Erfahrungsaustausch Tierschutzhund

  • Naja, nicht böse gemeint? Das sind schon recht deutliche Vorwürfe... Aber gut ich springe zwischen den Themen.


    Du hast ja Erfahrung, wenn du diese als so negativ siehst- kann sich ja jeder selber ein Bild machen. Wenn jemand das schon als negativ sieht, dann sollte er meiner Meinung auch tatsächlich von einem Tierschutzhund absehen.

  • Ich möchte hier auch gern mal einfach nur meine Erfahrungen berichten. Menschen tendieren dazu, nur die Probleme zu thematisieren (klar, wenns läuft, wozu drüber reden?).


    Ich habe/hatte bis jetzt 6 Hunde und 2 Katzen aus dem Tierschutz (was anderes käme für mich niemals in Frage - ich geh Familienmitglieder nicht shoppen weil hier wer so nett geschrieben hat "so geht Hundekauf").


    Alles erwachsene Tiere, meist älter. 1 Hund Privatvermittlung aus gutem Zuhause (Zeitmangel), 1 Hund inländisches Tierheim (Herkunft unbekannt, ausgesetzt), 4 Hunde ausländischer Tierschutz (Ungarn und Slowakei, aus Zwingerhaltung, Käfighaltung, Straßenhund, jahrelange Tierheiminsassin). 1 Katze inländisches Tierheim (Herkunft unbekannt), 1 Katze ausländischer Tierschutz (Ungarn).


    ALLE Tieren waren wirklich komplett unproblematisch. Stubenrein nach längstens 3 Wochen, nie etwas zerstört, sofort in den Alltag integrierbar (inklusive Mitnahme auf Arbeit), leicht erziehbar, super sozial mit allen anderen Tieren (bis auf den ersten Hund ironischerweise), keine Ängste (obwohl sie deutlich sichtbar nichts kannten), keine Aggressionen. Kein Ungeziefer, keine Würmer, keine Giardien.


    Die Zusammenarbeit mit den Vereinen (3 verschiedene) war IMMER unkompliziert und professionell. Ich bekam ganz viele Infos über die Tiere vorab, wir haben immer mehrmals telefoniert, es ging darum MICH zu informieren. Vorkontrollen waren nettes Plaudern mit Gleichgesinnten. Alle kannten die Tiere auch wirklich, konnten sie gut beschreiben.


    Es gab auch (zwei) Hunde, nach denen ich mich erkundigt habe (bzw sie auf PS besucht habe) und die ich dann als nicht passend abgelehnt habe. Auch das war nie ein Problem oder ungut.


    Ich habe also tatsächlich (bei doch recht viel Erfahrung) ausschließlich positive Erfahrungen.

  • Ich habe nun auch seit 3,5 Jahren meinen TS-Hund :)


    Prinzipiell kommt sie aus Portugal, war aber im örtlichen Tierheim zur Vermittlung mit ihren Welpen. Die Vermittlung war eigentlich unkompliziert, weil der Leiter der Schwager meiner besten Freundin ist und die wussten wo der Hund hinkommt - somit war mein Studentenstatus ausnahmsweise kein Problem :D


    Der Hund war durch ihre Geschichte aber einfach kaum auf Deutschland vorbereitet, ließ sich anfangs nicht anfassen, reagiert noch immer verunsichert auf Jogger, Radfahrer, Skater etc., hat einen ausgeprägten Jagdtrieb und würde gerne streunen gehen. Dazu geht sie bei Angst nach vorne (das hat mir die Trainerin des Tierheims damals schon prophezeit).
    Ich habe von dem Hund unheimlich viel gelernt, sie ist unheimlich verschmust, liebt die Menschen die sie kennt und kann sich da auch richtig freuen. Sie spielt mit mir, sie achtet auf mich, mittlerweile kann ich es mir nicht mehr anders vorstellen.
    Der Typ Hund passt aber leider einfach nicht nach Deutschland (Podenco) und in wildreiche Gebiete^^ Ohne Leine geht es nicht raus, die Hundeausläufe entsprechen leider auch nicht meinem Sicherheitsbedürfnis xD

  • Findus ist mein dritter Hund und im Grunde scheint er fürs Erste unproblematisch zu sein. Zumindest was ich nach drei Tagen dazu sagen kann.


