Verunsicherter, aggressiver (?) Hund? Bitte um Tipps :(
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Hallo liebes Forum!
Ich hoffe, Ihr könnt mir weiterhelfen. Ich habe schon viele Bücher zu dem Thema gelesen und nehme auch Einzelstunden bei einem Hundetrainer. Es geht um meinen Hund Romeo. Er ist ein kleiner Mischling (keine Ahnung was da drin ist), ca. 35 cm hoch, 6 Jahre alt und kommt aus Italien vom Tierschutz. Ich habe ihn seit seiner 10. Lebenswoche.
Seit 2 Monaten habe ich einen zweiten Hund, der mittlerweile 4 Monate alt ist. Zwischen den beiden läuft alles gut.
Das Problem bei Romeo ist folgendes: er hat Angst vor großen Hunden und bellt sie wie verrückt an und knurrt wenn wir an der Leine vorbei laufen. Auf der Hundewiese rennt er zu den Hunden und beschnüffelt sie. Wenn sie ihm aber "zu nahe" kommen fängt er sofort an "in die Luft zu beißen". Er hat noch nie gebissen oder etwas in der Art. Aber in solchen Momenten hört er nicht mehr. Er lässt sich nicht mehr abrufen und wenn die anderen Hunde weggehen rennt er hinterher und das "Spiel" geht von vorne los.
Ich nehme Einzelstunden bei einem Hundetrainer. Er hat mir gezeigt, dass ich mich bei Begegnungen an der Leine vor Romeo stellen soll, damit er sich dadurch sicher fühlt. Das klappt aber nicht immer und er beruhigt sich auch nicht immer. Auf der Hundewiese soll ich ihn erst mal nicht mehr laufen lassen.
Der Hundetrainer sagt, Romeo wäre sehr dominant und etwas aggressiv. Ich muss jedoch sagen, dass ich ihn nicht ansatzweise als dominant empfinde. Auch bin ich mir nicht sicher, ob das gezeigte Verhalten wirklich aggressiv ist. Ich hatte immer den Eindruck, er ist unsicher und hat Angst und äußert das eben so. Aber sicher weiß ich es natürlich auch nicht. Romeo lässt sich in diesen Momenten auch nicht mit Leckerlis oder Spielzeug ablenken. Es ist so als hätte er einen Blackout. Und ich frage mich wirklich was ich falsch gemacht habe. Als er ein welpe war waren wir in der Welpengruppe, danach in der Junghundegruppe und wir hatten Einzelstunden. Das war allerdings bei einer anderen Hundeschule. Damals war es schon so, dass Romeo nur dann zurückkam, wenn er wollte. Ich habe stets Kontakt zu anderen Hunden gesucht und war immer auf der Hundewiese. Leider wurde er mindestens 2-3 mal gemobbt auf der Hundewiese, indem eine Meute deutlich größerer Hunde ihm hinterher rannten und er fiepend weggerannt ist. Ich glaube das war der Anfang des Problems.Mich belastet die Situation sehr, da es für einen Hund nicht gerade artgerecht ist, nicht frei laufen zu können. Der Zweithund hört perfekt und lässt sich immer abrufen. Sie arbeitet auch liebend gerne mit Leckerlis und ich arbeite auch mit dem Clicker und positiver Bestärkung.
Bei Romeo habe ich es auch schon mit dem Clicker versucht, aber da er in solchen Momenten nichts mehr wahrnimmt, was um ihn herum geschieht, habe ich das erst mal gelassen mit dem Clicker. sobald wir draußen sind, ist alles andere interessanter für romeo. Und die Situation ist sehr belastend, weil er ganz schlimm reagiert auf (vor allem) große Hunde. Bei kleinen Hunden sind es meistens die Rüden, wenn es mal nicht klappt. Dazu muss ich aber sagen, dass romeo kastriert ist. Ich weiß einfach nicht, wie ich es schaffen kann, ihm den Spaziergang angenehm zu gestalten und dass er lernt, dass große Hunde nichts schlimmes sind. Auch würde ich ihn gerne wieder über die Wiese flitzen sehen. Nur hier lässt er sich ja nicht mehr anrufen. Er rennt meistens über die Wiese und bellt vor sich hin. Sobald er einen anderen Hund sieht, rennt er hin. Oder der andere Hund rennt auf ihn zu und er verteidigt sich sofort. Ich weiß einfach nicht weiter.
