Diverse Probleme mit unserem Hund
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Es gibt Empfehlungen aus dem Bekanntenkreise für genau diese Probleme, die wir haben.
Ist halt die Frage, welche Probleme der einzelne sieht. Ich sehe erstmal nur einen vollkommen überforderten Hund, der mit seiner Umwelt nicht zurecht kommt. Sämtliche Aggression oder was ihr da an "Problemen" geschildert habt, sind für mich nur Symptome. Gearbeitet werden muss aber an der Ursache. Deswegen passt für mich auch nicht zusammen, dass die Trainerin den Hund bei sich auf dem Gelände mit ihrem Hund zusammen stecken will...
Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg für morgen, ganz ehrlich! Mich berühren diese Geschichten immer besonders, weil ich selber so ein überfordertes Wesen zu Hause habe.
Spitz die Ohren für fragwürdige Methoden die durch Schreckmomente oder andere Strafen zu Vermeidung führen sollen... -
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Viele gute Tips habt Ihr ja schon bekommen.
Ich würde als erstes schauen, daß der Hund Vertrauen zu Euch bekommt - der ist doch erst so kurz da....
Vertrauen entsteht dadurch, daß er merkt, Ihr tut nichts, das ihm unangenehm ist. Beispiel Bürsten: Ihr macht das einfach, und zwar an den Stellen, an denen er es zuläßt. Punkt. Alles Andere bleibt halt erstmal strubbelig. Jedes Zeichen für "bis hierher und nicht weiter" wird mit "is gut" in ruhigem Tonfall quittiert, und dann eben an von ihm "erlaubter" Stelle, wo es für ihn angenehm ist, fortgesetzt. Sodaß er sieht, ihr versteht ihn, Ihr respektiert seine momentane (situationsbedingte) Grenze, er lernt so, daß er Euch vertrauen kann, daß Ihr nicht weiter geht, als es ihm derzeit angenehm ist. Während des Bürstens zwischendurch auch mal streicheln, wenn (!) er das mag. Oder lieb mit ihm reden. Oder einfach Leckerli reichen. Einfach, damit er langfristig das Bürsten mit Entspanung verknüpft. Dann kann man zB auch alle paar Male austesten, ob man schon 2 Millimeter weiter Richtung Bauch darf mit der Bürste. Das wird sich bessern so, mit Sicherheit.
Genauso mit Futter: anfangs nie irgendwas wegnehmen. Im Gegenteil, wenn Ihr Euch der Schüssel bzw. dem Hund mit Futter im Maul nähert, reicht Ihr ihm zusätzlich was. Das macht ihm klar, er braucht nicht mit Euch um Futter oder Beute zu kämpfen. Und wenn er nicht mehr in "ich muß das verteidigen"-Stimmung ist (also nach Wochen!), sondern entspannt bleibt, wenn Ihr beim ihm vorbeilauft, auch wenn er nen Knochen frißt, dann kann man mal anfangen, schnödes Trockenfutter gegen ein Stückerl leckere Wurst tauschen zu wollen. So lernt er dann, wenn Ihr was wegnehmt, dann nur, damit was Besseres nachkommt, und das Hergeben wird für ihn vollkommen streßfrei. Und er lernt wiederum, Ihr nehmt ihm nichts sinnlos weg.
Auch das mit dem Hochnehmen. Viele Hunde kennen das gar nicht, man nimmt den Hund arglos hoch, das passiert am besten noch unvorhergesehen für ihn, und hopps schnappt er. Klar - beim Bücken beugst Du Dich direkt über ihn drüber, das wirkt bedrohlich. Boden unter den Füßen wegziehen ist auch net so der Hit. Und noch dazu wird er dabei an Stellen angefaßt, wo ers höchstwahrscheinlich sch... findet (Du schreibst ja: Bürsten am Bauch führt zu Schnappen!). Da würde ich mich auch erstmal wehren - also nix hochheben. Zieh dem Kerle ein leichtes Halsband und ne Hausleine an, einfach Nylonleine ohne Ringe oder Handschlaufe (die kann man abschneiden), damit er nirgends hängenbleibt (wenn Du nicht da bist, ausziehen, damit nichts passieren kann!). Dann kannst ihn daheim jederzeit daran ins Körbchen führen oder in die Box (zB, wenn Du Dich setzen möchtest und weißt, er bellt dann - kannst ihn gleich in die Box führen; Knochen geben, und dann erst hinsetzen). So muß ihn niemand direkt anfassen. Hochheben kann man später üben - erstens ist es einfacher, wenn er einen kennt und weiß, man tut ihm nie was. Zweitens kann man dann über auf den Schoß springen arbeiten, sodaß man ihn auf dem Schoß ja schon quasi im Arm hat - wenn er dort vertrauensvoll liegt, kann man ihn mal auf den Arm nehmen, oder als nächsten Schritt gar mal aufstehen oder andeutungsweise aufstehen und dann gucken, ob er entspannt bleibt.
