"Darf's auch einfach nur ein ganz normaler Hund sein?"

  • Meine Oma und Tante haben so einen Selbstläufer, einen Kleinpudel.


    Meine Tante arbeitet im mobilen Altenpflegedienst und hat ihn als 10 oder 12-wöchigen Welpen von über 80-jährigen, stark gehbehinderten Kunden übernommen.
    Die hatten immer Pudel gehabt und wollten nach dem Tod des letzten Seniorpudels auch wieder einen. Der letzte Welpe war aber schon anderthalb Jahrzehnte her und sie hatten sich doch verschätzt, was ihre körperlichen Fähigkeiten anging.


    Meine Tante wohnt bei ihrer Mutter (meiner Oma) mit im Haus.
    Oma ist da, aber kann und will nix großartiges mit dem Hund machen, also keine Spaziergänge und keine Erziehung. Er hat halt Gesellschaft, kann bei ihr in der Küche hocken oder neben ihr auf dem Sofa sitzen, und sie hat ihn von Anfang an auch mal in den Garten gelassen bzw mit rausgenommen wenn sie im Garten war.
    Meine Tante ist Vollzeit arbeiten. Die geht morgens vor der Arbeit eine Minirunde (10-15 min) und abends eine etwas größere (30-60 min) in den Wald oder an die Weser. Am WE auch mal etwas länger, den einen oder anderen Tag unter der Woche aber auch gar nicht, dann gabs/gibts halt nur Garten. Nachmittags sind Cousin und Cousine teilweise da, die sind im höheren schulpflichtigen Alter (Oberstufe), spielen manchmal ein bisschen mit dem Hund oder lassen ihn in den Garten, aber gehen nicht mit ihm raus.


    Ein Onkel von mir und dessen Freundin kommen so einmal die Woche vorbei und holen ihn für einen schönen Waldspaziergang ab, als "Leihhund" weil sie momentan noch keinen eigenen haben können. Er hört bei dene ebenso wie bei seinen eigentlichen Besitzern.


    Erzieherisch sind das alles echt keine Leuchten. Weder las man mal ein Buch noch wurde eine Hundeschule besucht oder sich im Internet informiert. Nur ab und zu mal Rütter im Fernsehn geguckt. :D Gezielt beigebracht oder planvoll geübt wurde gar nix, das was er kann, hat er alles im Alltag so nebenbei mitgekriegt.


    Er geht gut an der Leine, ist friedlich mit anderen Hunden, vertrauenswürdig mit Menschen jeder Art (auch Kindern oder Behinderten, haben wir beides in der Familie), jagt nicht, hat einen einigermaßen vernünftigen Rückruf (der mit etwas gezielter Arbeit sicher ganz leicht zu verbessern wäre), lässt sich die Fellpflege (Kurzhaarschitt und gelegentliches abduschen und ausbürsten) gefallen, verträgt sich mit der Katze und mit den Kleintieren (Meerschweine und Nymphensittiche), man kann ihn ohne weiteres mit ins Gasthaus auf eine Familienfeier nehmen oder im Urlaub mal für ein paar Stunden im Ferienhaus parken während man was ohne Hund unternimmt.


    Und das alles wie gesagt bei völlig planfreien Hundelaien und ohne jegliches gezieltes Üben. Der ist einfach so und war auch als Welpe und Junghund schon so.
    Ok, er hatte mal ne pubertäre Phase, da wollte er gern Hosenbeine rammeln. Aber das ließ sich mit nem strengen "Nein!" und wegschieben ganz leicht unterbinden


    Dumm oder eine langweilige Schlaftablette ist dar dabei nicht. Durchaus verspielt, kann stundenlang aus dem Wasser apportieren (seine große Leidenschaft) und würde sicher auch irgendeinen Hundesport machen, wenn man denn wollte. Dummyarbeit würde sich bei dem z.B. anbieten. Oder man könnte ihn sicher auch zum joggen oder wandern mitnehmen.
    Aber wenn nicht... auch gut.


    Sowas ist für mich ein Mitläufer und ich wage mal zu unterstellen das sowas das ist, wovon 90% aller Hundehalter träumen, nur halt manchmal bitte in anderer Optik.