Dass ich in die entgegengesetzte Richtung laufen muss, wenn er nicht kommt, weiß ich. Aber das bringt auch alles nichts, wenn ich ihn nicht von der Leine lassen kann weil er zwar nicht möchte, dass andere Hunde an ihm riechen aber er natürlich an den anderen Hunden riechen möchte und die Situation dann nicht schön ist. Da ich ja nicht weiß, warum er sich so verhält, weiß ich auch nicht, ob die Situation irgendwann mal ernst werden kann.
Habt Ihr irgendwelche Tipps für mich abgesehen von dem sich vor ihn stellen, damit er Sicherheit gewinnt und ruhiger wird? Was meint Ihr was hinter diesem Verhalten stecken könnte?
Vielen lieben Dank!
Julia
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Hi Julia,
kann nicht alle deine Fragen beantworten und aus der Ferne ist das natürlich schwierig. Bin auch kein Hundetrainer, aber durch meinen eigenen Hund muss ich mich sehr viel mit Hundekommunikation auseinandersetzen und schreib einfach mal ein paar Punkte, die ich zB im Auslaufgebiet beobachte.
1) dieses altbekannte Thema dominant+aggressiv: (Leinen-)Aggression hat nix mit Dominanz zu tun. Die Hunde, die hier wirklich was zu sagen haben, sind allein durch ihre "Ausstrahlung" präsent und haben es nicht nötig, hysterisch durch die Gegend zu kläffen.
Leinenaggression kommt ja oft daher, dass der Hund gezwungen wird, seine Wohlfühldistanz zum anderen Hund zu unterschreiten oder dass er eigentlich hin will aber nicht darf und dann aus Frust aggro reagiert.
Ob ein Hund unsicher ist, siehst du ganz gut an Körperhaltung und Gesicht: Ohren nach hinten gezogen, Mundwinkel nach hinten ("Lächeln"), Körperhaltung eher nach hinten verlagert, Rute entweder zwischen die Beine (ängstlich) oder auch steil nach oben (Imponiergehabe), oft noch Calming Signal wie Zungenschlecken und Stresszeichen wie übertriebenes Hecheln.
Achte mal darauf, ein Hund der offensiv droht hat die Ohren nach vorne und Mundwinkel spitz.
Und ein Hund lässt sich ja nicht in Schubladen wie "dominant", "unsicher" oder "ängstlich" packen, das ist ja immer auch situativ.
Wie reagieren denn die anderen Hunde auf ihn? Mein Hund zB interessiert sich keine Spur für "Kläffer"2) In-die-Luft-Schnappen ist meiner Meinung nach was ganz anderes als zubeißen. Interpretiere ich in so einer Situation meist als "lass mich in Ruhe".
3) Kann mir gut vorstellen, dass der Hund nicht mehr ansprechbar ist, wenn er erstmal ins Bellen kommt (ist bei meinem auch so). Hast mal versucht, den Moment VOR dem "Ausrasten" abzupassen und die Situation dann positiv für den Hund zu gestalten? Also sprich durch Methoden wie Bogen laufen, Schönfüttern, Aufmerksamkeit auf dich lenken etc?
Stehen bleiben und dich vor den Hund stellen kann helfen aber meiner Erfahrung nach ist es bei gestressten Hunden am Anfang besser in Bewegung zu bleiben, da Bewegung Stress beim Hund abbaut. Also Bogen laufen oder auch komplett wenden bis du die Aufmerksamkeit des Hundes wieder hast.Wie arbeitet dein Trainer sonst so? Hat er andere Erklärungen parat als Dominanz?
Hast du die Möglichkeit, ein paar Hunde zu finden, mit denen du dich regelmäßig zum Freigang triffst? Deren Menschen nicht direkt Panik schieben, wenn deiner bellt und auch mal ein "lass-mich-in-Ruhe-Schnappen" macht?
Denke, Hundekontakte sind schon wichtig, aber sollten auch nicht zu stressig sein (und eine Hundewiese mit vielen fremden Hunden ist sehr schnell Stress für den Hund)Wie ist es mit dem anderen Hund? Zeigte Romeo das Verhalten auch schon, als er noch Einzelhund war? Wer hat das Sagen bei den beiden?
