Verändert sich das Verhalten durch die Pubertät?
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Hallo zusammen,
mein Rüde war, als er bei uns mit 13 Wochen einzog, sehr unsicher. Vor fremden Menschen hatte er Angst, kamen sie ihm zu nahe, bellte er sie an. Bei vorbeifahrenden Autos wollte er weglaufen. Standen irgendwo "komische" Dinge (Mülltonnen, Koffern, Dreiräder) auf dem Fußweg wurden gleich die Nackenhaare aufgestellt und geknurrt.
Draußen Pipi machen ging auch sehr lange nicht, weil jedes kleinste Geräusch ihn verunsicherte und er schnell wieder nach Hause wollte.
Mir ist klar, dass für einen Welpen viele Sachen erstmal sehr beängstigend sein können, und dass eine gewisse Unsicherheit erstmal nichts unnormales ist. Jedoch war es bei ihm, soweit ich das beurteilen kann, schon eine Nummer extremer, als ich es von anderen Welpen kenne.
Die erste Zeit mit ihm war jedenfalls sehr anstrengend und wir konnten die Welpenzeit leider gar nicht so richtig genießen weil er einfach immer nur unentspannt war.
Inzwischen ist er 9 Monate alt und wir haben große Fortschritte gemacht. Mit viel Geduld, Leckerchen und Clickertraining kommen wir inzwischen sehr gut durch den Alltag und die meisten Sachen, die ihn früher aus der Fassung gebracht haben, sind heute gar kein Thema mehr.
Es gibt aber immer noch die ein oder andere Situation, von der ich weiß, dass ihn das überfordert. Vieles lässt sich vermeiden.
Was sich aber kaum vermeiden lässt, sind Hundebegegnungen. Er hat noch nie schlechte Erfahrungen gemacht und in der Hundeschule oder auch auf unserer "Hundewiese" ist er im Kontakt mit anderen Hunden super entspannt.
Sind wir jedoch irgendwo anders unterwegs, fängt er meist gleich an zu knurren, wenn irgendwo einen Hund auftaucht. Auch Hunde im Fernsehen und Hunde die er sieht, wenn er im Auto sitzt, werden lautstark angebellt.
Er hat ja kein grundsätzliches Problem mit Artgenossen, sondern nur dann wenn er sie plötzlich irgendwo sieht. Dann wird erst gebellt und geknurrt aber wenn der erste "Schreck" überwunden ist, kann er auch ganz normal auf sie zugehen und schnüffeln oder spielen.
Momentan versuche ich dem ganzen ebenfalls mit Clickern entgegen zu wirken. Doch leider verschwinden die meisten Hundehalter schnell wieder wenn sie meinen knurrenden Hund sehen, so dass ich gar keine Möglichkeit habe, mich ruhig, in, für meinen Hund angemessenen, Tempo, an sie anzunäheren. Denn er kann das eigentlich. Aufgrund mangelnder bzw. flüchtender Übungsgelegenheiten machen wir hier derzeit also kaum Fortschritte.Daher jetzt endlich zu meiner eigentlichen Frage: Er befindet sich ja jetzt mit seinen 9 Monaten so langsam richtig in der Pubertät. Da tut sich jetzt also noch so einiges im Hundehirn und ich habe noch die kleine Hoffnung, dass er durch die Pubertät eventuell selbstsicherer und gelassener wird und sich das Hundeproblem eventuell auch mit der Zeit "von alleine" löst.
Deshalb wollte ich mal fragen, inwiefern sich die Pubertät bei euren Hunden ausgewirkt hat? Hat vielleicht jemand von euch auch einen eher unsicheren Hund, der durch die Pubertät selbstbewusster wurde? Haben sich in dieser Zeit vielleicht sogar ganz andere, neue Baustellen aufgetan?
Ihr könnt auch gerne von anderen Entwicklungen berichten. Mir hat z.B. mal jemand erzählt, dass seine Hündin nach ihrer ersten Läufigkeit nie wieder mit einem anderen Hund gespielt hat.
Ich bin gespannt und freue mich auf eure Berichte.
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ich habe noch die kleine Hoffnung, dass er durch die Pubertät eventuell selbstsicherer und gelassener wird und sich das Hundeproblem eventuell auch mit der Zeit "von alleine" löst.
Von alleine löst sich da sicher nichts!
Sein Verhalten fremden Hunden gegenüber hat sich nun sieben Monate lang (ich gehe mal davon aus, Du hast ihn mit 8 Wochen bekommen) manifestiert, das wird nicht einfach so verschwinden.
Im Gegenteil würde ich damit rechnen, das es sich verstärkt, wenn Du nicht intensiv daran arbeitest!
In der Pubertät kann es noch zu Unsicherheitsphasen kommen, viele junge Rüden fangen dann auch erst an, andere Hunde anzupöbeln, außerdem kann es passieren, wenn er richtig erwachsen ist, das er mit anderen Hunden gar nichts mehr am Hut hat -
Dass es sich komplett von alleine löst, meinte ich ja so auch nicht. Wie ich ja geschrieben hatte, arbeite ich da schon länger dran und mache damit natürlich auch weiter. Ich wollte nur wissen ob es mir eventuell irgendwann zusätzlich zu Gute kommen könnte, wenn er reifer und selbstbewusster wird - FALLS er das wird.
Wie gesagt, hat er in den paar Monaten schon sehr große Fortschritte gemacht, die ich damals nie zu träumen gewagt hätte. Ich habe zwar sehr viel mit ihm daran gearbeitet, jedoch denke ich, dass hier auch einfach die Erfahrung und die normale Entwicklung bzw. das Erwachsenwerden eine Rolle gespielt hat.Daher würde es mich einfach interessieren, ob es jemand für möglich hält, dass er mit zunehmenden Alter andere Hunde nicht mehr als bedrohlich empfindet. Einfach weil er kein hilfloser Welpe mehr ist sondern ein gestandener Rüde.
