Wie wird mein Hund erzogen und warum genau so?

  • Was meint ihr genau mit "Hemmungen"? Grenzen? :)

    Grenzen braucht jedes Lebewesen, die geben Sicherheit und Halt. Bei uns sind natürlich auch einige Sachen verboten, Jogger fressen und Radfahrer jagen wäre ja nicht so geil (darf ich ja auch nicht xD)

  • Nochmal zu dem Thema Tierarzt und Ohren: Der Hund hat schon immer gekreischt, wenn Jemand an seine Ohren wollte, jedes Jahr beim Routinecheck wurd es dann schnell wieder aufgegeben. Mittlerweile mussten wir es dank Entzündung trainieren und er stellt sich nicht mehr so an.
    Aber das ist ein Moment, wo mir in dem Falle das Gesamtwohl des Hundes über seine aktuelle Befindlichkeit geht - und das ist auch bei einem Hund, der nen MK trägt, damit er mich nicht evtl. beißen kann, auch so (der im übrigen den MK gewohnt war, das nur am Rande).
    Ich fand einfach den Vergleich daneben - aber im Wattebauschthread meinte ja auch Jemand, der erziehe so, weil er ja schließlich noch Moral und Anstand besäße - genau, alle anderen haben das natürlich nicht.

    Und ich hab dem Retriever als Welpen das Jagen verboten, wirkt bis heute. (Ausnahme, es springt direkt vor ihm ein Reh auf, dann geht er 30 Sekunden hinterher) Gebraucht hat es dazu ein manchmal etwas böseres Nein.
    Anstatt Anzeigen von Wild oder ähnlichem großartig zu belohnen bekam er jedes Mal, wenn er mir was anzeigte ein Nein, ließ er dann nicht davon ab auch mal ein böseres und evtl. hab ich iiiirgendwann im Laufe der knapp 3,5 Jahre die ich ihn jetzt habe mal ne Leine in seine Richtung geworfen, weiß ich nicht mehr.
    Führt dazu, dass er überall im Wald und im Feld frei laufen kann, er zeigt mir sehr deutlich an, wenn er was in der Nase hat oder sieht, und ich kann alles mit nem Nein abbrechen und er geht dann auf dem Weg weiter.
    Er kennt es aber auch vom Dummy, dass er mal was geworfenes liegen lassen muss, das darf er dann später holen oder eben auch nicht.

    Wenn ihn diese Methode auch in anderen Bereichen hemmt, auch gut. Im Haus beim Essen klauen hilft es jedenfalls nicht, aber da hab ich ihn noch nie inflagranti erwischt, also konnte da auch noch keine Strafe wirksam sein. Da wäre ich für eine generelle Hemmung echt dankbar, dann müsste ich das nur einmal durchexerzieren und hätte Ruhe in Sachen Katzenklo, Essen klauen etc. Herrlich.

  • Kleines Gedankenspiel - was ist wenn der Hund mit so eine Spielzeugkiste + Clicker gelernt hat Verhalten anzubieten und zwar auf Kommando und dann wird der Hund hier und da im Alltag gehemmt.
    Dann hätte man ja den Jackpot - im Alltag fragt der Hund nach und macht nicht auf eigene Faust Blödsinn und andererseits kann man sagen "Los Bursche sei mal kreativ" (wenn denn alles so stimmen würde was hier so behauptet wird).
    Übrigens was passiert eigentlich mit einem Hundecharakter der von Welpenbeinen an wächst und dem nie mal Verhalten gehemmt wurde? Der lernt ja gar keine Frusttolleranz oder?

    Genau das Gegenteil wird hier behauptet. Genau das Gegenteil...


    Da manche wie @Lendril das falsch zu verstehen scheinen:
    Gehemmte Hunde (ob nun oft udn schlecht oder ganz "gezielt") sind nicht total unkreative, immer fragende Wesen. Das war nicht die Aussage. Es ist aber so, dass tendenziell gehemmte Hund an Kreativität im Lösungsverhalten von Problemen einbüßen. Das kann man selbst relativ schlecht feststellen, da man ja nicht wüsste, wie der Hund wäre, würde man so oder so agieren.