Wie viel ist los bei euch? Hast du die Möglichkeit, die Hunde wo laufen zu lassen, wo es ruhiger ist? Weil ich denke auch, wenn du nur mit Einschränkung reagierst, sprich Leine, dann erhöht sich der Frust leicht und es wird eher schlimmer als besser.
Sei gelassen und souverän
- ich weiß das ist richtig schwer, aber die Hunde merken dummerweise wie du dich fühlst. Versuche, dich nicht so sehr um die Meinung der anderen Leute zu kümmern, die meinen, dass du deinen Hund "nicht im Griff hast" etc. Klar, du musst dran arbeiten, aber das geht nicht von heute auf morgen
Naja, wie gesagt, nur ein paar Anregungen, bin gespannt auf die Diskussionen
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Achso, was ich noch schreiben wollte, an der Abrufbarkeit kannst du ja unabhängig vom "Hundeproblem" arbeiten. Draußen erstmal bei niedriger Reizschwelle üben.
(weiß ja nicht, wie du das bisher machst)
Hunde sind eben nicht gleich und Romeo ist vielleicht draußen generell aufgeregter und er hatte ja auch lange genug Zeit, es sich "falsch" anzugewöhnen. Da musst unter Umständen nochmal einen ganzen Schritt zurück und das Kommando nochmal von Grund an aufbauen (?). -
Hallo Sanjoka,
danke für deine Antwort!
Es gibt einige Hunde, mit denen er sich versteht. Der Hund meines Bruders ist bspw oft bei uns oder sie sind mit uns zu dritt im Garten. Da gibt es keine Probleme. Komischerweise sind die Hunde, mit denen er sich gut versteht, aber alle kleiner als er, gleich groß oder minimal größer als er oder aber alt und "gebrechlich". Sobald die Hunde in etwa Labrador Größe haben, dreht er durch.
Mit der kleinen klappt es gut, er ist manchmal etwas zu grob. Meine Tierärztin sagte mal, dass sein zu grobes Spiel daran liegt, dass er als welpe in der Mülltonne gefunden wurde und es keine Mutter und keine Geschwister gab, die
Ihn in den ersten wichtigen 8 Lebenswochen maßregeln konnten dass das so halt nicht läuft. Generell würde ich aber sagen, dass er ein sehr sensibler Hund ist. Wenn er die kleine mal maßregelt, weil sie über ihn steigt und nicht aufhören möchte jault sie welpentypisch kurz auf und er beginnt dann auch zu jaulen und geht ihr hinterher, um ihr das Gesicht zu lecken, so als würde ihm das Leid tun. Was wirklich dahinter steckt weiß ich allerdings nicht:)Wir haben einen Garten, in dem er rennen kann aber 250qm sind trotzdem nicht zu vergleichen mit ner großen Wiese.. Aber du hast recht, das Rückrufsignal muss ich wohl noch einmal von vorne aufbauen und bei Null anfangen.
Was die Hundebegegnungen an der Leine betrifft, bleibe ich nicht stehen, sondern laufe dran vorbei. Aber so, dass ich vor ihm stehe bzw gehe. Ich schaffe es auch nicht die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Nicht mal bevor es überhaupt los geht. Mit Leckerlies lässt er sich in dem Moment dann auch nicht ablenken. Und ich habe echt schon die tollsten und stinkigsten ausprobiert :)
Ansonsten habe ich leider niemanden im Bekanntenkreis, der größere Hunde hat, mit denen wir üben könnte. Die Hunde in der Familie sind alle maximal 40 cm hoch und mit denen gibts keine Probleme. Hundekontakte hat er eigentlich jeden Tag. Wir treffen oft auf Hunde, die er mag. Er wirkt so, als könnte er sich selbst nicht kontrollieren. Wenn er die Hunde mag, dreht er auch völlig am Rad und bellt (das ist aber ein ganz anderes Bellen und ein anderer Ton) und er möchte sie zum spielen auffordern und flitzt wie Speedy Gonzalez an der Leine hin und her, sodass die anderen Hunde schon einen Schritt zurück machen weil er es meistens auch mit seiner Freude übertreibt.
