Jagdhund nicht in Jägerhand?

  • Hallo, um diesen Thread https://www.dogforum.de/altere-hundeda…en-t176127.html nicht zu zerschießen, möchte ich hier gerne einen neuen aufmachen.

    In diesem Thread wurde gesagt, dass Tierschutzhunde ungern an Jäger abgegeben werden, weil die Hunde auf der Jagd einem unnötig großem Risiko ausgesetzt sind, verletzt oder getötet zu werden.
    Ich finde auch, dass das Risiko besteht, aber ich würde jedem Jagdhund gönnen, aktiv seinem Job nachgehen zu können und lieber ein kürzeres aber dafür erfülltes Leben zu haben.

    Wie seht ihr das? Was ist mit den Hunden mit "Job" (Polizei, Rettungshund, Wasserrettung, Jagd etc.) Die sind doch alle einem höherem Risiko ausgesetzt. Sollten Tierschutzvereine generell keine Hunde abgeben, die dann in so einem Kontext "gearbeitet" werden. Wie ist es mit den Hunden, die dafür gezüchtet worden sind, genau diese Arbeit mit ihrem Menschen zu machen (z.B Jagdhunde)

    Freue mich auf eure Meinungen

    LG Nele

  • Zitat

    In diesem Thread wurde gesagt, dass Tierschutzhunde ungern an Jäger abgegeben werden, weil die Hunde auf der Jagd einem unnötig großem Risiko ausgesetzt sind, verletzt oder getötet zu werden.

    Das ist ein Grund. Der andere Grund ist aber schlicht der, dass nicht wenige Jäger Methoden bei der Erziehung anwenden, die aus Tierschützer-Sicht nicht ok sind. Und glaube mir, DIESE Jäger sind sehr einfallsreich, wenn es darum geht, einen Hund aus dem Tierschutz zu bekommen (nur sind Tierschützer gut vernetzt und auch nicht auf den Kopf gefallen :p).

    Es hat auch noch einen ganz anderen Grund: Die Tierschützer vor Ort im Ausland,die ich kenne, würden aufgrund ihrer Erfahrung mit Jägern NIEMALS einen Hund in Jägerhände geben. Was denkst Du, wie sich das auf die gute Zusammenarbeit auswirken würde, wenn der Partner-Tierschutzverein aus Deutschland die Hunde zu einem Jäger geben würde.

    Bei uns leben aktuell 4 Jagdhunde. Es sind nicht die ersten und werden nicht die letzten sein. Und trotz dass wir nicht mit ihnen zur Jagd gehen, behaupte ich, dass unsere Hunde ein zufriedenes Leben führen.

  • @Schlabberhund: Meine Meinung kennst Du ja schon aus dem anderen Thread.

    Ich glaube, Du verallgemeinerst leider zu sehr. Unsere Leila z.B. kommt aus dem Tierschutz, für sie wurde bevorzugt nach einem Platz bei einem (deutschen!) Jäger gesucht. Im Herkunftsland (Griechenland) sollte sie allerdings explizit nicht zu einem Jäger vermittelt werden. Ich denke, es gibt halt auch im Tierschutz solche und solche Meinungen, und ich glaube nicht, das diese zwei Seiten jemals auf einen Nenner kommen.

    Genauso ist es mit Deiner Ansicht, alle Jäger würden ihre Hund nur mit Gewalt ausbilden. Bestimmt gibt es noch einige dieser Fraktion, aber auch in der Jägerschaft hat mittlerweile ein moderneres Bild der Hundeausbildung Einzug gehalten. Leila sind im letzten Jahr die Grundzüge des Gehorsams mittels Clicker beigebracht worden, und auch danach unterschied sich die Ausbildung nicht sonderlich von allen anderen in der Gebrauchshundesparte.
    Ja, diese Hunde müssen zu 200% gehorchen, denn alles andere wäre in der Jagdausübung tierschutzwidrig dem Wild gegenüber, aber diesen Gehorsam erreicht man nicht mit brachialen Methoden - heutzutage.

    Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Gebrauchshunde, die auf eine bestimmte Art zu arbeiten über Generationen hin gezüchtet wurden, auch nur in ihrem Job richtig aufgehen. Sicher kann man diese Hunde alternativ auslasten, und bestimmt sind sie dann auch zufrieden, aber lass sie einmal in ihrer "angewölften Bestimmung" arbeiten, und Du siehst den Unterschied zwischen einem zufriedenen und einem glücklichen Hund.

    Und die Zahl der gut ausgebildeten Hunde, die auf der Jagd schwer oder gar tödlich verletzt werden, liegt immer noch unter der derjenigen Hunde, die im Strassenverkehr verunglücken. Soll ich also mit unseren Hunden am besten das Haus gar nicht mehr verlassen, damit sie möglichst lange bei mir und für mich leben?

    LG Sonja

  • Zitat

    Genauso ist es mit Deiner Ansicht, alle Jäger würden ihre Hund nur mit Gewalt ausbilden.

    Bitte unterstelle mir nichts, was ich nie geschrieben habe! Noch dazu ich auch nicht dieser Meinung bin. Ich halte von den meisten Jägern nichts, aber ich kenne mittlerweile zum Glück ein paar, die moderne Ansichten vertreten.

  • Eigentlich zeigt die Aussage, dass Tierschutzhunde wegen der Verletzungsgefahr ungern an Jäger abgegeben werden eigentlich schon, das reichlich wenig wirkliches Wissen über die Jagd da ist.

    In den allermeisten Bundesländern in Deutschland ist der Einsatz eines Hundes, der nicht den anerkannten Jagdgebrauchshunderassen angehört und keine Papiere der zugelassenen Verbände hat, nicht erlaubt. Nachdem die meisten Tierschutzhunde dies wohl eher nicht besitzen, fällt das schonmal eigentlich raus.
    Auch in den wenigen Bundesländern, die auch Hunde ohne Papiere erlauben (ich glaube es ist sogar nur eins), muss der Hund meines Wissens zumindest optisch einer dieser Rassen angehören um die Prüfungen ablegen zu dürfen.
    Damit sind die ganzen unkontrollierten Spanien und sonstwo her Importe dann auch raus.

  • Ich habe kein Problem damit dass Jagdhunde aus dem Tierschutz nicht in Jägerhand kommen, aber sie sollten in kompetente Hände kommen. Das können ja auch Anfänger sein, aber Menschen die wissen was der Hund braucht und nämlich eher nicht einfach nur spazieren gehen sondern Dummyarbeit oder Mantrailing usw. Ich kann auch meinen Jagdhund ohne Papiere jagdlich ausbilden (ist in manchen Bundesländern auch untersagt), nur eben nicht auf der Jagd führen. Wenn ich in meiner Bekanntschaft Jäger habe dann kann ich mich denen unter anderem auch anschließen bei der Ausbildung.
    Ich weiß dass auf jeden Fall in Ba-Wü und SH Hunde ohne Papiere zugelassen sind sofern ein Herkunftsnachweis besteht und sie phänotypisch einer der zugelassenen Rassen angehören. Dann kommen noch die Hunde die im Ausland gezogen wurden, mit Papieren einer der FCI angehörigen Organisation die dann auch noch vom JGHV anerkannt wurde.
    Grundsätzlich sagt der Gesetzgeber es dürfen nur brauchbare Hunde zur Jagd verwendet werden. Rechtlich ist man auf der sicheren Seite wenn man eine Brauchbarkeitsprüfung abgelegt hat, die kann man aber ja auch in BaWü oder SH ablegen wenn der Hund die anderen Anforderungen erfüllt.
    Ob das Sinn und Zweck der Sache ist, darüber lässt sich ja streiten, ich sage nicht, dass ich es so machen würde oder nicht machen würde.

  • Tierschutz ... tja, die geben ja auch keine Huskys an Musher ab, weil die die Hunde nur jagen würden :ugly:
    nein, nicht jeder Tierschutzverein denkt zum Glück so, aber so gibt es eben viele Vorurteile

    ich denke auch, solange der Hund in kompetente Hände kommt, ist egal ob Jäger oder Sammler ;)

  • Zitat

    Bitte unterstelle mir nichts, was ich nie geschrieben habe! Noch dazu ich auch nicht dieser Meinung bin.


