Auslastung eines Border Collies

  • Ich habe einen Border... und ich hole mir garantiert nie wieder einen :hust:
    Es sei denn, ich erbe überraschend einen Hof mit sehr vielen Schafen und brauche da einen Hund, der mir hilft.
    Es sind tolle Hunde, keine Frage, aber so unendlich sensibel, reizempfindlich, stressanfällig und haben einen Hang zum Wahnsinn, das ist schon nicht mehr spaßig.
    Meine Pina würde ich auch niemals abgeben (wobei ich oft genug darüber nachdenke), ich liebe sie über alles, aber sie ist anstrengend. Ich wollte damals einen Hund für den Sport (eigentlich Agility, das kann man mit den meisten Bordern aber abschreiben, nur wusste ich das damals noch nicht - mittlerweile machen wir Obedience und viel Nasenarbeit), was Pina auch super toll mitmacht, da ist sie ein kleiner Streberhund und macht wahnsinnig viel Spaß. (Solange man sie nicht mit Bällen, o.Ä. belohnt, das macht man 3x, danach kann man den Hund für den Tag vergessen.)
    Von Welpe an haben wir viel Impulskontrolle und Frustrationstoleranz geübt, trotzdem fing sie mit ca. 8 Monaten an, extrem auf Bewegungsreize zu reagieren - wie das ja rasseentsprechend eigentlich auch sein soll, erklär das aber mal dem Jogger, dem sie gerade den Schreck seines Lebens beschert hat ;) Zeitweise stand sie bei allem, was sich bewegt, an das sie aber nicht rankommt, schreiend in der Leine. Sie kletterte über die 2 Meter hohen Zäune eines Freilaufs, weil sie auf der anderen Seite irgendetwas gesehen hatte. Einmal trafen wir auf einem Spaziergang Schafe, die so lange völlig uninteressant waren, bis sie durch einen anderen Hund aufschreckt wurden und anfingen, sich zu bewegen - mein Hund bretterte dreimal hintereinander in den Stromzaun, bevor ich sie endlich einfangen konnte. Jedes Mal sprang sie fiepend und heulend zurück, nur um dann einen neuen Anlauf zu nehmen.
    Mit viel Training ist das alles heute kaum noch ein Problem. Jogger, Radfahren, herumlaufende Kinder... man sieht ihr an, dass sie gern hinterher gehen würde, klar, aber sie tut es nicht mehr.
    Das größte Thema ist und bleibt immer noch das Jagen. "Sichtjäger" war sie nur ein einziges Mal - jetzt weiß sie, wie Rehe riechen und sucht gezielt nach dem Geruch, um sich ihren Kick zu holen. Zeitweise war sie beim Betreten eines Waldes nicht mehr ansprechbar. Es ist besser geworden, man darf sie nur niemals aus den Augen lassen. Entspannt durch den Wald schlendern und vielleicht nebenher noch mit einer Freundin quatschen ist nicht.
    Je nach Tagesform kann sie eben freilaufen, meistens aber auch nicht oder nur in sehr übersichtlichem Gebiet.
    Zusätzlich kommt sie nun auch noch in die Pubertät und testet gern mal aus, was passiert, wenn man nicht auf Frauchen hört, was ihr vorher im Traum nicht in den Sinn gekommen wäre.
    Ihr hat einmal jemand auf einem Spaziergang einen Stock geworfen, weil ich nicht rechtzeitig "NEIN!" schreien konnte, seitdem arbeiten wir daran, dass sie nicht jeden Menschen, dem wir begegnen, mit Stöckern beschmeißen und Bespaßung einfordern muss. Vor Kurzem hat sie entdeckt, dass man "Ich muss mal ganz dringend, ich glaube, ich habe Durchfall!"-Fiepen auch super dazu einsetzen kann, um Frauchen dazu zu bringen, mit ihr nach draußen zu gehen, auch, wenn Frau Hund eigentlich gar nicht muss, sondern nur gerade ganz schlimm Langeweile hat.
    Sie lernt schnell - und sie lernt noch schneller Unsinn. Dass sie müde sein könnte, würde ihr nicht im Traum einfallen. Sie würde eher tot umfallen, als freiwillig zu schlafen. Zu Ruhepausen muss man sie zwingen. Generell hat man das Gefühl, den Hund ständig auf Sparflamme halten zu müssen.
    Zusammengefasst braucht's so 'nen Border einfach nicht (wenn man nicht gerade zwingend einen Helfer an den Schafen braucht, dafür kann man den Rest wohl ertragen) und man kann sich das Leben auch unnötig schwer machen. Ich dachte am Anfang "Joa, aber dafür sieht er toll aus und hat 'nen absoluten will-to-please, das macht es dann schon wieder wett!", aber... nein.
    Zusammengefasst: Bei der Arbeit machen sie Spaß - im Alltag machen sie wahnsinnig.
    Und das ganz davon ab, ob sie nun am Schaf arbeiten oder nicht.
    Mein Nächster wird ein Kurzhaarcollie, ein Retriever (mal schauen, welcher), ein Pudel o.Ä.
    Was mit WTP und nicht so viel Wahnsinn ;)