    Den ersten, Diego, haben meine Kinder quasi mitgebracht Er ist ihnen im Spanienurlaub mit Papa zugelaufen. Diego war kein einfacher Hund. Von ihm hab ich in drei Jahren mehr über mich und über Hunde gelernt, als in den ganzen Jahren zuvor, samt jaglicher Ausbildung von meinem Malik.


    Diego brachte mich an meine Grenzen, Hundetrainer sind an ihm gescheitert, bis eines Tages einer sagte "nehmen sie ihn wie er ist, es gibt Hunde, da nutzt uns all unser Wissen nichts.... " und dann ging es irgendwann, so von einem auf den anderen Tag. Unser Hauuptproblem war Leinenführigkeit - da haperte es bis zuletzt, außer er wollte....


    Draußen auf mich hören? Nach einem halben Jahr legte er die Ohren in meine Richtung, wenn ich etwas sagte. Nach einem Jahr begann er auf mich zu hören, ich war so oft so frustriert und zweifelte an meinen Fähigkeiten.


    Diego war im Haus unproblematisch und in seinem Wesen einen absoluter Sonnenschein. Er starb viel zu füh und wir haben lange um ihn geweint.


    Dann kam Lucas, umproblematisch, draußen wie drinnen, außer das er ein sehr eigenes Wesen hat (was ich schätze), kein Hund, der tut was man ihm sagt, außer er will..... sowas wie "Platz" wenn er sich noch nicht umgesehen hat und den Ort für sicher hält - no way.


    Lucas und mich verbindet etwas schwer zu beschreibendes, meine Kinder behaupten, ich rede mit ihm wie mit einem Menschen, na ja, er tut halt, worum ich ihn bitte.


    Beide Hunde kamen über den gleichen Tierschutz, waren gesund, munter, sauber, gepflegt, nicht dick, nicht dünn, bei Lucas passte die Beschreibung absolut, ich wusste, wie man ihn gefunden hat, wie er war - und auch, was man nicht über ihn wusste.


    Beide hab ich herfliegen lassen.


    Findus ist mein erster Hund von einer anderen Orga, ich war nur so erschrocken über die Knochen unter dem Fell. Ist ja nicht so, dass man den Hund als erstes abtastet und das ich in der Pflegestelle die Rippen deutlich fühlen konnte, hat mich nicht so erschreckt, wie die heraus stehenden Hüftknochen jetzt zu Hause.


    Deutlich unterernährt und das nach mindestens einem Vierteljahr im Tierschutz - das hat mich erschreckt, weil ich find, das ist ein bisschen too much. Ich wollte mich an nichts aufhängen, aber ich möchte mich auch nicht aufhängen lassen.


    Er hat keine erkennbare Scheu vor Menschen, nur vor unbekannten Dingen, Toaster etwa - aber eher vorsichtig als panisch. Selbst vor meinem Liebsten scheut er nicht und den fanden zu Beginn Diego ebenso wie Lucas sehr suspekt.


    Und was er noch auspackten wird, das wird das nächste halbe Jahr zeigen. Ich bin gespannt.


    Sundri

  • So, nun ist Findus bald 3 Wochen bei uns, einmal weg gelaufen und wieder gefunden - dem Himmel sei Dank dafür - aber angekommen.


    Er ist gar nicht wirklich ängstlich nur sehr schreckhaft..... vorhin waren wir im Garten, als in der Nähe ein Schuß knallte, Schrot.... erst zusammen zucken, dann gab`s ein Leckerlie für`s Stehen bleiben und dann? RannteFindus an den Zaun und knurrte recht fürchterlich..... :lachtot: echt mal, das ist ne Reaktion..... Lucas fand das deultich bedenklicher.