Weiterhin würde ich versuchen, einen Maulkorb positiv aufzutrainieren. Sollte das Fell furchtbar zottelig sein, könnte man das dann von nem Friseur mit Mauli am Hund machen lassen - so verknüpft er nicht Euch mit dem unangenehmen Procedere, aber der Friseur ist sicher, und er wird nicht gebissen oder gezwickt.
So - ich geh mal weiterlesen, das ist das, was mir bis Seite 2 eingefallen ist *gg
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So fertiggelesen: habt Ihr denn der Trainerin genau geschildert, wo Euer Problem liegt, oder an was Ihr arbeiten möchtet? Denn immerhin seid Ihr ja die Kunden, und Ihr müßt wissen, wo für Euch jetzt mal die größte Baustelle im Zusammenleben liegt. Und die würde ich angehen. Notfalls würde ich mich übergzeugen lassen durch Beratung, warum man an welcher anderen Stelle ansetzen muß, die dann dazuführen könnte, daß das Problem auch weg ist. Aber die Entscheidung würde ich selbst treffen wollen, an was ich arbeite. Und bei diesem Hund fände ich es deutlich wichtiger, daran zu arbeiten, daß er daheim zurechtkommt und Vertrauen bekommt; Euch zu zeigen, wie Ihr unangenehme Situationen verhindern könnt (denn wenn er schnappt, weil ER nicht vertraut, habt ihr Angst vor ihm, und er lernt nicht, Euch zu vertrauen, dann werdet Ihr Euch im Kreis drehen).
Und auch wichtig wäre mir, daran zu arbeiten, daß IHR den Hund lesen könnt, sprich, in jeder Situation erkennt, wenn ihm was unangenehm ist, sodaß Ihr sofort damit aufhören könnt, und er gar nicht erst zu schnappen braucht. Ihn zu verstehen, auf seine deutliche Kommunikation einzugehen und zu signalisieren und zeigen, daß ihm, bei Euch nichts passiert, das wäre jetzt in der Situation meine Priorität für diesen Hund. Dann könnt ihr nämlich auch ihm wieder vertrauen, und erst dann macht es sinn, weitere Probleme anzugehen, die er draußen hat. Aber solange die Basis, nämlich die Beziehung zu Euch, nicht stimmt, braucht Ihr an anderen Dingen nicht zu arbeiten. Denn wenn die Basis stimmt, erledigt sich ein Großteil vom Rest von alleine.....
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Vielen Dank, BieBoss.
Den Maulkorb habe ich schon zuhause und auch schon angefangen mit dem "Schmackhaft-Machen". Kämmen habe ich erstmal komplett eingestellt. Wenn er an den Maulkorb gewöhnt ist, werde ich eventuell das Fell bei unserer bewährten "Friseurin" kürzer schneiden lassen, dann ist es leichter mit der Fellpflege.
Mir ist schon klar, wir haben in den zwei Situationen einen Fehler gemacht. Aber wir haben ihn vorher schon mehrmals ohne Probleme gekämmt. Mit dem Klicker und Leckerchen ganz langsam angefangen. Nur nie in Richtung Bauch, da hat er große Angst. Das war diesmal wohl das Problem. Genauso wie ich ihm auch schon Sachen abgenommen habe. Ich hätte vorher wirklich geschworen, dass er uns bereits vertraut. Ich war richtig euphorisch, wie gut das alles klappt.
So fertiggelesen: habt Ihr denn der Trainerin genau geschildert, wo Euer Problem liegt, oder an was Ihr arbeiten möchtet? Denn immerhin seid Ihr ja die Kunden, und Ihr müßt wissen, wo für Euch jetzt mal die größte Baustelle im Zusammenleben liegt. Und die würde ich angehen.
Ja, wir haben recht ausführlich am Telefon gesprochen. Ich habe ihr "unsere drei Probleme" beschrieben und sie meinte, es würde wohl das Vertrauensverhältnis und die Kommunikation zwischen uns noch nicht stimmen und dass wir daran arbeiten werden.Ich bin auf jeden Fall erst mal sehr froh, dass noch keiner der Meinung war, dass das Ganze ein "hoffnungsloser" Fall ist. Wenn es an uns liegt, ist es ja gut, weil dann kann man daran arbeiten.
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Hallo Luna70,
auch ich möchte Dir ein bisschen Zuversicht geben:
Es gibt in Deinem Eingangspost viele Parallelen zu meinem Vierbeiner Taro und mir. Er ist aus Rumänien, so etwa 7 bis 8 Jahre alt, war dort 1,5 Jahre im Tierheim und lebt seit Anfang August ´15 bei mir.
Alles, was "Winterhauchengel" schreibt, kann ich nur bejahen. Taro kam zwar nicht im Flugzeug, sondern per Transporter, aber das ist sicher nicht weniger stressig.
Die ersten paar Wochen hatte er extrem intensive Träume. Kein Wunder bei all dem Stress, den er durchgemacht hatte. Beim Gassigehen hat er anfangs nur am meiner Wade geklebt. Es gab mal einen Luftschnapper, als ich mich neben ihn gesetzt und seine Pfote berührt hatte (ohne ihn vorher anzusprechen), mal hat er mich angeknurrt, als ich ihn ihn die Ecke gedrängt hatte um ihn das Brustgeschirr anzuziehen, mal bewachte er extrem argwöhnisch Ochsenschwanz, Markknochen, Rinderohr etc., mal ließ er mich im Urlaub nicht ins Bett usw.
