Erwartungshaltung beim Autofahren

  • Hallo zusammen,
    ich habe seit etwa einem dreiviertel Jahr einen 6jährigen Berner-Sennen-Border-Collie-Mix. Wir haben ein riesen Problem mit dem Autofahren, was anfangs nicht da war. Zu Anfang (und auch bei der Vorbesitzerin) gab es kein Problem mit dem Autofahren. Da war er immer ruhig. Mit der Zeit hat sich jetzt allerdings eine riesen Erwartungshaltung bei ihm entwickelt, so dass er sobald er das Auto sieht und die Möglichkeit hat reinzuspringen dies auch tut und am liebsten nicht mehr rauskommen möchte. Sobald er merkt, es geht los, bellt und sabbert er ohne Ende. Ich habe schon einiges probiert. Rescue-Tropfen, Adaptil-Spray, ignorieren, schimpfen, und jetzt seit einer Woche ihm in der Box einen Kong geben und sobald er im Auto bellt, anhalten, Motor aus, ihn rausschicken aus dem Auto und dann nach einer Weile wieder rein ins Auto usw. Dies hat mir eine Trainerin geraten. Jedoch kann ich noch keinerlei Verbesserung feststellen. Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und es irgendwie in den Griff bekommen? Ich hoffe mir kann hier jemand helfen, denn so langsam verzweifel ich.

    LG, Sandy

  • Was ist denn seine Erwartung? Wo fahrt ihr in der Regel hin?

    Wenn eine Autofahrt für ihn bedeutet, dass auf jeden Fall etwas supertolles oder wahlweise was doofes passiert, dann ist sein Verhalten ja nachzuvollziehen.
    In dem Fall würdest du es darüber in den Griff bekommen, dass du ihn nur noch im Auto mitnimmst, wenn für ihn gar nichts passiert. Ihr fahrt eine Runde um den Block und geht wieder ins Haus, du fährst einkaufen und erwartet im Auto etc.
    die Fahrten zum Hundeplatz, zum Spaziergang und was es da sonst noch so gibt, macht ihr in Zukunft nur noch zu Fuß oder gar nicht mehr. Genau in dem Punkt wird unter Umständen das Problem liegen, oder? Kannst du auf solche Fahrten verzichten?

  • Ich hab ihn eigentlich überall mit hingenommen wo es geht. Auch zum Einkaufen oder so. Ich kann nicht aufs Autofahren verzichten. Mein Freund wohnt 85 km weit weg. Da muß der Hund mit. Aber selbst da ununterbrochen bellen und sabbern so das der Hund nass ist wenn wir ankommen.

  • Aber was erwartet er den nin deinen Augen? Du schreibst, dass du den Eindruck hast er will unbedingt fahren, hat er eine so enge Bindung zu deinem Freund oder fährst du eben auch zu besonderen Hundeaktivitäten? Das wäre eben dann wichtig wegzulassen, damit die Erwartungshaltung nicht immer wieder erfüllt wird.

  • Hmm - wenn er aber quasi vom Start bis zur Landung so durchspektakelt das er hinterher völlig nassgesabbert ist - dann würd ich das nicht mehr unter Erwartungshaltung ablegen...... sondern unter Stress.
    Unter Erwartungshaltung verstehe ich, daß Hund am Anfang etwas aufgeregt, vielleicht auch laut ist - dieses sich aber schnell wieder gibt.
    Was du da schilderst hört sich aber schon fast nach massivem Stress an - der sich vielleicht aus der Erwartungshaltung und etwas Aufregung bzw "Vorfreude" heraus aufgebaut und ausgeweitet hat.

    Mein Hüterich hatte / hat auch so eine Automacke - der hat gebellt ohne Ende und ist hinten drin rumgesprungen und hat gekreiselt - dieses Verhalten hat er aber schon mitgebracht. Da haben wir lange dran geübt - und uns auch zum Affen gemacht. Z.B bin ich auf einen großen Parkplatz gefahren und dann dort rumgekurvt. Hat er nur einen Mucks getan, habe ich angehalten, Motor aus, nix gesagt. War er still, Motor an - Gebelle, Motor aus - stille, Motor an, langsam losfahren - Gebelle, stoppen, Motor aus......war er beim Fahren still, flogen Leckerlies nach hinten.
    Ich hab hier glaub ich irrsinnig viele Kilometer auf dem hiesigen Lidlparkplatz zurückgelegt - und auf dem Rückweg habe ich es konsequent weitergemacht. Da mussten die Autos hinter mir dann halt durch - ich hab teilweise recht unvermittelt angehalten, Warnblinke an, Motor aus............. gewartet.
    Die Steigerung war - ausser fliegenden Leckerlies bei ruhigem Verhalten - das wir überraschend (für ihn) angehalten haben und kurz Gassi gegangen sind.