Und zum Hundetrainer: er sagte romeo denkt, er wäre der "Boss". Weil ich ihm zu vieles zu Hause erlauben würde, wie zB dass sein Spielzeug immer zur Verfügung stand und rum lag. Da der zweithund jetzt da ist, musste ich die Spiele box sowieso wegstellen. Er sagte ich soll üben, dass er zu Hause so lange auf seinem festen Platz bleibt bis ich ihn freigebe. Ich habe das aber ehrlich gesagt nie für notwendig gehalten, weil wenn es mal klingelt und er nicht mit zur Tür soll, dann sage ich "bleib" und er bleibt da wo er gerade ist stehen bzw sitzen. Der hundetrainer meinte, dass romeo zu wenige klare Regeln hat. Ich weiß, dass man einen Hund nicht vermenschlichen soll und ich war eigentlich immer der Meinung, dass wenn er in der Wohnung hören sollte, er es auch immer getan hat. Er ist in der Wohnung wirklich der Liebste und ruhigste Hund und hört auch. Draußen ist er halt wie ausgewechselt. Der Trainer sagte auch noch dass ich such spiele mit ihm machen soll um mich ablenken zu können wenn andere Hunde kommen. Aber das klappt ja leider nicht bei ihm, weil ihn das null interessiert....
Alles nicht so einfach.
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Huhu,
wie das Verhältnis von dir und deinem Romeo aussieht kann man natürlich hier übers Forum nicht klären. Ich bin grundsätzlich sehr skeptisch, wenn ein Trainer ALLES über dieses Dominanzgedöns erklärt und sonst nichts zu bieten hat.
Dass ein Hund sich draußen ganz anders verhält ist meiner Meinung nach sehr normal (viel mehr Ablenkung/Reize).
Auch dieses Generalisieren auf bestimmte Hunde-Feindbilder kenn ich von meiner Pflegehündin früher. Sie kam absolut nicht klar mit einer blonden Golden Retriever-Dame und hat auf alle Hunde, die so ähnlich aussahen erstmal viel extremer leinenaggressiv reagiert.Mein Eindruck ist (bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege), dass du dir über dein Trainingsziel Gedanken machen solltest. Klar, du hättest gerne, dass dein Hundi sich mit mit allen anderen Hunden gut versteht (auch den Großen) und unbeschwert mit ihnen tobt und an der Leine nicht so aufgedreht ist (?).
Konkreter würde ich vorschlagen, zwei Situationen sauberer voneinander zu trennen: a) Hundebegegnungen an der Leine und b) Freilauf mit anderen Hunden.
Würde erstmal intensiv am Verhalten an der Leine arbeiten. Und zwar mit klarer Linie. Also der Hund soll schlussendlich immer "schön" an der Leine laufen, sprich auf dich achten, nicht ziehen und nicht zerren und nicht bellen, egal welchem Hund ihr begegnet (egal ob Groß oder Klein, Freund oder Feind). Ich persönlich finde dieses, "ach lassen wir die Hunde doch mal schnuppern" an der Leine total unnötig. Wie gesagt, der Hund soll da auf dich achten und die Kommunikation ist an der Leine sowieso total eingeschränkt und man provoziert ungewollt oft Missverständnisse.
Was sagt da dein Trainer dazu? Bin gespannt, ob sich diesbezüglich noch gegensätzliche Stimmen äußernUm dem Hund eine positive Alternative zu geben und Frust zu vermeiden kannst du zB "Schau" trainieren, sprich der Hund soll dich anschauen und bekommt dann ein Leckerlie. Das ist am Anfang natürlich sehr schwer, und muss erstmal mit den kleinen Hunden klappen, bevor es mit den großen "Bösen" klappt ;). Aber nicht krampfhaft versuchen, die Aufmerksamkeit deines Hundes zu erregen, wenn erschon viel zu aufgeregt ist. Dann lieber kommentarlos weiter, am besten Bogen laufen und/oder Richtungsändern. Grundsätzlich Bellen ignorieren und ruhiges Verhalten bestärken und auch bestärken, wenn der Hund von sich aus Kontakt zu dir aufnimmt.
Du musst die Distanz finden, in der der Hund noch auf dich achtet, dann das "Schau" einfordern und im Zweifel lieber einen weiten Bogen um den anderen Hund machen und später irgendwann die Distanz verringern.