    Er läuft bereits ohne Leine und "hört" überraschend gut, natürlich weiß er, das es Leckerchen gibt, wenn er kommt, aber er kommt soooo freudig, das es wirklich Spaß macht.


    Er bricht sogar das Mitlaufen mit Lucas ab und kommt, mal sehen, wie er sich weiter entwickelt. Dienstag sehen wir uns eine HuSchu an, ich bin gespannt.


    Autofahren ist immer noch doof, aber da schaue ich sehr darauf, das am Ende immer etwas Schönes ist, Spaziergang, Frühstück.... alles was ihn glücklich macht.


    Der erste Tierarztbesuch liegt hinter uns, da zweifelte ich dann an der Tierärztin (vielleicht geh ich doch noch woanders hin), sie fände ihn nicht so dünn, bei den kleinen Pfoten und der Herkunft, da gäbe es viele Windhunde, die sehen so aus, sei das ganz normal. Als sie ihn dann aber abgetastet hat, meinte sie "na ja, so ein bisschen mehr könnt er ja vielleicht doch......" :pfeif:


    Abgesehen davon musste ich wirklich darauf sehen, dass sie ihn untersucht. Bitte sehen sie noch mal in den Ohren nach, ich hab da so ein Gefühl..... "ja wenn sie wollen" "Ja, bitte." Und dann "Oh, er hat ne Ohrenentzündung! SO wie die aussieht schon länger!" Nun ja, deshalb bin ich ja hier..... und dann nahm sie ihn runter und ich, "er rutscht auf dem Po, bitte können sie noch mal...." Das hatte ich vorher aber bereits auch schon deutlich gesagt.


    So eine lieblose Gesamtuntersuchung hab ich noch nicht erlebt, das Einzige was sie von allein machte war, Herz abhören und impfen wollen.... Kine Zahnkontrolle, kein nix weiter, ich weiß echt nicht, warum die Leuts hier von ihr schwärmen.


    Und als ich ging sagte sie noch "ach ja, bisschen auffüttern.... tut ihm bestimmt gut." :muede:


    Ansonsten sind wir von Findus alle sehr angetan, er macht sich prima, okay, bisschen frech, letztens hab ich ihn dreimal des Nachts aus meinem Bett geworfen, weil er plötzlich auf meinem Bauch lag..... xD aber dafür kann ich jetzt sagen, "das ist der Kompromiss mit meinem Liebsten, entweder ne Katze oder ein kleiner Hund."


    Und er spielt mit mir, das ist einfach entzückend...... :herzen1:


    Sundri


    P.S. ansonsten, bis auf das er nicht wirklich gern durch Türen geht, völlig problemlos, im Haus er schreckt ihn nichts, nicht mal wenn etwas herunter fällt. Und er meldet unbekannte Geräusche, auch das hab ich ganz gern, so wie wir wohnen.

  • Ich habe die genaue Situation in der er weggelaufen war nicht mehr im Kopf, aber machst du dir keine Sorgen, dass das wieder passieren könnte?


    Ich finde nach drei Wochen ohne Leine laufen lassen recht kurz für einen Tierschutzhund pauschal gesagt.


    Bis auf unseren Kleinen, habe ich mir da immer deutlich mehr Zeit gelassen.


    War mir einfach sicherer.

  • Ich habe die genaue Situation in der er weggelaufen war nicht mehr im Kopf, aber machst du dir keine Sorgen, dass das wieder passieren könnte?

    Ich ging jetzt von umzäuntem Gelände aus.