    Ich kann verstehen, was daran so erstrebenswert ist. Aber selber bin ich halt nem anderen Typ Hund verfallen und da hat das Gesamtpaket nunmal einige Eingschaften, die diesem "Selbstläuferhund" entgegengesetzt sind, die aber die Rasse und ihren Charakter erst zu dem machen was sie sind.
    Insofern würde ich da nicht von störenden oder negativen Eingeschaften reden, sondern einfach von rassetypischen. Auch wenn die den Alltag vielleicht mal etwas umständlicher machen können, ist das für mich kein Nachteil, sondern gehört ganz neutral einfach dazu.

  • Ich glaube, man kann das überhaupt nicht über einen Kamm scheren. Ich kann auch die Porsche-Frau aus der Ferne nicht beurteilen, soweit reicht meine Menschenkenntnis nicht. :p


    Es gibt Menschen, die mit ihren Aufgaben wachsen. Es gibt aber auch Menschen, die daran scheitern, den Hund dadurch unterfordern oder ihn zurückgeben. Das weiß man doch ehrlich gesagt NIE.


    Es gibt Menschen, die hinterlassen einen tollen Eindruck und binden den Hund 2 Wochen später an einen Laternenmast und fahren Richtung Süden.

  • Ich persönlich habe meine Hunde immer danach ausgesucht ob sie zu meinem Lebensplan passen. Wir haben 2 Border und einen Mops und natürlich Vieh.
    Ohne Vieh wäre mir nie ein Border ins Haus gekommen, nach meinen jahrelangen Erfahrungen auf dem Hundeplatz wäre ich allerdings auch nie auf die Idee gekommen, mir wegen Sport einen zu holen.
    Unser Mops ist ein Familienhund der richtig gut Agi läuft, Spaß am Dogdance hat, tricksen mag. Als Retromops mussten wir kurz seinen Jagdtrieb definieren, aber das Problem jagen habe ich schnell im Griff gehabt.
    Er wandert wunder5bar mit uns und er kommt problemlos bei uns mit obwohl wir durchaus mehr wie 10 km machen ;)


    Die Border gibt es nur weil wir Arbeit für sie haben.
    Einer ist absolut hüteunwillig, der hat dann seine Aufgabe anderswo gefunden und läuft nun als Reitbegleithund und beim Mantrailing mit. Sie ist ein Tierschutzhund und wir haben sie damals geholt weil wir Arbeit für sie gehabt hätten aber auch in der Lage sind, sie ggf anders auszulasten.

    Den anderen haben wir bewusst zum Arbeiten ausgesucht, die Verpaarung war gezielt, zwei wesensfeste Border Collies die gut arbeiten, aber auch , soweit es ein Boirder sein kann, alltagstauglich sind.
    Sauber im Kopf, psychisch stabil, körperlich fit.
    Aidan hat viel von beiden Elternteilen und ist einfach perfekt.
    Ich hätte ihn in Insiderkreisen schon driemal für viel Geld verkaufen können weil er einfach richtig gut arbeitet.
    Naja, es ist meiner und nein, ich gebe ihn never her ;).
    Und es war keine VDH Verpaarung.


    Unser Border hat richtig viel drauf, er ist ein Sensibelchen, weiß immer was Sache ist und reagiert sehr feinfühlig.
    Kein Hund für Menschen die nicht mit sich im Reinen sind, aber das sind Border ja allgemein nicht.
    Am Vieh ist er absolut genial. Und so muss das auch sein.


    Mit Agi und guschtischgutschi würde er abdrehen aber das ist ein Rasseproblem. Border sind zum arbeiten gemacht, intensives Workout, Präzesion, Schnelligleit, Ruhe, Geduld und Konzentration und dann wieder Ruhe. Wenn man das beachtet hat man viel Spaß mit ihnen, wenn Frau Porsche ihre sportliche Karriere mit einem Border krönen will kann man nur mit dem Kopf schütteln wennws daneben geht. Leider immer auf Kosten des Hundes.
    Wir können uns kaum mit ihm profilieren. Gut, wenn er läuft schon ;) aber das ist Beiwerk, dafür kam er nicht zu uns. Er arbeitet und geht dann in die Box wenn wir unterwegs sind.
    Als Porschefrau säh ich dumm aus :lachtot:


    Aber das "immer mehr, immer besser immer ausgefallener" ist wohl ein Gesellschaftsproblem, die wenigsten fühlen in sich so viel Größe und Rückhalt das sie sich nicht unter Zuhilfenahme von Äußerlichkeiten, sei es nun Hund, Kinderwagen der Extraklasse, Porsche doppelt glänzend profilieren müssten.
    Da kann man nur kopfschütteln, schulterzucken und sich treu bleiben.