Das dauert natürlich alles seine Zeit, zumal dein Hundi ja schon etwas Zeit hatte, sich das Verhalten anzugewöhnen. Aber nicht den Kopf in den Sand stecken, das kann man wirklich gut in den Griff kriegen
Wichtig ist eben die einheitliche Linie. Nicht bei den kleinen Hunden deinen hinrennen lassen, bei den Großen dafür nicht usw.
Je aufgeregter dein Hund, desto ruhiger und souveräner musst du dich verhalten - was ganz schön schwierig istToben mit anderen Hunden würde ich nicht an der Leine zulassen, aber dafür im Freilauf mit bekannten Hunden.
Rückruf erstmal unabhängig von Hundekontakten trainieren. Finde es eigentlich ziemlich doof, die Hunde erst freilaufen zu lassen, aber dann ständig durch einen Rückruf in die Kommunikation der Hunde einzugreifen.Hm, vielleicht hat es ein bisschen weitergeholfen... Viel Erfolg und frag gerne nach bei Unklarheiten
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Hallo!
Danke nochmal für deinen ausführlichen Text.
Genau das versuche ich mit ihm... Aber da er weder auf leckerlis noch auf Spielzeug reagiert draußen, gestaltet sich das etwas schwierig. Aber ich gebe nicht auf. :)Ich lasse ihn momentan auch nicht mehr frei laufen, wo andere Hunde frei laufen, aber ich suche bewusst Leute mit Hunden, um das vorbeilaufen an der Leine zu üben, ohne dass da ein Theater entsteht. Der Trainer sagte ich soll Hundekontakte suchen und wenn er zu aufgedreht ist, soll ich das abbrechen und weitergehen.
Aber ich finde auch, dass Kontakt an der Leine nicht unbedingt immer sein muss.Ich weiß, dass es viel Arbeit erfordert, weil das Verhalten ja schon sehr gefestigt ist bei ihm. Mein Ziel ist, dass er ruhig auf andere Hunde zugehen kann und in solchen Momenten auch hört.
Ich werde jetzt noch einmal von vorn das Rückrufsignal aufbauen (habe mir dafür eine Schleppleine zugelegt). Zudem werde ich versuchen das "schau" Signal zu üben.Eine Frage habe ich noch: ist es denn überhaupt möglich, dass er irgendwann mal über die Hundewiese rennen kann ohne so auf große Hunde zu reagieren? Also kann man ihm das wirklich abgewöhnen einfach locker zu bleiben oder wird ein Hund, der mal schlechte Erfahrungen gemacht hat, immer gewisse Problemchen beim Aufeinandertreffen mit großen Hunden haben?
Ich möchte einfach nur, dass ER glücklich und zufrieden ist und dass er nicht so gestresst ist. So wäre das Leben für ihn ja auch viel schöner.
Ich habe so viele Ratgeber gelesen, aber in der Praxis funktioniert es meistens dann doch anders.
Vielen Dank!
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Mein Tipp wäre bei dem Hund nicht mit Leckerchen irgend eine Form von Ablenkung erzwingen zu wollen. Wie du selbst bemerkt hast, funktioniert das bei deinem Hund eh nicht. Ich würde im Moment gar keine Kontakte an der Leine zulassen. Auch nicht zu bekannten Hunden. Wenn du auf einer Hundewiese mit freilaufenden Hunden übst, hast du das Problem, dass du sehr wenig bis gar keinen Einfluss auf die anderen Hunden hast. Zumal DU dich stark auf DEINEN Hund konzentrieren musst. Ich würde da eher Situationen suchen, wo du angeleinten Hunden begegnest und den Abstand individuell verändern kannst. Am Anfang würde ich einen sehr großen Abstand wählen. So groß, dass du gut auf deinen Hund einwirken kannst. Dann bringst du deinen Hund hinter dich, sobald deiner den anderen Hund sieht. Ich würde dafür auch ein Kommando "Back" einführen. Sollte dein Hund dort nicht bleiben, musst DU entsprechend reagieren. Du musst deinen Hund abblocken (wie eine MAnndeckung) und loben, wenn dein Hund dann "bei dir" ist.
