Chico knurrt und schnappt

  • Hallo ihr,
    ich habe vor wenigen Wochen einen Border-Mix mit bekannten Baustellen aufgenommen. Er soll reinrassig sein, ist aber ohne Papiere und ich vermute, dass da noch etwas Schwereres, wie ein Sennenhund zB, drinsteckt. (58-60 cm, 24 kg ca, große Pranken ;) ) Bei der Pflegestelle war er, was die gleich angesprochenen Probleme betrifft, unauffällig. Bei vorherigen versuchten Vermittlungen zeigte Chico dann sein Knurren und Schnappen, von daher bin ich vorgewarnt und für mich ists kein Problem an seinen Ecken und Kanten zu arbeiten. Er ist an sich ein ganz toller Hund, intelligent, wenn auch etwas unsensibel und dickköpfig. Oft aber auch albern und verplant. :D

    Also es ist so, mir geht es hauptsächlich um sein selten im Haus auftretendes Knurren und Schnappen. In der ersten Woche trat es zunächst quasi jeden Tag einmal auf, zunächst nur Knurren, das sich steigerte von der Lautstärke und Intensivität, zu schnappen. Ab der zweiten Woche hatten wir keinen Vorfall mehr bis zum "Zweiwöchigen", da hat er einmal geknurrt. Heute Morgen kam dann zum "Drittwöchigen" noch einmal ein Knurr- und Schnappgemisch.
    Hauptsächlich tritt sein Knurren/Schnappen in folgenden Situationen auf: Ich sitze/liege zB auf dem Teppich und er gesellt sich zu mir. Er liebt es engen Körperkontakt zu haben und presst sich regelrecht an einen. Jedenfalls ist es oft so abgelaufen, dass er zu mir kommt, mich freundlich ansieht, sich an mich drückt und mit dem Schwanz wedelt, so wie viel andere Hunde eben "einladen" zu streicheln. Ich meine jetzt nicht das Schwanz wedeln, das ist ja kein Anzeichen, dass ein Hund freudig ist, nicht missverstehen. ;)
    Wenn er dann so neben mir liegt und ich ihn streichele, ist alles in Ordnung und von der Mimik her, ist er entspannt. Schließt nach und nach die Augen und seine Atmung wird ruhiger. So hatten wir auch noch nie einen "Knurrvorfall", es geht erst dann los, wenn er sich auf den Rücken dreht und mir den Bauch entgegenstreckt. Streichele ich ihn dann am Bauch, wirklich sanft, dann ist es die ersten Sekunden okay, aber innerhalb Hundertstell Sekunden schwenkt er um und entscheidet, dass er das nicht mehr möchte. Im letzten Augenblick vor dem Knurren kann ich an seinen Augen sehen, dass er dann umschaltet, ja, wie soll ich sagen? Seine Pupille weitet sich, sein Blick wird starr. So in etwa. Jedenfalls ziehe ich in dem Moment immer schon meine Hand zurück und entferne mich, insoweit ich seine Augen sehen kann oder er diese Veränderung zeigt. Trotzdem knurrt und schnappt er dann nach mir, wobei ich darauf nicht eingehe, sondern ihn konsequent in seine Box schicke und diese schließe. Die Box ist er natürlich gewöhnt und er mag sie, also er wird dort nicht nur hineingesperrt und normalerweise steht sie offen.
    In einer Situation lag er auf meinem Sofa und ich habe etwas von neben ihm weggenommen. Kein Problem, ihn hat das nicht gestört. Daraufhin bin ich am Sofa entlang und wollte ihn kurz einmal streicheln, da ist er mir schnappend vom Sofa entgegengesprungen und hat mich rückwärts gedrängt. Da kannte ich ihn auch noch nicht so gut, als das ich hätte sagen können, dass er mich nicht versucht hätte zu beißen, wenn ich mich nicht hätte rückwärts bewegt.
    Ich habe in den Knurr-und Schnappmomenten keine Angst vor ihm ( In jeder Situation hätte er mich, wenn er gewollt hätte, auch beißen können. ) und außer, dass ich vielleicht vor Schreck das "in deine Box" lauter sage oder zuerst ein "Nein" sage, gehe ich auf sein Verhalten nicht ein. Teilweise knurrt er dann von der Situation her heraus weiter, also wenn ich ihn in seine Box schicke, läuft er leise knurrend in seine Box und setzt sich knurrend hin, wobei er mich dabei nicht direkt ansieht und von der Körperhaltung eher geduckt ist. Ich ignoriere ihn für wenige Minuten, rufe ihn dann aber auch neutral aus der Box heraus und lasse ihn liegen oder tun was er gerade möchte.
    Für mich klingt das etwas so, als ob er überfordert ist und/oder nicht gelernt hat, dass er auch einfach weggehen kann. Soweit ich weiß, ist er aus seiner ersten Familie abgegeben worden, weil er durchgehend geknurrt/geschnappt hat, wenn man etwas von ihm wollte. Vielleicht hat er auch so gelernt, dass er damit durchkommt? :???:
    Dieses von einer Sekunde auf die andere Umschwenken zeigt er auch im Umgang mit Menschen, auf einen Bekannten ist er von sich aus zugegangen. Der Bekannte stand, Chico geht zu ihm hin, stellt sich seitlich neben ihn und schaut hoch, wie Hunde einen anschauen, die gestreichelt werden möchten. Mein Bekannter streichelte ihn kurz über den Kopf - alles okay, beim zweiten Streicheln hat Chico wieder seinen Blick verändert, ich habe ihn sofort weggezogen und er hat noch geschnappt. Mein Bekannter war allerdings eingeweiht und ansonsten lasse ich Chico zu keinem Fremden/Menschen hin, bzw sage sofort, dass sie ihn nicht anfassen sollen.

