Wieder das Jagdthema :-(

  • Hallo............

    ich bin neu hier, möchte aber gleich auf den Punkt kommen weil ich ein erhebliches Problem habe.
    Seit knapp 3 Monaten ist unser Zweithund, Satchmo bei uns.
    Gegeben wurde er mir als Labradormix der "keinesfalls und noch nie gejagt hat" -
    allerdings ist er - wie schnell zu erkennen war, ein Schäferhund - genauer gesagt wohl ein belgischer Schäferhund und Vollblutjäger.
    Ich möchte nicht wieder die alttypischen Diskussionen aufrollen, von wegen Reizangel, etc....denn die Varianten haben alle grosse Nachteile:
    -Reizangel kann ich bei seinem extremen Spieltrieb vergessen. Er bringt das nicht in Verbindung mit jagen.
    -Schleppleinentraining ist sinnlos, da Satchmo in JEDER anderen Situation hundert Prozent abrufbar ist, auch von einer Katze. Zudem würde er mir damit den Arm ausreissen.
    -Futter als Belohnung interessiert ihn nicht, sondern nur sein Spielzeug - allerdings traue ich mich nicht mehr, das einzusetzen, da er eben nicht "apportiert und spielt", sondern es gleicht eher einem hetzen.
    -Abruftraining haben wir, wie gesagt, gemacht, er ist super abrufbar, ausser er riecht Wild.

    Er verlässt das Rudel und läuft alleine weg, ist zeitweise 45 Minuten weg, und das obwohl er beim Spaziergang an sich, sehr Schäfertypisch - ständig auf mich fixiert ist, dauernd Blickkontakt hält, bereits auf leises Schnalzen meinerseits reagiert und sofort schaut. Riecht er allerdings Wild, ist er weg.

    Ich möchte ihn nicht zu einem Leben an der Leine verdonnern, besonders da bei uns keine Leinenpflicht herrsct und wirklcih ÜBERALL angrenzender Wald ist.
    Gestern stand er keine 3 Meter von mir weg, so schnell konnte ich garnicht mehr reagieren, obwohl ich sein "nase in die Luft recken" gesehen habe. Er war sofort weg.

    Bitte helft uns............

  • Auch auf die Gefahr hin, gleich gekreuzigt zu werden: Hast du es schon einmal mit einem sehr deutlichem Verstärker deines "Nein"s (oder deines Abrufs und folgendem Ungehorsam) ausprobiert, der stark genug ist, um in Bruchteilen von Sekunden seine Konzentration minimal zu durchbrechen? Hatte heute auch mal wieder mehrere Sitationen mit meiner Schnüffelnase. (Ein Eichhörnchen, ein Kaninchen... und eine Grillpackung *seufz*). Habe das Glück, dass ich zur Zeit jede noch so kleine Veränderung mitbekomme in seiner Körperhaltung (noch vor dem Nasenrecken) und eingreife. Er ist auf Schlüsselklimpern konditioniert als eine sehr eindeutige Drohung. Keine Sorge, ich habe ihn damit noch nie getroffen, aber das ist der einzige Reiz, der bei lautem Klimpern direkt neben ihm (z.B. durchs werfen auf eine Stelle 1m neben ihn) ihn aus seiner Witter-Konzentration reißt. Wenn es rechtzeitig genug ist, reicht das, um ihn entweder ranzurufen, anfangs mit Leckerlis (mussten sehr sehr toll sein) zu belohnen etc. Aber Achtung: Das kann ich bei ihm nur machen, weil ich weiß, dass er ein riesen Sturkopf ohne jegliche Schreckhaftigkeit ist. Würde dementsprechend (gerade bei Hütehundanteil) erst mildere Versionen ausprobieren, um dich ranzutasten, worauf er noch reagiert ohne zu sehr zu erschrecken.
    Wie auch immer: die Rechtzeitigkeit ist das A und O des Abrufs. Wenn ich bei Byron danach gehen würde, dass er die Nase hebt, hätte ich - zumindest anfangs - schon verloren gehabt. Bei ihm z.B. kann ich bevor er wirklich auf Spurensuche geht, ein leichtes Versteifen im Körper sehen oder - ganz klassisch - eine Vorstehhaltung beobachten. Beobachte deinen Süßen doch noch einmal ganz gezielt, was vor dem Naseheben bei ihm passiert. Ich habe ansonsten bei schwierigen Stellen immer mein Klimperwerkzeug in der Hand. Und wenn ich dann zu langsam bin, lasse ich tatsächlich dann ganz gezielt den Schlüssel mit einem scharfen "Nein" fliegen (neben ihn selbstverständlich) um ihn kurz aus seinem Jagdtrieb hochzuschrecken. Und ja, ich weiß, das ist nicht schön, aber es ist besser als ein ständig angeleinter Hund, oder gerissenes Wild oder ein erschossener Beagle :sad2: Und es funktioniert.