    Sorry, dann hatte ich Dich falsch verstanden.

    Bordy, es stimmt schon, dass nur Niedersachsen (und evtl. S-H, aber da weiß ich es nicht genau) Hunde ohne Papiere zur BP zulässt, wenn sie vom Phänotyp her einer Jagdhundrasse entsprechen. Ich kenne ausser uns aber auch nur noch ein oder zwei Jäger, die einen Hund aus dem Tierschutz führen, einfach, weil es wirklich schwierig ist, einen brauchbaren Hund hier zu finden. Denn es müssen ja ausser allen anderen Aspekten, die bei der Hundesuche für jeden wichtig sind, auch noch die jagdlichen Einsatzmöglichkeiten passen. Und selbst wenn das alles stimmt, muss man als Jäger diesen Hund erst einmal bekommen...

    Wenn ich aber auf der anderen Seite sehe, wie viele Jagdhunde bzw. deren Mixe - sei es nun aus dem Ausland oder Inland - ein neues Zuhause suche, und dann höre, dass diese Hunde prinzipiell nicht an Jäger vermittelt werden (jetzt nicht direkt auf Schlabberhund bezogen, wir haben ja auch sehr lange suchen müssen, ehe wir Leila bekamen), finde ich das einfach schade. Es ist für jeden einzelnen dieser Hunde eine verpasste Chance auf ein Zuhause. Und das Risiko, an den falschen zu geraten, ist doch auch in Nichtjägerkreisen gegeben. Ich kann Menschen halt immer nur vor den Kopf gucken...

  • Ich glaube es kommt auch mit auf den Hund an sich an, wohin er vermittelt werden sollte.

    Aber allgemein gesehen finde ich es sehr unverschämt. Jahrelang nölen die Tierschützer im Internet das sie kein Zuhause für den Hund finden, lehnen einen Jäger aber ab. Ging es da nicht sogar meistens um Vorurteile?

    Ich finde das ist ein bisschen mit Rassismus zu vergleichen.

    Es kann einem bei jedem HH passieren das sie die Tiere schlecht behandeln.. so traurig wies ist.

  • Zitat

    Aber allgemein gesehen finde ich es sehr unverschämt. Jahrelang nölen die Tierschützer im Internet das sie kein Zuhause für den Hund finden, lehnen einen Jäger aber ab. Ging es da nicht sogar meistens um Vorurteile?

    Nein, es geht um eigene Erfahrungen.
    Und ganz ehrlich: Vom Regen in die Traufe brauch ich keinen Hund vermitteln. Das beziehe und nun auf alle Vermittlungen, nicht auf Jäger speziell.

    Was die Verletzungsgefahr anbelangt: Wildschweine, Dachse, Schalenwild usw. sind nach Aussagen von Jägern sehr wehrhaft. Warum sollte ich einen Hund, der unter großer Mühe gepäppelt wurde, um überhaupt zu überleben, dieser Gefahr aussetzen. Von der Gefahr einer Kugel eines Jägers, der den Hund mit Hase oder Fuchs verwechselt, ganz zu schweigen.
    Und da ich eben nie sicher sein kann, ob der Hund beim Jäger dieser Gefahr ausgesetzt würde, lasse ich es lieber.

    Es hat auch noch einen Grund: Wie viele Jäger brüsten sich (zumindest bei uns in der Gegend) damit, Katzen abgeknallt und verscharrt zu haben. Solchen Gestalten sollte ich ein Tier anvertrauen? Sicher nicht. Und ja, nun kommt gleich wieder, dass eine Katze abgeschossen werden DARF, wenn sie sich soundsoweit vom Ort entfernt aufhält. Stimmt, aber sie MUSS nicht abgeschossen werden. Genauso, wie es eben zu viele Vorfälle mit Grünröcken gibt, die Hunde abschießen, weil sie angeblich Wild nachstellen. Wohlgemerkt angeblich, denn hier steht meist Aussage gegen Aussage und was hilft mir, Recht zu haben, wenn mein Hund tot ist?

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