    @Jumim
    Verhaltenshemmung ist, wenn man Verhaltensweisen unterdrückt, meist über Bedrohungen oder negative Konsequenzen. Grenzen kann man auch ohne Verbote setzen. Ob man das will, ist Frage Nummer zwei.

  • Genau das Gegenteil wird hier behauptet. Genau das Gegenteil...


    Da manche wie @Lendril das falsch zu verstehen scheinen:
    Gehemmte Hunde (ob nun oft udn schlecht oder ganz "gezielt") sind nicht total unkreative, immer fragende Wesen. Das war nicht die Aussage. Es ist aber so, dass tendenziell gehemmte Hund an Kreativität im Lösungsverhalten von Problemen einbüßen. Das kann man selbst relativ schlecht feststellen, da man ja nicht wüsste, wie der Hund wäre, würde man so oder so agieren.


    @Jumim
    Verhaltenshemmung ist, wenn man Verhaltensweisen unterdrückt, meist über Bedrohungen oder negative Konsequenzen. Grenzen kann man auch ohne Verbote setzen. Ob man das will, ist Frage Nummer zwei.

    Hier würde mich ein Beispiel interessieren. Mir fallen nur Beispiele ein, bei denen ein Verbot die Folge ist: Nicht aufs Sofa/Bett, nicht zum Hund, nicht bellen/beißen usw.

  • Man bringt dem Hund bei, auf sein Bett zu gehen. Wenn ich das stets belohne, wird die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er auf seinem Bett liegt und nicht auf der Couch.
    Mein Hund darf aufs Sofa, aber dem habe ich das Runtergehen und ins Körbchen legen getrennt beigebracht.

    Man zäumt das Pferd quasi von hinten auf. Man überlegt, was der Hund machen darf und etabliert darüber Regeln.
    In der Praxis hat man meist eine Mischform.

  • Wie setze ich denn eine Grenze ohne Verbot?

    Zu verlangen, dass der Hund etwas tut, das er nicht soll ist doch immer ein Verbot.

  • 1: Doch, genau darum geht es. Wenn du etwas Unangenehmes hinzufügst, ist das eine Strafe, eine positive noch dazu.

    Ich habe gelernt, dass das so nicht stimmt - ob etwas Strafe oder Verstärkung ist oder nicht, zeigt am Ende doch erst die zukünftige Verhaltensentwicklung.

    Das Zufügen von etwas Unangenehmen ist per se doch noch keine Strafe - wenn es aber dazu beiträgt, dass das Verhalten dauerhaft gehemmt wird - der Hund also diesen unangenehmen Reiz vermeiden möchte, dann WAR es wirklich eine Strafe. (die heiße Herdplatte, die ich unter keinen Umständen wieder anfassen würde)
    Wenn aber das Unangenehme zu keiner Verhaltensänderung führt, ist es keine Strafe.


    Lasst uns mal weiterspinnen, ich hab nämlich grad nen kleinen Knoten im Kopf:

    Wenn ich meinen Hund also vorher schon sozial gehemmt (zB mittels Ampelprinzip auf "gelb") in eine Situation führe, habe ich ihn ja eigentlich noch nicht gestraft, weil er von sich aus das Verhalten trotzdem zeigen würde. (also eben nicht die heiße Herdplatte, denn in diesem Fall gibt es Umstände, in der der Hund das Verhalten weiter zeigen würde)
    Ich finde es okay einen gehemmten Hund positiv so aufzubauen, dass er in dieser Hemmsituation ein Alternativverhalten lernen kann und für sich eine Abstufung zwischen "das ist gut" und "das könnte Konsequenzen haben" mitlernt.

