Hündin ziemlich ängstlich

  • Hier unsere Geschichte: Khaleesi, eine Japan Spitz Hündin, die bald 2 Jahre alt wird und ist jetzt nun seit zwei Monaten bei uns. Wir haben sie von einem Züchterpaar, die nach anderthalb Jahren festgestellt haben, dass sie zu ängstlich für Ausstellungen etc. geworden ist, daher sie verkauft haben. Uns wurde gesagt sie sei zurückhaltend und damit rechneten wir also auch. Als wir aber dann Vorort waren, wurde uns klar, dass zurückhaltend nicht das richtige Wort ist. Sie hat uns (Fremde) angebellt und angeknurrt, hat wohl geahnt, dass wir sie mitnehmen wollten. Die ganze Fahrt lang und auch bei uns zu hause angekommen war sie komplett still (hat seitdem nicht mehr gebellt). Die ersten Tage kam sie gar nicht mehr aus ihrer Box raus, hat auch rein gemacht usw. Dann schließlich kam sie endlich auf uns zu und von da an war das Eis gebrochen. Inzwischen ist sie sehr zutraulich bei uns (mir und meinem Freund) und spielt auch gerne mit uns, ist total verschmust und sucht ständig unsere Nähe. Inzwischen können wir sie auch ohne Leine laufen lassen vor unserer Wohnung auf der großen Wiese.

    Aber ein großes Problem ist geblieben, ihre Angst. Sie ist sofort verunsichert und verängstigt, wenn sie fremde Stimmen oder Geräusche hört, die nicht von uns stammen. Wenn ein Nachbar die Tür zu macht oder Schritte im Treppenhaus zu hören sind. Wenn Besuch da ist, verkriecht sie sich auch blitzschnell und hat Angst. Aber kommt trotzdem jedes mal freiwillig in das Zimmer, wo sich alle aufhalten, um bei uns zu sein. Sie möchte lieber unter Angst stehen, als alleine im anderem Zimmer zu sein, mit dem Wissen wir befinden uns im anderem Raum. Aber sobald jemand sich in ihre Richtung dreht bewegt, kriegt sie wieder Panik und will flüchten, bleibt aber dabei im Raum, obwohl die Türe offen steht.

    Wenn wir draußen auf Fremde treffen oder sie auch nur viele Stimmen hört die sogar weiter entfernt sind, oder laute Geräusche, entfernt sie sich meterweit und hört nicht mehr auf unseren Rückruf, obwohl sie das immer tut. Erst nach mehrmaligem Rufen kommt sie irgendwann langsam wieder. Sie rennt zwar nie weg, aber entfernt sich vom Geräusch. Und irgendwann sucht sie uns auch wieder.

    Sie ist wirklich der perfekte Hund, sie bellt nie, hört super, bettelt nicht, zerstört nichts, kann gut alleine bleiben, ist verschmaust und wir lieben sie. Nur die Angst, die würden wir ihr gerne nehmen, damit sie ein entspannteres Leben führen kann. Habt ihr da eventuell Tipps wie ich es angehen kann?

    Wäre dankbar für jeden Tipp oder Erfahrung, von denen die sich damit auskennen :)

  • Es gibt Hundetrainer mit der Zusatzausbildung Verhaltenstherapie. Ihr solltet euch an so jemanden wenden. Ich finde es wichtig das unter fachkundiger Anleitung mit dem Hund gearbeitet wird und nicht mit munter drauf los mit Adaptil, Thundershirt oder Bachblüten experimentiert wird. Klar, Adaptil oder Bachblüten sind unbedenklich.
    Aber konditionierte Entspannung z.B. ist nicht so einfach übers Forum zu lernen. Es könnte zu Fehlverknüpfungen kommen. Es ist einfach sicherer die richtige Anwendung sich von einem Trainer zeigen zu lassen.
    Deprivationsschaden schließt du aber aus?

    Im übrigen würde ich euch raten, eure ängstliche Hündin wenigstens an einer Schleppleine zu sichern und nicht mehr ungesichert Freilauf zu zulassen, bis der Rückruf sicher sitzt. Schnell könnte sie in ihrer Angst vor ein Fahrrad oder Auto laufen.

  • Hallo,

    ihr seid nicht allein mit eurem Problem ;) Wir haben auch einen ziemlich unsicheren Bub hier zu Hause sitzen. Es wird mit ziemlicher Sicherheit ein ganzes Stück Weg, den ihr mit eurer Hündin zu gehen habt. Angst ist leider oft nichts, was sich von heute auf morgen erledigt.
    Aber natürlich gibt es Dinge, die ihr tun könnt, um ihr zu helfen. Erste Regel bei Besuch war bei uns: der Hund wird komplett ignoriert. Kein Ansprechen, kein Anschauen und erst recht kein Anfassen. Er braucht immer seine Zeit zum Auftauen, bei manchen Leuten kürzer, bei anderen länger. Aber die besten Chancen haben wirklich die, die sich an die Ignoranz-Regel halten ;) Was ihr auch helfen könnte, wäre ein fester eigener Platz in dem Zimmer, in dem ihr euch meist mit euren Gästen aufhaltet. Falls ihr so etwas noch nicht habt, könntet ihr so einen Platz einrichten. Das kann einfach eine Decke oder ein Körbchen sein oder, wenn eure Hündin sich gern verkriecht, auch eine Box, die ihr als Höhle dienen kann. Macht ihr den Platz angenehm, sodass sie gern dort ist, und übt das hinschicken. Wenn das gut klappt, auch mal beim Türklingeln und dann bei Besuch, schön Schritt für Schritt. Wichtig ist dann: niemand hat sich ihrem Rückzugsort zu nähern! Wenn sie dort ist, muss sie absolute Ruhe vor den Gästen haben. Daher muss der Ort auch so gewählt sein, dass man nicht zwangsläufig daran vorbei muss. Eventuell gibt es auch die Möglichkeit, dass ihr euch dann zwischen ihrem Ruheort und den Gästen platziert und sie damit noch abschirmt.