Erst nach und nach wird der Abstand verkleinert. -
Vor 3 Jahren nahm ich einen Labbi aus dem Tierschutz auf, in den ich mich allein wegen der Fotos "verknallte". Jeder hat mich für verrückt erklärt, als ich es tat, denn er ging bei allem und jedem "hochaggressiv" vor, was er nicht kannte - und er kannte - nix. Ich bekam ihn für einen Euro Schutzgebühr und angebotenen 10 Trainereinzelstunden, die der Verein bezahlen wollte. Ich glaube, das alles spricht für sich.
Der Labbi lebt immer noch bei mir und wird es, bis einer von uns stirbt. Nach einem Jahr machten wir die Begleithundeprüfung und anschließend den Hundeführerschein
Von den 10 angebotenen Trainerstunden nahm ich nur eine. Denn was mir von dem Trainer gesagt wurde reichte mir zu wissen, was ich mit dem Hund tun muss (ich hab seit über 40 Jahre Hunde). Er sagte: Dieser Hund ist ein Angsthund! Er handelt nur in der Art "ich mach euch Angst, bevor ihr mir Angst macht!" Es war für mich einleuchtend, denn nach seiner Vorgeschichte war es mehr als möglich.
Ganz zu Beginn bin ich mit ihm nur so gelaufen, dass wir möglichst wenige Hunde trafen - er sollte zu mir Vertrauen aufbauen, dass ich ihn in keine für ihn "schlimme" Situation bringe. Da er noch andere gravierende "Baustellen" u.a. Leinenführigkeit hatte, haben wir dann zwischendurch immer wieder mal 5 min an denen "geübt". Wenn er mitmachte..... Diese "Spaziergänge", die mehr an ein Fitnessstudio erinnerten, waren 3x täglich 1-2 Stunden, wie gesagt, möglichst ohne jeglichen anderen Hundekontakt (und damit Menschenkontakt und ohne Handybenutzung). Ich konnte es, ich hatte Zeit.
Die nächste "Stufe" war - als die Leinenführigkeit einigermaßen hinhaute - dass er nicht mehr vor mir laufen durfte. Sah bestimmt komisch aus, wenn ich in meinem "Seemannsgang" meinem Hund das Vorlaufen verwehrte, war mir aber egal, er durfte mich nicht überholen. Die Steigerung war, bewußt "Aufregersituationen" aufzusuchen, erst aus der Ferne, sich dann Meter für Meter "anschleichen", dabei nach jeder Entfernungsverkürzung mich neben ihn zu hocken, ihn zu "umarmen" (ohne krampfhaft festzuhalten) und ihn im ruhigen Ton "zuzuquasseln" - ich erklärte ihm in aller Ruhe und Gelassenheit die Welt und dass da garantiert nichts "schlimmes" dran ist. Hat sich bestimmt komisch angehört und gesehen - mir war es egal. Der Hund hat nix verstanden, gar nix von dem was ich sagte. Was er verstand, war meine Tonlage, meine Ruhe im Erzählen und der Stimme - und damit, das alles ok ist.
Gleichzeitig in diesen Phasen gab es NUR ganz klare und korrekte Abläufe - IMMER zur gleichen Zeit füttern, gehen, sitzen beim anleinen.... so was. Dass Musste sein, genauso, dass Ruhe eingehalten wird, wenn es Futter gibt oder raus geht - gab's "Gehopse" oder den "Drehwurm" bzw. Kreisel blieb der Futternapf leer oder die Leine fiel auf den Boden und ich ging wortlos weg. Verhielt er sich ruhig, bekam er sofort das, wonach ihm verlangte. Auch Dinge, dich ich nicht wünschte, wurden mit ganz klaren "Ansagen" unterbunden. Nicht hart, nicht laut - nur konsequent und damit IMMER, wenn eine solche Situation kam - und sie kamen oft zu Beginn. Man muss manchmal sehr einfallsreich sein, um das gewünschte Verhalten vom Hund zu bekommen. Aber es lohnt sich zu gucken, worauf er fast wie von selbst reagiert, so wie ich es haben will und es dann anwenden.
So kam es, weil sich mein Hund auf mich verlassen konnte, weil immer das gleiche geschah und damit für ihn alles "kontrollierbar", dass das Vertrauen wuchs. Nach einem halben Jahr konnte ich mit ihm, der zu Beginn alles und jeden anging, in eine Hundegruppe gehen, um für die Begleithundeprüfung zu trainieren. Heute glaubt mir keiner mehr seine Vorgeschichte, der ihn nicht vor 3 Jahren kannte.
