Hund plötzlich aggressiv zu einigen Hunden

  • Hallo zusammen,

    ich habe mich hier angemeldet und hoffe, dass ihr mir helfen könnt.

    Seit Oktober letzten Jahres habe ich eine Hündin aus dem Tierschutz (nicht mein erster Hund). Es wird vermutet, dass sie ein Husky-Mix ist. Geschätzt auf inzwischen etwa 1,5 - 2 Jahre. Sie ist kastriert.
    Bisher war sie immer super sozial zu allen möglichen Hunden. Selbst wenn andere Hunde sie "angegangen" sind, hat sie das Verhalten in Spiel umgewandelt und nie aggressiv reagiert. Selbst als mal einer mit der Kralle in ihrem Ohr hängen blieb und das tierärztlich behandelt werden musste, war sie danach so lieb wie vorher.
    Bisher hatte sie 3 "Raufereien" mit anderen Hunden (2x der gleiche), die jedoch von dem anderen Hund angefangen wurden (sie ließ in den Situationen jedoch auch nicht vom anderen ab) und bei denen keiner körperlich verletzt wurde.

    Seit Kurzem jedoch geht sie andere Hunde wie aus dem Nichts an. Dabei ist es egal, ob der andere Hund ein Rüde oder eine Hündin ist, ob jung oder alt, ob bekannt oder unbekannt.. Manchmal droht sie vorher, manchmal nicht. Ihre "Angriffe" sind aber immer laut. Manchmal wartet sie, manchmal schießt sie direkt drauf los. Das macht sie jedoch nicht bei jedem Hund, was es für mich um so schwerer macht, einzuschätzen, wann es passiert und wann nicht.. Dabei ist ihr auch egal, wie ich mich verhalte (ob ich angespannt oder entspannt bin, ob ich sie kurz halte oder locker).
    Ich habe es genau beobachtet und dachte dann, dass sie sich an den Hunden "rächt", die ihr anfangs schräg gekommen sind.. Das Schema hatte zumindest - bis heute - gepasst..
    Gestern z. B. kam uns ein Rehpinscher entgegen, der sie (und jeden anderen Hund) bis dahin immer angekeift hat. An diesem Tag nicht. Ich dachte noch "Na, super! Dann lernt der direkt mal, dass andere Hunde nichts schlimmes sind!".. Ja, von wegen.. Denn dieses Mal war es meine Hündin, die keifend auf den Kleinen zuschoss..
    Direkt danach kam uns ein Westi entgegen. Ich habe sie kurz gehalten und dachte, vlt. ist sie heute schlecht drauf (hatte ihr Frühstück noch nicht angerührt, was sonst nicht vorkommt). Den wiederum wollte sie zum Spielen auffordern. Danach kam noch ein struppiger Mischling, der uns anfangs beim Training belästigt hat (Frauchen hat ihn immer extra abgeleint, wenn wir kamen, auch wenn meine an der Leine war..). Den hat sie nur angeknurrt (ich hielt sie entsprechend kurz).. Danach kam noch ein Pudel-Mix bellend auf uns zu.. (Der kam ihr mal zu nah, als sie auf ihr Spieli gewartet hat [ich hatte es extra weg gesteckt, weil sie eben kurz davor neuerdings das Beute verteidigen gegen andere Hunde zeigte]). Bei dem hat sie gewartet bis er ganz dicht an ihr war um dann zu schnappen.
    Ein JRT, den wir auch von Anfang an kennen, darf sie auch heute noch anknurren, wenn sie zu nah kommt ohne dass sie reagiert..

    Heute aber kam ein Mops, den wir schon länger kennen und der sonst immer eher distanziert bis freundlich war. Heute kam er mal von sich aus auf uns zu. Meine Hündin stand an einer Stelle und hat ausgiebig an einer Stelle geschnuppert (sie hat den Hund vorher bemerkt und an dieser Stelle so getan als wäre diese besonders interessant). Als der Mops kam, hob sie die Rute (ohne zu wedeln, was sie sonst bei [freundlichen] Hundebegegnungen tut), er schnupperte, sie brummte und schnappte.

    Bisher habe ich immer rechtzeitig reagiert, sodass noch nichts passiert ist.. Aber ich möchte es darauf natürlich auch nicht anlegen! Sie war sonst nicht so und ich würde gerne wissen, woran es liegt, um daran arbeiten zu können.. Ich weiß auch, dass man keine bestimmte "Diagnose" auf die Ferne stellen kann. Aber vielleicht kennt ihr ähnliche Situationen?!

  • Vielleicht hat dein Hund schlichtweg langsam keine Lust mehr darauf von anderen Hunden angegangen zu werden und geht vorsorglich einfach mal selbst nach vor. Da fehlt es schlichtweg an richtigem Handeln deinerseits. Angefangen da, wo es überhauot erst soweit kommen muss, dass andere Hunde sie angehen. Wieso greifst du da nicht frùhzeitig ein?
    Und warum lässt du im weiteren Schritt überhaupt zu, dass deine Hündin andere angehen kann?