    Es hat viele Wochen gedauert - ganz weg krieg ichs wohl nie - aber er bellt kaum noch, springt nur ab und an noch hinten drin rum. Das blöde beim Fahren ist ja, daß Mensch sich auf alles mögliche konzentrieren muss - für den Hund aber max die Stimme und Zeit zum Lecki-schmeissen hat. Schimpfen und Co nützt da gar nichts - du könntest dich da einfach nicht durchsetzen da du vorne bist und Hund hinten randaliert.
    Da hilft nur, gewünschtes Verhalten zu belohnen - und ansonsten üben üben üben. Wenn du das nicht kannst, dann muss Hund halt mal zu Hause bleiben ;)

    Ansonsten würde ich vor einer längeren Autofahrt Rescue-Tropfen an Hund und auch Fahrerin verteilen, und zwar gleich mehrfach und nicht nur eine Gabe :D So können beide besser die Nerven behalten, das ist auch ein ganz wichtiger Aspekt beim Training unter so erschwerten Bedingungen......

  • Ja, ich denke Erwartungshaltung, das etwas Tolles passiert. Nee, er hat keine so enge Bindung zu meinem Freund und wie gesagt, ich hab ihn anfangs auch zum einkaufen oder so mitgenommen.
    Bestellt hab ich ihm nun Zyklene. Hat mir die Trainerin auch zu geraten damit er etwas ruhiger wird. Hoffe das das bisserl wirkt. Außerdem hat man mir auch zu einem Sprühhalsband geraten. Hat damit evtl. jemand Erfahrung gemacht?
    Ja, das Problem ist sicher auch, dass man nicht so eingreifen kann, wenn man selber Autofahren muß. Noch dazu ist er eben in der Box, weil er mir sonst mein Auto auseinander nimmt und ich obendrein im Auto schwimme vor lauter Sabber.

  • Was willst du machen, wenn er sich an das Sprühhalsband gewöhnt hat und weiter randaliert? Kannst du sicherstellen, daß es so punktgenau ausgelöst wird und er es tatsächlich mit dem Bellen verknüpft - und nicht vielleicht aus Versehen mit dem Kind, was er grad aus dem Augenwinkel registriert? Oder er ist vielleicht so sensibel, daß der erste Sprühstoß deinem Hund das Autofahren völlig verleidet und er noch Tage später verstört ist?

    Sprühhalsbänder finde ich eine schreckliche Erfindung: sie sind nur dafür da, damit der Halter sich nicht so ohnmächtig fühlt. Im Endeffekt ist jedes "Fehlverhalten" eines Hundes nur aus menschlicher Sicht falsch - aus hundlicher Sicht ist es genau angemessen für diese Situation, sonst würde er das Verhalten nicht zeigen. Nun liegt es am Menschen, dem Hund ein anderes Verhalten für diese Situation anzubieten und es so zu etablieren, daß Hund es dann eigenständig ausübt.

    Grundsätzlich wirst du gerade in solchen Momenten nur Erfolge erzielen können, wenn du die Emotion des Hundes änderst. Also weg von Aufregung hin zu Gelassenheit im Auto. Das erreichst du am ehesten durch eigene Gelassenheit, Übung (z.B rumkurven bis zum Abwinken) und belohnen bei richtigem Verhalten (z.B. Leckerli werfen).
    Vielleicht ist es sinnvoll, ihn erstmal ohne Box im Auto mitzunehmen - gegen Sabber kann man ja alte Decken hinlegen. So kannst du das Autofahren neu aufbauen, mit tollen Sachen positiv besetzen und ihm seine Gelassenheit geben. Wenn das klappt, kann die Box ja wieder in Aktion treten.........

    So wäre jetzt mein Ansatz - und eben noch Unterstützung durch Rescue bzw ev. homöopathische Sachen nach Absprache mit Jemandem, der sich da auskennt............

  • Ich bin schon wahnsinnig viel mit ihm rumgekurvt und habe echt schon einiges ausprobiert. Ohne Box geht nicht....er hat mir von hinten schon einen Sitz angefressen. Das war dann letztlich der Punkt, wo ich die Box angeschafft habe. Decken o.ä. frisst er. Rescue, Adaptil, Baldrian, Calmex...alles schon ausprobiert. Ohne Erfolg.
    Ich weiß einfach nicht mehr weiter und mir fällt nur noch das Halsband ein.
    Ich kann auch nicht auf das Fahren mit ihm verzichten. Mein Freund wohnt 85 km entfernt.

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