Es hat sich gelohnt, er ist immer noch "meine Liebe" - nur war es viel, sehr viel Arbeit und verlangte noch mehr Disziplin und Geduld von mir selbst.
Vielleicht kannst du dir ja aus dieser Geschichte "was herausholen"würde mich freuen.
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Vielen, vielen Dank für die Antworten! :)
Das Hauptproblem bin wahrscheinlich auch eher ich, meinte der Hundetrainer. Zu meinem Freund sagte er, dass er perfekt geeignet wäre, um bei ihm zu arbeiten und er hat dann meinen Freund die Übungen machen lassen. Da das aber primär mein Hund ist, muss ich ja lernen, innerlich ruhiger zu werden und nicht einfach nur zuzusehen. Aber dadurch wurde ich noch verunsicherter.
Ich glaube, dass er auch spürt, dass ich innerlich angespannt bin in solchen Situationen, auch wenn ich es nicht zeige. Ich versuche ruhig zu sein, aber es kommt bei ihm nicht an. Ich werde das mal ausprobieren was Ihr gemacht habt.
Da ich ja noch die kleine habe (4,5 Monate alt), habe ich die Spaziergänge nur einmal am Tag gesplittet, sodass ich mich auf jeden individuell einstellen kann. Meint Ihr ich soll es die nächste Zeit lieber versuchen, völlig zu splitten und mit jedem alleine gehen?
Liebe Grüße
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Hallo,
und wie läuft es momentan mit deinem Romeo?
Muss ehrlich sagen, das Konzept deines Trainers habe ich noch nicht so ganz verstanden (?). Sollst du an den Hunden vorbeilaufen oder hinlaufen zu ihnen?
Schade, dass dir der Trainer da so wenig zutraut :/ Man muss eben auch sehr viel an sich selber arbeiten, aber gerade dabei sollte dir ein Trainer doch helfen, oder sehe ich das falsch???
Vor allem, weil du ja Fortschritte machen WILLST
Wie gesagt, mir kommt es sinnvoll vor, dem Hund erstmal beizubringen, ohne großes Tamtam an anderen Hunden vorbeizulaufen und Hundekontakte an der Leine zu vermeiden. Hat Yvonne&Bobby ja gut beschrieben
Das Kommando "Back" ist natürlich ziemlich schwierig für so einen zappeligen Kerl denke ich, aber körperlich hast ja kein Problem, ihn dort zu führen wo du willst oder?
Wie sieht es generell mit der Leinenführigkeit aus und was für eine Leine verwendest du?
Ich habe zB eine 2m-Leine und handhabe es so: Ist die Leine kurz eingeklickt, läuft der Hund rechts von mir plusminus bei Fuß und dann wird auch nicht alle 2 m geschnuppert und markiert. Ist die Leine lang eingestellt, darf Herr Hund zickzack laufen, vorne und hinten laufen und auch schnuppern+markieren. Nicht dass der Hund dadurch immer perfekt an der Leine läuft, aber es ist eine feste Grundregel, die der Hund auch durchaus begreift. Komme ich in eine Situation, in der ich den Hund regulieren muss, hole ich ihn kurz rechts ran und dann schaltet er sozusagen in den "Kurze-Leine-Modus" (plusminus bei Fuß und alles ignorieren was des Weges kommt).
Denke, du musst etwas mehr darüber stehen, dass dein Hund sich (an der Leine) nicht perfekt verhält anderen, besonders großen, Hunden gegenüberIst natürlich nicht einfach, ich weiß, aber was schlimmes passiert ist ja auch nicht nicht wenn ich das richtig verstanden habe!
Dran arbeiten klar, aber dieses Gezerre und Gebelle ja wohl eher ein Symptom dafür, dass dem Hund die Situation unwohl ist und er nicht weiß, was er stattdessen tun soll.
Und mit anderen, fremden Hunden unbeschwert über die Wiese toben ist eben nicht für alle Hunde wirklich unbeschwert. Für viele ist das auch ein ganz schöner Stress. Hundekontakte sind natürlich wichtig, aber am besten ist es doch mit bekannten Hunden oder, und die Möglichkeit hat deiner ja
Wie ist es denn dir lieber, mit den Hunden getrennt oder mit beiden zusammen zu laufen? -
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