Folgenschwerer Fehler...

  • Hallo Ihr Lieben...

    seit 11 Monaten lebt ein ehemaliger Straßenhund bei uns. Rüde, kastriert, 2,5 Jahre.

    Er war zu Anfang kein angenehmer Geselle, denn er jagte alles (Motorisierte Fahrzeuge in jeder Art, Räder, Menschen, Tiere) was bei 3 nicht auf den Bäumen war. Er hasste Menschen und biss auch zu, wenn er Gelegenheit bekam. Hundebegegnungen waren eine Katastrophe. Selbstverständlich zog er in alle Richtungen.

    Schon in der ersten Woche waren wir bei einer Hundetrainerin mit eigenem Platz. Wir sollten sein Verhalten umlenken und mit Leckerli belohnen. Leider verstärkte sich sein Verhalten nur, denn er ignorierte alles und die Trainerin empfahl uns nach ca. 3 Monaten, ihn nur da zu führen, wo er keinen Schaden anrichten kann. Für mich keine Option.

    Über eine Bekannte kamen wir zu unserer jetzigen Trainerin, die ein Bindungs-Training macht, was viel mit der Boss-Geschichte zu tun hat. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das hier nicht beliebt ist, aber wir schafften es innerhalb von auf den Tag genau 4 Monaten, aus dem aggressiven, pöbelnden Hund einen lieben, freundlichen und gehorsamen Kerl zu machen. Er pöbelte nicht mehr, er jagte nicht mehr und er begrüsste fortan jeden freundlich.

    Ich hatte also viel Zeit damit verbracht meinem Hund beizubringen, dass er sich in jeder Situation auf mich verlassen kann, dass ihm nichts passiert wenn er an meiner Seite ist (dazu gab es auch die ein oder andere Geschichte in Sachen Hundebegegnungen in denen ich mein Wort halten konnte), dass ich ihn brauche - seine Stärke in meinem Rudel, aber auch das er jegliche Entscheidung mir überlassen muß. Und dann...

    ... beging ich einen folgenschweren Fehler...
    :verzweifelt:

    Ich gab das Rudel ab - einfach so. Ein Bekannter wollte mir während einer sehr stressigen Zeit unter die Arme greifen und die Hunde ein par Tage ausführen. Ich nahm dankbar an. Ich dachte Sam wäre schon soweit. Er war es nicht. Nun haben wir einen großen Schritt zurück gemacht. Er jagt zwar nicht mehr, aber ansonsten ist er wieder in ein par alte Verhaltensmuster zurück gefallen. Genau so wie die ehemals ängstliche und verunsicherte Hündin, dies nun auch wieder vermehrt zeigt.

    Bei manchen Dingen fangen wir nun wieder bei null an...

    Ich ärgere mich so sehr über mich selbst, dass ich dies getan habe. Ich hätte es durchaus besser wissen müssen.

    Über Eure Kritik und auch Anregungen wäre ich sehr dankbar... :hilfe: :hilfe: :hilfe:

    Liebe Grüße Julia

  • Gräm dich nicht, du wirst ja Gründe gehabt haben.

    du weisst jetzt, dass du es kannst. Dein Hund richtet sich nach deinem Verhalten. Wenn du dich wieder souverän verhälst (und niemand hat gegen dieses Konzept von führung etwas!), dann wird er sich auch wieder sicher fühlen.

    Hunde leben im Jetzt. Sie passen sich veränderten Umständen an. sie werden nicht einmal programmiert und funktionieren dann, egal bei wem. Dein Hund bringt "Gepäck" mit, dass natürlich schnell zu Rückfällen führt, er braucht mehr sicherheit, mehr Klarheit, mehr Konsequenz als viele andere Hunde. Aber ich glaube nicht, dass ein irreparabler Schaden passiert ist. Und selbst wenn - du kannst doch ohnehin nichts mehr machen, ausser eben wieder so mit ihm umzugehen wie vorher. Schau nach vorn! Dein Hund spürt dein schlechtes Gewissen, deine Gedanken, deine Unsicherheit - und das verunsichert ihn auch.

    Aber egal was ist - dein Hund wird nie ein Hund sein, den du einfach jemand in die Hand drücken kannst. Meiner übrigens auch nicht - und der ist ohne Traumata und Macken. Aber er vertraut deswegen trotzdem nicht jedem Fremden. Wäre doch auch komisch.

    Ratsam fände ich es, eine Person mit dem Hund vertraut zu machen, gemeinsam mit dieser Person zu üben, so dass du dann in Zunkunft jemanden hast, der den Hund mal nimmt. Evtl. auch ein professioneller Sitter. aber halt aufbauen, nicht von heute auf morgen, und für regelmässigen Kontakt sorgen.

  • Zitat

    Hm, was hat der bekannte mit den Hunden denn gemacht? Normal klingt daa ja nicht :/

    Es waren ganz einfache Dinge, wie Leckerli geben - Sam fordert die dann ein. Bei mir darf er nur nach Kommando fressen - alles, auch Leckerli. Das es keine gute Idee ist, einen pöbelnden Hund mit Streicheleinheiten zu beruhigen, bspw. Dass man Sam gegenüber niemals zögern oder Unsicherheit zeigen darf. Ich mache diesem Menschen keinen Vorwurf, er hat es nur gut gemeint. Es war mein Fehler - definitiv.

    Zitat

    Hunde leben im Jetzt.


    Danke! Eigentlich weiß ich das ganz genau, aber genau jetzt sollte ich mir mal wieder ein Beispiel an meinen 4-Beinern nehmen. DAS werde ich mir die nächste Zeit wieder ganz genau vor Augen halten! :gut:

    Zitat

    Dein Hund spürt dein schlechtes Gewissen, deine Gedanken, deine Unsicherheit - und das verunsichert ihn auch.


    Wie Recht Du hast... :/

    Und nein, er wird nie einer sein, den man einfach so kurz abgeben kann. Darüber bin ich mir nun bewußt. Ich habe meine Trainerin, die weiß wie man mit ihm umgehen muß und nimmt auch Urlaubsgäste bei sich im Haus auf. Privat ist es schwierig, da doch die meisten die Situation nicht richtig einschätzen oder schon mehr oder weniger "schlechte" Erfahrungen mit ihm gemacht haben. Er braucht einfach jemanden der klar und konsequent ist.

    Danke Euch...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!