    Was mir noch auffällt in deiner Beschreibung sind einige Falschdeutungen der hündischen Körpersprache. Als deine Hünden den Mops bemerkte und weiter intensiv an der einen Stelle weiterschnüffelte, war das kein absichtliches Ignorieren. Vielmehr war das ein deutliches Beschwichtigungsverhalten, was dem Mops sagen sollte "Ich tu dir nix, ich will kein Stress". Also entweder der Mops hat dieses Signal ignoriert und dann eine Grenze unterschritten, oder dein Hund hat im weiteren Verlauf ein oder mehrere Signale des Mops falsch gedeutet, was auf Grund der überzüchteten Gesichtszüge und immer erhobenem Kringelschwanz durchaus vorkommen kann.

    Ich würde mich.an deiner Stelle nochmal intensiv mit der hündischen Körpersprache auseinandersetzen. Wenn du deinen Hund besser lesen kannst, kannst du viel besser und gezielter eingreifen bevor es zu Eskalationen kommt.

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  • Hey,

    also das war von mir vielleicht etwas ungünstig ausgedrückt. Es ist nicht so, dass sie ständig angegangen wurde. Und wie ich geschrieben hatte, es ist ja auch an sich nie was wirklich ernstes passiert (als das mit der Kralle passiert ist, war sie mit jmd anderem unterwegs). Und die Raufereien waren Spiele, die seitens des anderen Hundes zu schnell gekippt sind, um eher eingreifen zu können.

    Und ich lasse es ja auch nicht zu, dass meine Hündin andere angeht. Wenn sie sich vorher schon entsprechend verhalten würde, könnte man ja auch entsprechend vorsorgen. Aber teilweise kommt das aus dem nichts! Das mit dem Mops war definitiv keine Beschwichtigung ihrerseits (eher im Gegenteil). Für körpersprachliches Interpretieren muss man natürlich den ganzen Hund sehen. Als sie die Rute hob, habe ich ihr schon angesehen, dass sie nicht freundlich gestimmt ist und habe sie raus genommen. Das ist gleichzeitig mit dem schnappen gewesen.

    An sich kann ich sie schon recht gut lesen, aber das angehen erfolgt von ihr meistens ohne vorherige Andeutungen (beim Mops war es wirklich die Ausnahme mit dem Verhalten, das sie vorher gezeigt hat). Mich irritiert es halt, dass dieses Verhalten so plötzlich kam und in den meisten Fällen eben auch nicht vorher angekündigt wird. Sonst würde ich ja natürlich auch eher eingreifen.. :/

  • Vielleicht ist sie jetzt so richtig bei dir amgekommen und entwickelt jetzt auch ein gewisses Territorialverhalten. Ich wüde vorerst Fremdhundekontakt nur unter Absprache mit dem anderen Halter und unter genauester Beobachtung zulassen.
    Meistens gibts eine Vielzahl an Vorzeichen bevor es zu einer.Rangelei kommt. Man muss nur lernen sie zu erkennen. Schon das Rute heben, Körper steif machen, Hals strecken, Anstarrem usw sind alles Zeichen bei denen man den eigenen Hund sofort umlenken und aus der Situation herausnehmen sollte. Das heißt aber auch, dass man seinen eigenen Hund nicht mehr aus dem Auge lassen kann, selbst wenn man nen Schwätzchen.mit der Nachbarin halten möchte.

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  • Anderthalb bis zwei Jahre ist auch einfach ein Alter, in dem der Hund erwachsen wird und viele Hunde legen dann die jugendliche Verträglichkeit mit allem und jedem ab, die sie vorher gezeigt haben. Nun wird ausgewählt, mit wem Kontakt erwünscht ist und mit wem nicht, und Ablehnung wird auch mal deutlich gezeigt.
    Klar mußt du jetzt aufmerksamer sein als früher und gegebenenfalls rechtzeitig handeln, aber ungewöhnlich klingt die Verhaltensänderung jetzt für mich nicht.

    Was mir aus deiner Beschreibung nicht ganz klar wird: fanden diese Begegnungen an der Leine statt oder im Freilauf? Oder war nur einer der Hunde angeleint, der andere nicht?


    Dagmar & Cara

  • Guck auch mal ganz genau hin, ob sie Schmerzen hat...

    Zähne in Ordnung, Rücken? Krallen?