    Bevor man das jetzt falsch versteht, im Haus ist er ansonsten wirklich ruhig und unauffällig und diese Momente dauern vielleicht 3 Sekunden. Es ist egal, ob wir vorher draußen waren oder nicht, es tritt aber vermehrt vormittags auf bzw ist so bisher aufgetreten. Er darf jetzt nicht mehr aufs Sofa und nur mit mir aufs Bett, wenn ich darauf liege und er nicht bettelt hochzukommen. Wir gehen morgens ca 30-45 Minuten, mittags/nachmittags so ca 30-60 Minuten und abends eine kleinere Runde, so 5-20 Minuten Gassi. Je nach meinem Tagesplan variiert das, aber mehr wird es auf keinen Fall. Wird eine Runde mal länger, wird eine andere dafür kürzer. Er ist gesundheitlich durchgecheckt, wird im April 2 und ist kastriert. Ich lebe in einer 2-WG ohne andere Tiere, Kinder sind hier auch keine. Draußen lernt er überwiegend noch Grundgehorsam, ab und zu werfe ich seinen Dummy zur Impulskontrolle (er muss vorher sitzen/liegen und darf nicht hinterherhetzen) oder er darf ihn suchen und dadurch, dass er auch nicht unbedingt gut sozialisiert wurde und wir am Ignorieren anderer Hunde arbeiten, ist das denke ich genug Auslastung. Am Ignorieren arbeiten wir so, dass er mich ansehen muss und wir dem Hund ausweichen. Ist er konzentriert und sein Stresspegel jetzt nicht gerade ganz oben, klappt das auch schon ganz gut.

    Wie kann ich ihm beibringen, dass er sich Situationen, die ihm scheinbar zu viel werden, entziehen kann, indem er weggeht, anstatt "nach vorne" zu gehen?

  • Leider kenn ich die Lösung des Problems nicht, habe es aber seit dem Wochenende auch und deshalb eine Hundetrainerin angeschrieben...vielleicht könntest du dich auch an einen guten Trainer wenden?
    Wenn ich von der was lerne, teile ich es gerne, vielleicht kann es dir bei deinem Problem helfen.
    Und bis dahin beobachte ich hier und hoffe, dass sich noch was tut :)

  • Als erstes muss tierärztlich gecheckt werden, ob der Hund gesund ist.

    Und dann würde ich einen guten Sachverständigen den Hund beurteilen lassen. Da kommts drauf an, wo du wohnst.

    Das mit der Änderung der Augen kenne ich. Mein Border aus der Nothilfe war auch so eine Schnappi...Aber ich habe ihn von kompetenten Leuten übernommen und hatte zumindest bei der Einschätzung gute Leute an der Seite.