  • Zitat

    schon interessant wie ein Border abgestempelt wird.
    Hat was von Hexenjagd.


    ich war gerade 5 km mit dem im Wald..


    Jetzt zeigt der mir einen Vogel wenn ich ihn von seiner Decke holen will...
    Erst heute aben um 9;00 kommt die Abendrunde..


    Es gibt IMMER Hunde/Rassevertreter die nicht dem (Zucht-) Standard entsprechen.
    Aber das weiß man eben vorher nicht bzw. kann man dies nicht einfach voraussetzen.

  • Zitat

    schon interessant wie ein Border abgestempelt wird.
    Hat was von Hexenjagd.


    ich war gerade 5 km mit dem im Wald..


    Jetzt zeigt der mir einen Vogel wenn ich ihn von seiner Decke holen will...
    Erst heute aben um 9;00 kommt die Abendrunde..


    Ohne das böse zu meinen, aber den Sinn und Zweck der Erklärungsversuche von manchen Usern hast Du nicht ganz verstanden oder?


    Der Einzelfall ist NICHT die Regel. Eher die Ausnahme. Und auch wenn du noch 4 Nachbarn hast, dessen Border auch so sind, es sind und bleiben trotzdem Einzelfälle.

  • Ohne es böse zu meinen: Liebe Saltimbanco....
    Wenn ich genauso persönlich werden würde wie du, müsste ich mir die Frage stellen, ob du mit deinem Hund umgehen kannst.
    Aber, das mache ich nicht.


    Mich gast es nur langsam an, das alle der Meinung sind ein Border ist unausgeglichen, nicht zu bändingen. Hab da schon irgendwas von Jagen und Rehe gelesen.
    Noch keiner hat etwas positives zum Border gesagt. Da kommt man sich langsam vor als würde man einen Rottweiler halten und würde ihm nicht gerecht werden, wenn man ihm nicht mindestens einmal die Woche ein Kind zum Verspeisen in den Ring werfen würde.


    Unser Hund ist mit Sicherheit auch kein genetischer Krüppel der komplett aus der Art schlägt. Die Herkunft muss auch nicht angezweifelt werden.
    Man man man.... Es sind Hunde! Und zwar wundervolle Hunde. Die lieb und nett und ausgeglichen sind. Er fragt ob er er die Fleischwurst vor seiner Nase haben darf. Er nimmt sie sich nicht. Er fragt von sich aus. Ok wenn ich nicht hin gucke... kann es schonmal passieren. ;o)
    Er kommt abends auf die Couch gesprungen und schmust dich um...
    Er freut sich über jeden Menschen der ihm begegnet. Ich kann Ihn zu jeder Zeit abrufen. Er läuft stundenlang im Wald rum ohne mit nem Reh im Maul vor mir zu stehen.
    Er kann 2 Stunden abgelegt werden und entspannt sich dabei und schläft ein. Beim Einkaufen schläft er unter den Kleiderständer ein, wenn's mal länger dauert.
    Wie kann das sein wenn ein Border ja soooo ein Nervenbündel ist??
    Nur... er weckt dich auch wenn er raus will, und das ist meistens um 6:00 morgens. Und wenn du zu wenig mit Ihm arbeitest.. geht er dir solange auf die Nerven bis du mit ihm spielst (arbeitest).