  • Ich glaube Du bist betriebsblind. Nicht böse gemeint ;)

    Für mich liest es sich typisch für einen heranwachsenden Hund, der sich eigenständig durchwurschteln muss beim Thema Hundebegegnungen und nun eben anfängt mal Klartext zu reden mit den anderen... Es ist noch ein Rumprobieren wie sie das nun allein geregelt bekommt und testet dabei unter anderem auch aufgrund des Alters wie das so ist, wenn man seine Grenzen deutlicher klar macht, wenn die anderen es nicht peilen ;)

    Such Dir am besten einen Trainer, der sich das Verhalten Deiner Hündin mal anschaut und Dir erklärt was wann passiert. Schon mal ein Tipp: Aus dem Nichts passiert nie etwas. Hunde kommunzieren dauernd. Wenn Du denkst, es sei aus dem Nichts gekommen, dann hast Du es schlicht nicht gesehen was da gerade "ausgetauscht" wurde ;)

    Viele Grüße
    Corinna

  • Ich würde an deiner Stelle mal den Hund durchchecken lassen. Wenn er absolut gesund ist (Rücken, Krallen usw) und man Schmerzen beim Spielen mit anderen Hunden ausschließen kann, na dann musst du jetzt tätig werden und Hundebegegnungen einfach anders managen.

    Deine Hündin will eben den Kontakt mit machen Hunden nicht mehr und zeigt dies auch deutlich. Ich gehe fest davon aus, dass sie bereits VOR dem Kontakt die richtigen Signale an den anderen Hund sendet. Wenn der diese nicht versteht (oder verstehen will) gibts eben auf die Mütze.
    Und da sie gelernt hat, dass sie es selber regeln muss und Frauchen nur daneben steht, wird sie das auch weiterhin tun. Leine deine Hündin in Zukunft doch einfach an. Erwarte das auch von deinem Gegenüber. Beobachte deine Hündin. Wenn sie an der Leine Interesse am Gegenüber zeigt, kann man sich ja absprechen und gemeinsam die Hunde laufen lassen. Ansonsten eben nicht. Damit übernimmst du die Verantwortung für die Situation und lässt deine Hündin nicht mehr so im Regen stehen.
    Wenn du Hilfe bei der Interpretation der Signale brauchst, kann man dir hier im Forum bestimmt auch einen Hundetrainer empfehlen der euch mal ein paar Stunden begleitet! =)

  • Das ist sicherlich kein Vorwurf, die hündische Kommunikation findet schonmal im Sekundenbruchteil im Millimeterbereich statt (sind die nordischen Rassen dafür nicht sogar bekannt :???: )
    Du kannst es nicht immer erkennen, aber du kannst deinen Blick dafür schärfen.

    Hier bei uns sind die tollen Spiele zwischen den Hunden alles andere als lustig. Leider haben 99 % der HH keine wirkliche Ahnung von Hundesprache … woher auch.

    Zitat


    Bisher war sie immer super sozial zu allen möglichen Hunden. Selbst wenn andere Hunde sie "angegangen" sind, hat sie das Verhalten in Spiel umgewandelt und nie aggressiv reagiert.

    Vielleicht auch Strategie? Es gibt die 4 Fs im hündischen Verhalten: Fight - Fiddle about (Flirt) - Freeze und Flight.
    Oftmals scheint ein Hund toll zu spielen, aber in Wirklichkeit ist es ihm ganricht wohl. Der Spielkamerad ist zu grob, groß, mobbt etc. Aber was soll er schon machen, also fiddled er rum, sprich er kaspert rum.

    Solche Hunde rennen oft mit eingezogener Rute im Spiel oder suchen Schutz bei Frauchen (oder sogar anderen HH). ABER das kann man nur im Kontext beurteilen (Windhunde rennen von Natur aus so, z. B. ) .

    Wenn diese Strategie aber nichts nützt - und es kann lange dauern, bis der Hund zur nächsten Maßnahme weitergeht - geht er zur nächsten Strategie über: Flight oder Fight. Plötzlich? kippt das Spiel und es wird ernst und dann heißt es Oh Wunder, DAS hat er noch nie gemacht und der HH wundert sich halt so vor sich hin.

    Manche Hunde laufen einfach weg - blöd nur, wenn die Leine das verhindert, also wieder zurück zum Fight.

    Sehr hilfreich ist es sich sehr schlau zu machen: DVD Kleingedruckte der Körpersprache von Blaschke-Berthold.
    Und den eigenen Hund filmen und nachher auf Zeitlupe anschauen.
    Und was hier noch so geraten wurde …. :gut:

  • Zitat

    Anderthalb bis zwei Jahre ist auch einfach ein Alter, in dem der Hund erwachsen wird und viele Hunde legen dann die jugendliche Verträglichkeit mit allem und jedem ab, die sie vorher gezeigt haben. Nun wird ausgewählt, mit wem Kontakt erwünscht ist und mit wem nicht, und Ablehnung wird auch mal deutlich gezeigt.
    Klar mußt du jetzt aufmerksamer sein als früher und gegebenenfalls rechtzeitig handeln, aber ungewöhnlich klingt die Verhaltensänderung jetzt für mich nicht.

    :gut:

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