Auch ich habe mich anfangs oft gefragt, ob das so eine gute Idee war, zukünftig mit diesem kleinen Überraschungsei (56 cm Höhe) zu leben. (Hier muss ich editieren: Sein Verhalten als Reaktion auf meines war ja nicht überraschend, die Fehler lagen klar bei mir. Aber insgesamt wusste ich so gut wie nichts über ihn,daher "Überraschungsei".) Es gab aber immer wieder auch sehr schöne Momente mit ihm, die sich im Laufe unseres Zusammenlebens gehäuft haben.
In der Zeit, in der er bei mir lebt, habe ich gelernt, mehr auf seine Signale zu achten, lasse ihn mehr in Ruhe und bedränge ihn nicht. Noch immer habe ich nicht sein 100%-iges Vertrauen, ich merk's immer wieder mal, aber wir sind auf dem besten Wege dorthin
So schiebt er z. B. machmal seinen Kopf unter meine Hand, wenn er weiter gestreichelt werden will, läuft von vorne durch meine Beine und bleibt dort stehen oder kommt während des Spaziergangs einfach so mal zu mir und drückt sich an mich.
Mir hat mal jemand gesagt, dass ich mit etwa einem Jahr rechnen muss, bis Taro und ich zusammengewachsen sind, und ich denke, diese Zeitspanne ist ganz gut geschätzt. Er ist ja schon im mittleren Alter und hat viel erlebt. Und bestimmt auch Schlimmes, das ihn hat vorsichtig werden lassen. Mit wachsender Bindung hat sich bisher vieles von alleine erledigt. Aber das dauert eben. Und an manchen kleineren Dingen arbeiten wir.
Euer neues Familienmitglied ist noch nicht einmal 2 Monate bei Euch. Gebt ihm noch viel mehr Zeit und Ruhe, sich einzuleben. Das wird sicher noch werden!!
Ich wünsche Euch alles Gute mit dem Kleinen!
Viele Grüße
Karin
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Vielen Dank, Karin. Inzwischen geht es mir ein bisschen besser und ich schaue momentan halbwegs zuversichtlich in die Zukunft.
Der Termin mit der Trainerin war gut. Die Chemie zwischen uns stimmt und vor allem stimmt sie zwischen ihr und dem Hund. Wir haben Hundebegegnungen in verschiedenen Konstellationen ausprobiert und sie hat wie schon die andere Trainerin bestätigt, dass er kein grundsätzliches Problem mit anderen Hunden hat. Es war auch kein Unterschied über Hündin oder Rüde, es scheint so zu sein, dass er sich für meinen/unseren Schutz zuständig fühlt und sich daher an der Leine so verhält.
Sein komisches hohes Bellen schätzt sie als fordernde Geste ein. Praktischerweise hat er das life demostriert, als ich mich hingesetzt habe, um die Anmeldung auszufüllen.
Wir trainieren jetzt den Maulkorb an, weil ihr auch aufgefallen ist, wie uns auch, dass er empfindlich reagiert, wenn man ihn am Rücken angreift. Wir sollen erstmal zum Arzt um auszuschließen dass er ein körperliches Problem hat. Aber für Tierarzt werden wir den Maulkorb brauchen.
Unser Hund kam auch mit dem Transporter, aber traumatisch ist so ein Transport wahrscheinlich immer egal auf welchem Weg er stattfindet. Ideal ist das sicher nicht für die Hunde, in ein Auto gepackt zu werden und dann nach zwölf Stunden Fahrt an wildfremde Menschen übergeben zu werden.
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Inzwischen geht es mir ein bisschen besser und ich schaue momentan halbwegs zuversichtlich in die Zukunft.
Na schaul mal einer an :-) Mir ging es nach dem ersten Treffen mit unserer Trainerin auch viel besser. Es tut einfach gut, jemanden an der Seite zu haben, der einem bestätigt, dass man etwas richtig macht, auch wenn man sich selbst anfangs oft hilflos fühlt. Also schon mal super, dass du dich gut aufgehoben fühlst.
Ich hoffe allerdings, dass du auch ein paar andere Übungen/Spiele an die Hand gekriegt hast. Wenn ihr jetzt erstmal ausschließlich Maulkorbtraining macht, fehlt ein wenig der positive Ausgleich. Und darum soll es doch vorrangig gehen, oder? Euer gegenseitiges Vertrauen zu stärken. -
Es tut einfach gut, jemanden an der Seite zu haben, der einem bestätigt, dass man etwas richtig macht, auch wenn man sich selbst anfangs oft hilflos fühlt.
Stimmt.
Wahrscheinlich sind gute Hundetrainer halbe Menschen-Psychotherapeuten. Ich hatte auf jeden Fall, sie therapiert eher mich als den Hund.
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Hehe, ja, genau so soll es auch sein
Ich wünsche euch viel Erfolg für die nächste Zeit. Vielleicht berichtest du ja zwischendurch mal wie es sich entwickelt.
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