    Das Training habe ich dann selbst in die Hand genommen. Prinzip: Geduld und Spuck, einige Irrwege und Z und B und das ganze gedöns mit IB und konditioniertem Entspannungssignal bei guter Auslastung.

    Knurren finde ich persönlich gut, aber das hört sich nicht nach einem unsicherem Hund an, sondern einem der sich durchsetzen möchte. (Ohne Gewähr.....)

  • Zitat

    Als erstes muss tierärztlich gecheckt werden, ob der Hund gesund ist.

    Und dann würde ich einen guten Sachverständigen den Hund beurteilen lassen. Da kommts drauf an, wo du wohnst.

    Das mit der Änderung der Augen kenne ich. Mein Border aus der Nothilfe war auch so eine Schnappi...Aber ich habe ihn von kompetenten Leuten übernommen und hatte zumindest bei der Einschätzung gute Leute an der Seite.

    Das Training habe ich dann selbst in die Hand genommen. Prinzip: Geduld und Spuck, einige Irrwege und Z und B und das ganze gedöns mit IB und konditioniertem Entspannungssignal bei guter Auslastung.

    Knurren finde ich persönlich gut, aber das hört sich nicht nach einem unsicherem Hund an, sondern einem der sich durchsetzen möchte. (Ohne Gewähr.....)

    Hund ist tierärztlich gecheckt, seine Pflegestelle war eine TÄ. Was meinst du mit Sachverständigen? Trainer? Mich begleitet eine Freundin mit Erfahrung und meine Trainer vom Hundeplatz. Das Problem ist halt, dass die Situation ja immer nur von mir live mitbekommen wird, von daher wirds schwer das beurteilen zu lassen.

    Entspannungssignal hilft mir nur glaube ich nicht weiter, denn die Situationen kommen ja innerhalb von 1 Sekunde und sind sofort vorbei. Ansonsten kann man ihm übers Platz ins Entspannen "schicken".

    Ich hoffe auch einfach, dass es sein durchkommender, testender Dickkopf ist, der nach ein paar Wochen hier dann irgendwann mal etwas Ruhe gibt, wenn er merkt, dass er mit knurren und schnappen nichts erreicht. ;)


    Chrimel, vielen Dank auch für deinen Beitrag. Ja, ich habe Trainer an der Hand. :-)

  • Kannst du ene Trainer dann nicht vielleicht zu dir nach Hause bitten?
    Oder lässt sich die Situation an jedem beliebigen Ort heraufbeschwören?

    Wegschicken kann ich Sammy auch, aber das soll ja nicht die Lösung sein. Ich möchte, dass sie von selbst darauf kommt, dass sie einfach aufstehen und weggehen kann...und nicht erst knurrt weil sie nicht weiß wie sie sonst da raus kommt.

  • Das würde mich jetzt auch mal interessieren, warum er so reagiert. Ein Lösung weiß ich nicht, aber ich hatte auch mal einen Hund mit so einem Verhalten.
    Er ging zu Nichtfamilienmitgliedern hin, biederte sich an, als wolle er gestreichelt werden um dann nach kurzer Zeit mit Knurrschnappen zu reagieren. Unsicherheit war es bei dem Hund sicherlich nicht, mir kam es eher so vor, als wolle er die Menschen zurechtweisen, warum auch immer.
    Wieso er so reagiert hat, habe ich nie herausgefunden, er war von Welpenzeit an bei uns. Bei mir hat er dieses Verhalten nicht gezeigt.

  • Zitat

    Kannst du ene Trainer dann nicht vielleicht zu dir nach Hause bitten?
    Oder lässt sich die Situation an jedem beliebigen Ort heraufbeschwören?

    Wegschicken kann ich Sammy auch, aber das soll ja nicht die Lösung sein. Ich möchte, dass sie von selbst darauf kommt, dass sie einfach aufstehen und weggehen kann...und nicht erst knurrt weil sie nicht weiß wie sie sonst da raus kommt.

    Ja, sie war auch schon hier - allerdings .. provoziert man solche Situationen bewusst herauf? Ich weiß nicht, ob das gut ist. Er hat das bisher mir gegenüber ausschließlich drinnen gemacht. Draußen sucht er den Körperkontakt und da stört ihn das nicht.