    Es ist so unterschiedlich mit dem Freilauf.
    Bei meinen derzeitigen Hunden ist es beispielsweise so: Mein einer Hund war lange doppelt gesichert (Angsthund + Jagdtrieb), darf bis heute nur an bestimmten Stellen frei laufen und ich beachte sogar die Windverhältnisse und die "Tagesform".
    Den anderen konnte ich nach zwei Tagen laufenlassen, er kommt bis heute freudig wie eine Rakete auf Ruf (außer, wenn er käckeln muss, das raffe ich manchmal nicht rechtzeitig |) ) und es war, als ob er schon immer bei mir gewesen ist.
    Immer wieder spannend anders. :smile:
    L. G.

  • @Rotbunte: Bei unserem Kleinen ist es auch so, aber er ist da echt eine totale Ausnahme.


    Die anderen Tierschutzhunde, die ich selbst oder in Pflege hatte, hätte ich nie so schnell von der Leine gelassen. Man weiß eben einfach nicht wie der Hund in allen möglichen Reaktionen reagiert und viele Leute überschätzen sich da einfach (bzw. die Umweltsicherheit eines Südhunds, der eine ganz andere Umgebung gewohnt ist oder vielleicht mit für einen selbst ungewöhnlichen Sachen schlechte Erfahrungen gemacht hat und die entsprechend verknüpft hat).


    Eingezäunter Auslauf ist natürlich optimal, da sehe ich auch kein Problem. (ich war von "echtem Ableinen" ausgegangen)

  • Moin,


    echtes Ableinen in "bekanntem" Gelände. Nein, ich habe keine Angst, dass das wieder passiert, denn solche eine Dummheit, das ich ne Flexi fallen lasse, wird mir nicht mehr passieren..... seitdem ist sie gesichert.


    Und es war eindeutig die Flexi vor der er so Angst hatte.... sie polterte eben über die gefrorenen Ackerfurchen immer wieder auf ihn zu.


    Ich kann das nicht wirklich festmachen, ich hab einfach nur das Gefühl, das er nicht weglaufen will. Natürlich haben wir die Zeit über geübt, im Garten (der eingezäunt und sehr groß ist) und ich ahcte durchaus auf Wind (bei sehr starkem Wind sehe ich ja, wie meine Hunde reagieren) lasse ich sie durchaus an der Leine, aber wenn alles passt. Er orientiert sich ja auch an Lucas und der will gar nicht weg.


    Lucas konnte auch relativ schnell von der Leine, Diego seinerzeit nicht, bei ihm klappte das, nach drei Trainern und einer völligen Aufgabe aller Erwartungen meinerseits; erst nach knapp drei Jahren. Er wusste wo wir wohnen und kam immer nach Hause, aber da ich das nicht wollte, lebte er an der Leine.


    Von der Straße kommt Fndus, glaub ich, nicht wirklich.... In den drei Wochen bei der Pflegefamilie konnte er sich nicht derartig anpassen, es sei denn, er ist ne wirklich coole Socke. Er zuckt bei keinem Geräusch im Haus zusammen, klettert, wenn ich nicht aufpasse, in die Spülmaschine zum Teller ablecken und ich hab noch keinen Hund aus dem Tierschutz gehabt, der wirklich derart korrigiert werden muss. (Nachts aus dem Bett werfen etwa) Wenn ich daran denke, wir lange es gedauert hat, bis meine Hunde einen Joghurtbecher ausgeleckt haben, den ich ihnen hinhalte.... Findus nimmt den ganzen Becher xD


    Selbst als es am Donnerstag bei uns gekracht hat und meine Tochter und ich laut geworden sind, im Streit, ihn hat das nicht gestört, Lucas schon eher. Der beschwichtig dann; Findus zuckte nicht mal.


    Und ja, ich bin sehr froh, das er wieder da ist, es war ne schlimme Nacht für mich, da ich ihn ja draußen wähnte und mir echt Sorgen gemacht hab..... irgendwie hab ich auch den Eindruck, als er wieder hier war, nach seinem "Ausflug" das er sichtlich froh war.


    Sundri

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