    Zur Angst draußen: es ist gut, dass ihr ihr die Möglichkeit gebt, Abstand zum Angstauslöser zu gewinnen. Trotzdem würde ich sie sicherheitshalber lieber mit Geschirr und Schleppleine sichern, denn wenn sie sich doch mal so erschreckt, dass sie wegrennt, wäre das wirklich unglücklich. Und wenn sie schon so empfindlich auf Geräusche reagiert, dann kann da einfach auch mal was sein, was ihr nicht kommen seht, ein lauter Knall beispielsweise. Daher lieber auf Nummer Sicher gehen.

    Ansonsten such mal hier im Forum nach dem Angsthund-Thread. Da gibt es viele Erfahrungen und Tipps von Leuten, die ähnliche Probleme haben wie ihr und erfahrener sind als ich. Als Literaturtipp kann ich noch "Der ängstliche Hund" von Nicole Wilde empfehlen, da stehen sehr viele nützliche Tipps drin.

    Edit: Ach ja, ein passender Trainer wäre natürlich auch mehr als ratsam, da schließe ich mich @Tastatur an.

  • Hallo,
    ich vermute, Dein Hund hat während seiner Prägezeit nicht das kennengelernt, was er braucht, um im täglichen Leben klar zu kommen. Vermutlich ist er nicht gut sozialisiert und diese Defizite zeigen sich in ängstlichem Verhalten. Wir haben Faro, er ist auch ein Angsthund.

    Wichtig ist Eure Ruhe und Gelassenheit dem Hund gegenüber,er braucht Zeit, bis er merkt, ihm passiert nichts, wenn Ihr dabei seid. Er wird lernen, dass er sich auf Euch verlassen kann, aber nur dann, wenn Ihr ihm diese Sicherheit gebt.

    Führt ihn vorsichtig an die angstauslösenden Dinge heran, bleibt in sicherem Abstand stehen und lasst den Hund einfach gucken. Er hat Angst vor Fremden, oder? Lasst es auf keinen Fall zu, dass er von Menschen, die er nicht kennt, gedrängt oder angefasst wird.

    Wir haben eine Hundetrainerin, die sich mit Angsthunden auskennt und sie arbeitet mit ihnen, in dem sie das Selbstvertrauen der Hunde stärkt

  • Dankeschön für eure Antworten! Über das Deprivationssyndrom habe ich erst vor kurzem gelesen und ich schließe das absolut nicht aus, denke sogar dass es hier der Fall ist. Sie kennt einfach das Leben in einer Stadt nicht, wo sich viele Menschen aufhalten. Auch laute Geräusche kennt sie wohl nicht bzw. kommt nicht damit klar. Habe für März einen Termin mit einer Trainerin, hoffe sie kann ihr damit helfen. Wir sichern sie jetzt tagsüber immer mit Geschirr und Leine. Bei unserer letzten Gassi runde nachts, darf sie dann frei rum laufen. man merkt richtig wie sie die ruhe genießt und läuft schwanzwedelnd umher. Tagsüber sieht es natürlich anders aus wenn viele Autos fahren, Leute rumlaufen und überall Baustellen sind. Muss für sie bestimmt schlimm sein :(

    bei situationen an denen sie angst hat bleiben wir meist stehen oder gehen langsam und ruhig vorbei. wir bleiben selbst dabei meist ruhig, manchmal sind wir aber echt an der nervengrenze wenn sie ständig angst hat und ich fühle mich echt mies dabei, denn sie kann ja nichts dafür dass sie bei für uns völlig unverständlichen Sachen angst hat.

    sie hat im Wohnzimmer und Schlafzimmer jeweils ihr Körbchen, was nicht direkt bei den Gästen ist. Neben dem Sofa in der Ecke vom Raum, ich sage auch immer wieder, dass der Hund zu ignorieren ist. manchmal halten sich die Leute nicht dran, weil sie doch eben sooooo süß ist. Ich versuche da aber immer "zickiger" zu werden, damit es die Leute auch checken. Gut zu reden ist manchmal einfach nicht...

  • ich hätte da einen Tipp wegen den nicht anfassen etc...wir haben das ganz einfach gelöst und ein Schild an die Eingangstüre gehängt wo darauf stand :

    ACHTUNG HUNDETRAINING !

    Nach dem Klingeln, bitte etwas Geduld haben.

    Beim und nach dem Eintreten, die Hunde nicht anschauen, nicht anfassen und nicht ansprechen !

    Danke ! :-)


    Es hat wirklich gut geholfen :applaus:

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