  • So einen Fall haben wir grade im Bekanntenkreis. Es soll unbedingt ein Welpe her, weil man hat ja Haus und Garten und Geld (aber 8-10h vollzeitjobs). Erst sollte es ein Labbi werden, dann ein Spitz und jetzt wird es wohl ein Akita Inu. Ähm ja, komische Sprünge... Und jetzt soll der Hund auf die Arbeit mitkommen (sehr wuseliger Arbeitsplatz mit viel Durchlauf-Verkehr und täglich neuen Menschen, Herrchen und Frauchen oft Nicht im Raum sondern irgendwo anders beschäftigt)... Ähm okay. Also der Chef hat einen Berner, der macht das wohl super mit, aber ich weis ja nicht so recht ob da ausgerechnet ein Japaner auch so rein passt :? Aber Hauptsache was Ausgefallenes! Ich bin ja mal gespannt.

  • Diesen ''Trend'' beobachte ich hauptsächlich im Internet.
    Ich weiss nicht, obs dran liegt, dass ich auf dem Land wohne, aber hier sind nach wie vor als Familienhund bewährte Rassen beliebt, Labbi, Golden, Bernersennenhunde, mal ein kleiner Terrier (meist Jacky), Pudel oder der Mix vom Bauernhof.


    Meine Hunde eignen sich def. nicht zum Eindruck schinden, sie lösen von der Optik her hauptsächlich bei alten Damen, kleinen Mädchen und Hausfrauen Herzchen in den Augen aus und auch die mitgemischten Rassen sind eher unspektakulär :roll:
    Malteser x Westi und Malteser x vermutlich Yorkie..


    Ohne sind beide nicht, da sie beide aus dem TS sind und eine Vorgeschichte haben.
    Liam pusht sich, wenn man nicht aufpasst sehr schnell hoch, ist nur bedingt mit Rüden verträglich, hasst Kinder, ist Fremden gegenüber Misstrauisch und hat Teritorial und Schutztrieb, trotz der geringen Grösse.
    Wenn er eine konsequente Führung hat, ist es kontrolierbar, aber er wäre nix, für Anfänger, Familien mit Kindern oder Menschen die einen Hund wollen der unkompliziert und mit allem verträglich ist.


    Irma hat wohl sehr viel Sch... erlebt, da hat die PS aber schon grossartige Arbeit geleistet (anfangs liess sie sich gar nicht anfassen), ist aber ängstlich und braucht jemand, der ihr viel Zeit lässt, ohne Hektik, der ihr Ruhe und Sicherheit vermittelt und sie in ihrem Tempo Fortschritte machen lässt, also auch nix für Familien mit kleinen Kindern, allerdings auch nicht für Sportfreaks.


    Ausgesucht habe ich mir meine Hunde nach Liebe auf den ersten Blick prinzip, bei näherem lesen und mit den jeweiligen Orgas schreiben passte nach wie vor alles, und so kam ich zu meinen Hunden :)
    Für mich passen sie, zu mir und meinem Leben, für jedermann wären sie nix, aber es gibt trotzdem sicherlich schwierigere Hunde.


    Ein richtiger Arbeiter wie Mali oder BC oder ein eigenwilliger Jäger wie z.b. ein Husky, wäre überhaupt nix für mich.
    Ich arbeite gern mit Hunden, aber nicht auf dem HuPla, sondern auf irgent ner Wiese, zuhause oder im Wald, so wie es uns grad passt.
    Es gibt viele wunderschöne Hunderassen und Mixe, aber sie müssen zu einem passen und ein Hund der täglich eine Aufgabe fordert oder 20km am Rad/Schlitten etc. laufen muss, wäre absolut nicht meins und da muss man einfach seine Grenzen kennen.


    Ich bleibe bei meinen TS-Fiffis, mit der ein oder anderen Macke :ugly:

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