-Labbi in den ersten Jahren fatal und schlägt schnell in Frust um, der sich an der Leine eben in (scheinbare) Aggressivität umwandelt.Ich wünsche dir viel Erfolg und vor allem Nerven!
Toll wie du das angehst!Ich finde es schlimm. Man sieht so oft solche Labbis, die mit sich und der Umwelt total überfordert sind und es von den Haltern als "der freut sich immer so" abgetan wird. Dabei ist es einfach nur pure Aufregung und Stress. Gut, dass deiner Maus jetzt geholfen wird.
Gibt's Fotos?

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Danke für den Zuspruch :)
Ja, es ist wirklich nervenaufreibend und eine wahre Geduldsprobe bei dem kleinen Nervenbündel immer ruhig und gelassen zu reagieren.
Aber was mich momentan echt fertig macht, ist dieses (schein-)aggressive Verhalten. Da ich bisher bei keinem unserer Hunde damit konfrontiert wurde fühle ich mich leider immer sehr unsicher, wenn es dazu kommt :/
Hier zwei Bilder von der Maus:Externer Inhalt up.picr.deInhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.Externer Inhalt up.picr.deInhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt. -
Ich kann mir vorstellen dass das Etwas Tragen lassen helfen kann .
Darüber hinaus braucht der Hund vermutlich viel mehr Führung und Orientierung.
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Wie führst du sie? Bleibt sie auf der Aussenseite, wenn ihr an Hunden vorbeigeht? Oder drängelt sie an dir vorbei?
Falls ja, dann kann es vielleicht schon helfen, rigoros eine Barriere zw ihr und anderen Hunden zu bilden, sie darf nicht vorbei (da musst du anfangs schnell sein...). auch "trocken" üben.
Gibt es Leinenkontakte? Falls ja - würde ich streichen. ohne ausnahme.
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Solch ein Verhalten wird (wenn es durch Frust ausgelöst wird) erstmal schlimmer, bevor es besser wird.
Falls du dir nicht sicher bist, ob es wirklich Frust ist (klingt zwar schwer danach, aber aus der Ferne kann man da ja schlecht ne Diagnose stellen) würde ich unbedingt mal einen positiv (!!!) arbeitenden Trainer hinzuziehen. Negative Maßnahmen können das Verhalten nämlich noch verschlimmern.Ich rate dir wirklich mal als erste Anlaufstelle in das Buch zu schauen, was ich dir empfohlen habe. Ich entdecke nämlich meine Kleine in deiner Beschreibung sehr wieder. (Und in der Optik! So eine Süße!!!
)Ich stelle mir auch oft vor, wie Emma jetzt wäre, wäre sie zu einem Klischee-Labbi-Familienhund-Dasein verdonnert worden.
So wie du Luna beschreibst, ist sie wirklich einfach nie erzogen und sozialisiert worden. Und einem Labbi muss man wirklich sehr kleinschrittig beibringen, dass nicht alle Lebewesen dazu geboren wurden, um mit ihm zu spielen und von ihm "umarmt" zu werden.

Darf ich fragen woher ihr kommt und woher ihr Luna habt? Gerne auch per PN.
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du beschreibst 1 zu 1 alle Probleme die wir mit Chaco auch hatten als wir ihn bekommen haben. speziell bei hundebegegnungen hat uns das klickern wirklich sehr geholfen, wir sind zwar immermoch nicht ganz da wo wir gerne hin möchten, können aber mitlerweile mit einem leichten bogen und gefiepe an den meisten anderen direkt Hunden vorbei ohne dass es zu ausrastern kommt. wenn wir genug platz zum ausweichen haben und der andere hund kein pöbler ist, ist er sogar komplett entspannt. am allerwichtigsten ist aber das vermeiden von hundekontakt an der leine damit keine erwartungshaltung entsteht. bevor wir uns ans klickern von hundebegegnungen gemacht haben, haben wir allerdings wochenlang nur andere weniger aufregende situationen und hundesichtungen auf ewig weite entfernungen geklickert, ich finde ein guter trainer der sich damit auskennt ist zumindest am anfang ein absolutes muss.
was uns allgemein geholfen hat, war das longieren. dort kann der Hund durch gleichmäßige und kontrollierte bewegung stress abbauen und lernt körpersprache zu lesen und entsprechend zu reagieren. wir sind in einer tollen longiergruppe wo wir durch kleinschrittiges steigern der übungen jetzt sogar schon zu zweit an einem zirkel trainieren können, da er mir mitlerweile einfach vertraut dass beim passieren der anderen hunde rein gar nichts passiert, und er somit keinen grund hat sich aufzuregen. das überträgt sich dann auch langsam in den alltag, man braucht aber viel geduld. bei uns hat das fast ein jahr gedauert.
- Vor einem Moment
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