  • Ja, ich verstehe dich, du sprichst sozusagen von einem "Schreckwort".
    Es ist schwierig - er ist zwar kein ängstlicher Hund, aber unglaublich sensibel, und ich habe total Angst, dass er irgendwas falsch verknüpft.
    Das "nein" hört er nicht mehr... Und wirklich, es geht blitzschnell bei ihm - wir haben gerade noch gespielt - Nase hoch - weg.
    Und er läuft halt auch richtig weit weg. Ich seh ihn im Wald noch streunen - er hatte wohl die Fährte verloren, und kam trotzdem nicht auf Zuruf, obwohl er sonst wirklich sehr sehr sehr gut folgt.

  • Naja, es geht ja ums Hetzen. Das Hetzen ist für den Hund eine absolute Bestätigung/Glücksgefühle. D.h. du musst lernen den Hund zu lesen. Und sorry, aber so ein Hund gehört gesichert. Es ist schnurz piep egal ob er sonst hört wenn er bei Wild weg ist. Irgendwann macht's peng und ihr hattet einen Hund. Wenn er an einer Schlepp hängt (kannst du übrigens auch an einen Bauchgurt machen- zudem wenn ich es schaffe 50 Kilo Neufundländer zu halten wirst du es auch schaffen) kannst du auch entspannt auf Signale deines Hundes achten.

    Jetzt ist er einem sehr starken Reiz ausgesetzt. Also musst du 'besser' sein. Er kann ja hetzen- aber kontrolliert. D.h. er steht vor, du rufst, bestenfalls warst du jetzt schnell genug und bekommst noch die Aufmerksamkeit (sonst würde ich gar nicht rufen sondern halten) und das Spieli fliegt. Klar, dann hetzt er das Spieli, aber das ist doch okay. Es muss kontrollierbar werden, abstellen kannst du Jagdtrieb nicht.

    Ich hoffe das war verständlich und bitte sichere deinen Hund in Zukunft aus Rücksicht vor dem Wild, Spaziergängern, Hundebesitzern, Reitern etc..... Ist nicht schön wenn ein hetzender Hund den eigenen Weg kreuzt (eigene Erfahrung).

    EDIT: mit einem Schreckwort bringt man Hunden mit viel Jagdtrieb oftmals eher bei Signale abzuschalten und dann wird es erst recht unberechenbar. Wenn er vorsteht ist das doch schon super.

  • Mhm, du hast Recht. Es fällt mir halt schwer.
    Bei der Schlepp ist nicht sein Gewicht das Problem, sondern dass er unglaublich schnell ist, das heisst er rennt Vollgas in die Schlepp, hat sogar schon eine abgerissen.
    Ihr meint also, ich soll an der Schleppleine mich selbst trainieren - das "sehen"?

    Das Spieli hatte ich in der Tat die ganze Zeit genau so eingesetzt, wie du es formulierst, allerdings komme ich in dem schmalen Zeitfenster, in dem er dann agiert, nicht so weit.

  • Es fällt unglaublich schwer. Es ist furchtbar ätzend mit dem Ding durch die Gegend zu laufen. Bei Aimee ging es auch am Anfang schnell. Aber es sind minimale Anzeichen, die schon vorher kommen. Du musst lernen zu lesen und du wirst das lernen. Auch wenn du dann nur ein paar Erfolge hast- super, das dauert einfach.

    Ich würde das Spieli übrigens ausschließlich zum Training einsetzen. Es soll was besonderes sein, die Lieblingsbelohnung eben.

    Mein Konzept war irgendwann (Aimee ist ab und an auch neben mir losgeschossen und dann voll rein- bei 50 Kilo wirklich nicht lustig) mit beiden Händen die gepolsterte Schlaufe festhalten und fallen lassen. Sitzend hatte ich mehr Kraft und konnte nicht umfallen.

    Je mehr Erfolge er haben wird, desto schwieriger wird es.
    Mit der Zeit wird auch dein Zeitfenster größer, denn Vorstehen ist erst etwas gutes (bei mir inzwischen etwas neutrales nach viel Training) und dann wird er es nicht so eilig haben abzuhauen.