    Wobei er durch das Wegschicken ja auch lernt, dass er so aus der Situation herauskommt, oder? Er knurrt ja, weil er sich nicht anders zu helfen weiß. So lernt er doch wahrscheinlicher :D dass weggehen hilft?

    Zitat

    Das würde mich jetzt auch mal interessieren, warum er so reagiert. Ein Lösung weiß ich nicht, aber ich hatte auch mal einen Hund mit so einem Verhalten.
    Er ging zu Nichtfamilienmitgliedern hin, biederte sich an, als wolle er gestreichelt werden um dann nach kurzer Zeit mit Knurrschnappen zu reagieren. Unsicherheit war es bei dem Hund sicherlich nicht, mir kam es eher so vor, als wolle er die Menschen zurechtweisen, warum auch immer.
    Wieso er so reagiert hat, habe ich nie herausgefunden, er war von Welpenzeit an bei uns. Bei mir hat er dieses Verhalten nicht gezeigt.

    Genau, er biedert sich an und schwenkt dann innerhalb von Hundertstel Sekunden um.

    Mir wäre ja an sich auch "egal", wieso er das macht .. wenn ich nur besser wüsste, was ihm in den Situationen am meisten hilft. Oder wie ich ihm beibringen kann, wegzugehen. :verzweifelt:

  • Der GRUND ist schon wichtig. Nicht, ob ihm im Alter von 17,58 Wochen mal was ungerechtes wiederfahren wurde, sondern, aus welcher MOTIVATION! er dieses Verhalten zeigt.

    Wir können hier viel mutmassen, aber einen Hund, der aus Unsicherheit beisst oder droht ist etwas anderes als der der Hund, der es aus anderer Motivation tud.
    Hier ist das Handling anders.

    Ein Sachverständiger ist jemand mit sehr grossem Sachverstand, der Hunde beurteilt. Das kann auch ein sehr guter Trainer/in sein, oder ein TA/TÄ.

    Ich sag ja nur, wie ich es gemacht habe und wieder machen würde.Ein konditioniertes Entscpannungssignal würde ich gerade bei solch einem Hund nicht schlecht finden... ;)

  • Sowas ist kaum aus der Ferne zu beurteilen...
    Ich habe im Winter eine 3 jährige Hündin aus meiner Zucht zurückgenommen, die ähnliches Verhalten zeigte, sie war nie schlecht behandelt worden, aber intelligent, durchsetzungsfreudig, manchmal auch einfach unsicher und "grenzenlos" aufgewachsen..
    Sie konnten wir schlicht mit Futter aus der Situation holen, ging sie ins Knurren, gabs zur Ablenkung Würstchen und es wurde weiter gestreichelt. Das funktioniert nicht bei jedem, aber in diesem Fall war es der richtige Weg, das Vertrauen nicht zu verstören und ihr zu zeigen, das etwas, was sie als unangenehm empfand auch toll sein kann. Binnen 3 Wochen hat sie gar nicht mehr geknurrt und getackert und fand Streicheln toll. Auch jetzt nach 5 Monaten läßt sie sich von Fremden anfassen und findet es gut, was vorher völlig undenkbar war ( sie war so agro, dass die Besitzer erwogen sie einschläfern zu lassen :schockiert: und ich sie die ersten Tage an der kurzen Schlepp in der Wohnung hatte, damit wir zum Gassi vor die Tür kamen ohne das ich näher als 1m an sie ran mußte :hilfe: ) Nach wie vor holen wir sie mit Futter aus Stresssituationen, weil sie sonst nicht denken und daher auch nicht lernen kann, aber die Entwicklung ist enorm, sie läuft draußen ohne Leine, ist immer abrufbar, immer Gehorsam und wer die Geschichte hört und sie sieht kann nicht glauben, dass das ganze erst ein halbes Jahr her ist :D :D :
    Es kommt aber ganz auf den Hund und die Situation an, auch in die Grenzen weisen kann in diesem Fall richtig sein - aber das kannst nur Du und nur aus dem Bauch heraus entscheiden.
    Aber man lernt seine Pappenheimer zu lesen und beim gleichen Hund und fast gleicher Situation können durchaus zwei völlig unterschiedliche Reaktionen erforderlich sein :D

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!