    Wir sind (soweit es sich einrichten lässt) spätestens alle 6 Stunden mit Ihm draußen.
    Heute waren es insgesamt (bis jetzt) 7 Km dabei wurde etwas trainiert, gespielt, versteckte Leckerlie gesucht, Beschäftigungen eben...
    Das schafft man natürlcih nicht jeden Tag.. aber so oft wie es sich einrichten lässt. Das ist ja auch der Grund warum man sich auf so einen Hund einlässt... Wir wollen mit Ihm arbeiten.. Wir wollen raus in den Wald, Wir sind auf's Land gezogen um mit dem Hund schnell im Wald zu sein.


    Mit Sicherheit hat ein Border den Ruf als neurotisches Nervenbündel NICHT verdient.


    http://therapiemithundundpferd.de/?page_id=89

  • Milchmann: ich bin prinzipiell deiner meinung. border sind tolle hunde! ich kenne und erlebe sehr viele, die als spaß- und freizeithunde ohne eigenes vieh leben und ruhige, ausgeglichene und freundliche begleiter sind (ich weiß aber auch, dass viele andere border-leute genau daran zweifeln).
    meine hündin ist so viel mehr als ich je erwartet habe und mein wahrgewordener traum.
    aktuell bin ich krank und wir waren heute gigantische 30min unterwegs (verteilt auf 3x) und momentan liegt sie unter meinem schreibtisch und schläft. an arbeitstagen liegt sie 8-10 stunden unter dem schreibtisch und schläft, wer nicht weiß, dass sie da ist, bemerkt sie kaum.
    border collies, die richtig behandelt und beschäftigt werden, sind auf keinen fall grundsätzlich geisteskrank und überdreht (auch nicht unter den showlinien), aber man kann sie dazu machen.


    bei der züchterin meiner hündin ist gerade der 10. wurf ausgezogen und ich habe das vorrecht einige dieser würfe von anfang an zu begleiten und zu erleben, bis auf wenige ausnahmen sind es wunderbare familienhunde, obwohl die wenigsten an schafen arbeiten, ABER keiner von ihnen wird täglich als therapiehund eingesetzt, denn dafür ist diese rasse in meinen augen schlicht und einfach nicht geeignet.

  • Zitat

    Ohne es böse zu meinen: Liebe Saltimbanco....
    Wenn ich genauso persönlich werden würde wie du, müsste ich mir die Frage stellen, ob du mit deinem Hund umgehen kannst.
    Aber, das mache ich nicht.


    Ich habe lediglich bezweifelt, dass Du verstanden hast, was die Leute der TS hier vermitteln wollen. Anhand deines zweiten Posts bezweifel ich das immernoch.


    Wie Du jetzt auf meinen Hund kommst, der ja nie Thema war - das musst Du mir mal erklären. :D


    Es geht NICHT darum den Border schlecht zu machen. Überhaupt nicht. (Corinna, die das mit den Verhaltensauffälligkeiten schrieb, hat ja selbst ein ganzes Rudel Border). Die meisten haben sehr gut erklärt, wieso ein Border eben nicht so gut zu den Umständen passt - und wieso eine andere Rasse besser wäre. Und nur darum geht es.


    Ich freue mich, dass Dein Border so völlig unkompliziert ist und alles mitmacht - ohne scheinbar die Hütearbeit zu brauchen. Aber das kann man eben nicht verallgemeinern.


    Und in dem Fall geht es um die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Border kriegt, der NICHT ihren Umständen entsprechend funktionieren wird und die Wahrscheinlichkeit halte zumindest ICH (!) für relativ hoch. Zumal, dass, was sie sich wünscht wird sie bei zahlreichen anderen Rassen passender kriegen.