    Wenn ich jetzt davon ausgehe, wie ICH negative Reize einsetze (nämlich als Vorwarnung BEVOR der Hund das Fehlverhalten zeigen möchte - nicht erst in jener Situation, in der ich Meideverhalten erzielen will), dann arbeite ich doch streng genommen nicht über positive Strafe (wenn ich das Training so gestalte, dass die Ankündigung ausreichend ist), denn ohne vorherige Umlenkung auf mich und Ankündigung würde der Hund sein ursprünglich ritualisiertes/selbstbelohnendes Verhalten trotzdem noch zeigen.
    Durch sukzessives Ausbleiben dieser negativ-Ankündigung befinde ich mich am Ende doch im Bereich der negativen Verstärkung.

    aber im Umkehrschluss ist es doch auch keine "echte" positive Verstärkung, wenn ich einen Hund in einer Situation (zB er beginnt Hunde zu fixieren) erstmal anklickern muss, damit er das Alternativverhalten zeigt. Das sieht man aber ganz oft - Hunde, die ein Verhalten nur durchziehen können, wenn sie in dieser Situation quasi "durchgeclickert" werden. Ich bin ehrlich - ich hab noch kein rein positiv aufgebautes Alternativverhalten vollendet gesehen, d.h. welches ohne Belohnung am Ende hätte aufrecht gehalten werden können. Baue ich die Belohnung irgendwann ab, rutsche ich ganz schnell in den Bereich der negativen/frustrierenden Strafe.

    Im Prinzip ist das gehemmt vorbeiführen - genauso wie das "hindurchclickern" - doch auch nur eine Managementmaßnahme. Wirklich Erziehung oder Alternativverhalten ist es doch erst, wenn der Hund das Verhalten von sich aus zeigt, ohne negativen Reiz oder Belohnung dafür zu erwarten - erst DANN hat sich das Verhalten doch beim Tier tatsächlich etabliert, oder nicht?

    Klar, ich hab meinen Rüden an vielen Hunden auch "vorbeiklickern" können... aber es gab immernoch Kaliber und Distanzen bei denen er trotzdem ausgetickt ist. Diese konnten wir erst knacken, als wir Hemmung des unerwünschten Verhaltens druntergebaut haben - bestätigt wird er in dieser Hemmsituation weiterhin positiv, aber ich kann die positiven Reize auch weglassen und das nette Verhalten bleibt inzwischen zu 95% erhalten.

    Die Leine am Hund ist demzufolge in meinen Augen auch keine Strafe, weil ich das jetzt schon wieder mehrmals gelesen habe - denn welches Verhalten wird durch die Leine in Zukunft weniger?
    Und ich bin sowieso der Meinung, dass alles, was der Hund an der Leine an Verhalten im Ansatz zeigt, weiterhin im Verhaltensrepertoire des Hundes bestehen bleibt... Will der Hund hetzen und wird nur durch die Leine davon abgehalten, hat der Hund trotzdem eine Form des Erfolgs gehabt, weil der Gedanke von der Planung bis zur motorischen Ausführung umgesetzt wurde. So zumindest meine Beobachtung - meine Hündin bspw hat die Leine noch nie zum Umdenken gebracht. Deshalb finde ich lang anhaltendes Schleppleinentraining auch so kritisch


    Ist meiner Meinung nach auch seeehr typabhängig.

    Gibt einige Hunde, die sehr wenig gehemmt werden und sich dennoch schwer mit dem Anbieten von Verhalten tun.

    Und dann einige, die durchaus mal mit nem Abbruchsignal aus der Küche gejagt werden und mit denen man super Freeshapen kann.

    Absolut xD

  • Wie setze ich denn eine Grenze ohne Verbot?

    Zu verlangen, dass der Hund etwas tut, das er nicht soll ist doch immer ein Verbot.

    Meines Wissens nach, indem man ein positiv aufgebautes Signal gibt, BEVOR der Hund das Fehlverhalten zeigt - so wirds zumindest oft propagiert... oder Geschirrgriff als negative Verstärkung.

    Ich selbst bezweifle aber, dass der Hund dann weiß, dass seine ursprüngliche Verhaltensstrategie nicht zum Erfolg führen würde bzw sogar unerwünscvht ist.... am Ende hat der Hund jedes Mal einen inneren Konflikt zwischen zwei gleichwertigen Motivationen (selbstbelohnend vs. Belohnung durch den Menschen) ... ich frage mich, ob der Hund nicht weniger Stress hätte, wenn er statt eines Konfliktes zwischen zwei nahezu gleichwertigen Motivationen sich zwischen einer Motivation und einer gehemmten Motivation entscheiden müsste... Letzteres macht die Wahl für den Hund doch eigentlich leichter, oder?

    Versteht irgendwer was ich sagen möchte?

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