  • Was das "später noch streunen bevor er wiederkommt" angeht, hätte ich sonst auch noch eine Idee. Ein ähnliches Verhalten hatte Byron auch gezeigt: deutlichere Selbstsicherheit/ Eigenständigkeit draußen als drinnen. Das ging bei ihm zwar trotz allem immer noch mit Abrufbarkeit einher (nach langem sturen Schauen und Blickduell zumindest), aber dafür hatte ich dann zu Hause andere Probleme, für die das meiner Meinung nach ein Symptom sein könnte. Wie verhält er sich denn - unabhängig von allgemeinem Gehorsam/ Unterordnung - zu Hause? Folgt er dir in der Wohnung, bzw. liegt er häufig so, dass er dich oder die Wohnung im Auge hat? Anhäglichkeit im vertrauten Bereich und starke Selbstständigkeit/ Tendenz zu großen Entfernungen draußen lassen sonst eventuell auch auf eine leichte Kontrollproblematik schließen. (Oder auch nicht, aber man sieht ja gerne die Welt gefärbt durch die eigenen bekannten Probleme ;) : Ist also hier nur noch kurz angedacht). Wenn das der Fall sein sollte, kannst du ihn noch zusätzlich zum Training draußen unterstützen, indem du ihm drinnen, sämtliche Kontrollmechanismen untersagst (Platz außerhalb "kontrollierender" Positionen hinlegen, Folgen unterbinden, stärkere Ressourcenkontrolle etc). Was das "Schreckwort" angeht, ja das ist schwierig (wie gesagt: steckt bei dir ja wohl eher nicht nur ein Sturkopf drin), aber es soll ja auch nicht strafend eingesetzt werden. Würde - wie Anna vorschlägt - nur noch mit Schleppleine los und dann ganz gezielt auf jede Muskelveränderung schauen, um zu sehen, was ihre ersten Signale sind. Und einige andere Sachen ausprobieren. Nichts strafendes, aber eben tendenziell Konzentrationsdurchbrechendes. Nicht so laute Gegenstände, Klöterdosen, gaaaanz eventuell Wassespritzer etc. Ist eben schwer, etwas individuelles (nicht zu viel, nicht zu wenig) zu finden, was du außerdem auch auf einige Meter entfernugn noch anwenden kannst. Und wenn die Konzentration durchbrochen ist sofort (!) mit individuellem extrem starken Gegenreiz kommen. Wie oben vorgeschlagen vll durch Spielzeug oder wenn er auch so verfressen ist wie meiner (was ja beim Labbimix nicht so fern liegt), durch das absolut ultimative Leckerli. Kein Trockenfutter, sondern wirklich, wirklich toll. Notfalls sogar einfach mal Frischfleisch im Dummy und somit dann ja sowohl Spielzeug als auch Futter (hat bei Byrons Jagd- und Futterproblemen echte Wunder bewirkt). Viel Erfolg,
    San

  • Zitat


    ... Gegeben wurde er mir als Labradormix der "keinesfalls und noch nie gejagt hat" -
    allerdings ist er - wie schnell zu erkennen war, ein Schäferhund - genauer gesagt wohl ein belgischer Schäferhund und Vollblutjäger. ...


    Nur zum Verständnis :???: ...
    Wenn Euch der nicht vorhandene Jagdtrieb wichtig ist, Ihr aber schnell (noch beim Vorbesitzer oder der TS-Orga?) erkannt habt, dass dieser Hund nicht das ist, was ihr gesucht habt: Warum habt Ihr Euch dennoch für genau diesen Hund entschieden?

  • Ok. Ja, dann komm ich wohl nicht drum rum.
    So eine Scheisse.
    hab meiner Labradorhündin mit viiiiel Arbeit und ständiger Beschäftigung das Jagen abgewöhnt bzw kann sie jetzt abrufen.
    Wir haben so lange gehadert bevor wir uns einen Zweithund zugelegt haben, mit dem besonderen Augenmerk auf eine Nichtjäger. Und jetzt hab ich genau das was ich unbedingt vermeiden wollte.

    @ Dackeline: Warum wir uns trotzdem für ihn entschieden haben?
    a) - weil das "mein Hund" ist - und sowas gibt es nicht so oft............und
    b) - weil er sich damit tatsächlich fast 2 Monate Zeit gelassen hat.

    @ San:
    Gute Frage. Wir sind in der Tat mit einem Kontrollproblem behaftet (was bei Tierschutzhunden ja nicht selten ist) - und arbeiten auch zuhause daran. Ich glaub ich steh am Tag jetzt nur noch 50 Mal auf und setz mich wieder hin ;-)
    Futter gibt es bei mir (BARF-Fleisch) sowieso nur aus der Hand bzw Dummy oder Futterbeutel.

    Ich sehe schon, dass er "denkt", er könne Situationen kontrollieren, und dass das auch mit seinem - aus seiner Sicht - selbstverständlichen Gedanken "ICH jage und entscheide auch wann" zu tun hat.

    Ich arbeite also parallel an der Resourcenkontrolle, mit Futterbeutel und sämtlichen Bleib-Übungen und wohl jetzt auch mit der Schlepp.

  • Denke, dass ein Kontrollproblem mit drinsteckt, könnte auch ein Grund für (verhaltene) Freude sein, da dann zumindest alles, was du konsequent in diese Richtung investiert sich dann auch positiv auf das Abrufen/Verhalten draußen auswirken sollte. Bei Byron und mir waren übrigens gar nicht mal die Bleib-Übungen an sich der große Erfolgsbringer, sondern andere Kleinigkeiten. Wegdrängeln, wenn er im Weg steht und liegt, wirr durch die Wohnung laufen (ab und zu wegdrängeln, wenn er folgt (ohne Augenkontakt) und -lustigerweise - tatsächlich die Platzierung der Decke. Da führen wir auch heute noch jeden Tag einen Kleinkampf. Habe seinen Platz in die letzte Ecke des Wohnzimmers verbannt, wo er (eigentlich) das Sofa nicht sehen kann und die beiden davon abgehenden Türen/den Flur ebenfalls nicht. Wann immer er denkt, ich bekomme es nicht mit, kratzt er sich immer noch seine Decke raummittig, wo er alles sehen kann, hin ;)

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