  • Danke.
    Ich habe nie behauptet, dass ein Border der ideale Therapiehund ist. Es kommt mit Sicherheit, wie bei jeder anderen Rasse, auch darauf an, einen stabilen Hund zu erwischen. Das Glück oder Pech kann man aber mit jeder Rasse haben.


    Also ist es nicht unmöglich einen Border zu einem Therapiehund auszubilden, wenn man richtig mit ihm umgeht!?!
    Darum ist es mir gegangen.....



    nochmal der Link http://therapiemithundundpferd.de/?page_id=89



    Gruß
    der Milchmann

  • nein es ist nicht unmöglich (wir bereits geschrieben, meine hündin ist besucher auf 4 pfoten und ich kenne auch border, die als therapiehund arbeiten), aber wenn es wirklich das erklärte ziel ist, einen hund als unterstützung für die therapie zu haben, würde ich mir eine andere rasse aussuchen. einfach aus dem grund, dass es in meinen augen beim border mehr potential zum "schief-gehen" gibt als bei diversen anderen rassen.

  • Schau doch mal bei den Behindertenbegleithunden, was die so nehmen. Vorrangig Labbis und Retriever bzw inzw Labradoodles.


    Ich finde den Border dafür nicht ideal. Der hütet dir am Ende die Patienten bzw die Bewohner oder am Ende das Salatbesteck. Border können auch sehr geräuschempfindlich sein.


    Ich würde mir da wirklich ganz gezielt einen Welpen holen, ggf. auch einen Mischling. Er muss schon als Welpe Menschen mögen. Aber man sieht halt einem Welpen nicht an, ob der geeignet sein wird. Das zeigt sich erst später.


    Und bis dahin musst du den Hund erziehen und ausbilden, denn von alleine wird kein Hund klasse, auch nicht der Border. Und was machst du, wenn der Hund dann nicht für die Arbeit geeignet ist?


    Den kannst du mit reiten alleine vermutlich nicht auslasten, so ein Hund braucht Kopfarbeit.


    Was das Ding mit der Showlinie angeht, so weiß man heute, dass Arbeitslinien egal welcher Rasse sich als Familienhund oft sogar besser eignen als Showlinien. Die werden nur nach Aussehen, nicht nach Verhalten gezüchtet. Nur dass die Showlinien oft nicht mehr wirklich zum Arbeiten oder Hundesport geeignet sind.


    Ich kann mir den Border nur sehr schwer als Therapiebegleithund vorstellen. Von Fernsehfilmen sollte man sich nicht beeinflussen lassen.

  • Ich finde es fürchterlich wie hier verallgemeinert wird.
    Niemand sagt, dass Border grundsätzlich "verrückte Nervenbündel" sind!
    Es werden lediglich die Wahrscheinlichkeiten aufgezeigt, und mal ganz ehrlich: man sollte IMMER davon ausgehen, dass es NICHT so kommt wie man hofft/plant. Dann kann man nur positiv überrascht werden. Aber vom BESTEN auszugehen und dann kommt es leider ganz anders, endet dann für den Hund schlimmstenfalls im TH (mal überspitzt gesagt).
    Es geht doch nicht darum, eine Rasse schlecht zu machen - zumal die meisten Gegenstimmen hier selbst Border halten.
    Ich verstehe nicht wieso man hier alles persönlich nehmen muss und dabei das Thema vergessen wird.


    Und nochmal mein Beispiel in abgewandelter Form: würde ich hier meine Lebensumstände schildern und planen, einen Husky anzuschaffen, würden mir hier auch alle davon abraten.
    Nicht, weil Huskies "viel zuviel Auslauf brauchen, viel zu anstrengend sind und eh nicht nach Deutschland gehören" (um mal in die Klischeekiste zu greifen), sondern weil es vermutlich nicht passen wird! Das sind zwei paar Schuhe, und man sollte doch wirklich beim Thema bleiben.

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