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Daher würde es mich einfach interessieren, ob es jemand für möglich hält, dass er mit zunehmenden Alter andere Hunde nicht mehr als bedrohlich empfindet. Einfach weil er kein hilfloser Welpe mehr ist sondern ein gestandener Rüde.
Nein!
Er wird sie nicht mehr als bedrohlich empfinden, wenn Du ihm zeigst, das sie nicht bedrohlich sind! -
Hallo,
ich habe mir mal ein paar Stellen aus deinem Eingangspost rausgepickt.
Mir ist klar, dass für einen Welpen viele Sachen erstmal sehr beängstigend sein können, und dass eine gewisse Unsicherheit erstmal nichts unnormales ist.
So normal finde ich das ehrlich gesagt nicht. Ein "normaler" Welpe ist meines Erachtens zwar in manchen Dingen zurückhaltend, aber seiner Umwelt gegenüber generell aufgeschlossen und neugierig. Darf ich fragen, woher du den Kleinen hast? Hast du dich schon mal mit dem Thema Deprivationsschäden auseinandergesetzt?
Was sich aber kaum vermeiden lässt, sind Hundebegegnungen.
Doch, die lassen sich sehr wohl vermeiden. Wenn man möchte zumindest. Anleinen und Bogen laufen und dabei dem anderen Halter der entgegenkommt ganz klar signalisieren (notfalls auch verbal), dass kein Kontakt erwünscht ist. Natürlich gibt es immer Vollhonks, die ihre Hunde trotzdem in deinen reinbrettern lassen, aber da gibt's dann eine deutliche Absage von mir an die Rüpel.
Da tut sich jetzt also noch so einiges im Hundehirn und ich habe noch die kleine Hoffnung, dass er durch die Pubertät eventuell selbstsicherer und gelassener wird und sich das Hundeproblem eventuell auch mit der Zeit "von alleine" löst.
Darauf würde ich ehrlich gesagt nicht vertrauen. Was auch passieren könnte, ist dass das Verhalten in eine Angstaggression umschlägt.
Deshalb wollte ich mal fragen, inwiefern sich die Pubertät bei euren Hunden ausgewirkt hat?
Bei Newton war die Hauptauswirkung, dass er öfter Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren. Bzw. seine Aufmerksamkeit während des Spaziergangs war überall nur nicht bei mir. Im Freilauf war er kaum ansprechbar und damit auch nicht kontrollierbar. Bei uns ging es daher vor allem darum, Ansprechbarkeit zu erreichen und ihm klarzumachen, dass er sich hauptsächlich auf mich zu konzentrieren hat und sich nicht in die Schnüffelei reinsteigert.
Der Grundgehorsam funktionierte, wenn er aufmerksam und konzentriert war, wie vor der Pubertät auch, sehr gut.
Haben sich in dieser Zeit vielleicht sogar ganz andere, neue Baustellen aufgetan?
Ja, wie oben gesagt. Die Aufmerksamkeit und die Konzentrationsfähigkeit haben da sehr nachgelassen. Weiterhin hatten wir sehr lange Zeit Probleme mit dem Abruf von "leckeren" Hündinnen.
Mittlerweile haben wir das aber sehr gut im Griff. Newton ist jetzt 17 Monate alt und bei ihm ging es mit der Pubertät auch so mit 9 Monaten los.
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Testosteron bringt auf jeden Fall erst mal einen Schwung Selbstbewusstsein mit rein.
Kann gut sein, muss aber nicht.
In der Pubertät hat das Gehirn des Hundes so viel zu tun - einiges wird sogar gelöscht.
Einhergehend kommen bei vielen Hunden auch noch einige "spooky" Phasen dazu.
Grundsätzlich ist es so, dass das Fundament wichtig ist, denn auf das greift der Hund nach Reifung wieder zu.
Pubertäre Hunde neigen zu Übertreibungen und sind risikobereiter.
Es kann also sein, dass er durch die männlichen Hormone etwas forscher wird, es kann aber auch sein, dass es schwieriger mit ihm wird. Denn die Unsicherheit ist ja als Basis weiter da - kann sein, dass er anstatt nach hinten dann nach vorne geht.
Die Unsicherheit Deines Hundes scheint ja zudem auch keine Typfrage zu sein, sondern da ist ja in der Aufzucht scheinbar etwas schief gelaufen. Womöglich sind einige Synapsenverknüpfungen gar nicht entstanden - durch Reizmangel zum Beispiel?
Wie hat er denn beim Züchter gelebt bzw. was genau hat der gemacht, um den Hund an die Umwelt zu gewöhnen?
Wenn Du seit Welpe an mit der Umweltunsicherheit zu kämpfen hast, bist Du ja die ganze Zeit nur am managen und am desensibilisieren bzw. gewöhnen.
Dadurch kommt der Hund vielleicht mit bekannten Reizen dann besser klar, aber die Tendenz, bei neuen Reizen keine Lösungsmöglichkeiten zu haben, sitzt ja viel tiefer.
Tendenziell würde ich sagen, dass so ein Hund in der Pubertät schwieriger wird bzw. wie er sich weiter entwickelt, hängt nach wie vor mit Deinem Management zusammen.
Ein sicherer Hund wird es sicherlich niemals und Du wirst diesen Hund immer managen müssen und ihm Hilfestellung geben.
Daher noch mal die Frage: wie alt war er, als Du ihn bekommen hast und wie hat er beim Züchter gelebt?
DAS ist ausschlaggebend für eine Einschätzung.
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